HBS: Nazi-Übergriff auf Schauspieler-Ensemble

nonazisanywhere 10.06.2007 13:33
In Halberstadt kam es am Samstag Abend zu einem Übergriff von mindestens 8 Nazis auf Schauspieler des Nordharzer Städtebundtheaters. Mehrere der angegriffenen personen wurden schwerverletzt. Polizei verhält sich für Harzer Verhältnisse gewohnt skandalös.

Hier ein Augenzeugenbericht des Übergriffes:
Freitag, 08.06.2007, pünktlich um 20:00 Uhr begann die Premiere der 'Rocky Horror Show' im Harzer Bergtheater in Thale. Nach der überstandenen Vorstellung machte sich ein großer Teil des Ensembles auf den Weg zur Premierenfeier in das Restaurant 'Saloniki' (Kühlinger Straße) in Halberstadt [Anmerk.d.Autors: In der gleichen Straße existiert seit 5 Jahren der Naziladen "Ragnarök" der von der Stadt geduldet wird und immer wieder als Ausgangspunkt für gewalttätige Übergriffe dient]. Essen, Trinken, Essen .....irgendwann war es um 02:30 Uhr, die Gruppe auf ca. 12 Leute geschrumpft, wir beschlossen den Mitarbeitern der Gaststätte ihren Feierabend zu gönnen und machten uns auf den Weg zum 'Spucknapf'.
Der Türsteher verweigerte jedoch einer Person unserer Gruppe aufgrund des Aussehens bzw. der Kleidung den Zutritt, mit der Begründung er 'dürfe keine Punk's, Rechts-o. Linksradikale in das Lokal lassen'.

Nach einer kurzen Diskussion mit dem deutlich rechtsorientierten Türsteher entschlossen wir uns zu gehen. Entweder dürfen alle hinein oder es geht keiner! Wir blieben noch eine Weile vor dem Eingang, beobachtet von weiteren rechtsorientierten Gestalten und überquerten dann die Kreuzung. Auf der anderen Straßenseite ( Freifläche vor dem 'Clubhaus') überlegten wir nun wohin wir gehen sollten. Drei von uns waren schon auf Höhe der Theaterkasse, als plötzlich ca. 8-9 Neonazis von der Treppe des Clubhauses auf uns zustürmten.
Sie schlugen auf unsere 5 männlichen 'Begleiter' ein, bis sie verletzt und stark blutend auf der Erde lagen und sie mit dem Treten beginnen konnten. Wir riefen die Polizei, versuchten uns und die Verletzten in Sicherheit zu bringen, obwohl dies so gut wie unmöglich war, nach ca. 5-10 Minuten traf die Polizei ein. Die Neonazis spazierten in Gruppen von je zwei Mann langsam davon. Wir baten die Beamten zunächst höflich die Täter zu verfolgen, sie taten NICHTS. Sondern waren der Meinung sie müssen zuerst unsere Personalien aufnehmen. Nach weiteren Aufforderungen die Schläger zu verfolgen passierte trotzdem nichts! Die Neonazis sind vor den Augen der Polizei davon spaziert! Warum? Hatten 2 Beamte mit Dienstwaffen wirklich Angst vor 2 Neonazis, ohne Waffen??? Wohl kaum!!! Die Beamten kamen dann nach einiger Zeit auf die Idee einen (bzw. 2) Krankenwagen zu rufen.
Ca.03:15 Uhr trafen die Verletzten im Krankenhaus ein.

Währenddessen ließen die Beamten 4 weibliche und eine männliche Person am Ort des Geschehens zurück, ohne sich auch nur ein wenig dafür zu interessieren wie diese nach Haus kommen sollten (auf die Frage, ob sie uns denn begleiten oder fahren könnten, antworteten sie nicht).Zu fünft, kurz vor der nächsten Kreuzung (Harmoniestraße - 'Theaterdöner') sahen wir dort ca. 5 von den Schlägern stehen und laut Grölen. Wir riefen sofort die Polizei, nach genau 15 Minuten kamen die Beamten an! Natürlich waren die Neonazis verschwunden und wir durften uns Vorwürfe von den Beamten machen lassen: ' Warum haben Sie uns denn angerufen, hier ist doch niemand!'.

Einige Zeit später am Krankenhaus angekommen, warteten unsere Verletzten immer noch auf medizinische Versorgung. Es hieß es gäbe keine Notaufnahme, wir warteten ca. 1 Stunde auf der Station A1 bis der 1. versorgt wurde. Der letzte musste 2, 5 Stunden warten! Der Chefarzt kam erst gegen 6:00 Uhr an. Er erklärte uns, er sei aus Halberstadt aufgrund der Neonazis weggezogen und wir sollten es doch genauso machen! Herausgekommen sind : 1 aufgeplatzte Lippe + Prellungen und Abdrücke von Springerstiefeln am ganzen Körper, die im OP genäht werden musste, 1 gebrochenes Nasenbein + Prellungen, noch ein gebrochenes Nasenbein und ein verletztes Auge, Verletzungen der Unterkiefer, herausgeschlagene Schneidezähne........
und der seelische Schaden bei allen Beteiligten!

Nach ca. 3, 5 Stunden im Krankenhaus wurden die körperlich unversehrten zum Polizeirevier gefahren, immer noch mit teilweise blutverschmierter Kleidung. Dort warteten wir wieder ca., 5 Stunden bis mit der 1. Vernehmung begonnen wurde! Zum Teil vollkommen unfähige Beamten haben uns (je ca. 1-2 Stunden) vernommen, ohne Interesse an dem Fall zu zeigen! Im Gegenteil, teilweise ließ das Verhalten und die Äußerungen einiger Beamten nur einen Schluss zu : Sie heißen das Geschehene gut! (Dies gilt allerdings nicht für alle Beamten!)

Um 12:00 Uhr verließ dann auch die letzte Zeugin das Revier! Das Verhalten der Beamten wird einige Disziplinarverfahren zur Folge haben. Einen der Täter haben sie 'gefasst' und nach einer kurzen Befragung auf dem Revier wieder gehen lassen.
Aufgrund der vielen Verletzten musste die Vorstellung am Samstag in Thale abgesagt werden!

Noch vor kurzer Zeit habe ich gedacht, dass mir so etwas nie passieren würde, aber es kann jeden treffen und wir müssen endlich etwas gegen den Rechtsradikalismus tun! Es kann nicht sein, dass man sich in seiner Heimatstadt nicht mehr aus der eigenen Wohnung traut aus Angst vor irgendwelchen minderbemittelten Gestalten.

Deshalb bitte ich euch, schickt diese Mail an so viele Menschen wie möglich, damit allen klar wird, dass etwas getan werden muss! Vielleicht fügt ihr auch einfach noch eure eigenen Erfahrungen mit Rechtsradikalen hinzu...

Vielen Dank!
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Ergänzungen

Ist auch in Mainstreammedien

Tageschauer 10.06.2007 - 13:52
unter
 http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,,OID6903066_REF1,00.html
gibt es nen artikel drüber, der es sogar in den tagesschau newsticker geschafft hat. Soweit schonmal sehr gut! Leider werden darin keinerlei vorwürfe gegenüber den cops laut.
Wie auch immer: Allen eine Gute Besserung und nicht kleinkriegen lassen.

Auch im MDR

Pat 10.06.2007 - 15:33

Pressemitteilung von..

jungen AntifaschistInnen aus dem Harz 10.06.2007 - 16:16
Rechter Übergriff auf Schauspieler-Ensemble
In Halberstadt ist es abermals zu einem Übergriff von Neonazis gekommen, bei dem mehrere SchauspielerInnen des Nordharzer Städtebundtheaters verletzt wurden. Die Betroffenen kritisieren massiv das Verhalten der Polizei. Diese soll auch nach mehrmaliger Aufforderung ihrer Aufgabe zum Schutz der Opfer nicht nachgekommen sein und den Vorfall verharmlost haben.
Die rechte Szene in Halberstadt steht damit nicht das erste Mal in den bundesweiten Schlagzeilen. Die Pressesprecherin der Jugendantifa Harz, Anna Winkler, weist auf feste Strukturen und ein enormes Selbstbewusstsein hin, das durch das gesellschaftliche Klima in Halberstadt noch gefördert wird. „In Halberstadt und dem gesamten Harzkreis existiert eine aktive, organisierte Naziszene. Wer davor die Augen verschließt und zu einer „friedlichen Koexistenz“ aufruft, verschließt auch die Augen vor der Realität“, so Anna Winkler. „Wo Naziläden und Abschiebeknäste zum Alltag gehören, sind auch rechte Übergriffe traurige Normalität. Das Verhalten der Stadt und der Polizeidirektion Halberstadt grenzt hier an schierloser Ignoranz.“
Bereits mehrmals in der Vergangenheit machten antifaschistische Jugendliche auf die unerträgliche Situation in Halberstadt aufmerksam. Seit mittlerweile 4 Jahren existiert der Laden „Ragnarök“ in der Kühlingerstraße, der potentielle Kunden mit der neusten Mode der rechten Marke „Thor Steinar“ versorgt und neben Rechtsrock auch diverse andere Utensilien vertreibt. So sind auch Teleskop-Schlagstöcke offiziell an der Ladentheke erhältlich. Dieser Laden dient außerdem als Informationsquelle und Ausgangspunkt lokaler Nazistrukturen für Angriffe, Überfälle, Aufmärsche und sonstige Aktivitäten. Von hier aus griffen vermummte Neonazis am 01.10.07 eine antifaschistische Demonstration sowie das soziokulturelle Zentrum Zora mehrmals mit Flaschen und Steinen an. Auch die NPD-Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“ ist in Halberstadt aktiv. Diese riefen zuletzt am 31.03.07 zu Angriffen auf ein antifaschistisches Konzert im Soziokulturellen Zentrum Zora auf. Etwa 50 Nazis ließen den Worten Taten folgen.
Wir solidarisieren uns mit den Betroffenen und Verletzten des neusten rechten Übergriffes und weisen die Öffentlichkeit darauf hin, dass es sich hierbei nicht um Einzelfälle, sondern um Straßenterror mit Kontinuität handelt.

NoNazis

Halberstädter 10.06.2007 - 17:44
Auch als ich darüber mit andren leuten geschrieben habe(Hamburg) wussten sie von der unterstützung der deutschlandweiter kameradschaften und der NPD für die halberstädter faschoszene. Auch die teilweise unterstützung der bullen war bekannt...
Inzwischen wird auch über die vernachlässigungen der Bullen in den medien berichtet...

Kritische Masse für Google News

Pat 10.06.2007 - 18:06
Ich nochmal. Mittlerweile hat die Anzahl der Pressemeldungen die kritische Masse erreicht, dass man sich nun über Google News einen Überblick über die Berichterstattung machen kann:

 http://news.google.de/nwshp?ie=UTF-8&oe=UTF-8&hl=de&tab=wn&ncl=1104564071

Rechtsextreme überfallen Theaterensemble

Web.de 10.06.2007 - 18:33
Die Schauspieler wurden nach einer Premierenfeier auf offener Straße ohne erkennbaren Grund von einer Gruppe Rechtsradikaler angegriffen, wie die Polizei in Halberstadt und das Nordharzer Städtebundtheater mitteilten.

Einer der Angreifer, ein 22-jähriger Halberstädter, wurde von der Polizei in der Nähe des Tatortes festgenommen. Er war schon mehrfach wegen rechtsextremer Straftaten in Erscheinung getreten. Die sieben anderen Täter flohen.

Fünf Mitglieder des Ensembles wurden so schwer verletzt, dass sie ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Ein 21-Jähriger erlitt einen Nasenbeinbruch und war noch am Tag darauf in der Klinik. Wegen des vermuteten rechtsextremen Hintergrunds schaltete sich der Staatsschutz in die Ermittlungen ein.

Die Schauspieler gehörten dem Nordharzer Städtebundtheater an, das in der gesamten Region wirkt. Seine Hauptspielstätten sind Quedlinburg und Halberstadt. Am Freitagabend hatten sie am Stadttheater Halberstadt das Stück "The Rocky Horror Show" aufgeführt.

Die Chefdramaturgin des Theaters, Aud Merkel, sagte, die Rechtsextremen hätte mit blinder Brutalität agiert. Sie hätten die Schauspieler gezielt getreten und geschlagen, auch, als einige von ihnen bereits verletzt am Boden lagen.

Außerdem hätten sie mit Bierflaschen geworfen. Die Mitglieder des Ensembles stünden alle unter Schock, sie hätten Augenverletzungen und aufgeplatzte Lippen davongetragen, einigen seien Zähne ausgeschlagen worden. Eine für Samstagabend vorgesehene weitere Aufführung des Stückes wurde abgesagt.

Die angegriffenen Schauspieler erhoben nach Angaben der Chefdramaturgin Vorwürfe gegen die Polizei. Die Beamten seien am Tatort nur zögerlich gegen die Angreifer vorgegangen.

Auch auf Hinweise der Opfer, dass sich noch einige Täter in Sichtweite befänden, hätten sie nicht eingegriffen. "Dagegen werden die angegriffenen Schauspieler vorgehen", sagte Merkel. Es würden rechtliche Schritte eingeleitet.

Dresden vom 07.06.07

Antifa Dresden 10.06.2007 - 18:55
Neonazis attackieren dunkelhäutigen US-Studenten

Ein indischstämmiger Student aus den USA und sein deutscher Dozent sind in Dresden Opfer eines ausländerfeindlichen Angriffs geworden. Sie wurden von zwei deutschen Tätern verletzt, wie die Polizei berichtete. Der Vorfall passierte demnach bereits am Samstagabend.

Der 21-Jährige aus dem US-Staat Virginia war zusammen mit dem 35-jährigen Dozenten und drei Kommilitonen aus den USA in einen Bus eingestiegen. Dabei beschimpften ihn die Angreifer den Angaben zufolge. Während der Fahrt trat einer von ihnen den 21-Jährigen mit dem Fuß in die Brust. Er schlug auch den Dozenten, der eingreifen wollte, zu Boden und trat ihn, auch als er schon am Boden lag.

An der nächsten Haltestelle verließ die Studentengruppe laut Polizeibericht den Bus und flüchtete. Beim Aussteigen schlug der zweite Schläger dem 21-Jährigen ins Gesicht. Dem Dozenten gelang es schließlich, die Polizei über Notruf zu alarmieren. Eine sofort eingeleitete Fahndung nach den beiden 20 bis 30 Jahre alten Tatverdächtigen blieb jedoch ergebnislos. Die Polizei rief die Busfahrgäste auf, sich zu melden.

Die Amerikaner hätten Dresden Anfang der Woche wieder verlassen. Wegen des fremdenfeindlichen Hintergrunds hat das Dezernat Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen.

Mainstream die 2.

tagesschauer 10.06.2007 - 19:30
 http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,,OID6903066_REF1,00.html

tagesschau online hat inzwischen nachgebessert und bleibt duetlich näher an der hier erschienenen version. Anscheinend kriegen die Bullen jetzt von oben eins auf den Deckel.

unglaublich

asw 10.06.2007 - 19:42
Das Treten mit Stiefeln einer am Boden liegenden Person erfüllt nicht den Tatbestand der gefährlichen Körperverletzung, sondern des versuchten Totschalgs. Es gehört schon einges dazu, solche Leute wieder auf Freien Fuß zu lassen.

Die Menschen dort einfach zurück zu lassen hat deren Leben gefährdet.

Es muss dringend Dienstaufsichtsbeschwerden gegen alle beteiligeten Polizisten gestellt werden und gegen deren Vorgesetzte und deren Vorgesetzte. Man kann ja auch nicht mal mit gutem Willen von Unfähigkeit der Polizisten reden, da steckt schon einiges an Ideologie dahinter.

Mainstream

Pat 10.06.2007 - 19:49
Und noch ein Update:

Einen besseren Überblick bei Google News bekommt man zur Zeit, wenn man einfach nach "Halberstadt" sucht:

 http://news.google.de/news?ie=UTF-8&oe=UTF-8&hl=de&tab=wn&q=Halberstadt&btnG=Suche

Täterermittlung

deejay 10.06.2007 - 20:43
Die Täter dürften relativ einfach über ihre Handys zu ermitteln sein.

Hier in Berlin Neukölln gab es 2006 einen Mord an einen Polizisten.
Die Täter wurden laut Presseberichte auch durch ihre Handys ermittelt.

siehe:
 http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2006/0327/lokales/0018/index.html?group=berliner-zeitung;sgroup=;day=today;suchen=1;keywords=lieschied;search_in=archive;match=strict;author=;ressort=;von=2.2.2006;bis=;mark=lieschied

Es ist (auch nachhinein) ermittelbar, wer sich in diesem Tatbereich aufgehalten hat (zumindest, welche Handys).

Wie lange diese Daten gespeichert werden, ist unklar. Also schnell handeln.

Hilfe für die Opfer

Mobile Opferberatung 10.06.2007 - 22:32
Die Opfer des Überfalls erhalten Hilfe unter:

Mobile Beratung für Opfer rechtsextremer Gewalt in Sachsen-Anhalt
Tel. 0391 / 5446710
www.mobile-opferberatung.de




Polizisten werden die Täter persönlich kennen

dfghj 10.06.2007 - 22:53
In solchen Dörfern werden manche Nazis selbst Polizisten bzw. kennen sich Nazis und die wenigen nicht Nazi-Polizisten noch von der Schule oder dem Fitness-Center. Es ist davon auszugehen, daß die Polzisten die Täter persönlich gut kennen und einfach keine Lust hatten, ihre Kumpels in den Knast zu stecken. Insofern sollte auch gegen die Polizisten ermittelt werden.

Ermittlungserfolg !!

Headhunter 10.06.2007 - 22:54
Wie heute. am Sonntag, den 10.06.2007 um 22:50.00, Herr Wagner, der Pressesprecher der Polizeidirektion Halberstadt, mitteilte, ist ein Verdächtiger festgenommen worden, in der Hoffnung die restlichen 7 Verdächtigen dingfest zu nehmen!

Halleluja, wir kommen im Auftrag des Herrn!

Frechheit

AntiFa 11.06.2007 - 12:14
dpa heute morgen:
11.06.2007, 10:17 Uhr
Ein Täter nach Neonazi-Überfall in Halberstadt festgenommen
Halberstadt (dpa) - Nach dem Neonazi-Überfall auf eine Theatergruppe in Halberstadt ist der erste der acht mutmaßlichen Täter festgenommen worden. Wie ein Polizeisprecher sagte, konnten die Beamten den 22-Jährigen am Sonntagabend stellen. Bei dem Mann handele es sich um einen einschlägig vorbestraften Rechtsextremen. Er war am frühen Samstagmorgen zum Tatort zurückgekehrt, wurde aber auf Grund eines Polizeifehlers wieder freigelassen. Er soll nun dem Haftrichter vorgeführt werden.

Das als Polizeifehler zu bezeichnen ist echt schon frech... aber scheinbar normal!

dringend guten Rechtsbestand suchen

Jurastudent 11.06.2007 - 12:36
allen Betroffenen ist dringend zu raten sich einen Rechtsbeistand zu suchen. Wenn dies vor Ort nicht mgl. sein sollte, es sind die linken + guten Anwälte ja nun nicht gerade dicht gestreut, dann eben über die Rote Hilfe den nächsten Ermittlungsausschuß oder die RAV hilfe suchen.

Versucht festzustellen wer die Beamten waren die am tatort vor Ort waren. Ebenso die vernehmenden Beamten. Gegen erstere ist nicht nur eine Dienstaufsichtsbeschwerde in Betracht zu ziehen, sondern auch eine Strafanzeige wegen Strafvereitelung im Amt (§ 258a StGB), welcher sie sich schuldig gemacht haben könnten. Wirklich helfen kann euch dabei aber nur ein/e Anwalt/Anwältin.

Darüber hinaus ist tatsächlich zu befürchten, das sich Täter und Polizisten kennen, das ist in solchen kleinen Nestern leider oft so.

Laßt euch nicht mit irgend welchen fadenscheinigen Presseerklärungen abspeisen. Veröffentlicht die Entwicklungen des Falles weiterhin und macht Druck auf die Polizei und die Politik. Geht auf Politiker der Linken zu , damit diese Druck machen in den Kommunalvertretungen und im Landtag...

Laßt Euch nicht unter kriegen. Auch wenns heute noch weh tut, das meiste wird heilen. Gute Besserung an alle Verletzten und Kopf hoch und nicht die Hände an alle Betroffenen vor Ort. Spielt weiter !!!

Kampf den Nazistrukturen

Offener Brief

soeren 11.06.2007 - 15:37
Offener Brief der Bundestagsabgeordneten Undine Kurth (Grüne), an die Halberstädter Polizeipräsidentin (vom 11.06.07):

Sehr geehrte Frau Marschalk,
mit Fassungslosigkeit habe ich den Bericht des Intendanten des Nordharzer Städtebundtheaters über den
Übergriff Rechtsextremer auf Mitarbeiter des Theaters zur Kenntnis genommen. Wieder ein Wochenende mit
rechter Gewalt im Vorharz.
Diese Vorkommnisse veranlassen mich, Sie zu fragen, ob meine Wahrnehmung, dass die Rechtsextremen ihre
Aktivitäten im Landkreis Harz zur Zeit wesentlich verstärken und die Straftaten Rechtsgerichteter deutlich
zunehmen, richtig ist.
Im Verbund mit den Bürgerinitiativen in Wernigerode, Halberstadt und Quedlinburg beziehen BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN gegen faschistisches und rechtsextremes Gedankengut und dessen „Sichtbarmachung“ entschieden
Stellung.
Es scheint aber, dass unsere Erfolge bescheiden ausfallen angesichts der Dreistigkeit, mit der die Neonazis
auftreten. Mich interessiert, was aus Ihrer Sicht getan wird, um das Engagement gegen Rechts effektiver werden
zu lassen.
Betroffene des jüngsten Übergriffes auf die Mitarbeiter des Theaters haben mir gegenüber ihr Unverständnis über
das Verhalten der Polizei zum Ausdruck gebracht. Sie hatten den Eindruck, dass die Aktivitäten der Beamten
sich vielmehr auf die Angegriffenen, als auf die sich noch in der Nähe des Tatortes aufhaltenden Täter
konzentrierten. Solche Erfahrungen schaffen Unsicherheit, die von den Rechtsextremisten angestrebt und gewollt
wird. Aber solche Unsicherheit darf nicht Raum greifen.
Neben der Auswertung der Fehler der notwendigen Konsequenzen daraus, möchte ich Sie dringend bitten, zu
prüfen, welche Maßnahmen sinnvoll sind, das Vertrauen in der Bevölkerung wieder herzustellen, vor
gewalttätigen rechtsgerichteten Gruppen zuverlässig geschützt zu sein. Dies ist umso dringlicher, weil davon
auszugehen ist, dass das rechtsextreme Gewaltpotenzial gegen anders Denkende und anders Aussehende sich
nicht verringern wird.
Mit freundlichen Grüßen
Undine Kurth

[redok] berichtet

[redok]_Leserin 11.06.2007 - 20:47
"Eine Mehrzahl von Fehlleistungen" ->  http://www.redok.de/content/view/714/38/ (11.06.2007)

Haben die Bullen einfach nur Angst?

odi22 12.06.2007 - 01:18
Ich hab hier ne Menge gelesen und muss mich nun äußern.

1. Halberstadt ist kein Dorf oder ähnliches. Halberstadt hat ca. 40000 Einwohner und ist ab dem 1.7.07. Kreisstadt des größten Landkreises der Bundesrepublik Deutschland und daher auch nicht unbedingt unbedeutend in der politischen Landschaft diese Staates.

2. ob sich Täter und Polizanten persönlich kennen glaub ich kaum. Es ist wohl eher zu befürchten, das unsere Ordnungshüter einfach nur Angst haben.
Wenn man sich einige Gestalten unserer Ordnungsmacht mal bei Tageslicht betrachtet, weis man wie es um die Sicherheit in unserer Stadt bestellt ist. Sie wurden schon zu DDR Zeiten nicht für voll genommen und heute ist es nicht minder schlimmer. Sicher gilt dies nicht für alle Beamten.

3. wenn sich die Rechten mit brutalen Übergriffen zu Wort melden ist dies nich mehr oder weniger zu verurteilen als linke Gewaltausbrüche.

4. Halberstadt ist Bunt, nicht Braun! dies war der Slogan unter dem tausende aus Halberstadt und Umgebung am 22.4.2006 auf die Strasse gegangen sind um gegen einen Naziaufmarsch in HBS zu demonstrieren. Eigens zu diesem Thema wurde eine Homepage geschaltet.
Um auch meinen Beitrag zu leisten, bot ich damals an den nötigen Webspace auf Dauer bereitzustellen und zu finanzieren. Bis heute habe ich keine Antwort erhalten. Die Seite, gehostet auf dem Server der SPD Halberstadt, ist nicht mehr erreichbar.
Eine Demo mit einem Sicherheitsaufwand von über 1000 in grün verkleideten Beamten, auch Polizisten genannt, ist scheinbar schneller in Vergessenheit geraten als es jedem Beteiligten, mal abgesehen von der NPD, lieb sein dürfte.
Heute schreien unsere gewählten Volksverräter laut auf wenn die Nazis wieder mal zuschlagen, doch was haben sie in dem vergangenen Jahr auf diesem Gebiet getan?
NICHTS!!!


Wenn ich ehrlich bin, kann ich diese Polizisten irgendwie sogar verstehen.
Da liegen 5 Verletzte am Boden und gegenüber gröhlen die Täter. Ob nun Dienstwaffe oder nicht.
Der Türsteher des Spuknapf und auch einige scheinbar Unbeteiligte der Kneipe sahen sehlenruhig zu als die Theatergruppe überfallen und brutal zusammengeschlagen wurde.
Geschuldet der Tatsache das wesentlich zu wenige Beamte vor Ort gewesen sind ist davon auszugehen das unsere Ordnungshüter einfach die Hose voll hatten.
Unsere Polizanten kontrollieren lieber Verkehrssünder und gehen jedem eventuellen gewaltätigem Stress aus dem Weg.

Naziladen während einer AntiNazi Demo

odi22 12.06.2007 - 01:41
Zitat: [Anmerk.d.Autors: In der gleichen Straße existiert seit 5 Jahren der Naziladen "Ragnarök" der von der Stadt geduldet wird und immer wieder als Ausgangspunkt für gewalttätige Übergriffe dient].

Am 22.04.2006, während der AntiNaziDemo stellten sich die Betreiber dieses Ladens als harmlos dar und schmückten ihr Schaufenster mit vielen bunten Luftballons und Papierschlangen etc.
Wenn man heute beobachtet, das dort Mütter für ihre Kleinkinder Klamotten suchen, wird einem schlecht.

Ergänzung und Frage

Paule 12.06.2007 - 10:21

Zunächst einmal gute Besserung an alle Verletzten.

Es wird sich hier so darüber empört, dass einer der Verdächtigen oder bereits Beschuldigten nach Personalienfeststellung und Aussage wieder entlassen wurde. Aus rechtlicher Sicht ist es nicht so einfach jemanden in U-Haft zu nehmen. Man braucht einen Haftgrund. Und wenn der Mann einen festen Wohnsitz in der Bundesrepublik hat (Stichwort: ladungsfähige Anschrift), familiär eingebunden und gefestigt ist, einer Arbeit nachgeht und auch sonst eine Flucht nicht zu erwarten ist, dann gibt es eben keinen Haftgrund und man kann den Mann nicht festhalten. Das hat nichts mit Kameraderie oder unzulässiger Milde gegenüber Rechten zutun.

Paule

weitere berichte, der presse

search and work with it 12.06.2007 - 17:06

Empörung über Polizei nach Nazi-Überfall

Nach der Attacke auf eine Theatergruppe in Halberstadt hatte die Polizei einen der mutmaßlichen Täter bereits überprüft - dann aber laufen lassen. Jetzt wurde der einschlägig Vorbestrafte gefasst.

Nach dem brutalen Neonazi-Überfall auf ein Theaterensemble in Halberstadt ist der erste von acht mutmaßlichen Schläger festgenommen worden. Wie ein Polizeisprecher aus Sachsen-Anhalt am Montag sagte, stellten die Beamten den 22-Jährigen am Sonntagabend.

Bei dem Mann handele es sich um den einschlägig vorbestraften Rechtsextremen. E sei zwar am frühen Samstagmorgen zum Tatort zurückgekehrt, aber auf Grund eines Polizeifehlers wieder freigelassen worden. Er werde dem Haftrichter vorgeführt.

Fünf Mitglieder krankenhausreif geschlagen

Die Opfer kritisierten die Polizei deswegen scharf: Sie werfen den Beamten vor, sich zu lang mit ihren Personalien befasst zu haben, statt die noch anwesenden Täter zu stellen. Sie wollen eine Dienstaufsichtsbeschwerde einreichen. Nach den sieben übrigen Schlägern wird weiterhin gefahndet.

Bei der Attacke waren fünf der insgesamt 14 Ensemble- Mitglieder des Nordharzer Städtebundtheaters brutal verprügelt worden. Die Opfer im Alter von 19 bis 32 Jahren erlitten Rippen- und Kieferverletzungen, Nasenbeinbrüche und Augenverletzungen. (dpa)

 http://www.netzeitung.de/deutschland/670511.html
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Rechte prügeln Theaterensemble krankenhausreif

Anlass der Attacke von Halberstadt war wohl der Punk-Schnitt eines Darstellers der «Rocky Horror Show». Die Polizei ließ einen der Tatverdächtigen wieder laufen.

Ein rechtsextremer Schlägertrupp hat Ensemblemitglieder des Nordharzer Städtebundtheaters in Halberstadt in Sachsen-Anhalt verprügelt. Fünf der insgesamt 14 Tänzer, Musiker und Statisten erlitten dabei teils schwere Verletzungen. Die 19 bis 32 Jahre alten Opfer kamen mit ausgeschlagenen Zähnen sowie Augen-, Gesichts- und anderen Verletzungen in ein Krankenhaus. Am Sonntagnachmittag lag ein Opfer mit gebrochener Nase noch in der Klinik, teilten Polizei und Theater mit.

Die Polizei konnte zunächst einen der acht Verdächtigen namentlich ermitteln. Er sei schon mehrfach wegen rechtsextremistischer Straftaten und Körperverletzung in Erscheinung getreten, hieß es bei der Polizei.

Sachsen-Anhalts Innenstaatssekretär Rüdiger Erben (SPD) räumte Fehler der Polizei ein. So sei der mutmaßliche Haupttäter zum Tatort zurückgekehrt, Opfer hätten ihn dort erkannt. «Der Mann ist dann von Polizisten überprüft, aber vor Feststellung seiner Vorstrafen wieder entlassen worden», sagte Erben der in Halle erscheinenden «Mitteldeutschen Zeitung». Warum das passiert sei, sei völlig unverständlich.

Die Opfer des Überfalls gehören zur Crew des Musicals «Rocky Horror Show», das am Freitagabend im Harzer Bergtheater Thale Premiere feierte. Die am Samstagabend in Thale geplante zweite Vorstellung der «Rocky Horror Show» musste ausfallen.

Am Sonntag wollte das Ensemble planmäßig weiterspielen. In Halberstadt, einer rund 40.000 Einwohner zählenden Stadt am Fuße des Harzes, kommt es seit Jahren immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen unter Beteiligung von Rechtsradikalen. (dpa)

 http://www.netzeitung.de/deutschland/670311.html
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"Eine Mehrzahl von Fehlleistungen"

Halberstadt. Erst über zwei Tage nach dem Überfall von mutmaßlichen Neonazis auf eine Theatergruppe gesteht die Polizei nunmehr "Fehlleistungen" ihrerseits ein. Der hauptverdächtige Neonazi-Schläger sitzt mittlerweile in Haft.

Immerhin seien die ersten Beamten eine Minute nach ihrer Alarmierung am frühen Morgen des 9. Juni am Tatort gewesen, betonte Halberstadts Polizeipräsidentin Christiane Marschalk. Nach einem Augenzeugen-Bericht auf indymedia ist die Polizei allerdings erst nach fünf bis zehn Minuten eingetroffen. Der weitere Einsatz jedenfalls, so Marschalk heute gegenüber der Nachrichtenagentur dpa, "war geprägt von einer Mehrzahl von Fehlleistungen".

So hatte die Polizei nach dem brutalen Überfall zwar die Personalien des mutmaßlichen 22-jährigen Haupttäters überprüft, sich aber mit ihm zunächst nicht weiter befasst. Der junge Mann ist unter anderem wegen des Verwendens von Symbolen verfassungsfeindlicher Organisationen, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und Körperverletzung vorbestraft. Nach Informationen der Volksstimme aus Magdeburg handelt es sich bei besagtem 22-jährigen um Christian E., "einen polizeibekannten Halberstädter Neonazi". Mithin befindet Polizeipräsidentin Marschalk im Nachgang der Ereignisse, dass "der hinlänglich bekannte Haupttäter hätte festgenommen werden müssen".

Der für die Ermittlungspanne zuständige Dienstgruppenleiter ist mittlerweile versetzt und von seinen Aufgaben entbunden worden. Gut 40 Stunden nach der Tat wurde der Hauptverdächtige dann nach doch noch polizeilichen Fahndungsmaßnahmen gefasst. Einem Bericht der Nachrichtenagentur ddp zufolge allerdings habe der 22-Jährige "sich selbst gestellt". Nach den übrigen sieben Schlägern wird weiterhin "gesucht" (dpa). Entsprechende Ermittlungen durch den Staatsschutz werden fortgesetzt. Die Überfallopfer vom Ensemble des Nordharzer Städtebundtheaters werfen der Polizei zudem vor, diese hätte sich zu lange mit ihren Personalien befasst, statt die insgesamt acht Täter dingfest zu machen, die sich nach dem Überfall "zumindest teilweise noch in der Nähe des Tatortes aufgehalten" hätten.

Bei dem Überfall am frühen Samstagmorgen waren in Halberstadt fünf der Ensemblemitglieder aus Sachsen-Anhalt nach einer Premierenfeier zur "Rocky Horror Show" brutal zusammengeschlagen worden. Dabei erlitten die 19- bis 32-jährigen Opfer Rippen- und Kieferverletzungen, Nasenbeinbrüche und Augenverletzungen. Berichten zufolge hätten vor Ort anwesende Passanten den überfallenen Theaterleuten nicht gegen die Schläger beigestanden.

Quelle: www.redok.de/content/view/714/38/
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11.06.2007 20:07 Uhr Drucken | Versenden | Kontakt
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Neonazi-Attacke in Halberstadt
Schatten der Gleichgültigkeit
Rechtsextremisten verprügelten in Sachsen-Anhalt eine Theatertruppe - Schaulustige beobachteten die Szene, und die Polizei griff nur halbherzig durch. Nun hat sie Fehler eingeräumt.
Von Arne Boecker

Wegen ihres zögerlichen Verhaltens nach einem Neonazi-Überfall gerät die Polizeidirektion Halberstadt immer stärker in die Kritik. Zunächst hatte die Theatergruppe, die am Samstagmorgen um 3 Uhr auf offener Straße verprügelt und misshandelt worden ist, den Vorwurf erhoben, Polizisten seien in der Tatnacht zu lasch aufgetreten.

Am Montag räumte auch das Innenministerium des Landes Sachsen-Anhalt ein, dass es bei dem Polizeieinsatz eine Panne gegeben hat. "Ich teile den Zorn der Opfer", sagte Minister Holger Hövelmann (SPD) am Montag. Fünf Schauspieler, Musiker und Tänzer hatten bei der Attacke Knochenbrüche, Platzwunden und Prellungen erlitten.

Der zuständige Dienstgruppenleiter wurde von seiner Position entbunden. "Der Einsatz war geprägt von einer Mehrzahl von Fehlleistungen", sagte Polizeipräsidentin Christiane Marschalk.

Die ersten Beamten seien eine Minute nach Alarmierung vor Ort gewesen. Sie hätten die Situation dort als "unübersichtlich" empfunden und nach eigenen Aussagen unterschätzt, sagte Marschalk. "Der hinlänglich bekannte Haupttäter hätte festgenommen werden müssen." Die Beamten nahmen lediglich Personalien des 22-jährigen Tatverdächtigen aus Halberstadt auf und ließen ihn laufen.

Vorstrafen wegen rechtsextremer Taten

Das Vorstrafenregister des jungen Mannes enthält Einträge wegen rechtsextremistischer Straftaten, Körperverletzung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Ein "weiteres Festhalten" sei "möglich und sachgerecht gewesen", sagte Innenminister Hövelmann. Er betonte allerdings, dass "weitere Ermittlungen zu keinem Zeitpunkt in Frage gestanden" hätten.

Der Innenminister ordnete an, den Fall intern zu untersuchen. "Entsetzt" von der Brutalität der Gewalttäter forderte Hövelmann alle Polizisten auf, "keinerlei Toleranz" gegenüber dem "rechten Mob" zu zeigen. Er wünsche sich "ein Klima des Vertrauens zur Polizei", ergänzte Hövelmann. Wieder einmal hätten Schaulustige dabeigestanden, als die Neonazis losschlugen. Dieser "Schatten der Gleichgültigkeit", so Hövelmann, müsse vertrieben werden.

Am Sonntagabend hatte die Polizei den 22-jährigen Verdächtigen dann doch verhaftet. Er legte ein Geständnis ab, weigert sich jedoch, die Namen seiner Komplizen zu nennen. Aud Merkel, Dramaturgin am Nordharzer Städtebundtheater, begrüßt, dass Polizei und Politik "inzwischen anerkennen, dass meine Kollegen mit ihrer Kritik richtig gelegen haben". Die 14 Ensemblemitglieder des Theaters, die am Samstag überfallen wurden, haben Dienstaufsichtsbeschwerden gegen die eingesetzten Polizisten erhoben.

Zusammen mit den Nachbarstädten Wernigerode und Quedlinburg gilt Halberstadt seit langem als Brutstätte der Neonazis. Bis vor zwei Jahren hatte es in Wernigerode eine Kameradschaft gegeben, die sich "Aktionsfront" nannte. Als sie vom Innenministerium verboten wurde, ging daraus ein "Stützpunkt" der Jungen Nationaldemokraten (JN) hervor, die als NPD-Nachwuchs gelten.

"Wir beobachten hier dasselbe Phänomen wie in vielen ostdeutschen Städten und Dörfern", sagt Mario Schieck von der Mobilen Beratung für Opfer rechter Gewalt in Halberstadt. "Die Kameradschaften lösen sich auf, und die Neonazis treten in die NPD ein."

"Keine festgefügten rechtsextremistischen Strukturen"

Ein Sprecher der Halberstädter Polizei hatte am Sonntag der Süddeutschen Zeitung gesagt, dass es in Halberstadt "keine festgefügten rechtsextremistischen Strukturen" gebe. Die meisten Straftaten resultierten aus Saufgelagen. Mario Schieck will das so nicht gelten lassen, bestätigt aber, dass es neben den organisierten auch unorganisierte Rechtsextremisten gibt.

Als "besonders schlimm" bezeichnet es Schieck, dass "sehr viele sehr junge Neonazis mit stolzgeschwellter Brust durch die Stadt laufen, ohne dass jemand Anstoß daran nimmt". Er hat bis zu zwanzig Mann starke Gruppen beobachtet. Von der Spitze der Polizeidirektion werde seine Beratungseinrichtung ernstgenommen und unterstützt, sagt Schieck.

"Aber ob unsere Ideen beim normalen Polizeibeamten ankommen, steht auf einem anderen Blatt." Nun werden sich die verletzten Schauspieler mit den Fachleuten von der Mobilen Beratung zusammensetzen, um das weitere Vorgehen zu beraten.

Halberstadt kein "Nazi-Nest"

Theater-Dramaturgin Aud Merkel legt Wert auf die Feststellung, dass man Halberstadt nicht darauf reduzieren dürfe, ein Nazi-Nest zu sein. Sie verweist auf das Bürgertum, dem sich nicht zuletzt der Theaterbund der beiden Städte Halberstadt und Quedlinburg verdankt. Zudem gibt es einen Ableger der Potsdamer Moses-Mendelssohn-Akademie in Halberstadt.

Die Akademie hat sich dem Erhalt jüdische Kultur und Geschichte verschrieben. Auch wenn der vergangene Samstag dagegen spreche, bleibe sie bei ihrer Einschätzung, dass "Halberstadt eigentlich eine kultivierte Stadt ist", sagt Aud Merkel. Sachsen-Anhalt ist allerdings das Bundesland mit den meisten rechtsextremistischen Straftaten pro Einwohner in Deutschland.

Immer wieder haben Neonazis hier mit Untaten Aufsehen erregt, zuletzt mit der Verbrennung eines Anne-Frank-Tagebuchs in Pretzien. In Halberstadt hatte die Neonazis niemand provoziert - trotzdem schlugen sie mit aller Kraft zu. Noch am Montag sind auf der Spiegelstraße die Flecken zu erkennen, die das Blut der Opfer geformt hat.

Die Theatertruppe scheint den Schwarzgekleideten einfach zu bunt und zu fröhlich gewesen zu sein. Sie hatte im Nachbarort gerade die Premiere der "Rocky Horror Show" gegeben. Einer trug noch den punkigen Irokesen-Schnitt auf dem Kopf, den die Rolle verlangte. Hass auf das Andere: Derselbe Antrieb muss auch hinter einem Vorfall im April stecken.

Weil kein Blut floss, schaffte er es lediglich in die Lokalzeitungen. Ein junger Mann in schwarzer Bomberjacke hatte einem Mädchen, das nach dem Musikunterricht auf den Bus wartete, das Cello weggenommen. Er zertrat das Instrument in tausend Teile und spazierte weiter. Der Tatort liegt in der Spiegelstraße. An derselben Stelle wüteten jetzt die Neonazis.

(SZ vom 12.06.2007)
 http://www.sueddeutsche.de/panorama/artikel/88/117957/
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Standort: MDR.DE | Sachsen-Anhalt
Neonazi-Überfall in Halberstadt
Polizei räumt "Fehler und Pannen" ein

Nach dem Überfall rechtsextremistischer Schläger auf eine Theatergruppe in Halberstadt hat die Polizei "Fehler und Pannen" eingeräumt. "Der Einsatz war geprägt von einer Mehrzahl von Fehlleistungen", sagte Halberstadts Polizeipräsidentin Christiane Marschalk am Montag. Der zuständige Dienstgruppenleiter sei von seiner Position entbunden worden.

Im Deutschlandfunk sagte die Polizeichefin, es seien interne Ermittlungen eingeleitet, die auch zu disziplinarrechtlichen Schritten führen könnten. Marschalk sagte, es gebe für sie bisher keine schlüssige Begründung, warum der Hauptverdächtige nicht schon am Tatabend festgenommen wurde. Der 22 Jahre alte Neonazi ist wegen Körperverletzung und der Verwendung von Symbolen verfassungsfeindlicher Organisationen vorbestraft.

Nur Personalien geprüft
Der mutmaßliche Haupttäter soll in der Nacht zum Sonnabend mit sieben weiteren Schlägern einige der 14 Mitglieder des Nordharzer Städtebundtheaters angegriffen haben, die nach einer Premiere in Thale in einer Halberstädter Gaststätte gefeiert hatten.

Der Mann wurde schließlich am Sonntagabend festgenommen, Haftbefehl erging am Montag. Nach dem Überfall jedoch hatte die Polizei seine Personalien überprüft, ihn zunächst aber wieder laufen lassen. Die 19 bis 32 Jahre alten Opfer mussten mit Prellungen, Blutergüssen, Schürfwunden und einer Nasenbeinfraktur ins Krankenhaus. Drei von ihnen konnten die Klinik inzwischen wieder verlassen. Nach den sieben mutmaßlichen Mittätern wird gefahndet. Der Staatsschutz ermittelt.

Die Opfer werfen der Polizei vor, zu lange die Personalien der Schauspieler aufgenommen zu haben, während die Täter unbehelligt hätten fliehen können. Sie wollen eine Dienstaufsichtsbeschwerde einreichen. Innenminister Holger Hövelmann (SPD) erklärte, der Vorfall werde nicht nur in der Polizeidirektion Halberstadt, sondern in der gesamten Polizei Sachsen-Anhalts ausgewertet: "Wir brauchen ein Klima des Vertrauens zu unserer Polizei."
 http://www.mdr.de/sachsen-anhalt/4584967.html
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Aktuelle Nachrichten
12.06.2007 | 15:30 Uhr
Haupttäter von Halberstadt stand unter Bewährung

Nach dem Neonazi-Überfall auf Künstler in Halberstadt sind weitere Einzelheiten zu den Polizeipannen bekannt geworden. Oberstaatsanwalt Roggenbuck bestätigte, dass der vorbestrafte Hauptverdächtige unter Bewährung gestanden habe. Der 22-Jährige sei im vergangenen Jahr wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte zu einer Jugendstrafe auf Bewährung verurteilt worden. Die Polizei hätte bei der Kontrolle des Verdächtigen sofort erkennen können, dass es sich um einen Gewalttäter handelte. Seit gestern befindet sich der Mann in Haft. Bei dem Angriff waren 5 Künstler auf offener Straße verprügelt worden.
 http://www.mdr.de/mdr1-radio-sachsen-anhalt/4478927.html#1
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Halberstadt setzt Zeichen gegen rechte Gewalt

odi22 12.06.2007 - 20:14
soeben auf MDR.de gefunden.

Ich hab leider nur noch die Auflösungserscheinungen mitbekommen.

In Halberstadt haben hunderte Menschen ein Zeichen gegen rechte Gewalt gesetzt. Jugendliche, Künstler und Bürger versammelten sich an der Stelle, wo am Samstag Ensemble-Mitglieder des Theaters von Rechtsradikalen zusammengeschlagen worden sind. An Passanten und Autofahrer wurden Handzettel verteilt, auf denen zu Zivilcourage aufgerufen wurde. Unter den Demonstranten war auch Oberbürgermeister Henke. Im Theater Halberstadt wird am Abend noch auf einer Podiumsdiskussion über den Überfall gesprochen.

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