Deutschland auf dem Weg zu einer Diktatur?

Deutschland auf dem Weg in eine Diktatur? 12.06.2007 17:38 Themen: G8 Heiligendamm Repression
Mitten in Deutschland, einem Land, das sich stets aller Welt durch vermeintlich vorbildhafte demokratische Verhältnisse und einer unverrückbaren Rechtsstaatlichkeit präsentiert, geschah am Rande des G8-Gipfels Ungeheuerliches. Bereits vor einigen Tagen berichteten wir von mehr als bedenklichen polizeilichen Übergriffen auf Demonstranten mit anschließender, Sicherungsverwahrung per Käfighaltung unter inakzeptablen Bedingungen a la "Klein-Guantánamo".
Laut einem Bericht des Nachrichtenmagazin "Stern" mit Schilderungen von Betroffenen und Zeugen, aber auch dem Republikanischen Anwaltsvereins (RAV) sowie dem Anwaltsnotdienst soll dies erst die Spitze eines Eisberges sein und jagt bei näherer Betrachtung jedem demokratisch gesonnenen Bürger eiskalte Schauer den Rücken herunter.

"Grün und blau geschlagen"
Demnach seien Demonstranten aus nichtigsten Gründen festgesetzt und verhaftet worden. Oftmals reichten eine dunkle Sonnenbrille oder ein schwarzes Sweatshirt, um die entsprechende Person "dingfest" zu machen. Martin Dolzer, Sprecher des RAV, klagt an: „ Da werden Leute willkürlich und nachweisbar ohne jeden erkennbaren Grund verhaftet. Sie werden grün und blau geschlagen, mit dem Tod bedroht und unter Gewaltandrohung gezwungen, sich nackt auszuziehen. Sie werden sexuell gedemütigt und ihres Eigentums beraubt. Sie werden unter menschenunwürdigen Bedingungen in Käfige gesperrt. Es wird ihnen der Zugang zu Anwälten verwehrt und oft genug sind Anwälte selbst Opfer der polizeilichen Repression geworden.“

Ein einziges Schreckensszenario
Ein Schreckensszenario, dass von vielen Zeugen inzwischen bestätigt wird. So berichtete der polnische Journalist Kamil M. - der im Auftrag von "Le Monde Diplomatique" vom Gipfel berichten sollte - von seiner Festnahme, die sich jenseits jeglicher legaler Instrumente bewegt. So sei er trotz Legitimation als Journalist am Nachmittag des 7. Juni auf der Landstraße zwischen Börgerende und Nienhagen festgenommen worden. Seine Hände wurden mit Kabelbindern auf dem Rücken gefesselt und man habe ihn so lange stehen zu lassen, bis er ohnmächtig zusammenbrach.

Der Berliner Anwalt Dietmar Sasse äußert im Artikel des Magazins "Stern": "Ich hatte während der Blockade in Hinterbollhagen am 7. Juni versucht, mit einem Mandanten zu sprechen, dem Polizisten den Mund zuhielten. Obwohl ich meine entsprechende anwaltliche Legitimation vorzeigte, wurde mir das Gespräch verwehrt. Ich wurde geschlagen und 75 Meter über die Straße geschubst. Ich bekam einen Platzverweis und mir wurde Haft angedroht.“

Sasse, der als erfahrener Versammlungsrechtler gilt, äußerte laut "Stern": "So etwas, wie beim G8-Gipfel habe ich noch nicht erlebt." Anwälte wären Organe der Rechtspflege und als solche sind sie zu achten "Wenn das nicht passiert und wenn es dafür auch noch die Rückendeckung von Oben gibt, dann ist das demokratische Eis, auf dem wir uns bewegen sehr dünn."

Keine Einzelfälle
Dass es sich um Einzelfälle handeln könnte, die allein schon Anlass zu größter Sorge geben können, lässt sich nach der großen Anzahl der Zeugen nicht mehr erhoffen: Allen 1146 Personen haben sich hilfesuchend an den Republikanischen Anwaltsverein (RAV) gewandt. Der Verein versucht derzeit zu ermitteln, wie viele Opfer es tatsächlich gegeben hat.

Deutschland auf dem Weg in eine Diktatur? Nur eine lückenlose Aufklärung und härteste Konsequenzen für jene, die grünes Licht für einen solchen, rechtsstaatlichen Bruch gegeben haben, kann einer Entwicklung Einhalt gebieten, die in unserem Land absolut unerwünscht ist. Bis vor kurzem noch waren solche Vorgänge in der BRD undenkbar und so sollte es auch in der Zukunft sein.
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Ergänzungen

Bundeswehr im Innern eingesetzt:

xyz 12.06.2007 - 18:30

Militärische "Amtshilfe"

... 12.06.2007 - 18:37
Die Bundeswehr auf dem Weg nach Heiligendamm
 http://www.imi-online.de/2007.php3?id=1572

"Nennen Sie es Hooliganismus"

Stern 12.06.2007 - 18:53
Demonstranten haben ein Recht sich zu wehren, sagt der Berliner Arzt und Linksaktivist Michael Kronawitter. Im Interview mit stern.de spricht er über gewalttätige Proteste beim G8-Gipfel und über die Lust am Steinewerfen.
 http://www.stern.de/politik/deutschland/:G-8-Proteste-Nennen-Sie-Hooliganismus/590940.html?nv=ct_cb

Guido wird Bürgerrechtler

FDP-Nasen 12.06.2007 - 22:20
Versucht jetzt die Neoliberale Pidun & die FDP etwa auf den Zug "Bürgerrechte/Menschenrechte" aufzuspringen, um den GRÜNEN, der Partei-Linken oder den Radikallinken das Wasser abzugraben?
Vergiß es, Pidun!
Eine Bürgerrechtspartei sind die Liberalen schon seit 100 Jahren nicht mehr, und wer "Freie Fahrt für reiche Bürger!" schreit und am liebsten den Armen noch das Hungertuch wegnehmen würde, der hat nur was mit den eigenen, ganz persönlichen Menschenrechten zu tun.
Egoisten sind keine Bürgerrechtler, sie tun höchstens so!
Die FDP als Menschenrechtspartei und die neoliberale Pidun als ihr Prophet! Nachdem Guido auf dem letzten Dreikönigstreffen versuchte, sich ein soziales Mäntelchen umzuhängen, nun wohl FDP-Guido als Anwalt der Unterdrückten & Entrechteten!
Humanisten sehen anders aus, Pidun!

nun ja

(muss ausgefüllt werden) 12.06.2007 - 23:01
bei aller mehr als berechtigter kritik an den polizeieinsätzen: bitte übertreibt nicht, schon im interesse der eigenen glaubwürdigkeit. ich wurde am mittwoch kurz vor dem rostocker camp aufgehalten und kontrolliert. trotz schwarzem kapuzenpulli, schwarzer regenjacke, einer umgebungskarte von heiligendamm und einer ausweisüberprüfung, bei der mit sicherheit mein laufendes verfahren wegen demo-vergehen ans licht kam, durfte ich ohne weitere beanstandung oder verzögerung gehen und die nacht gemütlich in meinem schlafsack verbringen. also bitte übertreibt es nicht allzu sehr.

Ball flach halten

Schieri 13.06.2007 - 00:50
Jetzt haltet mal den Ball flach.
Genau so wenig, wie die paar Steine in Rostock die Innenstadt demoliert haben (vgl.Presse), haben die Cops pausenlos am Rad gedreht. Sicherlich gabs Szenen, bei denen die Bullerei ihre satistischen Züge zeigte, aber im Grossen und Ganzen haben sie sich echt zurückgehalten, was meines Erachtens nach, an der überall dokumentierenten Presse lag.
So war es am West-Gate z.B. alls ich beobachtete das ein Stapo, von den Clowns völlig entnervt, rabiat werden wollte, ein Kameramann vom russischen Fersehen jedoch genau so ein Szene brauchte und dem Cop sobald er lauter wurde gleich die Kamera ins Gesicht hielt.
Der Cop blieb dann friedlich.

So war es oft den verhassten Medien zu danken das es nicht mehr Verletzte gab.

Ist eine gute Strategie, erstmal bisschen trommeln, so dass auch alle herschauen.

Danke den schwarzen Blöcken, sie haben viel Leid erspart.

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Plutokratie ... — eener

bedenken ansprechen — valentin

@Schieri — Linienrichter

Linke Traumdeutungen — NomenestOmen