So werden Meinungen gemacht

imc, jetsam 06.06.2007 22:45 Themen: G8 Heiligendamm Medien
Die Polizei scheint am Ende ihrer Mittel und setzt auf psychologischen Terror.

Nachdem der erste Blockadetag bis zum Abend friedlich und entspannt von Seiten der DemonstrantInnen und aus Sicht der Polizei zermürbend verlief, schien ihr nichts besseres mehr einzufallen als die sich am Gate II im Bereich der Rennbahn befindlich DemonstrantInnen durch das bewusste streuen von Falschmeldungen zu verunsichern.
Was war passiert?
Aufgrund der für die Polizei beunruhigenden Friedfertigkeit der DemonstrationsteilnehmerInnen und derer Ignoranz gegenüber der massiven Polizeipräsenz, brachte die Polizei Gerüchte von gewalttätigen Autonomen in Umlauf.

Und so werden die offensichtlichen Falschmeldungen gepusht. Die Erste Meldung war in einer Pressemitteilung der Polizei Mecklenburg-Vorpommern zu lesen, in der sie verkündete: »Die Polizei Rostock, BAO Kavala, hat soeben festgestellt, dass Teilnehmer aus der Gruppe, die derzeit die Kontrollstelle Galopprennbahn blockieren, die Kleidung wechseln, sich verrmummen und Schutzkleidung anlegen, sich mit Molotow-Cocktails bewaffnen und Steine aufnehmen.« (Quelle:  http://www.polizei.mvnet.de/index.php?option=content&task=view&id=3923&Itemid=265)

Daraus machte dann die DPA folgende Meldung: »Laut Polizei vermummen sich Autonome und bewaffnen sich mit Molotow-Cocktails und Steinen.« (DPA Ticker, 19:02) Merkwürdig an dieser Vorgehensweise der DPA ist, dass sie offensichtlich die Meldung der Polizei nicht geprüft hat, denn dann hätte sie feststellen können, dass dies eine Falschmeldung ist.

Problematisch an diesem Vorgang ist nun, dass sich die Medien an die DPA Meldungen halten, sie also davon ausgehen, dass diese wohl den Tatsachen entsprechen, so übernahmem Spiegel-Online und der NDR als eine Ersten diese Meldung mit den üblichen Ausschmückungen der komerziellen Presse.

Wieso soll diese Meldung aber nun eine Falschmeldung sein?
Laut eines Korrespondenten für das IMC-Radio waren zu diesem Zeitpunkt und bis etwa 23:00 Uhr (der Veröffentlichung) keine gewaltbereite DemonstrantenInnen auszumachen, dies ist für uns aber noch nicht Bestätigung genug, hinzu kam aber noch die Aussage eines Spiegel-Korrespondenten der ebenfalls vor Ort war und das gleiche feststellte. Auf die Frage hin, warum denn bei Spiegel-Online diese Meldung stünde, konnte er nur Antworten, dass die Information von der Agentur käme und er sehr verwundert wäre.

Bleibt die Frage offen, warum wird die »normale« Leserschaft so belogen?
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Ergänzungen

... und Säureflaschen

Ohrenzeuge 06.06.2007 - 22:54
MDR Info berichtete gegen 19 Uhr gar, dass die Demonstranten inzwischen Säureflaschen antransportiert hätten ...

welt leser wissen mehr

diekmann 06.06.2007 - 23:07
das ist genau die blockade an der die agent provocateur aufgeflogen sind.
siehe meldung aus dem welt news ticker.

+++ Heiligendamm, 20:42 Uhr +++
WELT-ONLINE-Reporterin Freia Peters berichtet, dass es gegen halb acht bei der Blockade des Haupttors des Zauns auf der Lindenallee fast zu einer Eskalation gekommen wäre. Ein schwarz gekleideter Vermummter stachelt zum Steine werfen auf. Schnell werden die Demonstranten skeptisch, er ist perfekt gekleidet. „Das ist ein Zivilbulle!“ ruft einer. Hunderte rennen auf ihn zu und rufen „verpiss Dich!“, einige sammeln Steine im Kiesbecken der Molli-Bahn und ziehen ihre Vermummungen hoch. Block-G-8-Aktivist Henning Obens rennt mit seinem Megafon herbei und spricht den jungen Mann an, wo er herkomme, wie er heiße, doch er bleibt stumm, die Menge tobt.
Zeitgleich marschiert eine Hundertschaft von Süden auf die Straße in Richtung Zaun, vorbei den Blockierern. Obens schützt den Vermummten mit seinem Körper und zerrt ihn zur Polizei. Dort wird er von den Beamten in Empfang genommen und hinter die Polizeisperre gezogen. Offenbar war der Vermummte ein „Agent Provokateur“. Linke Gruppen werfen der Polizei vor, mit solchen Zivilpolizisten die Stimmung beim Gipfel in Genua angeheizt zu haben.
Um ein Haar wäre die Situation eskaliert, doch wenig später beruhigt sich die Menge wieder. Zeitgleich wird eine Blockade in Vorder Bollhagen von der Polizei mit Wasserwerfern geräumt. Es scheint, als wollen die Beamten auch am Haupttor räumen. Immer näher fahren zwei Wasserwerfer und ein Räumungsfahrzeug auf die Blockierer zu. Eigentlich gibt es keinen Grund dazu – die Demonstranten sind friedlich.

war wohl nicht der einzigste

egal 07.06.2007 - 00:43
Am Sicherheitszaun ist die Situation kurzzeitig eskaliert. Am Blockadepunkt Galopprennbahn wurde eine Person von mehr als einem Dutzend vermummter Demonstranten angegriffen. Möglicherweise handelte es sich um einen Polizisten, der in der Autonomen-Kleidung unter den Blockierern war. Der Mann wurde von Kräften des anwaltlichen Notdienstes der Demonstranten aus der Notlage befreit und zur Linie der Polizisten gebracht, die ihn in ihre Reihen zogen. Wie ein Sprecher des Notdienstes bestätigte, hatten mehrere Demonstranten den Mann als Polizisten erkannt.

stand auf der selben seite

Falschnachrichten auf beiden seiten

egal 07.06.2007 - 00:46
So kam die Nachrichten bei den Beamten vor Ort dann an:

 http://de.indymedia.org/2007/06/182062.shtml

Falschmeldungen auf beiden Seiten

egal 07.06.2007 - 00:55

keine verletzen ausgeflogen

schlammschlacht 07.06.2007 - 04:08

Die Polizei revidierte ihre Angaben, dass mehrere verletzte Polizisten mit Hubschraubern ausgeflogen worden seien. Es gebe acht verletzte Beamte. Diese würden vor Ort ambulant versorgt.
(Quelle: Spiegel)

kavala dementiert das sich eine 4stellige zahl beamte zusätzlich nach heiligendamm machen. dpa meldet einheiten aus bremen und schleswig-holstein, es gibt erste bestätigungen das sich die einheiten aus hamburg nach heiligendamm auf gemacht haben und wohl auch schon da sind. was mit den berliner einheiten ist weiss ich zum jetzigen zeit punkt nicht.

DPA...

hat... 07.06.2007 - 10:18
wie m.W. alle Presseagenturen i.d.R. keine Journalisten vorm Ort von Geschehnissen. Vielmehr laufen da alle Informationen zu einem Geschehen im Sekundentakt zusammen, ihr könnt euch also vorstellen, wieviele Infos das sind. Die werden gesichtet, manchmal gekürzt und wie in einer Art Informationspool den Medien bereitgestellt. Wie der einzelne diensthabende Redakteur oder Chefredakteur das nutzt, liegt in erster Linie an der Ausrichtung des konkreten Mediums, aber auch bis zu einem gewissen Grad an der Befindlichkeit dieses Redakteurs. Wenn dann noch das Medium keinen Reporter vor Ort hat oder der Informationsfluß von dort gestört ist (was gestern nachmittag sowohl bei ARD, als auch bei ZDF und N24 zeitweilig der Fall war!!!), ergibt sich zwangsläufig nur ein - wie auch immer - beschränktes Bild von der Wirklichkeit. Auch insofern wundert es nicht, dass "Welt" eben anders als "Bild" berichtet, obwohl beide zu Springer gehören, und Deutschlandfunk und besonders eine seiner Moderatorin, die ich eigentlich beide schätze, gestern völlig danebenlagen!

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die ganzen... — vermutungen...

LÖL — TAGMATA

von außen betrachtet... — rutger als roy

Springerpresse — Axel S.

An Indymedia — Antonius

Mein Gott, Ruth — ...

doch — mich

Hallo, "Ich" — Wo bitte schön,

Dialektik ist deine Sache nicht — @ Ab in den Himmel