Die Mythen Biokraftstoff

E. Holt-Gimenez 18.06.2007 10:46 Themen: Biopolitik Globalisierung Ökologie
Sind Biokraftstoffe tatsächlich in der Lage den enstsprechenden Bedarf zu decken?- die Umwelt zu schonen? - keinen Hunger mit zu verursachen?- oder dienen sie vielmehr den Marktinteressen ihrer Lobby und bewirken das Gegenteil?..
BIOKRAFTSTOFFE

FÜNF PROMOTIONLÜGEN

Das neuerdings all überall proklamierte "Zeitalter der sauberen Treibstoffe" per sogenannter Biokraftsstoffe, ist die Marketingsstrategie einer noch ungeklärten, auf nachwachsenden Kraftstoffen basierenden Ökonomie, die von Industrie, PolitikerInnen und Weltbank sowie auch der Internationalen ExpertInnengruppe zum Klimawandel förmlich gepredigt wird.
Biokraftstoffe (BKS) für die westlichen Industriestaaten sollen in den entsprechend enormen und ständig anwachsenden Bedarfsquantitäten hergestellt werden, aus den Rohstoffpflanzen von vornehmlich Mais, Zuckerrohr, Soja und Ölpalmen. Ausser dass bei einer Realisierung dieser "Läuterungsstrategie" die zunehmende Verblechung durch Kraftfahrzeuge aller Art und die schnöde Zuasphaltierung wertvoller Restlandschaften nicht zur Diskusion gestellt wird, birgt der ansprechende Slogan "Biokraftstoff", den sprichwörtlichen Wolf im Schafspelz in sich: Marktinteressen und der schon übliche, verantwortungslose Umgang mit Ressourcen die eigentlich Allgemeingut sind. Die Lobby dieser Mär vom klimaschonenden, umweltfreundlichen Weiterrasen,-und hetzen, erwähnt mit keinem Wort die Zusammenhänge zwischen verfügbarem Land und ansässigen Menschen, ebensowenig wie den, zwischen Rohstoffen und Nahrungsmitteln.

2010 sollen erneuerbare Kraftsstoffe in Europa 5,75% des Bedarfs an Transporttreibstoffen decken; 2020 gar 10%. Dafür müsste die EU 70% ihres Ackerlands für die Produktion von Biokraftsstoffen nutzen, mit allen verheerenden Konsequenzen für die Nahrungsmittelsysteme des Nordens. Also wenden die OECD-Länder sich gen Süden: Diesem droht nun die Biotreibstoffconquista! Ein Beispiel liefert Brasilien, wo der Anbau von Kraftstoffpflanzen bereits eine Fläche in der Grösse der Niederlande, Belgiens, Luxemburgs und Großbritanniens beansprucht. Im Zuge des Booms plant die Regierung von Lula da Silva eine Verfünffachung des Zuckerrohranbaus, um 2025 10% des Weltbenzinverbrauchs decken zu können. Der Bedarf an Anbaufläche für lächerliche 10% zeigt sowohl die Dimension des "Bedarfs" im Verhältnis zur Ressource Land, wie auch im Bezug auf die strukturellen Veränderungen innerhalb künftiger Anbauländer.
Betroffen von solchen Expansionsplänen sind u.a. Indonesien, Malaysia und alle Staaten Süd,-und Mittelamerikas, in denen sich der Widerstand gegen diese Form von Okupation durch Konzerne und Konsortien wie MONSANTO in Allianz mit ADM; CHEVRON mit VW oder BP, DUPONT und TOYOTA zu formieren beginnt. Weshalb, verdeutlicht die Analyse der folgenden fünf Promotionlügen zugunsten von Biokrafsstoffen:

LÜGE 1: BIOKRAFTSSTOFF IST SAUBER UND UMWELTFREUNDLICH

Angeblich reduzieren BKS den Verbrauch fossiler Energieträger und es werden beim Anbau über die Photosynthese der Atmosphäre Treibhausgase entzogen.

In Wahreheit jedoch wiegen Abholzung, Trockenlegung, Kultivierung und der Kohlendioxidverlust des Bodens, diese moderaten Emissionsverringerungen mehr als auf. Bei der Herstellung jeder Tonne Palmöl, entstehen 33 Tonnen Kohlendioxidemissionen ( 10 mal mehr als bei 1ner Tonne Rohöl ). Die Rohdung tropischer Regenwälder zum Anbau von Zuckerrohr setzt 50% mehr Treibhausgase frei als Produktion und Verbrauch derselben Menge Benzin. Würden nur 5% BKSe durch die Zerstörung bestehender, alter Wälder gewonnen, wäre die Einsparung an CO-2 - Immissionen bereits wieder aufgebraucht.
Die industrielle Gewinnung von BKS erfordert den Einsatz von Düngemitteln, die aus Erdöl gewonnen werden. Weltweit 45 Millionen Tonnen Düngemittel pro Jahr haben den biologisch gebundenen Stickstoff bereits mehr als verdoppelt; das bedeutet ganz erhebliche Emissionen von Distickstoffmonoxid, ein gleich 300-mal aggressiveres Treibhausgas als Co-2. In den Tropen ist die Auswirkung von Düngemitteln auf die Klimaerwärmung zudem 10 bis 100-mal stärker als im Norden.
Zur Herstellung von 1em Liter Erthanol bedarf es 3 bis 5 Liter Wasser und es werden bis zu 13 Liter Abwasser verursacht. Für deren Klärung wäre das Energieäquivalent von 113 Litern Erdgas erforderlich. Die Frage stellt sich von selbst, welche Kontrollinstanzen darüber wachen, dass diese Mengen ungeklärten Wassers nicht Flüsse, Bäche und Grundwasser kontaminieren. Davon abgesehen haben auf dieser Welt mehr als 80 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und weite Teile dieser Erde sind von Verwüstung bedroht.
Der intensive Anbau von Kraftstoffkulturen, insbesondere von Soja, führt zu einer massiven Erosion der Böden: In den USA gehen jährlich 6,5 Tonnen Erde pro Hektar verloren; in Brasilien und Argentinien sogar bis zu 12 t/ha.

LÜGE 2: BIOKRAFTSTOFF FÜHRT NICHT ZUR ABHOLZUNG VON WÄLDERN

Angeblich findet die Kultivierung von Kraftstoffpflanzen auf minderwertigem, erodiertem Boden statt und bedeutet deshalb keine Schädigung der Natur.

Die "erodierten, minderwertigen" Böden, auf welchen BKS-Pflanzen angebaut werden, sind jedoch bspw. in Brasilien von der Regierung schlicht umdeklarierte 200 Millionen Hektar tropischer Trockenwald, Savanne und Feuchtgebiete, die zur Kultivierung freigegeben wurden. Es handelt sich hierbei um Ökosysteme mit wertvoller Biodiversität wie Mata Atlantica, den Cerrado und das Pantanal. Direkt von den Auswirkungen betroffen und zur Abwanderung in das bereits von Abholzung zerstörte Amazonasbecken gezwungen, sind die dort lebenden UreinwohnerInnen, Kleinbauern und Viehzüchter. Soja liefert 40% des brasilianischen Biokraftstoffs. Derzeit werden in Brasilien jährlich rund 325.000 ha Amazonas-Regenwald abgeholzt.
"Kahlschlagdiesel" (Deforestation Diesel), d.h. das zur Produktion von "Biodiesel" gewonnene Palmöl, ist die Hauptursache der Waldverluste in Indonesien ( wo auch ein unbeugsamer Gegner mit einer Motorsäge schwer verletzt wurde, siehe: www.regenwald.org). Das Land hat eine der höchsten Abholzungsraten der Welt. Bis 2020 werden sich die dortigen Ölplantagen auf einen Umfang entsprechend der Fläche von England und Wales verdreifacht haben; oder anders gesagt, 98% des indonesischen Waldbestandes werden verschwunden sein.
Der weltweit grösste Plamölprodunzent ist bislang Malaysia. Dort sind 87% der Wälder verschwunden und die Abholzung schreitet mit einer Geschwindigkeit von 7% pro Jahr immer weiter voran.

LÜGE 3: BIOKRAFTSTOFFE FÖRDERN DIE LÄNDLICHE ENTWICKLUNG

100 ha bäuerlich bewirtschaftetes Land in den Tropen sind gleichbedeutend mit ca. 35 Arbeitsplätzen. Demgegenüber stehen 10 - schlecht bezahlte - Arbeitsplätze auf Ölpalmen,-und Zuckerrohrplantagen; zwei Arbeitsplätze auf Eukalyptusplantagen und ein halber im Fall von Sojaanpflanzungen. Der aktuelle Einstieg, der die totale Marktkontrolle anstrebenden Grosskonzerne der Sektoren Öl, Getreide und Gentechnologie, in die Produktion von Kraftstoffpflanzen, ruiniert den bislang von Klein,-und Familienbetrieben bewerkstelligten Anbau. CARGILL und ADM beherrschen 65% des weltweiten Getreidehandels; MONSANTO und SYNGENTA ein Viertel der 60 Milliarden Dollar schweren Gentechindustrie. Dieses Machtpotential sichert den Multis die Steuerung der quasi gesamten Verwertungskette. Die Anhängigkeit der lokalen Rohstoffproduzenten in Bezug auf Saatgut, Einkauf, Service, Verarbeitung und Verkauf wird ständig erdrückender und unumgänglicher. In der "Sojarepublik", treffender Name für ein 50 Millionen Hektar grosses Gebiet von Südbrasilien über Nordargentinien und Paraquay bis Ostbolivien, sind bereits hunderttausende Bauernfamilien vertrieben worden.

LÜGE 4: BIOKRAFTSTOFFE SIND BEDEUTUNGSLOS FÜR DEN HUNGER IN
DER WELT

"Hunger beruht nicht auf einem Mangel an Nahrungsmitteln, sondern auf Armut" (Amartya Sen). Diese Aussage ist durch fundierte Untersuchungen (FAO) belegt. Dennoch müssen 824 Millionen Menschen Hunger leiden. Wenn steigende Kraftstoffpreise die Lebensmittelpreise in die Höhe treiben, wird die Zahl dieser Mitmenschen weiter ansteigen, anstatt den Aussagen der Regierenden dieser Welt zufolge, bis 2015 um die Hälfte reduziert worden zu sein. In einer makaber inflationären Spirale werden auch die Preise für Land und Wasser in die Höhe getrieben und somit Nahrungsmittel und die Ressourcen zu ihrer Herstellung für Arme unerschwinglich werden. Laut Schätzungen des International Food Policy Research Institut werden sich Grundnahrungsmittel bis 2010 um 20 bis 33% und bis 2020 um 26 bis 135% verteuern. Erfahrungsgemäss geht der Kalorienkonsum bei einer 10%igen Preiserhöhung um 5% zurück. Mit jedem Prozent, um das die Nahrungsmittelpreise steigen, wird die Ernährung von 16 Millionen Menschen prekär. Das bedeutet, bei einem Weiterverlauf der derzeitigen Entwicklung werden 2020 etwa 1,2 Milliarden Menschen chronisch Hunger leiden ( 600 Millionen mehr als laut vorheriger Prognosen). Jeder Überschuss aber, wird im Benzintank landen. Angesichts dieser Fakten muss es als obszön bezeichnet werden, auf wertvollen Ackerflächen Kraftstoffe anzupflanzen.


LÜGE 5: EINE "ZWEITE GENERATION" VON BIOKRAFTSTOFFEN WIRD ALLE DIESE
PROBLEME LÖSEN

Umweltfreundliche Pflanzen sollen in einer sogenannten zweiten Generation die ökologischen Bedenklichkeiten der BKS-Produktion ausräumen. Ausser der Tatsache, dass für eine Bedarfsdeckung auch Wildpflanzen in grossem Stil angebaut werden müssten, was die selben bereits genannten Konsequenzen mit sich brächte, schwebt den Herstellern die Nutzung von gentechnisch manipulierten Pflanzen vor. Die Industrie will Bioethanollieferanten, insbesondere schnell wachsende Bäume, herstellen, deren Zelluloseaufspaltung in Zucker durch die gentechnische Reduktion von Lignin und Zellulose leichter gelingen soll. Der Ausbreitungsradius von Baumpollen ist wesentlich grösser als der von Nahrungsmittelpflanzen und generell ist eine massive gentechnische Kontamination anderer Pflanzen zu erwarten. Konzernen wie Monsanto und Syngenta könnte auf diese Weise die vollständige Kolonisierung des menschlichen Kraftstoff,- und Nahrungsmittelsystems gelingen!
Um dem Anspruch der Abwendung der schlimmsten Auswirkungen der globalen Erderwärmung Genüge zu tun, müsste diese Technologie binnen weniger Jahre perfektioniert zur Verfügung stehen. Bioethanol hat bislang nicht zur Reduzierung von CO-2 beigetragen und die (Gen-)-Technologie zur besseren Aufspaltung ist weder ausgereift geschweige denn erprobt. Sie ist nichts anderes als eine auf Willkür beruhende Parteinahme zugunsten des Meistbietenden, gegen die bewährten Solar,-Wind,-und Umwelttechnologien.
Die Internationale Energieagentur schätzt, dass bis in den nächsten 23 Jahren weltweit bis zu 147 Millionen Tonnen Biotreibstoff hergestellt werden. Der produzierte Kraftstoff wird nicht einmal die jährliche Steigerung des weltweiten Ölbedarfs abfangen können, die gegenwärtig bei 136 Millionen Tonnen liegt. Zu den Nebenwirkungen dieser Produktion aber gehören der Ausstoss beträchtlicher Mengen Kohlendioxid und Distickstoffmonoxid, ein Anwachsen der Bodenerosion und über 2 Milliarden Tonnen Abwässer.

Dem globalen Süden sollen die Lasten des exzessiven Kraftstoffverbrauchs und der Rohstoffverschwendung aufgebürdet werden; dabei sind Wälder, Wasser und Ernährung der Einsatz bei diesem Russischen Roulette der westlichen Industrienationen. Wenn die Verlierer nicht die Armen und Kleinbauern sein sollen, die wie der Widerstand in zahlreichen Ländern beweist, gegen ihren Willen und zu unlauteren Bedingungen zum "mitspielen" geuzwungen werden, bedarf es verbindlicher Schranken und Reglementierungen eines weiteren Zerstörungsbooms der sogenannten Zivilisation.

( Quelle aller Fakten und Zahlenangaben; Textvorlage:
Sprit vom Acker von Eric Holt-Giménez
Fünf Mythen vom Übergang zu Biokraftstoffen von Eric Holt-Giménez
www.monde-diplomatique.de )
Die Verwendung der genannten, jedoch nicht einfach kopierten Quelle geschieht, um die darin genannten Fakten und Zahlen in nicht kommerzieller Weise weiterzuverbreiten und @llen als kostenloses Wissenspotenzial zur Verfügung zu stellen, verantwortlich hierfür:  tierra@gmx.net ).

Noch ein paar Links:
Agrotreibstoffe - Mehr neue Probleme als Lösungen
 http://www.askonline.ch/aktuell.htm
www.g8-landwirtschaft.de
www.co2online.de
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Ergänzungen

Differenzierung

energy-revolte 18.06.2007 - 11:34
In dieser (ab)Rechnung mit Biodiesel werden die negativen Auswirkungen beschrieben. Es ist mehr die Art und Weise der Produktion und die damit verbundenen Unterdrückungen von Menschen und die UmweltZerstörung/Genmanscherei das Problem, als die Entwicklung alternativer Ktafstoffe, die notwendig ist.
Beispielsweise könnte der Anbau von ölhaltigen Büschen die auch in Wüsten wachsen
a) die Errosion aufhalten
b) selbstorganisierten Betrieben eine Existenz verschaffen
c) in manchen Gebieten zur Unabhängigkeit der Leute von Staat und Kapital führen
...

Die linkspopuläre Verteufelung des Biodiesel a la Fidel Castro, entsteht aus dem Hintergrund das der derzeitige MineralÖksektor dieses Gebiet für sich beansprucht, verträge mit Brasilien etc, abschliesst, die weiterhin den Menschen als "sklave" der Wirtschaft nutzen werden, während zeitgleich nicht genug Lebensmittel gegen Hunger und schlechte Ernährung, produziert weden.
Würden die Menschen Biodiesel auf regionaler Ebene selbstorganisiert, bedarfsorientiert produzieren, gleichzeitig energiespar-Autos nutzen und das öffentliche Verkehrssystem neu gliedern, wäre eine progressive Bioölnutzung durchaus eine Alternative. zumindest bis zur entwicklung noch unschädlicherer Kraftstoffe.

Linkspopulistisch?

tierr@ 18.06.2007 - 13:34
Mit den Alternativen hast sicher recht, aber das ist kein Grund, hier Steine zu werfen ( linkspopulistisch a la - vielleicht aleman?! )
Du (und alle Menschen mit Gewissen ) kannst ja hier Kontakte knüpfen:WIR WOLLEN ERNÄHRUNGSSOUVERÄNITÄT KEINE, BIOKRAFTSSTOFFE

Wir, die hier unterzeichnenden Organisationen, bringen dem Europäischen Parlament, der EU-Komission, den Regierungen und EinwohnerInnen der Europäischen Union gegenüber, unsere tiefe Besorgnis über die zur Begünstigung der Verwendung und den Import von Biokraftsstoffen, als eine Alternative zu fossilen Kraftstoffen, deren Maßlosigkeit u.a. hauptverantwortlich ist für die globale Erderwärmung, angenommene Politk zum Ausdruck.

Der steigende Zuwachs von individuellen Kraftfahrzeugen, dessen Benzinverbrauch, einer der Hauptverursacher für die globale Erderwärmung ist, führt zu einem täglich sich steigernden Verbrauch fossiler Kraftsstoffe. In diesem Kontext erscheint der Einsatz von Biotreibstoffen als positive Alternative. Doch alles spricht dafür, dass er stattdessen einschlägig negative Auswirkungen, besonders auf die Bevölkerungen des Südens, haben wird.

Tatsächlich ist es wenig wahrscheinlich, dass Europa eine selbstständige Produktion von Biokraftsstoffen auf nationalen Ebenen erreichen wird. Von daher ist es eher als realistisch anzusehen, dass die EU diese Produktion auf Kosten unseres Lands, das die Ernährungssouveränität unserer Länder bedeutet, betreiben wird.

Während die EuropäerInnen ihren auf der Autokultur basierenden Lebensstil fortsetzen, wird uns Ländern des Südens immer weniger Land für die Aussaat von Nahrungsmitteln zur Verfügung stehen; aufgrund dessen werden wir unsere Ernährungssouveränität verlieren und unsere Lebensmittelversorgung auf Importware, möglicherweise aus Europa, gründen müssen.

Die Anflanzungen zur Energiegewinnung, die auf Lateinamerika und die asiatischen und afrikanischen Länder zukommen, werden ausserdem auf Kosten unserer natürlchen Ökosyteme gehen. Soja ist dabei als eine der Hauptquellen für die Produktion von Biodiesel konzipiert, ungeachtet der Tatsache, dass die Sojamonokoluturen eine Hauptursache der Zerstörung der ursprünglichen Wälder in Argentinien sind; des tropischen Amazonasregenwalds ind Brasilien und Bolivien und der Mata Atlántica ( Waldgürtel ) in Brasilien und Praguay.

Auch die Territorien der indigenen Bevölkerung waren bereits betroffen. Die Enawene Nawe, Indigenas in Matto Grosso erklärten, dass "die Soja sie tötet". Gegenwärtig gibt es noch 429 überlebende Enawene Nawe. Ihr Territorium ist auf die Hälfte reduziert und von allen Seiten von Sojaanpflanzungen umgeben. Die Gesundheit ist degenerativ und die Kinder leiden an Unterernährung.

Um dem Sojageschäft zu dienen, bauen die Regierungen des Südens Stauwehre, Wasserwege, Häfen und Strassen, die schädliche Konsequenzen für die Umwelt haben. Gleichzeitig hat die Expansion der Soja Auswirkungen auf die Gesundheit der anliegenden Bevölkerungen, unter welchen sich Krebs und andere, mit in den Monokulturen eingesetzten Agrogiften in Verbindung stehende Krankheiten in zunehmendem Maße ausbreiten.

Die Zuckerrohrpflanzungen und die Ethanolproduktion in Brasilien sind das Geschäft eines Oligopols, das durch Sklavenarbeit betrieben wird und die Ausbreitung der Ölpalmenplantagen geschieht auf Kosten der Wälder, Gebiete der Indigenas und anderer traditioneller Gemeinschaften in Kolumbien, Ecuador und anderen Ländern mit wachsendem Interesse an der Produktion von Biodiesel.

Die Situation verschlimmert sich noch, wenn bedacht wird, dass die in den Ländern des Cono Sur (Argentinien, Chile, Paraguay, Uruguay) augesäte Soja transgen ist und dass die privaten Unternehmen in Brasilien planen, bis 2010 Varianten von transgenem Zuckerrrohr auf den Markt zu bringen. In Lateinamerika existiert eine sehr breite und allgemeine Ablehnung transgener Anpflanzungen und die Ausbreitung solcher Kulturen für die Produktion und den Export nach Europa, wird diese Konflikte zuspitzen.

Die Lösung der Länder des Nordens für das Problem des Klimawandels darf nicht darin bestehen, in unseren Regionen neue Probleme zu schaffen. Deshalb rufen wir die Regierungen und Bevölkerungen der Länder der Europäischen Union dazu auf, Lösungen zu suchen, die diese dramatische soziale und ökologische Situation, welche die Völker von Lateinamerika, Asien und Afrika erleben, nicht noch verschärfen.
Quelle: www.EcoPortal.net

ES IST ZEIT FÜR ERNÄHRUNGSSOUVERÄNITÄT
DAS LAND MUSS DAZU DA SEIN, MENSCHEN ZU ERNÄHREN UND NICHT, UM AUTOS ZU SPEISEN

Red por una América Latina Libre de Transgénicos, Red Latinoamericana contra los Monocultivos de Árboles, Red Oilwatch América del Sur, Movimiento Mundial por los Bosques Tropicales (Netz für ein von Transgenen freies Lateinamerika, Lateinamerikanetz gegen Baummonokulturen, Oilwatch-Netz Süd Amerika, Weltweite Bewegung für die Tropenwälder )

Centro de Comunicación e Investigación Indìgena Chaskinayrampi
Indigenes Kommunikations,-und Forschungszentrum Chaskinayrampi
Weitere Informationen:
 http://espanol.groups.yahoo.com/group/chaskinayrampi/

Quelle: http://www.prensadefrente.org/pdfb2/index.php/anuncios/2007/01/10/p2507
Übersetzung: tierr@

Zuckerrohr KANN nicht im Regenwald wachsen!

Stephan Becker 13.07.2007 - 16:32
Ich weiß nicht woher Herr Eric Holt-Giménez (Quelle aller Fakten und Zahlenangaben; Textvorlage:
Sprit vom Acker von Eric Holt-Giménez
Fünf Mythen vom Übergang zu Biokraftstoffen von Eric Holt-Giménez
www.monde-diplomatique.de)- ein Journalist mit wissenschaftlicher Ausbildung (?) - seine Informationen hat, aber sicher nicht von jemandem der sich mit Brasilien oder mit dem Anbau tropischer Pflanzen auskennt.
Ich bin "nur" Ingenieur, der sich aber seit ca. zwei Jahren neben dem Thema "Peak Oil" und seinen Folgen auch mit Landwirtschaft bzw. mit Biologie beschäftigt.

Dadurch habe ich schon einiges zum Thema Biokraftstoffe und ihre Potentiale und schädlichen Auswirkungen gelesen.

Mir sind auf die Schnelle mindestens zwei gravierende Fehler aufgefallen:

1. Fehler:
"Die Rohdung tropischer Regenwälder zum Anbau von Zuckerrohr setzt 50% mehr Treibhausgase frei als Produktion und Verbrauch derselben Menge Benzin."

Zitat: "Auf Staunässe reagiert das Rohr jedoch sehr empfindlich."
aus
 http://de.indymedia.org/2007/06/185388.shtml

Ich denke mal nicht, dass dies gelogen ist. Ansonsten kann man dem Verfasser der Seite mal eine Mail zukommen lassen.
Aus dem obigen Fakt ergibt sich, dass Zuckerrohr gar nicht auf Regenwaldflächen angebaut werden kann, weil es die Rohrstücke beim fehlenden Blätterdach entweder wegschwemmt oder weil die Biomasse fehlt, die die ganzen täglichen enormen Wassermengen (Regenwald) verdunsten kann, damit das Zuckerrohr nicht absäuft.

2. Fehler:
"Die industrielle Gewinnung von BKS erfordert den Einsatz von Düngemitteln, die aus Erdöl gewonnen werden."

Im Internet kann man, wenn man nach den Stichworten "Döbereiner Brasilien Zuckerrohr" sucht, schnell feststellen, dass Brasilien trotz seiner mehrfach größeren landwirtschaftlichen Nutzfläche z.B. gegenüber Frankreich weniger Dünger benötigt.
Der Grund liegt darin, dass die Forscherin Döbereiner schon in den 60er(!) Jahren entdeckt hat, dass bestimmte diazotrophe Bakterien eine Symbiose mit dem Zuckerrohr eingehen können, so dass dieses quasi zu einer Leguminose/Hülsenfrucht (Stickstoffsammler, der den Sticksoff aus der Luft mit Hilfe von Knöllchenbakterien aufnehmen kann) wird.
Eine solche Pflanze produziert ihren Dünger nicht nur selbst, sondern sie gibt auch noch welchen an den umgebenden Boden ab.
D.h. der Boden wird durch diesen Anbau von Zuckerrohr sogar noch verbessert (die Humusschicht wird dicker), im Gegensatz zu Böden die mit Hilfe von Kunstdüngern (=Salze) kaputt gemacht (versalzen) werden.
Deshalb wird auch in Europa z.B. der Klee sehr gerne als Zwischenfrucht angebaut.

Inzwischen wird dieses Prinzip sogar beim Anbau von Soja verwendet!
Also schadet der Anbau von brasilianischem Zuckerrohr und Soja der Kunstdüngerindustrie!


Und auch sonst sind glaube ich noch einige Falschaussagen enthalten.

Korrektur bei Link zu Zuckerrohr

Stephan Becker 14.07.2007 - 11:03
Im Eifer des Gefechts habe ich bei Copy und Paste dummerweise den falschen Link zur Beschreibung des Zuckerrohrsanbau eingesetzt.
Hier ist der richtige:
 http://www.strube.net/saatgut-zuckerrueben/?n=7-16