Thür.: Landesweiter Naziaktionstag am 9. Juni

JALArnstadt, AGGotha, AGSüdthüringen 10.06.2007 19:56 Themen: Antifa
Am Samstag, dem 9. Juni fanden in Thüringen im Rahmen der NPD-Mitgliederkampagne (AGST berichtete) in vielen Städten Aktionen von Neonazis statt. Wir berichten über zwei erfolgreich gestörte Naziveranstaltungen in Arnstadt und Gotha.
„Antikapitalistischer“ Aktionstag

In vielen Thüringer Landkreisen lagen für den 9. Juni Anmeldungen von Naziveranstaltungen vor. Unter vermeintlich antikapitalistischen und globalisierungskritischen Mottos führten Neofaschist_innen Kundgebungen, Infostände und Mahnwachen durch. Die pseudoantikapitalistischen Nazis nutzen die zeitliche Nähe zum gestern in Heiligendamm zu Ende gegangenen G-8-Gipfel um ihre Kritik am „Raubtierkapitalismus“ und „Globalisierungswahn“ unter die Leute zu bringen. In den Städten Arnstadt und Gotha blieben sie in ihrem Vorhaben nicht ungestört und so ist es Antifaschist_innen gelungen die stattgefundenen Kundgebungen zu stören und die Nazis am Propagieren zu behindern.

Fortsetzung eines Trauerspiels - Nazikundgebung in Arnstadt

Für organisierte Neonazis ist Arnstadt schon seit mehreren Jahren ein heißes Pflaster. Nicht weil es hier jemals möglich war Nazikundgebungen zu verhindern oder Aufmärsche zu stoppen. Arnstadt ist keine linke Hochburg und trotzdem mussten die Nazis immer mit dem Widerstand engagierter Menschen rechnen, die sich ihre Provokationen nicht gefallen ließen. So war nach Ausschreitungen am 20.11.2004 während einer Nazikundgebung das Demonstrieren für Neonazis nur noch im Polizeikessel möglich. Nazikundgebungen am 26.11.05 und am 04.03.06 glichen polizeilichen Sicherheitszonen. Das Ziel der Nazis, eine möglichst positive Außenwirkung zu erreichen, scheiterte. Auch durch das perverse Instrumentalisieren von Themen, wie Kinderschändung erhielten die Nazis keinen Zulauf und so wurde das Projekt eingestellt.
Naziaufmarsch Nummer 5 seit November 2004 fand vergangenen Samstag statt. Gegen 9 Uhr morgens versammelten sich etwa 25 Nazis aus Arnstadt und Erfurt im Westviertel (Parkplatz vor der Marienpassage). Anmelder war der Vorsitzende der JN-Erfurt Dominik Weinlich, sein Stellvertreter der in Arnstadt einschlägig bekannte Naziskin Enrico Hartung.

Antifa-Protest

Etwa 50-60 Antifaschist_innen setzen sich gegen 9 Uhr trotz kurzfristiger Mobilisierung (Termin wurde 2 Tage zuvor bekannt) vom Markt in Richtung Westviertel in Bewegung. Mit Transparenten, Fahnen, Parolen und einem Redebeitrag brachten sie ihr Anliegen zum Ausdruck. Gegen 9.15 Uhr erreichte die Demo die Nazikundgebung und störte von da an, wenn nicht lautstark, dann durch die aufgezogenen Polizeikräfte, die die Kundgebung nach außen völlig abschirmten. Im Gegensatz zu den vorangegangenen Kundgebungen fuhr die Polizei weniger Kräfte auf. Keine Hamburger Gitter, kein BFE (war wohl, wie zahlreiche Antifas, noch in Heiligendamm Wink ), lediglich eine Wagenburg in Richtung Westseite. Einige Antifaschist_innen nutzen die Möglichkeit und näherten sich der Nazikundgebung von der Ostseite bis auf wenige Meter. Weniger entspannt sahen das Polizeieinsatzleiter und Nazis, welche die Antifaschist_innen samt beigeführten Transparent als störend empfanden. Nach kurzen Rangeleien wurden die Nazigegner_innen wieder etwas abgedrängt. Nichtsdestotrotz konnte die Kundgebung weiterhin gestört werden. Den Reden von Patrick Wieschke (NPD-Landesgeschäftsführer) aus Eisenach und den musikalischen Ergüssen von Liedermacher Maximilian Lemke aus Jena konnten lediglich wenige Anwohner_innen folgen. Aus einem Wohnblock drang laut Musik: „Scheint die Sonne auch für Nazis“ von den Ärzten. Gegen 11 Uhr beendeten die Nazis ihre Kundgebung und führen mit Sack und Pack im Bus zur nächsten Station.

Infowache bzw. Mahnstand in Gotha

Um 10 Uhr begann in Gotha am Neumarkt eine NPD-Veranstaltung, die Merkmale von Mahnwache und Infostand aufwies. Über den genauen Charakter schienen sich die Nazis selbst nicht im Klaren. In Gotha fanden in den letzten Monaten fast wöchentlich Infostände statt, welche von der NPD organisiert wurden und dazu dienten die NPD im Bewusstsein der Bürger_innen als „volksnahe“ Alternative zu etablieren, so auch heute. Einem guten Dutzend lokaler, schweigender Neonazis, incl. Anmelder Sebastian Reiche (NPD-Kreisvorsitzender), einem Infostand und 4 schwarzen Fahnen standen 30-40 Nazigegner_innen gegenüber. Die spärlich vertretene Polizei schikanierte die Antifaschist_innen, indem sie z. B. gegen min. 2 Menschen Platzverweise aussprach und ein Transparent beschlagnahmte. Weitere Transparente durften nicht gehalten werden, konnten aber ausgebreitet auf den Boden gelegt werden. Nazipropaganda wurde mit zwei blauen Säcken teilweise wieder eingesammelt. Die Naziveranstaltung wurde durch Auftreten von Nazigegner_innen und Anwesenheit der Polizei diskreditiert, erhielt fast keinen Zulauf.
Kurz vor 13 Uhr packten die Nazis zusammen. Vier Naziskins, welche noch durch die Innenstadt liefen und Flyer verteilten attackierten zwei Antifaschist_innen. Die Polizei griff zunächst nicht ein, baute sich dann jedoch vor den laut protestierenden Antifaschist_innen auf. Kurz nach 13 Uhr verschwanden die Nazis mit Autos aus der Innenstadt. Während versucht wurde die Nazigegner_innen an der Abreise zu hindern.

Am gleichen Tag führte die NPD auch in Schmalkalden von 10 bis 14 Uhr einen Infostand durch, welcher von Hendrik Heller angemeldet wurde. Ein in Schleusingen angemeldeter Infostand der NPD wurde von den Veranstaltern gar nicht erst durchgeführt.
Im südthüringischen Hildburghausen fand bereits am vergangenen Donnerstag, den 07.06. ein von Tommy Frenck organisierter Infostand statt, an dem 10-15 Nazis teilnahmen.

Mitgliederkampagne geht weiter

Fast täglich findet in Thüringen irgendwo ein Nazistand oder eine Kundgebung durch die NPD statt. Auch kleinere Erfolge für Antifaschist_innen durch erfolgreiche Stör- und Blockieraktionen sollen und dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Kampagne der Nazis ihrem Aufwand nach erfolgversprechend ist. Weitere Kundgebungen und Infostände sind schon geplant. So plant die NPD zum Beispiel in Gotha am Montag, dem 25. Juni um 16.30 Uhr eine Kundgebung. Am 14. Juli findet in Erfurt vor der Staatskanzlei die zentrale Abschlusskundgebung der Kampagne statt.

Wir rufen auf:

Nazimüll einsammeln und entsorgen!
Naziaufmärsche überall stören, blockieren, sabotieren!
Where ever we walk: antifascist action is on!



Fotos 1-15 aus Arnstadt, Fotos 16-20 aus Gotha


Kontakt zu lokalen Antifa-Gruppen:

Junge Antifaschistische Linke Arnstadt [JALA] - jala@no-log.org
Antifaschistische Gruppe Gotha [AGGTH] - www.gotha-antifa.tk
Antifaschistische Gruppe Südthüringen [AGST] - www.agst.antifa.net
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Ergänzungen

Arnstadt: Brandanschlag auf P20

AGST 11.06.2007 - 04:28
Arnstadt: Brandanschlag auf alternatives Wohnprojekt

Am 3. Juni um 23.30 Uhr verübten unbekannte Täter einen Brandanschlag mit zwei Molotowcocktails auf das alternative Wohnprojekt P20. Ein Brandsatz flog durch eine Scheibe in ein bewohntes Zimmer, der andere flog gegen die Hauswand. Glücklicherweise explodierten die Cocktails nicht, so das niemand verletzt wurde.

In der P20 befindet sich der Infoladen Arnstadt. Im Infoladen Arnstadt arbeiten verschiedene politische Gruppen, er dient als Kommunikationsplattform und Anlaufpunkt für organisierte und unorganisierte Antifaschist_innen. Die Antifaschistische Gruppe Südthüringen hat momentan im Infoladen ihre Postanschrift.

Auch wenn der Polizei über den politischen Hintergrund der Tat, wie immer, nichts bekannt ist, so stellen wir die Motivation der Tat nicht in Frage. Dem Anschlag auf das alternative Wohnprojekt gingen unzählige Drohungen und Hassbekundungen voraus. Mehrfach wurde in der Nazizeitung Bürgerstimme, herausgegen u.a. von Patrick Wiedorn, gegen das Wohnprojekt gehetzt.

Der Anschlag war ein Angriff auf linke Strukturen, auf alternative Lebensweisen, auf die Freiheit, auf uns alle!

Infos zur P20: www.p20.info
Infos zum Infoladen: www.infoladen.de/arnstadt

pressebericht

leser 11.06.2007 - 10:04
Proteste gegen Kundgebung

Ein massives Polizeiaufgebot sorgte mit dafür, dass die Kundgebung und die Gegendemonstration am Sonnabend im Arnstädter West-Viertel ohne größere Zwischenfälle verliefen.
ARNSTADT. Nachdem der NPD-Landesverband für Sonnabend von 9 bis 11 Uhr auf dem Parkplatz zwischen Schiller- und Goethestraße eine Kundgebung mit 30 bis 40 Teilnehmern angemeldet hatte, rief die Linkspartei ab 8.30 Uhr zur Gegendemonstration auf. "Wir wollten den Neonazis entgegentreten, ihre rassistische, nationalistische und antisemitische Demagogie entlarven", so Stadtvorsitzende Sabine Berninger.
Die Polizeiinspektion Arnstadt-Ilmenau bereitete entsprechende Schritte vor. Es kamen rund 100 Beamte zum Einsatz. Die Polizei war mit knapp 20 Einsatzwagen angerückt und hatte den Raum rund um den Parkplatz abgesperrt. "Die Versammlungen der Parteien begannen planmäßig. Am Aufzug der Linkspartei.PDS nahmen etwa 50 Personen teil", heißt es in dem Polizeibericht. Der Veranstalter sprach von 60.
Die Teilnehmer des Protestmarsches gegen Rechts bewegten sich vom Marktplatz über Schönbrunnstraße und Eichsfelder Weg bis zur Schillerstraße, wo der Organisator bei einer Zwischenkundgebung den Zug auflöste. Danach nahmen etliche Personen an der Versammlung der NPD teil, neue kamen hinzu, um ihre entgegengesetzte Meinung öffentlich zu vertreten.

10.06.2007

Nazis auch in Weimar

Rong Cong 11.06.2007 - 11:32
Auch in Weimar trieben am 9. Juni Neonazis ihr Unwesen. So wurden ca. 5 Mitglieder der Kameradschaft Weimar, unter ihnen Martin Rühlemann, mit Schweinsmasken und einem Transparent in der Weimarer Fußgängerzone gesehen. Anscheinend handelte es sich um eine Blitzaktion, denn als einige Antifaschist_innen, die den spontanen Aufzug stören wollten, war von den Nazis nichts mehr zu sehen.

Martin Rühlemann, der führende Kopf der Kameradschaft Weimar, wurde in der vergangenen Woche in einer Gerichtsverhandlung wegen Beleidigung freigesprochen. Ihm wurde vorgeworfen auf der Hompeage der Kameradschaft Weimar und auf einem Flyer gegen Fritz Burschel, den ehemaligen Leiter der Weimarer Netzwerkstelle gegen Rechts, gegen Polizisten und Stadtpolitiker gehetzt zu haben. Das LKA war während seiner Ermittlungszeit nicht in der Lage gewesen nachzuweisen, dass Rühlemann der Urheber der Homepage ist und somit wurde er wegen mangelnden Beweisen freigesprochen. Nach der Gerichtsverhandlung errichteten Rühlemann und sein Gefolge mehr oder weniger spontan einen NPD-Infostand auf dem Bahnhofsvorplatz, der unweit vom Amtsgericht entfernt ist. Als die Polizei erschien wurde das Material jedoch relativ schnell wieder abgebaut und die Neonazis verließen den Bahnhofsvorplatz.

Jedoch hat die Weimarer NPD-Fraktion, deren Mitglieder mit denen Weimarer Kameradschaft angehend deckungsgleich sind, in den nächsten Wochen weitere Info-Stände angemeldet. So wird am Dienstag den 12.06. der braune Spuk in der Herbststraße vor dem Schwanseebad zu sehen sein, am 23.06. auf dem Goetheplatz und am 29.06. auf dem Marktplatz. Die Stände sind jeweils von 14 bis 16 Uhr angemeldet.

Auch hier gilt: Nazistände verhindern!

Auch in Heiligenstadt...

XXXXXXXXXXXXXXXXXXX 11.06.2007 - 12:50
Bericht und Fotos zur Kundgebung des neugegründeten NPD Ortsverbands am 9.6.2007 in Heiligenstadt:

 http://de.indymedia.org/2007/06/183697.shtml

Nächten SAMSTAG 16.07.2007 NPD-Kundgebung in Worbis (Nord-Thüringen) besuchen...

Auch im Eichsfeld erolgreicher Wiederstand

spymenneo 11.06.2007 - 14:00

weitere Termine, für Nordthüringen

Antifaschist aus der Region 12.06.2007 - 15:45
ebenfalls am 9. Juni fand ein Infostand in Bad Langensalza und einer in Nordhausen/Salza statt.

weitere Kundgebungen und Infostände sind angemeldet:

am 16.6. von 11-14 Uhr in Niedersachswerfen (5km von Nordhausen)ein Infostand
am 16.6. von 12.30-16 Uhr in Bleicherode eine Kundgebung
am 23.6. von 10.-13 Uhr in Ellrich eine Kundgebung
am 23.6. von 13.30-15 Uhr in Ilfeld eine Kundgebung
am 30.6. von 10-13 Uhr in Niedersachswerfen eine Kundgebung
am 30.6. von 13.30-16 in Nordhausen eine Kundgebung
am 7.7. von 13.30-15 Uhr in Bleicherode eine Kundgebung

der NPD KV NDH/KYF will es wissen. doch ob Patrick Weber (Vorsitzender des KV & Schatzmeister des NPD Landesverbands, Betreiber des germaniaversand.de)überhaupt Leute in den kleineren Städten mobilisieren kann ist fraglich. ist die aussenwirkung des hiesigen KV's doch wenig bis gar nicht vorhanden. es sind immer die gleichen, ca. 10Leute und ab und an ein paar möchtegern AutonomeNationlisten um Mike Fuhrmann [nw-versand.de],Phillip G.,Markus Schachtner, Alexander Lindemann, Gregor Appenrodt, Steffen Bethe und Markus Franke.

wer mehr wissen möchte, der/die kann sich bestimmt bei der AA NDH (örtliche Antifagruppe)informieren. setze mal deren mailadresse mit rein:  aa_ndh@gmx.de

korrektur

Antifaschist aus der Region 12.06.2007 - 15:57
ups, sorry.

in meinem ersten beitrag schrieb ich was von nem infostand in bad langensalza, das war nen verschreiber. ich meinte bad frankenhausen :-)

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jala — larifariklaus