Mobbing - eine Art von Alltagsfaschismus

AntiMob 19.06.2007 20:27
Mobbing ist eine Art von Alltagsfaschismus, der besonders gut in autoritären und scheinautoritativen Verhältnissen gedeiht. Ohne ein Minimum an Einblick in die psychosozialen Strukturen des Mobbing wird man dieses Phänomen nicht verstehen. Die juristischen Kategorien und Prozeduren vermögen nur teilweise dieses Phänomen zu erfassen.
Mobbing beginnt harmlos und sein Verlauf ist schleichend. Die Betroffenen nehmen die Gehässigkeiten und dummen Sprüche zuerst auf die leichte Schulter. Niemand will sie wahrhaben. Doch diese Angriffe wachsen sich aus und unterhöhlen das Selbstvertrauen des Opfers. Es verliert zunehmend sein Ansehen in der Schule und wird zur offiziellen Unperson gestempelt Die Mitschülerinnen und - schüler beginnen sich von der oder dem Betroffenen zu distanzieren und unterschlagen Informationen. Schuldzuweisungen, Verbreitung von Gerüchten beginnen. Die/der Gemobbte wird bei Mitschülern und Lehrern ?angeschwärzt?.

1. Angriffe auf die Möglichkeiten, sich mitzuteilen:

Anschreien oder lautes Schimpfen.
Ständige Kritik an der Arbeit
Ständige Kritik am Privatleben
Telefonterror
mündliche Drohungen
schriftliche Drohungen
Kontaktverweigerung durch abwertende Blicke oder Gesten.
Kontaktverweigerung durch Andeutungen

2. Angriffe auf die sozialen Beziehungen

Man spricht nicht mehr mit dem/der Betroffenen.
Man läßt sich nicht ansprechen.
Man wird wie Luft behandelt

3.Auswirkungen auf das soziale Ansehen

Hinter dem Rücken des Betroffenen wird schlecht über ihn gesprochen.
Man verbreitet Gerüchte.
Man macht jemanden lächerlich.
Man verdächtigt jemanden, psychisch krank zu sein.
Man macht sich über eine Behinderung lustig.
Man imitiert den Gang, die Stimme oder Gesten, um jemanden lächerlich zu machen.
Man macht sich über das Privatleben lustig.
Man macht sich über die Nationalität lustig.
Man zwingt jemanden, Arbeiten auszuführen, die das Selbstbewußtsein verletzen.
Man beurteilt den Arbeitseinsatz in falscher und kränkender Weise.
Man stellt die Entscheidungen des/der Betroffenen in Frage.
Man ruft ihm/ihr obszöne Schimpfworte oder andere entwürdigende Ausdrücke nach.
Sexuelle Annäherungen oder verbale sexuelle Angebote

4. Angriffe auf die Qualität der Schul- und Lebenssituation

Man weist dem Betroffenen keine Arbeitsaufgaben zu.
Man nimmt ihm jede Beschäftigung am Arbeitsplatz, sodass er sich nicht einmal selbst Aufgaben ausdenken kann.
Man gibt ihm sinnlose Arbeitsaufgaben.
Man gibt ihm Aufgaben weit unter seinem eigentlichen Können.
Man gibt ihm ständig neue Aufgaben.Man gibt ihm "kränkende" Aufgaben.
Man gibt dem Betroffenen Arbeitsaufgaben, die seine Qualifikation übersteigen, um ihn zu diskreditieren

5. Angriffe auf die Gesundheit

Androhung körperlicher Gewalt.
Anwendung Leichter Gewalt, z.B. um jemandem einen "Denkzettel" zu verpassen.
Körperliche Misshandlung
Man verursacht Kosten für den/die Betroffene, um ihm/ihr zu schaden.
Man richtet physischen Schaden im Heim oder am Arbeitsplatz des/der Betroffenen an.
Sexuelle Handgreiflichkeiten

6.Wer gegen wen ?

Übergriffe von Mitschülern (= Mobbing auf der selben Ebene)
Den Angriffen liegt eine persönliche Feindschaft zugrunde.
Mobbing aus Zeitvertreib.
Man lässt seine Spottlust/Unwillen an sozial Schwächeren aus
Andersartigkeit (Geschlecht, Rasse, Behinderung, ...)

typisch:

Die Angreifer lassen ihre Gründe im dunklen. Opfer reagieren darauf verwirrt, was die Mitschüler wiederum belustigt


Wer sind die Mobber?

Es handelt sich leide rum ein Phänomen, das sich durch alle soziale Schichten und durch alle Altersklassen zieht...


Am Mobbing beteiligt können Lehrerinnen und Lehrer sein, ebenso wie Mitschülerinnen und Mitschüler. Dasselbe gilt für die Welt der Erwachsenen. Dort sind es Vorgesetzte und/oder Arbeits- kolleginnen und- kollegen.Was sind ihre Gründe zu mobben?Es ist notwendig


* als Entlastungsventil für Aggressionen. Diese sind schließlich in der Schule entstanden ( z.B. wegen blöder Lehrer-Entscheidungen) und müssen auch dort entladen werden.

* zur Festigung des Gemeinschaftsgefühls ("Alle gegen einen!", "Gemeinsam sind wir stark!").

* um sich die Anerkennung zu holen, die einem zu Hause schon lange keiner mehr gibt.

* um Macht zu missbrauchen (Ideal für Lehrer, die Voraussetzungen sind klasse...)


Um Kosten zu sparen:


* Mobbing wird von Vorgesetzten gezielt eingesetzt um Leute aus dem Betrieb wegzuekeln. So sparen sich Unternehmen teure Abfindungen!


Aus Angst


* in der Schule zu versagen

* nicht ausreichend beachtet zu werden

* selbst zu den Mobbing - Opfern zu gehören

* kurz: Seine Minderwertigkeitskomplexe an Mitschülern ausleben



Das Private ist Politisch. Greift ein, wenn gemobbt wird!
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Ergänzungen

Das Private ist Politisch

kleiner Spinner 20.06.2007 - 00:52
Nur weil das Private politisch ist, ist es noch lange kein Faschismus.

Ich möchte nur anmerken, dass Mobbing auch in "basisdemokratischen" Zusammenhängen vorkommt, in denen man keine andere Möglichkeit hat, sich mißliebiger Meinungsträger zu entledigen.