G8: der Pop-Gipfel!

endlich zu Ende 09.06.2007 00:09
In Heiligendamm fand der G8-Gipfel als eine Veranstaltung statt, bei der wirklich alle mitmachen dürften: Politiker, Bullen, NGOs, Demonstranten. Party-Protest paarte sich mit Pop-Demonstranten und Pop-Musikern, männliche & weibliche Pink -& Silver kasperten vor einem hochgerüsteten Polizeistaat. Die totale Medienoffensive der staatlichen und kapitalistischen Medien hielt alles unter Kontrolle, und auch die alternativen Medien machten brav mit.
Staatliche Organisation, Demo-Organsiation & Demo-Friedfertigkeit und schönes Wetter sorgten dafür, daß sich fast alle mit Wohlgefühl nach Hause verabschieden konnten, doch nur selten ist die Welt auch danach so sehr dieselbe geblieben, wie nach dem Pop-Gipfel von Schein-Heiligendamm.
Pop regiert!
Wenn sich die hungernden Schwarz-Afrikaner, die Menschen in dem vom Klimawandel besonders bedrohten Regionen und die AIDS-Kranken Afrikas sich die Bilder von Heiligendamm ansehen können und sich auch die Bilder der demokratischen Proteste gegen den Gipfel der NATO-6, Japans & Rußlands im Fernsehen angucken können, dann wird sie wohl der Gefühl beschleichen, daß sie sich besser ganz auf ihre eigene Kraft verlassen sollten, wenn sie für sich und ihre Kinder noch eine Zukunft haben wollen.
Denn sonst wird Afrika mit seinen armen Menschen, wie zur Zeit des berüchtigten Dreieckhandels, der Sklaverei und des Kolonialismus zu einem machtlosen und herrenlosen Kontinent - zur Beute!

Wenn die Hungernden Afrikas sehen, das ihr Hunger für viele Europäer nur angenehmer Anlaß ist, ein verbilligtes Rock-Konzert zu besuchen, in der Sonne vor Heiligendamm grüppchenweise Spaziergänge zu veranstalten, für rasante Motorbootfahrten oder um als Pink & Silver mit der aufgefahrenen Polizeimacht fröhlich zu puscheln, zu kuscheln und laut "Juhu! Juhu!" zu kreischen, werden sie sich wohl die Armen Afrikas noch hilfloser und ausgelieferter fühlen.
Wenn die Hungernden und Verdammten dieser Erde sehen, daß vor dem Zaun von Heiligendamm ihre Interessen von einer Armee von gutgelaunten Clowns vertreten wird, die vor der Staatsmacht den Affenkasper macht und von trommelnden und tänzelnden Bongo-Gruppen von VERDI, dann werden sie in ihren Löchern wohl erkennen:
Von denen ist kein Hilfe zu erwarten! Die können sich nicht mal selber helfen!

Ich zweifele, ob unter unter den Clownsmasken, Bongotrommlerinnen von VERDI und den popigen Wackelärschen von Pink & Silver sich viele Arbeitslose, ALG2-Empfänger, Ein-Euro-Jobber oder Rütli-Schüler befunden haben. Das Proletariat und die Unterschicht schienen hinter und auch vor dem Sperrzaum fast gänzlich zu fehlen.
Wohl nie in der deutschen Demo-Geschichte wurden so oft die Begriffe große Party, fröhlich, heiter, unbeschwert, beschwingt und natürlich friedlich, friedlich, friedlich verwendet wie vor und hinter dem Zaum von Heiligendamm im Jahr 2007. In jeder großen Pause an der Rütlischule findet mehr Militanz statt als vor Heiligendamm mit seinen Warlords und 16.000 Bullen.
Manche schwatzten sogar den schon von einem neuen Woodstock, und vergessen dabei, das Woodstock, als Musikveranstaltung geplant und als eine Musikveranstaltung mit Politik-Kritik endete.
Heiligendamm war dagegen als Protest geplant und endete als Pop-Konzert mit Clownsarmy & geschlechterübergreifendes Pink&Silver-Puscheln.
Und Gröni ist nicht Jimi Hendrix!

Und alles auch noch ungefragt "Für die Armen! Es ist doch für die Armen!", die erst gar nicht gefragt wurden, ob sie sich von Bono und Gröbi mißbrauchen lassen wollten. Und natürlich konnten sie sich nicht wehren konnten, von Bono, Clowns und Affenkaspern mißbraucht zu werden.
Die Armen von Rostock und die Rütli-Schüler waren vermutlich bloß bei Bonos Billig-Konzert (15 Stunden Musike für nur 2.50 Euro) anwesend:
"Ist das billig! Mensch, ist das billig! Bono und Gröni, und Sir Bob Geldof macht ne Literaturlesung auf der Bühne aus der neuesten BILD-Zeitung! Billig, Mensch, billig!"
Sonst waren die Anti-G8-Proteste doch wohl eher eine Angelegenheit von campenden Studenten und Hauptamtlichen aus Kirchen, Gewerkschaften und der neuen rot/rot/grünen Toscana-Mitte. Die BRD-Arbeitslosen mußten eh zuhause bleiben und auf eine Meldevorladung von der ARGE warten. Ne Woche Mecklenburg ist da nicht drin!

Doch in den nächsten Tagen, nachdem die obligatorischen Erfolgsmeldungen aller Beteiligten durch die Medienticker gerauscht ist, werden wohl bald kritischere und selbstkritischere Stimmen bei den Anti-G8-Gruppen vorherrschen.
Vielen wird dann aufgeheben, daß sie von den Mächtigen eingeseift, reingelegt und mißbraucht wurden, und auch von der eigenen Demo-Leitung, von ATTAC & Co, von VERDI & Co, von Wahl bis WEED!
Das peinliche Spektakel "Pop meets Politics" ist vorbei, der Pop-Gipfel von Schein-Heiligendamm ist zuende!- Gott sei Dank!
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Ergänzungen

"Schwarz-Afrikaner"

Sprachpolizei 09.06.2007 - 10:40
Bezeichnend ist, dass Du "Schwarz-Afrikaner" schreibst. Wenn Du schwarze Afrikaner meinst, dann schreib das halt auch und wenn es Dir um Menschen aus Gebieten südlich der Sahara geht, dann schreib Subsahara-Afrikaner oder differenziere nach den einzelnen Ländern aus denen die Leute kommen. Es gibt überhaupt keinen Grund auf so ein beschissenes rassistische Konstrukt wie "Schwarz-Afrikaner" aufzurufen.
"Schwarz-Afrikaner" steht dafür, dass "wir" Afrika immer noch in einen weißen und einen schwarzen Teil einteilen, dem jeweils entsprechende Stereotypen wie zivilisiert/unzivilisiert; braucht keine Hilfe/ ist auf unsere Hilfe angewiesen zugeordnet sind. Und Dein Artikel klingt eigentlich nicht so als hättest Du das reproduzieren wollen.


Liebe GRüße,
Deine Sprachpolizei

endlich mal kritik

antifa 10.06.2007 - 19:21
... gibts also doch erfrischende kritik an mobilisierung und aktionen. aber bald wird das sicher "spaltung" heissen.
www.no-liberation-reader.tk

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Volltreffer

DeathMonkey 12.06.2007 - 03:24
ich kanns nur in ein Bild fassen!