augenverletzung: friedlich und erfolgreich?

Theo 13.06.2007 23:11 Themen: G8 G8 Heiligendamm
die diskrepanz zwischen bisheriger berichterstattung und konkreten erfahrungen bei den protesten um heiligendamm deutet auf eine unsichtbarmachung staatlicher gewalt im öffentlichen diskurs und zeugt von der notwendigkeit, dieser entgegenzuwirken.
unsere bezugsgruppe hat am donnerstag an der blockade-aktion des westgates bei hinter bollhagen teilgenommen und wurde dabei zeugIn eines bestürzenden vorfalls: als die erste gruppe an protestierenden die straße erreichte und die situation noch unübersichtlich war, setzten die polizeikräfte aus nächster nähe gezielt wasserwerfer ein (wir sahen, wie polizisten für den wasserwerfer-bediener auf einzelne personen zeigten); dabei erlitt ein blockadeteilnehmer eine schwere augenverletzung. ein sehr hart eingestellter wasserstrahl traf sein linkes auge; wir sahen lauter blutklumpen auf seinem gesicht, und sanitäter brachten ihn unter erlaubnis hinter die polizeibarriere in einen krankenwagen; berichte über diesen vorfall sind nur an wenigen stellen zu lesen. mit harmlos anmutenden formulierungen in den medien wie „einsatz von wasserwerfern" wird nicht deutlich, dass hierbei bewusst gefährliche waffen eingesetzt wurden, die schwere körperverletzungen hervorrufen können.

aus unserer erfahrung heraus war der protest nicht erfolgreich: heiligendamm wurde nicht blockiert, denn der landweg war bis auf kurze zeit immer frei und wurde genutzt. und bei allem respekt für die organisatorInnen der blockade gilt zu beachten, dass die blockaden keinesfalls unerwartet kamen und ohne vorherige kooperationsgespräche mit der polizei nicht funktioniert hätten. dennoch bekamen die protestierenden als antwort auf ihre symbolischen aktionen massive polizeigewalt zu spüren.

die diskrepanz zwischen bisheriger berichterstattung und konkreten erfahrungen bei den protesten um heiligendamm deutet auf eine unsichtbarmachung staatlicher gewalt im öffentlichen diskurs und zeugt von der notwendigkeit, dieser entgegenzuwirken.

zugunsten einer kritischen auseinandersetzung mit den grenzen des protestes bitten wir daher all jene, die über den obigen vorfall und dessen folgen genauer bescheid wissen, dies öffentlich zu machen bzw. selbst über konkrete erfahrungen polizeilicher gewalt zu informieren.
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Ergänzungen

das auge...

egal 14.06.2007 - 00:08
also. das auge konnte in einer not-op gerettet werden. ich habe allerdings auch keine weiteren infos darüber in wie weit das sehvermögen eingeschränkt ist oder ob andere beeinträchtigungen vorliegen.

Es gab noch mehr Verletzung

S. Ani 14.06.2007 - 06:27
Es gab am Donnerstag in Hinter Bollenhagen mehrere schwere Verletzungen durch die Angriffe der Polizei. Ich weiss nicht, welche Augenverletzung ihr gesehen habt. Es gab jedoch mindestens zwei - eine bei einem Reporter der dpa sowie eine weitere, bei der nicht nur der Augapfel sondern auch die Augenhöhle durch Wasserwerferbeschuss beschädigt wurde. Wie die mehrfachen Operationen ausgegangen sind, weiss ich nicht. Außerdem war ein Genosse im Krankenhaus, der durch Wasserwerferbeschuss ein Trommelfell verloren hat. Die Verletzungen kamen teilweise durch gezielten Direktbeschuss zustande, teilweise dadurch, dass die Werfer mit hohem Druck in die Wiese gespritzt und dabei Dreckpartikel aufgewirbelt haben, die wie Geschosse durch die Luft geflogen sind.

Was die Wirksamkeit der Blockaden angeht, seid ihr zu pessimistisch. Am Gate West ging tatsächlich über weite Strecken sowohl am Mittwoch als auch am Donnerstag nichts. Wir haben z.B. am Donnerstag selbst einen Konvoi aus mehreren dicken Karossen, incl. GSG9-Begleitkommando mit Maschinenpistolen gesehen, die raus wollten und nach längerer Diskussion vom Einsatzleiter zurückgeschickt wurden, weil zum einen die Strasse von den Wasserwerfern und Einsatzfahrzeugen zugestellt war und zum anderen die Leute, die bei Hinter Bollenhagen von der Zufahrtsstraße geräumt worden waren, für die Gefährdungsabschätzung noch zu nahe an der Straße standen (das war auch der Grund für den Angriff am Nachmittag, bei dem der "Sichererheitskorridor" erweitert werden sollte). Abgesehen davon, dass im weiteren Verlauf beide mögliche Fahrtrouten durch mehrfache Materialblockaden dicht waren. Es ist ja viel mehr gelaufen, als man bei den Blockaden vor den Gates selbst sehen konnte. Für die Einsatzleitung war nur in zweiter Linie wichtig, ob gerade Leute vor dem Tor sitzen oder nicht - die haben sich danach gerichtet, ob sie die Sicherheit des Transportweges garantieren können oder nicht. Und das konnten sie angesichts der völlig unübersichtlichen Situation in der "blauen Zone" meistenteils eben nicht.

auch eine augenverletzung durch schlagstock?

alex 14.06.2007 - 06:49
es ist schon länger von zwei augenverletzungen die rede. in der aktuellen gedruckten spiegelausgabe wird von einer bösen augenverletzung durch schlagstock berichtet. weiß jemand mehr darüber?

Augenverletzung

x 14.06.2007 - 09:30
Am Mittwoch zog ich mir bei einer Blockadeaktion hinter Achtmannshagen eine Augenverletzung durch einen (gezielten) Wasserwerfereinsatz zu. Da ich am Donnerstag noch immer nur eingeschränkt sehen konnte ging ich auf Anraten eines Demosanis ins Rostocker Augenklinikum (wo die Ärzte nur eine oberflächliche Verletzung festtellen konnten). Alllerdings sah ich dabei einen jungen männlichen Genossen, der nach Informationen der Schwestern eine ernsthafte Augenverletzung durch Wasserwerfereinsatz erlitten hatte und operiert werden musste. Leider konnte ich keinen richtigen Kontakt aufbauen, da er ständig von einem Zimmer ins andere geschoben wurde und auf meine Fragen nur einsilbig antwortete und auch unter Schock zu stehen schien. Als meine Behandlung anfing wurde er gerade in den OP-Saal gebracht, was aus ihm wurde weiss ich leider nicht.

Schwer verletzter bei der Blockade am Westtor

Soligruppe 14.06.2007 - 18:03
Beim Blockadeversuch vor genau einer Woche in Hinter Boltenhagen im Zusammenhang mit dem G8-Gipfel ist eine Person durch Wasserwerfer schwer verletzt worden. Er hatte mit mehreren Tausend anderen Leuten die Wiese neben der Hauptzufahrtsstraße besetzt und damit ein passieren der einzigen freien Route nach Heiligendamm für Stunden be- bzw. verhindert. Dementsprechend hart ging die Polizei gegen die DemonstrantInnen vor. Während am Osttor nach kurzer Zeit und einigen Räumungsversuchen am Mittwoch Ruhe eingekehrt war, setzte die Polizei am Westgate alles daran die Straße freizuhalten. Was wir dort sehen konnten waren keine oder wenige offen gewalttätige Übergriffe mit Knüppeln, sondern gezielte Schüsse mit dem Wasserwerfer auf Köpfe und Oberkörper der Blockierenden, sowie unbegründete Angriffe mit Pfeffergas, das den DemonstrantInnen direkt ins Gesicht gesprüht wurde.

Der Angriff mit dem Wasserwerfer durch den unser Freund am linken Auge verletzt wurde, ereignete sich im Zeitraum zwischen 12.30 und 13.00 Uhr, also ziemlich am Anfang der Blockade und Stunden vor der eigentlichen Räumung der Wiese. Die Situation hatte sich gerade beruhigt, als die Polizei unvermittelt damit begann den Leuten die Plastikplanen abzunehmen, die bis dahin zum Schutz vor dem Wasser über die Köpfe gezogen wurden. Unterstützt wurde diese Maßnahme durch gezielte, einzelne Wasserstöße scheinbar um Leute aus Gruppen zu entfernen und/oder die Blockierenden zu zerstreuen.
Uns wurde berichtet, daß ein Bulle direkt vorm Wasserwerfer mit seinem Knüppel auf Leute gezeigt hat, um die „Mannschaft“ des Wasserwerfers zu dirigieren. Was dort stattfand war demnach nichts weiter als ein Zielschießen durch die Polizei, auf eine große Gruppe, die bis dahin durchweg friedlich die Wiese besetzt hielt.

Unser Freund ist inzwischen seit einer Woche ohne Unterbrechungen im Krankenhaus, wurde bisher zwei Mal operiert und wird unter Umständen seine volle Sehfähigkeit nie wieder erlangen, bzw. sogar auf einem Auge blind bleiben.Wir suchen Leute, die ebenfalls verletzt worden sind, bzw. gesehen haben, wie unser Freund verletzt wurde. Gedächtnisprotokolle, Fotos oder Filmausschnitte der betreffenden Situation könnten helfen diese zu rekonstruieren. Außerdem suchen wir Hinweise auf die Identität der Wasserwerfermannschaft (Bundesland, Nummernschild, Zahlencode auf der Seite des Werfers, usw.), es handelte sich dabei um den mittleren von drei in der Situation eingesetzten Fahrzeugen.

Die Soligruppe hat eine e-mail Adresse eingerichtet an die ihr schreiben könnt: w.werfer at yahoo punkt de oder meldet euch über den Indymediakontakt.

British Demonstrator Nearly Blinded

supporter 14.06.2007 - 22:45
Tuesday 12th June
For Immediate Release
Anti Repression 2007
g82007antirep at gmail punkt com


PRESS RELEASE

British Demonstrator Nearly Blinded by G8 Police

A British demonstrator at the G8 summit was badly injured by German police water cannon on Thursday 7th June. Matt from Liverpool said he joined the mass protests against the G8 meeting in North Germany last week 'to show my abhorrence to the G8 meetings which erpetuate exploitation, trade injustice and wars. I was one of over a thousand people at a blockade of the West gate of the police imposed exclusion zone surrounding the summit venue. The blockade was a peaceful attempt to hinder access by support staff and delegates to the meetings, using strictly non-violent means.'

However the festival atmosphere in the sun-drenched fields was shattered by unprovoked violent assaults by the police against the protesters. Police used pepper spray, baton charges and water cannons against peaceful demonstrators; eighteen water cannons were used to fire high pressure concentrated blasts of water from close range at targeted individuals faces. I was taken by surprise by a sudden massive blow to my left eye' said Matt 'it felt like my eye had been knocked out of the socket, the pain was intense. I was blinded for the rest of the day and my vision will probably be permanently impaired.'

Volunteer medical staff spotted internal bleeding in the eyeball so Matt was rushed to the specialist eye unit at Rostock's University hospital. Their clinical examination revealed a tear and other damage to the iris, suspected detached retina, early signs of cataract and probable glaucoma. The full extent of the damage cannot yet be determined due to the internal bleeding. This was no accident, six others suffered similar eye injuries from the water cannon blasts, including a German journalist covering the events. Another protester sustained a perforated ear drum. Matt and other protesters are challenging the legality of the police's actions.

Please contact:

g82007antirep at gmail punkt com

schlagstockidee ist von der jungen welt

david null 15.06.2007 - 22:12
Der junge Mann wurde definitiv durch einen WaWe verletzt.
Es gib in der jungen welt - online ein Foto der Verletzung, dei Bildunterschrift ist jedoch falsch. Ich habe die jw bereits wenige Stunden nach der VÖ des otos darauf hingewiesen, und sie auch gebeten, das Foto zurueckzuziehen aus Ruecksicht auf die Familie u.s.w. bzw. wenigstens die Bildunterschrift zu korrigieren, aber man will sich bei der jw. von unqualifizierten Leserbriefen scheinbar nicht beirren lassen.

hmmpf

Nach wie vor gilt die Menschen, die dem Opfer nahestehen, suchen Zeugen, Fotos, Gedaechtnisprotokolle der Aktion, um weiter Schritte unternehmen zu koennen.

Bitte denkte nach, wer zu der fraglichen Zeit am Westgate war, oder Euch von der Sache erzaehlt hat etc. und vermittelt den Kontakt zu dr unter dem Artikel angegebenen Emailaddresse!

thx dev/null

an die Poster des Artiels bitte meldet Euch

wie es ihm geht 15.06.2007 - 22:21
An die Poster des Artikels: Bitte meldet euch bei w.werfer at yahoo.de da Eure Beobachtungen wichtige Hinweise auf die rechtliche Relevanz des polizeilichen Vorgehens geben könnten.

@Thilo: Es geht im so la la, er lebt, die Ärzte wollen ihm nicht zuviel Hoffnung machen, daß sein Auge wieder wird.

Soviel dazu.

Bitte findet Zeugen! Und nach Möglichkeit keine, die nur vom Hörensagen irgendwas wissen. Es kursierte ja auch tagelang das Gerücht, das Opfer sei eine Frau.

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