Make Copyright History

nocopyright 01.06.2007 17:30 Themen: G8 Kultur Medien
Als kleinen Beitrag zur praktischen Umverteilung stellen wir Links zu Downloads der aktuellen Alben aller Künstler, die am 7. Juni beim Konzerts der Aktion "Deine Stimme gegen Armut" teilnehmen, zur Verfügung.
Unter
 http://www.make-copyright-history.de.vu/
stehen entsprechende Links auf Torrent-Seiten zur Verfügung.

Sogenannte "geistige Eigentumsrechte" dienen dazu, Güter, die eigentlich reichlich vorhanden sind, zu verknappen. Das kann einerseits lästig (Filesharing), manchmal jedoch auch tödlich (Generika von AIDS-Medikamenten) sein. Die selben, die ihre Stimme gegen Armut erheben, sind oft die, welche sich für internationale Abkommen (in erster Linie das TRIPS) zur Verschärfung von Urheberrechten und Patenten einsetzen.

Durch Digital Restriction Management (DRM) sollen Urheberrechte auf technischer Ebene durchgesetzt werden, der Datenschutz bleibt dabei auf der Strecke. Diese Strategie reiht sich ein in immer neue staatliche Überwachungsmaßnahmen. An selbigen hat auch die Medienindustrie ein verstärktes Interesse, um besser gegen sogenannte Raubkopierer vorgehen zu können.

Die Rolle von Remixen, Raubdrucken und Kopien, die in der Vergangenheit immer ein Teil kulturellen Schaffens war, wird negiert. Während ursprüngliche Copyright-Gesetze Schutzfristen von nur wenigen Jahren vorsahen, überdauern diese inzwischen Jahrzehnte.

Dies soll nur ein kleiner Beitrag zur Debatte sein. Die Abschaffung aller Patente, Copyrights, Urheberrechte und sonstiger Auswüchse geistiger Eigentumsrechte wäre ein Anfang, um praktische Umverteilung zu gewährleisten und den Zugang zu billig herstellbaren Gütern zu vereinfachen, seien es nun Medikamente, Kulturerzeugnisse oder Software.

Kapitalismus versenken, Bono raubkopieren!

Make Copyright History
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Ergänzungen

wird auch zeit!

raubkopierer 01.06.2007 - 17:48
super, endlich mal taten statt langweiligen, reaktionaeren erklaerungen wie  http://declaration.wissensallmende.de/ , die das konzept von "geistigen eigentum" zwar ablehnen, aber tiefergehende kritik nicht ertragen und statt dessen mit den g8 reden wollen.

jetzt das selbe bitte noch mit dem move-against-g8 sampler machen:  http://www.move-against-g8.de/pages/soli-sampler.php

Wiede on

nocopyright 01.06.2007 - 19:47
Da war die Zensurmacht wohl schnell...

Ist erstmal wieder Online. Sachdienliche Hinweise über unstressige Free-Webspace-Provider sind willkommen.

Kritik

wixtroup 01.06.2007 - 21:13
Hier ein (leider recht spontaner) Versuch der Kritik an Anti-Copyright-Kampagnen

Durchkapitalisierung

Mal wieder so ein Vorstoß, in dem vergessen wird, wie Kpitalismus Funktioniert: Ein Unternehmen, das in der Kapitalistischen Konkurrenz mithalten will, muss wachsen. Überhaupt kann kapitalistische Wirtschaft nicht anders als Wachsen. Das bedeutet auch, dass möglichst alles, das irgendwie zu "Wert" gemacht werden kann, also als Ware austauschbar, als Privateigentum fungieren muss. Dieses Prinzip durchzusetzen und zu verteidigen, ist die Aufgabe des bürgerlichen Staates schlechthin.


Die Ware: ein seltsames Prinzip

Nun wissen wir, das die Dinge ihren Tauschwert nicht automatisch besitzen, sondern dass sie ihn erst im Austausch mit anderen Waren (oder Geld, aber das spielt keine Rolle) bekommen. Und wenn dieses Prinzip übergreift auf einen neuen Bereich, wenn es z.B. möglich wird, Patentrechte auf schon seit Jahrmillionen existierende Pflanzen zu erwerben, dann merkt Mensch erstmal, wie absurd sich dieses Prinzip gegen die Dinge und die Menschen verhält. Und dass es immer weniger Raum gibt, der dadurch nicht betroffen ist.

EIn schönes Beispiel ist die Neustrukturierung des Öffentlichen Raumes an vielen Orten: In Innenstädten gibt es immer weniger Sitzgelegenheiten, die man nutzen kann, ohne dabei mindestens ein Getränk zu bestellen. Und die wenigen, die es noch gibt werden von Ordnungsamt und Polizei immer hübsch sauber von "Gesindel" gehalten.
So kommt es z.B. zu der Situation, dass eine Stadt den Teil ihres Theatervorplatzes, an dem immer ein Grüppchen Punks lagerte, an ein schickes Cafe vermietet. Die Bedienungen sind vom Cafe bis zur "Außenterrasse" ca. 3 Minuten unterwegs. Hier wurde vorher ungenutzter Raum erfolgreich auf seine Verwertbarkeit geprüft, was dann auch Gesetzesgrundlage und (in ökonomischem Sinne) rationales Argument für die Entfernung der Punks bildete.


Warum ausgerechnet Copyrights?

Wer nur gegen Copyrights ist, ist damit erstmal nur dafür, dass die Arbeit/Arbeitskraft von ForscherInnen oder KünstlerInnen nicht mehr nach den Regeln des Kapitalismus bezahlt wird. Und damit, dass sich solche Tätigkeiten nicht mehr lohnen, sie deshalb auch niemand mehr machen will. Wenn Forschung für eine Firma keinen Wettbewerbsvorteil mehr bietet, dann werden eben andere Wege beschreiten, um aus dem Kapitalumlauf mehr herauszuholen.
Im Fall von Medikamenten ist´s halt nun mal auch so: Die werden durch den Konkurrenzdruck besser oder überhaupt erst entwickelt, was Produktivität angeht ist der Kapitalismus historisch nun mal ungeschlagen.

Bono macht auch nix anderes, als jedeR selbständigeR UnternehmerIn: Er schafft ein Produkt (Musik), das als Ware in frage kommt, weil Leute bereit sind, dafür Geld zu bezahlen (den Umweg über Musikundustrie spar ich mir hier, das spielt keine Rolle). Das Copyright garantiert ihm, dass er Geld für seine Arbeit sieht (Dazu gehört auch, dass er seine Fähigkeiten erstmal erwerben musste, in Form von Musikunterricht).
Der Wert eines Produkts kommt nun mal nicht aus ihm Selbst, sondern daher, was andere bereit sind, dafür zu zahlen. Und im Falle von Dingen, die ohne weiteres billig nachzuahmen sind, wie z.B. CDs, stellt das Copyright nun mal eine Art Diebstahlsicherung dar. Ein Haus kann man sich halt nicht so ohne weiteres selbst brennen...


Wer ein Gewissen hat...

...ist selbst dran schuld. Gewissen ist die Angst, erwischt zu werden. Wer sich traut, zu klauen, sollte das auch gerne tun. Der Bürgerliche (Kapitalistische) Staat verteidigt halt in jeder Hinsicht das Privateigentum, sonst bräuchte ihn schließlich keiner. Die Forderung, Copyrights abzuschaffen, läuft seinen Grundprinzipien zuwider und bringt nicht deshalb viel, außer vielleicht die Möglichkeit, Aufzuzeigen, wie Absurd Kapitalistische Grundprinzipien sind und dass Kapitalismus eins mit Sicherheit nicht zum Ziel hat: Die Verbesserung der Lebensverhältnisse aller Menschen.
Es ist vielleicht dieses Moment, das die gerade auch recht aktuelle Diskussion um Biopiraterie für radikale Kapitalismuskritik nutzbar machen könnte. Weil, wie eingangs schon erwähnt, in dem Moment, in dem neue Räume zur Verwertung erschlossen werden, die Leute noch sensibel dafür sind, dass Wert keine natürlliche Größe ist, sondern eine Frage des Glaubens - und der Macht, ihn durchzusetzen.

Isoliert betrachtet halte ich die die Anti-Copyright-Vorstöße inhaltlich zu leicht angreifbar. Dadurch, dass Forderungen gestellt werden, bleiben sie im Rahmen kapitalistischer Logik.


Was nun?

Nun, so könnte man argumentieren, hilft eine solche Diskussion den Leuten, die ein Medikament brauchen, auch nicht weiter. Da stimme ich zu, denke aber, dass im Rahmen von Kapitalismus die Abschaffung von Copyrights niemals passieren wird. Letztlich würde es auch nur bedeuten, Almosen woanders herzuholen, also einfach nur umzulegen. Und dabei Forschung weniger attraktiv (Verwertbar) zu machen. Möglicherweise ist es ein Sinnvoller Ansatz (wie geschehen), dass sich z.B. von Aids stark betroffene Staaten einfach über das Patentrecht hinwegsetzen, und ein Medikament selbst billig produzieren. Wenn dann die Pharmakonzerne die Reichen Staaten auffordern, diesen Staat unter Druck zu setzen, sind diese unter Zugzwang, weil sie, wenn sie kein akzeptables Angebot machen können, sich dem Vorwurf der unterlassenen Hilfeleistung aussetzen.
Irgendwie geht es dabei doch halt erst mal um Almosen.

Im Fall von Kunst wird´s halt doch immer eine Symphatiefrage bleiben. Oder eine der Ermittlungserfolge. Die Unterscheidung z.B. zwischen "Indie-" und "Major Label" bieten den Konsumenten die Möglichkeit, sich mit einer bürgerlichen Privatmoral auszustatten, dem Schein einer authentischen Subjektivität. Wo es doch hier auch nur um die Frage geht, welcher GauklerIn man sein Almosen gönnt und welchem/r nicht. Oder eben, ob die Polizei was merkt.



kritik, ergänzung

wixtroup 01.06.2007 - 22:02
Mir geht es im Text oben nicht darum, Kapitalismus oder (die Ausweitung von) Copyrights zu verteidigen. Meine Darstellung mag da vielleicht etwas zynisch ankommen, ist aber nicht so gemeint. Auch wenn ich sage, dass Kapitalismus die Produktivste Art zu Wirtschaften ist, will ich das nicht als Argument für Kapitalismus verstanden wissen.

Mir geht es darum, auf Schwachstellen in den Argumentationen von NoCopyright- Kampagnen aufmerksam zu machen. Ich war selbst schon in diesem Rahmen aktiv, ( incl. Umsonst-Kampagne ) und bin dabei immer wieder von Interessierten Bürgern auf genau diese Probleme angsprochen worden. Außer dem Spaß am Verbotsübertritt (den ich für sehr wichtig halte!) blieb da, fand ich, inhaltlich nicht viel übrig. Vielleicht noch die Erkenntnis, dass sich fast alle irgendwie ein kleines kriminelles Hobby leisten, z.B. Musik saugen. Was ja immerhin (wie schon gesagt) die Erkenntnis beinhalten kann, dass Eigentum eine Frage des Glaubens und seiner Durchsetzung ist.

Auch halte ich meinen Vorschlag am Ende nicht für das super Rezept gegen die unmittelbaren Folgen von Patentrechten, ich wollte nur ein Beispiel geben.
Ich denke, dass Linke Politik nicht immer nur da ansetzen muss, wo ihr Anliegen ohnehin nur noch Rückzugskampf ist. Und dass Kapitalismus immer als ganzes kritisiert werden muss, weil sonst die Rechnung nicht aufgeht. Und es reicht nicht, wenn das nur drunter steht.

Kampagnen, die sich gegen das Copyright als richten, oder auf die unmittelbaren Folgen aufmerksam machen, halte ich auch nicht für grundsätzlich verkehrt. Nur eben für inhaltlich leicht angreifbar. Und aus diesem Grund kann es ja nicht falsch sein, sich mal mit einer etwas anderen Sichtweise auseinanderzusetzen, ein bisschen die Waffen zu schärfen.

Und bitte nicht abschrecken lassen, wenn ich mal etwas polemisch werde. Das heißt nicht, dass ich mich für "was besseres" halte als die von mir Kritisierten. Ich kann halt nicht anders. begreift vielleicht als Ansporn, meine Kritik wieder zu kritisieren, gegen den Kapitalismus kann es einfach nicht genug Argumente und Sichtweisen geben.

puh.

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