Polizei-Gegendemo mit gewaltsamer Provokation

Susan Bonath 04.06.2007 11:53 Themen: G8 G8 Heiligendamm
In der öffentlichen Presse werden die Ausschreitungen in Rostock gern so dargestellt, als gingen sie von vornherein ausschließlich von den Demonstranten – im Speziellen vom „schwarzen Block“ aus. Als Augenzeugin möchte ich einige andere Seiten beleuchten.
Leserbrief zu Krawallen in RostockDie andere Seite von Rostock: Polizeiliche „Gegendemo“ mit gewaltsamer ProvokationIn der öffentlichen Presse werden die Ausschreitungen in Rostock gern so dargestellt, als gingen sie von vornherein ausschließlich von den Demonstranten – im Speziellen vom „schwarzen Block“ aus. Als Augenzeugin möchte ich einige andere Seiten beleuchten.Nachdem die Demonstration aus Richtung Bahnhof gut die Hälfte der Strecke relativ friedlich verlaufen war und sich die Polizei erstaunlicher Weise zurückhielt, schlug die Stimmung plötzlich um. Massive Polizeipräsenz tauchte in den Seitenstraßen auf. Greiftrupps in voller Ausrüstung versuchten immer wieder, auch unter Anwendung von Gewalt, in die Demonstration zu dringen, Leute herauszuziehen. Sie setzten zum Teil Reizgas und Schlagstöcke ein.Ich selbst beobachtete aus nächster Nähe folgende Szene: Eine Gruppe als Clowns verkleideter Teilnehmer trieb pantomimischen Späßchen mit den Beamten, als sie bereits in Massen die Straßenseiten säumten. Das heißt, sie ahmten sie nach und zogen sie damit ins Lächerliche. Stoff dafür gab ihre typische robocopmäßige Aufstellung und Ausstrahlung beim Warten auf Einsatzbefehle, die unmissverständlich klarmachte: Wir sind zu Gewalteinsätzen bereit. Irgendwann reichte es den Beamten, wie auf Kommando, aber ohne jegliche Vorwarnung, griffen sie die „Clowns“ an, drückten sie teilweise äußerst brutal zu Boden, traten sie, setzten Reizgas aus nächster Nähe ein. Einige wurden sofort aus der Demonstration verbracht. Ganz normale Teilnehmer, die das beobachteten, brüllten – erschüttert von der rohen Gewalt – die Beamten an, sie sollen diese Personen, unter denen viele Frauen waren, in Ruhe lassen. Die Beamten griffen sogleich auch friedliche Teilnehmer an. Es gab einige Verletzte, meist durch Reizgas, aber auch durch Schläge mit Knüppeln von Seiten der Polizei. Erste Hilfe wurde durch Demonstranten geleistet.Die Stimmung heizte sich dadurch schlagartig auf. Dazu kam, dass die Polizei mit massiver Präsenz über eine längere Zeit den Zugang des Demonstrationszuges zum genehmigten Kundgebungsplatz ohne jegliche Rechtfertigung versperrte, die Menschen praktisch auf der Straße festhielt. Erst zu diesem Zeitpunkt flogen, wie ich beobachtete, zumeist Farbbeutel, aber auch einige Steine und mindestens ein Molotowcocktail in Richtung der Polizisten und deren Fahrzeuge. Demonstranten versuchten mit langsamem Weitergehen und Kettenbildung die Sperre durch massenweise aufgefahrene Beamte zu übergehen, die Beamten zückten ihre Knüppel und drohten offensiv mit Angriff. Dadurch eskalierte die Stimmung, Personen – zumeist aus dem schwarzen Block – rissen erste Gehwegplatten aus, um sie als Wurfgeschosse zu benutzen. Immer wieder griffen währenddessen Beamte in den Demozug ein, meist an Stellen, wo es friedliche Demonstranten traf, da sie an anderer Stelle nicht eindringen konnten. Dann erst starteten Vermummte erste gezielte Angriffe mit Steinen. Die Beamten zogen sich zunächst zurück, um mit mehreren Hundertschaften den Gegenangriff zu starten.Die Situation wuchs sich zu einer regelrechten Straßenschlacht aus, als die Polizisten mit Wurfgeschossen, die Reizgas verströmten, teils mitten in die Menge warfen. Unzählige Unbeteiligte wurden dadurch verletzt, einige lagen gekrümmt und röchelnd durch das Tränengas am Boden. Demonstranten leisteten zu Hauf erste Hilfe. Teilweise wurden durch die Polizei aktiv verhindert, dass Sanitäter zu Hilfe kommen konnten. Auch Journalisten wurden durch Polizeibeamte verletzt, Technik zerstört. Es kam später dazu, dass Beamte die gesamte Veranstaltung eingekesselten, eine Wolke aus Tränengas zog über die gesamte Veranstaltung, doch niemand konnte dem entkommen. Wasserwerfer wurden auch in Richtung Kundgebung und friedlicher Demonstranten geworfen und meiner Meinung nach waren diese ebenfalls mit Reizgas versetzt.Die meisten Demonstranten waren nicht gekommen, um Gewalt eskalieren zu lassen. Aber auch sie erlebten die Polizei als brutalen, gut gerüsteten Machtapparat, der sehr wohl genug Provokationen dafür lieferte, die Stimmung dementsprechend anzuheizen und der ohne Rücksicht auf Verluste alle Geschütze auffuhr, mit roher Gewalt und ohne Rücksicht schließlich gegen alle vorging. Die „Robocops“ präsentierten eine radikale polizeiliche Gegendemo, die allen G8-Gegnern zeigen sollte: Nur dieser eine Staat, wie er jetzt ist, ist gut!Dies, wie auch die repressiven Maßnahmen in der gesamten Stadt Rostock, die mit Einschüchterungen und Leibesvisitationen zahlreicher ganz normaler Passanten einhergingen, mag dazu beitragen, die Angst vieler Menschen zu schüren, ihre Meinung auf Protestaktionen kundzutun. Doch ich denke, es fördert eher die Wut und den Zusammenhalt bestimmter Strömungen und trägt letztendlich zu noch mehr Ausschreitungen bei.
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Ergänzungen

Absätze, Leerzeilen, Auszeichnungen

saytor 04.06.2007 - 12:43
Liebe BerichterstatterInnen: Eure Textwürste sehen aus, wie aus einer Preßmaschine. Wenn Ihr schon copypasted, anstatt selbst indymedia zu machen, dann wenigstens mit Absätzen.

das hab ich gesehen

Tarzan0812 04.06.2007 - 12:58
Das war mein erster G8 Tag.
Samstag der erste Tag der G8 Demo fing sehr entspannt an.
Alles war friedlich und bunt, lockere Musik und lustige Aktionen fanden auf dem Vorplatz statt.
Ich war mit Freunden unterwegs und wollte mir das bunte Treiben ansehen
Als die Demo los ging hielt sich die Polizei richtig zurück und war so gut wie nicht sichtbar.
Wir haben Fotos des Zuges gemacht und gingen Richtung Innenstadt weiter.
Vor dem neuen Radisson Hotel wollten wir dann mehr Bilder machen. Zahlreiche Demonstranten zogen vorbei, friedlich.
Auf einmal kam eine große schwarze Masse die Strasse rauf, der schwarze Block. Unheimliche Gestalten.
Die beschossen aus dem Schutz ihrer Masse gleich mal das Hotel mit Raketen und Knallköpern. Auch die ersten Stein flogen.
Schon wurde vom schwarzen Block ein Kamerateam angegriffen, erst versuchte jemand, vermummtes, den Kameramann um zu schubsen.
Das gelang ihn aber nicht, kurz danach schlug ein Vollidiot mit einer Fahnenstange mehrmals auf sie ein, zum Glück gingen ein paar andere Demo-teilnehmer dazwischen. Dann kam wieder eine Attacke von einem der der Demonstranten. Der wollte das Team angreifen. Polizei war keine da.
Die Attacken wurden uns zu viel und wir hauten ab.
Am Eingang zum Stadthafen standen viele Leute rum, die auf einmal in alle Richtungen flüchteten. Kurz darauf wussten wir auch warum.
Ein Hagel von Steinen kam uns entgegen, das war echt unnormal. Riesige Brocken. Die Leute flüchteten vor dem schwarzen Block, die sich dort austobten.
Die haben Autos umgestossen und Scheiben eingeworfen und andere Demoteilnehmer angegriffen, die etwas beruhigend eingreifen wollten.
Es war immer noch keine Polizei dort.
Es gelang diesen Typen später sogar eine Polizeieinheit einzukesseln und dort anzugreifen.
Ein Kamerateam und ein Satelliten-übertragungswagen angegriffen.
Wir haben die Köpfe eingezogen und sind zwischen einer Polizeiabsperrung und dem schwarzen Block durchgelaufen.
Das wir dabei nichts abbekommen haben, ist glaube ich, ein Wunder. Die ganze B105 lag voller Steine und anderer Wurfgeschosse.
Kurz und gut, wir waren dann an der Hauptbühne und konnten uns ausruhen.
Dort bekamen wir mit das die auf der Bühne,immer die Polizei aufriefen sich zurück zu ziehen.
Aber es waren doch kaum Polizisten vor Ort und die dort waren wurden angegriffen.
Solche Spinner auf der Bühne, die haben die Lage noch aufgeheizt und nicht beruhigt.
Eine Stunde später wurde das Konzert unterbrochen, weil auf einmal Rauchschwaden über den Platz zogen.
Die Spinner haben ein Auto angezündet. Erst jetzt griff die Polizei sehr massiv an. Mit einem Wasserwerfer und einem Panzerwagen sind sie in die Menge und haben den Mob erst einmal verteilt. Wir haben uns verkrümelt und konnten von einem erhöhten Punkt alles einsehen. Dann kamen echt sehr viele Polizisten auf den Platz und haben im wahrsten Sinne des Wortes, erst einmal aufgeräumt.
Sie gingen Massiv gegen den schwarzen Block vor. Die meisten friedlichen Demonstranten hatten sich schon zurück gezogen.
Das ganze kann man getrost als Straßenschlacht bezeichnen, es war echt gruslig mit welcher Gewalt der schwarze Block vorging.
Sogar die eintreffende Feuerwehr und Krankenwagen wurden angegriffen. Unnormal.
Erst als acht Wasserwerfer, drei Polizeihubschrauber, vier Panzerwagen und ich denke 3000 Polizisten vor Ort waren und eingriffen, beruhigte sich die Lage und der schwarze Block verschwand.
Als wir und verabschiedeten und nach Hause wollten, konnten wir beobachten wie ein Kamerateam das in seinem Auto saß angegriffen wurde.
Die sind wohl falsch abgebogen, sie standen jedenfalls auf einmal zwischen den ganzen schwarz vermummten rum.
Der Teamwagen, war ein total Schaden. Das Dach war eingedrückt, die Scheiben an einer Seite alle eingeschlagen, die Türen eingebeult und sogar die Stoßstangen waren abgerissen.
Die Redakteurin im Auto stand sichtbar unter Schock.
Soviel zu der Demo und ab nächste Woche es weiter. Ich freue mich jetzt schon.

bericht

buenaventura 04.06.2007 - 17:52
also da wo ich war (im schwarzen block vor dem "make capitalism history" laster) hab ich erstmal keine bösen gewaltgeilen autonomen arme friedliche polizisten angreifen sehen.

die bullen haben angegriffen und mitten in die kundgebung reingeprügelt. ERST DARAUFHIN wurden ketten gebildet und es flogen auch steine in richtung polizei. und das war auch gut so. die bullen wollten allerdings offensichtlich die lage völlig eskalieren lassen und haben weiter in drei-vier gruppen brutal & tief in die demo reingeprügelt, bis sie so weit drin in der demo waren, dass sich zuviele leute solidarisiert haben und die bullen zurückgeschlagen haben. zu diesem zeitpunkt waren zwei weitere züge direkt neben dem laster und haben freigedrdeht.

dass zu diesem zeitpunkt die leute total verantwortungslos und ungezielt in die eigenen reihen geworfen haben ist sicherlich richtig und auch zu verurteilen, dass es kracht wenn die bullen in den bis dato friedlichen vorderen schwarzen block prügeln und sich anschicken den lauti anzugreifen und die abschlusskundgebung zu stören ist allerdings kein wunder. die bullen haben so tief in die demo geprügelt, dass auch gruppen in die außeinandersetzung involviert wurden, die bisher noch garnicht mitbekommen hatten, was überhaupt abging. beispielsweise der türkische kommi-block stand ganz lange nur rum und hat NIX gemacht bis die bullen ihn angegriffen haben. dass sich die leute dann halt mit ihren stangen wehren ist auch klar.

was allerdings auch scheiße ist, ist, dass als die bullen sich wieder zurückgezogen hatten einige gruppen die bullen erneut angegriffen haben. das wäre nicht nötig gewesen und hatr die situation unnötig eskalieren lassen.

Polizeifehler überall...

Bo 04.06.2007 - 18:15
Die Polizei hat gravierende Fehler gemacht und offenbar in entscheidenen Momenten auf (Berliner) Härte gesetzt. Das ging und geht nicht auf ! Knüppelei und Brutalität ist kein Weg - auch wenn das von interessierter Polizeiseite geforderet wird. Eine gute Ergänzung dieses Berichts ist hier zu finden:

 http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/kulturinterview/631797/

Deeskalation und Zurückhaltung sind gefordert.

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