Neue AntiAntifa-Bestrebungen in Pankow

It's all the same

Die Neonaziszene in Pankow ist seit jeher dafür bekannt, dass sie Namen und Adressen von vermeintlich Linken ausspäht, sammelt und diese auch nutzt, um gewaltsam gegen die Zielpersonen vorzugehen. Seit Jahren vorne mit dabei sind die Neonazis Andy Fischer, Martin Stelter und ihr politisches Umfeld. Sie bewiesen mehrfach, dass sie nicht davor zurückschrecken, ihren Nachforschungen Taten folgen zu lassen. So bewarfen sie eine Straßenbahn, in der ein vermeintlicher Antifa saß mit Steinen, überfielen einen Bandproberaum, in dem sie eine Punkband vermuteten und gingen mit einer Machete gegen einen Nachbarn Stelters vor, der sich über laute Naziparolen beschwerte.
Seit einiger Zeit ist auch der Pankower Neonazi Michael Weiss dabei. Er fiel vor allem durch schlechte Internetprojekte, selbstgemachte "AntiAntifa Pankow"-Shirts und Fototätigkeit bei Aufmärschen auf. Es ist damit zu rechnen, dass die so gesammelten Fotos in Karteien über politische Gegner landen. Als am 17.August letzten Jahres der Pankower NPDler Jörg Hähnel als Abgeordneter der Lichtenberger BVV seinen Einstand hatte, versuchte sich Michael Weiss unauffällig unter die Gegendemonstranten zu mischen.

The harder they come ...

Der neueste Fall der AntiAntifa-Bestrebungen war auch der seit langem plumpeste. Der Neonazi Thomas Gläser hatte im Internet dazu aufgerufen, dass ihm »Namen, Adressen oder Bilder von Zecken« zugeschickt werden sollten, die er auf seine Seite www.gegenantifapankow.de.tl veröffentlichen wollte. Sicherheitshalber hatte er auch die Internetpräsenz www.gegenantifapankow.com angemeldet und dabei seinen Namen und seine Adresse offenbart. Es fanden sich tatsächlich Neonazis die ihm einige Fotos zukommen ließen, ingesamt mehr als 100, die er in regelmäßigen Abständen von seiner Wohnung in der Elsa-Brändström Strasse 28 aus auf die Seite lud. Tatkräftig wurde er dabei von der Pankower Kameradschaft "Vereinte Nationalisten Nordost" unterstützt, aber auch vom dem Prenzlauer Berger Naziladen "Harakiri", dessen Besitzer Henry Harm, Gläser Bilder seiner beiden Überwachungskameras zur Verfügung stellte.
Brisant dabei: Die Außenüberwachungskamera filmt nicht den Laden an sich, sondern das davor liegende Straßenland. Der Laden überwacht also nicht nur seine Kund_innen, sondern auch alle Passant_innen, die sich 10 Meter vor dem Laden befinden. So wurde über die letzen Jahre von Harms am Laden vorbeigehende vermeintliche Antifaschist_innen abgefilmt und archiviert.
Weitere Fotos wurden der alten Seite der verbotenen "Kameradschaft Tor" entnommen, sowie am Rande eines Prozesses in Potsdam gemacht. Es fanden sich auf der Seite nicht nur die Namen vermeintlicher Antifaschist_innen, sondern auch die engagierter Reporter_innen und von Anwält_innen von Naziopfern.

... the harder they fall!

Dass die Aktion, die Thomas Gläser ins Leben gerufen hat, nach hinten losgegangen ist, hat sich in den letzten Tagen gezeigt. Die Seite wurde innerhalb kürzester Zeit vom Netz genommen. Mehrere der Personen haben angekündigt, gegen Gläser Anzeige erstatten zu wollen. Es bleibt abzuwarten, ob sich Gläser noch einmal soweit aus dem Fenster lehnt, wie am 23. März, als er versuchte, die Antifa-Demo durch Pankow auszuspähen. Klar ist, er wird es nicht mehr unbeobachtet tun.

Antifa-Recherche Crew "Blauer Stern"