Nazi-outing und Übergriffe in St. Ingbert

info 12.06.2007 22:29 Themen: Antifa
+++Erfolgreiche Outingaktion bei ehm. Naziladenbesitzer+++
+++Übergriffe am 8.06.07 bei Dorffest+++
Inhalt:
- Bericht und Fotos Outingaktion
- Bericht Übergriffe
- Infotexte zur Demonstration gegen Naziläden
- Links zum Thema


Outingaktion:
Heute gegen 18:15 Uhr machten etwa 15 Antifaschisten die Nachbarschaft des ehm. Besitzers des „Strangelands“ auf selbigen und seine Umtriebe aufmerksam. Dazu wurden in dem Wohngebiet am Rande St. Ingberts eine größere Menge Flugblätter in die Briefkästen eingeworfen sowie an Autos und Passanten verteilt. Anschließend wurde die Nachbarschaft noch mithilfe eines Redebeitrags auf die neofaschistischen Tätigkeiten ihres Nachbarn aufmerksam gemacht. Die Resonanz war trotz des leider vermummten Auftretens durchaus positiv und bis zum Verschwinden der Aktivisten ließen sich weder der Nazi, noch die Cops blicken. Das Vermummen ließ sich leider nicht vermeiden da der Nazi wiederholt Anzeige gegen Personen erstattete, welche ihn als das bezeichneten, was er ist. Verlesen wurde der Kuraufruf zur Demo mit Informationen über Nico Wagner und sein Geschäft. Der verteilte Text lässt sich aus organisatorischen Gründen erst nachreichen.


Übergriffe:
Am letzten Freitag den 8.06.07 fand in Niederwürzbach, einem kleinen Ort in der Nähe von St. Ingbert das sog. „Weiherfest“ statt. Wie in letzter Zeit leider wieder üblich kam es dort nicht nur zu „Feirerei“, sondern auch zu erheblichem Auftreten von Neonazis. Gegen Mitternacht traf eine Gruppe anscheinend alternativer Menschen auf eine Gruppe deutlich erkennbarer Nazis. Alls die Personengruppe lautstark ihren Unmut über die Faschisten äußerte, sodass auch Umstehende auf dies aufmerksam wurden, begannen die Neonazis die Antifaschisten herumzuschubsen und zu bedrohen. Als die Nazis einen Punk angriffen und mit Bierkrügen schmissen, wehrten sich die Antifaschisten mit Schutzgas und Flaschen. Nach kurzer Zeit beschlossen die Angegriffenen sich zu entfernen um Unbeteiligte nicht noch weiter durch die Flaschenwürfe der Nazis zu gefährden. Leider griff aber niemand der Gaffer ein. Nach dem sich die Angegriffenen gesammelt hatten, beschloss man, da jedem die Lust am feiern mit Deutschprolls und Neonazis vergangen war, zu gehen. In diesem Moment kamen mehrere Polizisten und nahmen nun 2 der Angegriffenen fest. Diese wurden aber nach kurzer Zeit wieder entlassen. Dennoch unglaublich, dass die Polizei hier die Opfer zu Tätern macht, wobei dies im Raum St. Ingbert wie im Rest von Deutschland länger schon fast alltägliche Praxis ist.
Etwa gegen 3 Uhr wurde am St. Ingberter Bahnhof eine Person mit offensichtlichem Migrationshintergrund von 4 Personen als „scheiß Ausländer“ und ähnliches beschimpft und bedroht. Die 4 Personen, welche anscheinend den “klassischen Skinheadlook“ hatten, verfolgten den Migranten. Dieser versuchte zu flüchten, wobei ihm nur 2 der Angreifer hinterherkamen. Daraufhin blieb der Angegriffene stehen und es kam zu einer Auseinandersetzung, wobei die Rassisten den Kürzeren zogen.
Diese Vorfälle zeigen deutlich die Notwendigkeit Antifaschistischer Gegenwehr und die Stärkung nicht rechter, alternativer Jugendkultur. (konkret für IGB siehe auch: Naziladen pleite – alles gut?)




Naziladen pleite - alles gut?
Eher nicht! Zunächst ein paar Infos: Am 31.05.07 schloss der St. Ingberter Naziladen Strangeland. Zuvor war in ihm 2 Jahre lang rechtsextreme Kleidung zu erwerben. Genaueres über die Geschichte bzw. den Hergang findet sich im Aufruf (www.strangeland-dichtmachen.de.vu) der Antifa [IGB] zur Demonstration. Jetzt ist ja alles gut, könnte man meinen. Der Laden ist weg, die Welt wieder in "Ordnung". Doch ganz so einfach ist es leider nicht. Der Laden wurde 2 lange Jahre von großen Teilen der bürgerlichen St. Ingberter Öffentlichkeit toleriert oder ignoriert. Aufkeimender antifaschistischer Protest wurde vom Ordnungsamt und somit von der Stadtverwaltung so gut es ging behindert. So wurde die im Juli letzten Jahres geplante Demo gegen das Geschäft im Vorfeld so stark eingeschränkt und mit einer absolut inakzeptablen Route ausgestattet, dass sie letztlich nicht durchführbar war. Es war und ist nach wie vor Sinn und Zweck dieser und jeder Demo, eine möglichst große Öffentlichkeit zu erreichen. Doch fürchtet die Stadt St. Ingbert offenbar um ihr "Image", welches augenscheinlich für Antifaschismus keinen Platz bietet, weshalb Grundrechte wie Demonstrationsfreiheit in IGB anscheinend außer Kraft gesetzt oder mit fadenscheinigen Begründungen untergraben werden. Dass Antifaschismus hier unerwünscht ist, zeigte sich die letzten Jahre sehr deutlich im Umgang mit dem Laden und seiner dazugehörigen Clique. So ermittelte die Polizei noch letztes Jahr bereitwillig gegen jeden, der den Besitzer Nico Wagner als Nazi bezeichnete, obwohl er faktisch als solcher auftrat und handelte, allein schon mit dem Verkauf von "Thor Steinar". Auch bei der aktuellen Demo probiert die Polizei den Protest bereits jetzt einzuschränken, wie z. B. der Versuch von "Beamten des Innenministeriums" zeigt, den Anmelder zu kontaktieren und einzuschüchtern. Auch die meisten sonstigen gesellschaftlichen Gruppen ignorierten das heikle Thema oder reagierten erst auf Ansprache hin. Offenbar fürchtete man eher, dass zwei Fensterscheiben zu Bruch gehen könnten, als dass sich in St. Ingbert und Umgebung ein neuer rechter Lifestyle und die dazugehörige gewaltbereite Szene entwickelt. Denn auch wenn der Laden als Kristallisationspunkt verschwunden ist, existiert die geschaffene Szene weiter und wird in Zukunft wohl noch aggressiver auftreten, denn die Nazis sind ja noch da. Der Laden selbst musste anscheinend vor allem aufgrund finanzieller Probleme schließen, für die wir glücklicherweiße wohl zum Teil verantwortlich sind, indem wir trotz allgemeiner Ablehnung einen Großteil der sog. unpolitischen Laufkundschaft über das Geschäft und seine Umgebung aufklären konnten. Dadurch fiel wohl ein großes Stück der Einnahmen weg, welche die eindeutig rechtsradikale Kundschaft nicht kompensieren konnte. Bedauerlich ist, dass es einfach nur dem Diletantismus der Nazis und der überdimensionierten Verkaufsfläche, nicht aber dem gesellschaftlichen Widerstand, wie in manchen andern Städten vorhanden, zu verdanken ist, dass es in IGB keinen Naziladen mehr gibt. Dafür machte zeitgleich mit der Schließung des "Strangelands" in Neunkirchen ein Geschäft mit dem identischen Angebot an rechter Kleidung, Waffen und der rechten oder rechtsoffenen Kundschaft auf. Somit hat sich das "Problem" eines Geschäfts als Rückzugsraum, Kontaktbasis und Rekrutierungszentrum nur örtlich verlagert und ist keinesfalls aus der Welt geschafft. Ganz im Gegenteil wurde in St. Ingbert eine gestärkte neofaschistische Szene zurückgelassen, während eine solche in NK nun aufgebaut wird. Für das faschistische Angebot ist die gefestigte rechte Kundschaft auch bereit, mal ein Stückchen weiter zu fahren, denn so groß ist das Saarland und seine Umgebung ja nicht. Deshalb halten wir es nach wie vor für wichtig, eine breite Öffentlichkeit in der ganzen Großregion Saarland zu schaffen und den Nazis zu zeigen, was wir von ihnen und ihren Zentren halten.

In diesem Sinne: "No place for Nazibusiness" - Naziläden dichtmachen! In St. Ingbert, Neunkirchen und überall!! (Quelle: www.strangeland-dichtmachen.de.vu )


Links:
-IGB: www.strangeland-dichtmachen.de.vu
-NK:  http://neunkirchen.antifa,net
- www.stop-thorsteinar.de.vu
- www.turnitdowen.de
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Ergänzungen

Nur so zur Info

übrigens 13.06.2007 - 12:16
Bei dem geouteten Nazi handelt es sich um Nico "Abdreas" Wagner. Er betrieb 2 Jahre lang das Nazigeschäft "Strangeland" in St.Ingbert. Dort wurde "Thor Steinar" verkauft und es diente als Anlaufpunkt und Rekrutierungszentrum für Neonazis in IGB und Umgebung. Wagner selbst war an mehreren Pöbeleien und pseudoübergriffen beteiligt, bei denen zum Glück nie was passiert ist.( Zuletzt am Tag der Schließung seines Ladens, wo er agressiv versuchte einem vermeintlichem Antifa hinterherzurennen, dieser sich aber nicht einschüchtern ließ. Hier noch ein kl. Foto von ihm in "Thor Steinar".

Sinn und Unsinn !?!?

Gastredner 16.06.2007 - 14:09
Über Sinn und Unsinn dieser Demo möchte ich hier nicht streiten.
Aber nachdem ich gerade eben als Zuschauer dieser Demo beiwohnen wollte und aufs übelste beschimpft worden bin muss ich hier mal meinen Ärger Luft machen. Anlass dieser Beschimpfumg war meine Kleidung.
Die Beschimpfungen reichten von "du scheiß Nazi" bis hin zu "fick dich du Hurensohn".
Bei meinem T-Shirt handelte es sich um ein Model der Custom-Chopper-Schmiede "West Coast Choppers", die ein Malteser-Kreuz im Logo tragen.
Mir stellt sich nun die Frage, ob der Unterschied zwischen Malteser- und Eisernem Kreuz diesen Aktivisten nicht bekannt ist.
Anscheinend nicht!
Genauso wie der Unterscheid zwischen Bikern und Nazis?
Anscheinend auch nicht!
Sollte man, als Anhänger einer solchen Demo nicht über solche Sachen informirt sein????
Ist es denn nicht genau dieses beschränkte denken das den Nazis vorgeworfen wird???
Von Intelligenz keine Spur!!!!!
Alleine schon die Tatsache das heut morgen am Bahnhof drei Personen (meiner Meinung nach Linke Autonome) mit angespitzten Eisenstangen festgehalten wurden, wirft in mir die Frage auf, was mir lieber ist, ein Laden in dem Klamotten verkauft werden, oder Gewaltbereite Aktivisten die gegen diesen demonstrieren.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 6 Kommentare an

Nazi-outing — muhhh

Zum 8.06.07 — Mallacka

gute aktion, aber... — örnscht

@Mallaca zum 8.6 — xundy

@Gastredner — Wurzelpeter