Demo gegen G8 und Polizeigewalt in Darmstadt

Bündnis der Daheimgebliebenen 07.06.2007 20:58 Themen: G8 Heiligendamm
Das "Bündis der Daheimgebliebenen" hatte am 6.6. zur Demo gegen den G8 Gipfel und Polizeigewalt aufgerufen. 300 Leute und ein Schwarzer Block waren gekommen...
„Polizeigewalt & Überwachung – Normalzustand 2007“ Demo in Darmstadt

Am gestrigen Mittwoch versammelten sich ca. 300 bunt gemsichte Menschen zu einer Demo gegen den G8 Gipfel, Polizeigewalt, -willkür und die zunehmende Überwachung. Aufgerufen hatte das „Bündnis der Daheimgebliebenen“, in welchem sich ein breites Spektrum aus Linkspartei, Bunte Hilfe/Rote Hilfe, Studis gegen G8, der Fraktion Uffbasse, Antifa, Anti Nazi Koordination und der Anarchisten Gruppe Darmstadt zusammenschloß.
Da beim sogenannten „Koordinationsgespräch“ der zuständige Leiter des 1. Reviers von der Anmelderin gefordert hatte, sie solle, falls es einen „Schwarzen Block“ gäbe, diesen von der Demo ausschließen (Antowort: „Der gehört dazu“), und angedroht hatte, falls sich ein solcher bilden würde, er die nötigen Einheiten parat hätte.
Die nötigen bzw. unnötigen Einheiten waren dann aber auch so stark vertreten, wobei auch an weiteren Stellen in der Stadt noch Verstärkung wartete. Aber auch der „Black Block“ war vertreten. Es wurde eine große, schwarze Pappkiste aus dem LKW geladen, welche dann noch mit den Worten „Black Block“ verziert wurde. Die Kiste „lief“ die gesamte Demo über mit und es ging keinerlei Gewalt von ihr aus. Der angedrohte „Aufmarsch“ der Polizei blieb seltsamerweise auch aus...
Die Demo begann dann um kurz nach 17 Uhr vor ca. 200 Menschen auf dem Marktplatz mit einer Rede der Bunte Hilfe/Rote Hilfe Ortsgruppe, welche sich mit den Kriminalisierungsversuchen des G8 Widerstands im Vorfeld des Gipfels, aber auch dem Vorgehen der Polizei beim Gipfel, sowie der „Zensur“ der Darmstädter Poizei (Artikel folgt hoffentlich noch) kritisch auseinandersetzte. Kurz darauf kam die Meldung, daß mehreren tausend Menschen gelungen sei,in die Sicherheitszone zu kommen, was zu großen Jubel bei den Anwesenden führte, und die gute Stimmung natürlich weiter anhob. Mit dieser frohen Kunde setzte sich der inzwischen auf 300 Menschen angewachsene Menge zu den Klängen von „Guns of Brixton“ in Richtung Ludwigsplatz in Bewegung. In den vorderen reihen wurden ein paar Parolen gerufen, vom Wagen kam Musik, die zum einen für eine gute Stimmung sorgte, zum anderen aber auch Inhalte transportierte. Leider waren es etwas zu wenig Transparente, was zum einen zwar dazu führte, daß keiner in „Schlidkrötenformation“ laufen konnte, und somit die Demo einen offenen Charakter bekam, zum anderen aber die Außenwirkung ein klein wenig geschwächt wurde. Auf den mitgeführten Tranparenten standen z.B. „Polizeigewalt & Überwachung = Normalzustand 2007“ , „Revolution statt Sozialabbau – Kapitalismus läßt sich nicht reformieren“ und „Der Nationalismus, jeder Nationalismus gilt mir als die dümmste Verirrung des modernen Menschen“, um mal drei zu nennen.
Vom Wagen aus wurden dann noch versucht, mit ein paar Parolen die Menge etwas lautstarker werden zu lassen, was aber elider weitestgehend mißlang, was wohl an den hohen Temperaturen lag...
Der näxte Zwischenstop war von einer Filiale der Zeitarbeitsfirma „Manpower“, welche zum einen Steikbrecher für den Telekomstreik stellt, zum anderen aber auch Menschen die sich weigerten dies zu tun kündigte. Hierzu redete ein Mitarbeiter der Telekom, welche zwar hier und da ein wenig verkürzte Kapitalismuskritik beinhaltete (hielt sich aber im (v)erträglichen Rahmen), aber im großen und ganzen schlichtweg auf die Zustände bei der Telekom und die oben genannten Praktiken von Manpower einging. Dann gings zu den Klängen von „We’re not gonna take it“ weiter Richtung Luisenplatz. Da auf selbigen gerade irgendein „Land XY zu Gast in Darmstadt“ Fressbuden Fest stattfand, war es etwas schwer, sich mit der Masse an Leuten seinen Weg zu bahnen und einen geeigneten Platz zu finden. Nachdem dies geschehen war folgten eine Rede der Jugendantifa Darmstadt zum Thema „Kapitalismuskritik der Nazis“, welche inhaltlich sowie sprachlich sehr gut war und auch den verdienten Anklang fand und eine Rede der Anarchistischen Gruppe Darmstadt, welche ein paar Punkte, wie Zusammenhang „Kapitalismus-Faschismus“, Turbokapitlismus etc. anriß, und einfach nur Denkanstöße geben wollte. Im Anschluß gabs noch ein paar Seitenhiebe (rein bildlich *g*) auf die Polizei.
Als näxter Stop war der neue „Justizpalast“ an der Reihe, der von Polizeikräften abgesichert wurde. Ihr müßt euch das so vorstllen, daß da mehrere Säulen sind, an denen jeweils ein Grundrecht angeschlagen ist. Und in jedem dieser Zwischenräume stand ein Polizist (oder auch eine), was nicht nur in anbetracht der aktuellen Geschehnisse ein ziemlich albernes Bild bot. Die hier gehaltene Rede kam von den „Studis gegen G8“ und befasste sich hauptsächlich mit dem Aussetzen der Grundrechte anläßlich des Gipfels, aber auch mit dem Versuch der Darmstädter Polizei, ein Demoverbot für eine Studidemo vor 2 Wochen zu erwirken (womit sie kläglich scheiterte *g*). Die Rednerin zitierte in ihrer Rede eine uns allen wohl bekannte Journalistin und endete mit den worten „Wir hören erst mit der Scheiße auf, wenn die Scheiße aufhört“.
Hier machte sich dann langsam aber sicher auch schon der erste leichte Schwund der Teilnehmer bemerkbar, was aber bei den Temperaturen und der doch recht langen Demostrecke auch nicht anders zu erwarten war.
Als die Demo dann weiter auf der Bleichstrasse ging, wurden einige Leute auf vermeitnliche Zivis aufmerksam. Vom LKW kam darauf hin die Ansage, daß sich höchstwahrscheinlich Zivis im Demozug befinden würden und die Leute aufpassen sollten, mit wem sie über was reden. Die Zivis wurden mit den Worten „wir wissen wer ihr seid, also verlasst die Demo“ feundlich, aber bestimmt zum verlassen der Demo aufgefordert. Als dann das hauptsächlich verdächtige Pärchen telefonierte und auch schon etwas ertapt guckte kam nochmal eine Durchsage, daß wir wüßten, wer sie sind, und sie jetzt auch gar nicht mehr mit der Einsatzleitung telefonieren bräuchten. Daraufhin konnte man beobachten, wie die beiden sich immer mehr zurückfallen ließen und an der näxten Ecke den Demozug verließen. Daß es sich dabei um Zivis handelte bestätigte sich kurz nach der Auflösung nocheinmal, als das vermeintlich Pärchen dabei beobachtet wurde, wie sie sich mit ihren uniformierten Kollegen darüber unterheilten, wo sie jetzt noch ein Bier trinken gehen. Es wurde noch ein weitere Zivi – Verdacht geäußert, der sich aber nicht bestätigte, bzw. als falsch heraus stellte. Nichts desto trotz wurden immer wieder Durchsagen gamcht, daß Zivis die Demo zu verlassen hätten.
Die letzte Station war dann, nachdem die Demo etwas zu lange über eine, dank des Polizeiaufgebots (die Demo wurde auch auf den großen Strassen von mehreren Six-Packs verfolgt) absolut toten Strasse gelaufen war, das Medienhaus des „Darmstädter Echos“ (lokale Zeitung), bei welchem noch ein Vertreter der Studis gegen G8 zu Studiengebühren etc. sprach. Der letzte Redner an diesem Abend sorgte mit seiner improvisierten Rede (seine ursprüngliche hatte er spontan verworfen) bei einigen Teilnehmern, die auch alle schon etwas geschlaucht waren, für Verwunderung, da er feststellte, es habe sich heute noch niemand von Gewalt distanziert, und deshalb wolle er dies nun tun. Als er allerdings anfing, sich von Polizeigewalt, alltäglicher Gewalt etc. zu distanzieren konnte auch diese Verwirrung schnell behoben werden.
Irgendwann kam noch eine junge Frau einer türkischen Gruppe (sorry Namen vergessen) und einer Hochsschulgruppe zu Wort, deren Beitrag ich aber aufgrund von leichten Kreislaufproblemen nicht ganz folgen konnte.
Als aller letzte machte dann der „Moderator“ der Demo noch ein kleines Gerichtssaal Spielchen, in dem er die Vertreter bzw. die G8 Staaten vor ein imginäres Schwurgericht stellte, bei dem die Demoteilnehmer die Geschworenen mimten. Als dann die Anmelderin die Veranstaltung auflöste ging dem Generator das Benzin aus, so daß sie ihren letzten Satz „unverstärkt“ sprechen musste! Na, wenn das mal keine Timing ist... *g*
Die verbliebenen Teilnehmer – es war noch ca. die Hälfte – machte sich dann nach und nach auf den Heimweg.

Als erstes möchten wir uns bedanken, bei allen die da waren. Wir empfanden die Demo als sehr gut, die Stimmung war super, die Wirkung nach aussen war offen und wir denken, daß es auch gelungen sein dürfte, Inhalte zu vermitteln. Die Redebeiträge waren, wie schon erwähnt alle gut bis sehr gut (vielleicht können die Redner sie ja vielleicht noch posten), und was uns fast am meisten gefreut hat, ist die Tatsache, daß es trotz der sehr, sehr kurzen Mobilisierungszeit (beschlossen am Fr., angemeldet am Mo.) so viele, und auch so viele unterschiedliche Leute auf die Strasse gezogen hat. Wir, und wir hoffen auch ihr, sind alle mit einem verdammt guten Gefühl ins Bett gegangen, was natürlich von den Geschehnissen „vor Ort“ noch um ein Vielfaches verstärkt wurde.

Tja, und die liebe Polizei hat sich mit ihrem völlig überzogenen Aufgebot selbst Lächerlich gemacht....


In diesem Sinne....für eine freie und selbstbestimmte Welt!


Bündnis der Daheimgebliebenen






P.S.: Fotos werden hoffentlich folgen, da gabs leider ein paar Probleme.
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Ergänzungen

Rede Studis gegen G8

Studi gegen G8 07.06.2007 - 23:14
Wen es Interssiert, hier die Rede zu G8 und hessische Bildungspolitik

Zivis

Anti-Zivi 08.06.2007 - 00:00
Noch einmal zu den Zivis, da in vorherigem, unvollständigem Bericht Kritik dazu kam. Ja: es waren Zivis, nein, es war keine Paranoia. Die Gesichter sind bekannt, die Damen und Herren auch. Bereits bei der Aktion zur Verteidigung der Öttinger Villa vor dem Magistrat, sind diese Gesichter aufgetaucht. Vor der Demo gab es zudem eine kleine Besprechung mit der Polizei und den Zivis (nicht dem Päärchen, sondern mit anderen Zivis). Intern informierten wir uns gegenseitig über die Gesichter, nur kann eben nicht jede und jeder so informiert und abgeklärt sein, diese Leute zu erkennen.

Deshalb sollte allen auf egal welcher Demo klar sein: Bezugsgruppen bilden und achten mit wem man spricht. Es gibt nichts zu verbergen, also bräuchte man auch keine Angst haben. Aber: wenn Zivis unterwegs sind, fallen schnell Leute in irgendein Raster, in das sie von solchen Subjekten geschoben werden. Es darf nicht sein, dass Menschen unter Generalverdacht gestellt, abgehorcht und kriminalisiert werden.

Es gibt viele politisch aktive Menschen, die regelmäßig auf Demos sind. Allein dieser Punkt ist für die Bullen oft ausreichend, sie bei Demos rauszuziehen mit ihren widerlichen Greiftrupps. Dies ist für den Staatsschutz und Co oft genug ein Grund, Leuten ein Bein zu stellen. Ansprechversuche durch Verfassungsschutz und co sind auch in Darmstadt schon passiert. Auf welcher Grundlage: Zivis, ja Zivis.

Es sollte bei jeder Demo klar sein, dass die Rechtsgrundlage (meines Wissens) so aussieht, dass sich Zivis der Versammlungsleitung zu erkennen geben haben (wenn ich falsch liege, berichtigt mich bitte). Das würde schon reichen und allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern einer Demo könnte gesagt werden, dass sich Zivis in einer gewissen Zahl in der Demo befinden. Das ist wichtig zum Schutz aber hat auch eine wichtige politische Botschaft: wenn ich demonstriere und meine Meinung äußere, will ich nicht kriminalisiert und abgehorcht werden.

Demonstrationsfreiheit ist doch eines dieser so hochgelobten Grundrechte in dieser Scheindemokratie. Wenn Demonstrierende merken, dass sie in ihrem Anliegen (das eh oft nicht beachtet wird) auch noch überwacht werden, werden sie vielleicht entschlossener, dieses Recht bis ins letzte Detail wirklich zu erkämpfen. Wir brauchen und wollen keine Zivis. Wir brauchen vor allem keine -agents provocateurs-. Deshalb: Augen auf vor Zivis und bei Erkennung dieser, sofort enttarnen. Rostock hat gezeigt wohin das führt: zu Bildern, die die Presse will und die beim sonstigen ach so demokratischen Volk dazu führen, dass jeder Polizeieinsatz als nicht hart genug angesehen wird. Der Schrei nach Gummigeschoss für jeden Querkopf ist bereits da.

ZIVIS ENTTARNEN!
BULLEN IGNORIEREN!
KATPITALISMUS ABSCHAFFEN!

die methode

eagl 08.06.2007 - 20:02
ist alt und bewährt...
hier mal n link zu einem ganz frühen:

 http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Urbach

falsche bildunterschrift

egal 09.06.2007 - 14:48
beim "black block" ist natürlich die bildunterschrift falsch...soll heißen: die bösen...

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Applaus — stevo

@Applaus — Anti-Zivi

Na Mahlzeit — stevo