München: Straßenfest gegen G8 und Telekomsoli

- 03.06.2007 14:00 Themen: G8 Soziale Kämpfe
Im Münchner Westend kamen am gestrigen Samstag mit Fluktuation ca. 300-400 Menschen zu einem bunten und kulturell ansprechendem kleinen Straßenfest zusammen. Am Ende machten sich auch eine kleine Spontandemo zur derzeitigen Mahnwache der Telekom-Streikenden auf den Weg.
Sehr viel bunter als sonst präsentierte sich das Straßenfest, waren etwa zwei Drittel der TeilnehmerInnen Menschen aus dem Stradtteil, die ansonsten nicht auf Demos oder in den üblichen Münchner Gruppen zu sehen sind. Kinder bemalten mit Kreiden den Boden oder konnten sich je mit einer Sturmhaube oder Stoibermaske bekleidet Gefechte mit langen Plastikrohren liefern. Daneben gabs Live-Musik aus unterschiedlichen Genres, wobei es auch einmal angenehm war, dass keine eizige Punkband darunter war. Die Infostände thematisierten den Staatsumbau und Abbau demokratischer Rechte (Ver.Di), den G8 und auch die Rote Hilfe und der Kulturladen Westend waren präsent. In Redebeiträgen wurden Repressionsmaßnahmen im Vorfeld von G8 und aktuell in Rostock aufgegriffen, aber auch die Situation von Flüchtlingen (Karawane) und das obligatorische Tralala der Globalisierungsverweigerer.

Um 20:00 Uhr war dann Fernsehen in der bewirtenden Kneipe angesagt und die Propaganda des Ersten Deutschen Staatsfernsehen ("Veranstalter geben der Polizei keine Schuld") lief über den Bildschirm, nachdem davor aber schon Einblendungen zu sehen waren, in denen eben jene VeranstalterInnen die Polizei aufforderten ihre Provokationen zu unterlassen. Ausgeblendet wurden freilich auch die Tränengasschwaden, die über der gesamten Kundgebung lagen und die Szenen, in denen Sanis der Zugang zu Verletzten verweigert wurde etc.
Für eine spontane Antirepressionsdemo reichte die Entschloßenheit der Anwesenden dann zunächst leider nicht; auch die Münchner Basis für solch eine Demo war am gestrigen Tag wohl auch eher im Norden auf Erlebnistrip.

Nach Ende des Festes bewegte sich dann aber doch noch ein Grüppchen von Menschen, das zu einer Spontandemo von 30 Menschen anwuchs, zur Dauer-Mahnwache der Streikenden bei der Telekom. Mit Bandiera Rossa, dem Einheitsfront- und Solidaritätslied sowie den unheimlich kreativen Parolen "Telekom heißt Widerstand – jetzt sofort" und "Kein Anschluß unter dieser Nummer" näherte mensch sich der Marsstraße. Die KollegInnen dort waren erstmal verschreckt und blieben in ihrem Zelt hocken; sie hatten befürchtet, dass eine Horde gröhlender Fußballfans oder gar Nazis nun käme. Ein kuzes Grußwort, in dem der inhaltliche Brückenschlag zwischen Privatisierung, G8 und der konkreten Situation der Streikenden leichtverdaulich zusammengefasst wurde, brach dann aber vorerst das Eis. Dann liesen sich die Blicken, die den ganzen Tag nur vereinzelt in zivil anwesend waren: Eine Wanne fuhr vor und über ein Mega lies der Bulle "Verantwortlicher herkommen!" verlauten. Nachdem diese Situation, die für die KollegInnen nunmal neu ist, geklärt war, entwickelten sich noch einige angenehme Gespräche. Festzustellen ist, dass den Streikenden solche praktische und einfache Solidarität gut tut und sie in ihrem Willen bestärkt. Daneben bietet sich in solchen ungezwungenen Gesprächen auch die Möglichkeit Klassenbewusstsein bei denjenigen zu schaffen, die objektiv die unterdrückte Klasse auch verkörpern – ein Aufgabenfeld, das in der jüngeren Vergangenheit sträflich von linksradikaler Seite vernachlässigt wurde und kommende Woche wohl auch noch wird.
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