Kurze (Radio-)Berichte von der Anti-G8-Demo

ak 02.06.2007 18:29 Themen: G8 Heiligendamm Repression Soziale Kämpfe
Drei Radiobeiträge zu den beiden Demozügen, TeilnehmerInnen-Spektrum, inhaltliche Ausrichtung, Repression

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Anmoderationen zu den drei Beiträgen:

1)

Verkehrte Welt: 100.000 Anti-G8-Demonstrierende erwartete die Polizei, die VeranstalterInnen sprachen stets von der Hälfte. Soviel dürftens wohl auch sein, die derzeit durch Rostock ziehen. Ein im besten Sinne breites Spektrum, das fast einhellig dem G8-Gipfel seine politische Legitimität abspricht. Völlig am Rande kam es im Laufe des Nachmittags dazu, dass aus dem schwarzen Block heraus ein in der Innenstadt gelegener Kommerzpalast ins Visier genommen wurde, im Klartext: Es flogen an einer Hand abzählbare Steine und Flaschen, martialisch ausgestattete Polizei war sofort zur Stelle und fast schien es, als hätte sie nur auf einen solchen Anlass gewartet um einzugreifen. Am späteren Nachmittag kam es dann zu Verhaftungen, derzeit fährt die Polizei ihr gesamtes Arsenal, Wasserwerfer, Hubschrauber auf; von der angekündigten Deeskalations-Strategie kann aktuell keine Rede sein.
Wie gesagt: Völlig vereinzelte, ärgerliche Randerscheinungen waren der Anlass für die aktuellen Entwicklungen, bei einer insgesamt riesengroßen, wirklich breiten Demo. Ein Blick zurück, zunächst zu den teilweise überfüllten Zügen der deutschen Bahn.

2)

Der zweite Demozug ab Schutower Kreuz verlief ganz ähnlich wie der vom Hauptbahnhof: Breites Spektrum der TeilnehmerInnen, Leute mit Kleinkindern in Kinderwagen, Rentner, man sieht Ver.di-Transparente neben Attac und Greenpeace. Aber natürlich auch: Den "schwarzen Block", aus dem heraus in der Tat Farbbeutel in Richtung dem Hotel geworfen wurden, in dem nächste Woche die Damen und Herren aus dem G 8 - Spektrum nächtigen werden.

Jene Farbbeutelwürfe waren dann Grund genug für die Polizei, die sich bis zu jenem Zeitpunkt im Hintergrund hielt - in völlig unverhältnismäßiger Härte durchzugreifen.

Ein Augenzeugenbericht: zu den Gruppen, die inhaltlich den Demozug prägten sowie zu den aktuellen Auseinandersetzungen.

3)

Wenn Steine fliegen und Wasserwerfer Tränengas verspritzen - dann ists immer schwer von Ursachen und Anlässen zu reden. Mag ja sein, dass es tatsächlich Demo-TeilnehmerInnen waren, die Farbbeutel auf die großen Glasfenster des edlen Estonia-Hotels geworfen haben, wo demnächst G8-Herren residieren werden. Ob das taktisch klug war sei dahingestellt. Steine so zu werfen, dass andere Demoteilnehmer getroffen werden - und das war so - ist wenig politisch.
Aber, keine Frage: Was sich - und mittlerweile drängt sich wieder dieser alte Kampfbegriff einfach auf: Was sich die Bullen in Rostock erlauben passt mit Sicherheit nicht zu einem Begriff, der im Vorfeld immer wieder von denen ins Spiel gebracht wurde: *Deeskalation". Hetzjagden durch die Rostocker Innenstadt, Journalisten die mit von Faustschlägen traktierten Augen ins Radiostudio kommen, Wasserwerfer- und Tränengaseinsatz direkt in die Abschlusskundgebung. Eben dorthin, wo inhaltliche Kritik an dem G8-Gipfel geübt und gehört wurde. Und zwar vom Podium, in scharfen Worten. Aber ohne jegliche Farbbeutel- oder Sonstwaswürfe.

Ist das Deeskalation? Fragten wir einen Radiokollegen, der die Auseinandersetzungen beobachtet hat.
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Ergänzungen

Waren wieder Provos dabei... ?

007 02.06.2007 - 19:41
Es ist ja schon bekannt: Polizisten als Provokateure sorgen dafür, dass die Uniformierten dann (endlich) eingreifen dürfen - dann natürlich mit voller Härte (Wasserwerfer, Hubschrauber usw. usw.).

Immer das gleiche Muster: Die Polizei braucht einen Anlass, der stets geschaffen wird. Verhältnismäßigkeit gibt es dann nicht. Dann hält die Polizisten nichts mehr. Denn es demonstrieren ja diejenigen, gegen die man sowieso schon ´was hat, die falsch denken, die kritisch denken.

Ganz anders bei Demonstrationen der Rechten, bei Aktionen der "Guten". Dort wird empfohlen, sie doch nicht zu reizen. Unverältnismäßige Härte ist hier selten anzutreffen.



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