Presseerklärung der Rigaer 84

R84 01.06.2007 15:32 Themen: Freiräume
PRESSEERKLÄRUNG DER BEWOHNERINNEN DER RIGAER STRAßE 84 ZU DEM BRAND UND DEN EREIGNISSEN DANACH
31.05.2007
PRESSEERKLÄRUNG DER BEWOHNERINNEN DER RIGAER STRAßE 84 ZU DEM BRAND UND DEN EREIGNISSEN DANACH
31.05.2007



... die R84...

Die R84 ist ein Hausprojekt in der Rigaer Straße 84. Das Haus wurde 1990 besetzt und 1991 durch Mietverträge legalisiert. Kurz nach einem Sanierungversuch des letzten Hausbesitzers, der am Widerspruch der BewohnerInnen scheiterte, brannte 1997 der Dachstuhl des kompletten Eckhauses (Rigaer 84 und Proskauer 10). Nach Aussage der Kripo handelte es sich um Brandstiftung. Neben dem Dachstuhl wurden durch Brand und Löschmitteleinsatz auch die Wohnungen im 4.Stock beschädigt.
Nach dem Brand und dem gescheiterten Sanierungsplan wurde das Haus an den jetzigen Eigentümer verkauft. Im November 2006 erreichte das BewohnerInnenkollektiv eine weitere Sanierungsankündigung. Der Versuch der BewohnerInnen, das Haus zu kaufen, scheiterte damals am fehlenden Interesse von Seiten des Eigentümers.

... der Brand ...

Am Montag, dem 28.04.2007 wurden durch Feuer und den Löschwassereinsatz in der Rigaer Straße 84 der Lebensraum von 48 Menschen und Platz für internationale Gäste, Voküs, Kino, politische Arbeit, Konzerte und Kneipe zerstört. Wir, die BewohnerInnen, haben über Stunden hilflos mit ansehen müssen, wie der gesamte Dachstuhl und Teile der 4.Etage dem Feuer zum Opfer gefallen sind. Im weiteren Verlauf des Brandes wurde auch der Dachstuhl des Mietshauses Proskauer Straße 10 vom Feuer erfaßt und vollständig zerstört. Es kann als Glücksumstand gelten, dass keine Menschen verletzt wurden.

...die Vorfälle im Einzelnen...

Noch gibt es keine offiziellen Stellungnahmen über die Brandursache, für uns stellt sich der Brand aber folgendermaßen dar:
Das Feuer wurde zuerst um ca. 4.30 Uhr von BewohnerInnen im hinteren Teil des Seitenflügels bemerkt. Der Brandherd befand sich in einem abgeschlossen, unbewohnten Raum im Dachgeschoss, der schon längere Zeit nicht genutzt worden war. Von uns konnten zu diesem Zeitpunkt keine weiteren Brandstellen festgestellt werden. Zeitgleich mit eigenen Löschversuchen mit Feuerlöschern und Wasserschläuchen wurden von uns die BewohnerInnen geweckt und die Feuerwehr verständigt.
Die Feuerwehr traf gegen 4.45 Uhr ein und begann, über die Treppenhäuser und später über Leiterwagen von oben den Brand zu bekämpfen. Der Löschverlauf schien uns als Bewohnern eher schleppend anzulaufen. Innerhalb von kurzer Zeit griff der Brand auf den gesamten Dachstuhl der Rigaer Straße 84 über und erreichte dann auch den Dachbereich der Proskauer Straße 10. Gleichzeitig begann sich der Brand in Teilen der Rigaer Straße auch auf das 4.Stockwerk auszudehnen. Verschiedene Feuerwehrleute äußerten auf Nachfrage die Vermutung, Brandbeschleuniger seien verwendet worden.
Als das Feuer nach einigen Stunden unter Kontrolle gebracht werden konnte, war der komplette Dachstuhl, sowie einige Zimmer des 4. Stockes, ausgebrannt. Der restliche Teil des Hauses wurde durch die Löscharbeiten so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass er nur unter erheblicher Gefahr betretbar war, und auf lange Sicht nicht mehr bewohnbar ist.



... fiktive Haschischplantagen...

In einigen Tageszeitungen war am Dienstag Morgen zu lesen, dass der Brand von einer Haschplantage im Dachgeschoss des Hauses ausgegangen sei. Diese Meldungen, welche ausschließlich auf der unhaltbaren Aussage eines Bewohners des Hauses Proskauer Str.10 basieren, werden von uns entschieden zurückgewiesen. Wir empfinden es als beleidigend, dass diese Behauptung unhinterfragt von mehreren Zeitungen und dem rbb übernommen wurden. Es wurde daher gegen den Urheber dieser Anschuldigung, Kolja Schwartz, Klage wegen Verleumdung eingereicht.

... danach ...

Am Dienstag Nachmittag richteten die BewohnerInnen der R84 einen Infotisch und eine pro-visorische Sammelstelle für materielle Unterstützung ein.
Wir waren überwältigt von dieser und anderen solidarischen Aktionen, die sich schon in den ersten Stunden des Brandes entwickelten. Sowohl von vielen Hausprojekten, anderen AktivistInnen wie auch AnwohnerInnen und Bekannten kamen Hilfsangebote, Sach- und Finanzspenden. Da wir aufgrund der Brand- und Wasserschäden mit unserer Infrastruktur noch immer auf Hilfe von außen angewiesen sind, benötigen wir auch weiterhin Unterstützung, beispielsweise für anstehende Anwalt- und Prozeßkosten.

Am späteren Nachmittag wurde uns dann vom Verwalter des Hauses zugesichert, am Mittwoch auf eigene Gefahr das Haus für 3 Stunden betreten dürfen um persönliche Gegenstände zu bergen.
Am Abend fand in einem benachbarten Kulturprojekt ein öffentliches Treffen statt. Hier hatten UnterstützerInnen die Möglichkeit, Informationen zu erhalten, Fragen zu stellen, und Ideen auszutauschen.

Am Mittwoch, dem 30.05.07 bestand für 4 Stunden die Möglichkeit, das Haus zu begehen. Innerhalb dieser Zeit konnten mit Hilfe vieler UnterstützerInnen ein Teil der Gegenstände abtransportiert werden, die nicht durch Feuer oder Löschwasser zerstört wurden.
Am Nachmittag kam das Treffen mit Dr. Franz Schulz, dem Bezirksbürgermeister von Frie-drichshain-Kreuzberg zustande. Herr Schulz wurde um die Unterstützung unserer Forderung nach sofortiger Zuverfügungsstellung eines Übergangs- bzw. Ersatzobjekts gebeten.
Am frühen Abend besuchte eine Gruppe BewohnerInnen der R84 die PDS in ihrem Bezirksbüro in Friedrichshain und verlangte dort nachdrücklich politische Unterstützung.

... wie weiter...

Linke Freiräume sind überall bedroht, denn alternative, selbstbestimmte und widerständige Freiräume haben keinen Platz in den Stadtumstrukturierungsplänen neoliberaler Ideologie. Nach der Räumung der Yorckstraße 59, der Bedrohung des 'Schwarzen Kanals', der Brunnenstraße 183, der Rigaer Straße 94, der Köpi und diverser anderer Projekte ist jetzt auch die R84 akut gefährdet. Sollten wir nicht bald ein geeignetes Ersatzobjekt finden, hieße dass das Aus für das gesamte Projekt R84 – was wesentlich mehr ist, als nur Wohnraum! Wir werden um den Fortbestand unseres Projektes kämpfen.

Wir fordern als BewohnerInnenkollektiv eine politische Lösung die es uns ermöglicht, unsere Vorstellungen einer freien, gemeinschaftlichen selbstbestimmten Lebensweise auch in Zukunft weiter umzusetzen. Es ist uns wichtig, weiterhin zusammen zu leben, gemeinschaftlich Politik zu treiben und das [sub-] kulturellen Leben auf unsere eigene Art zu bereichern.
Dazu verlangen wir für sofort wie auch für eine langfristige Perspektive einen geeigneten Raum. Das bedeutet Wiedereinzug in unser Haus zu den gleichen Konditionen wie vor dem Brand - oder ein akzeptables Ersatzobjekt.


ONE STRUGGLE – ONE FIGHT. WE STAY TOGETHER!

Heute morgen fand zusätzlich eine Pressekonferenz in unserem Provisorischen Wohnzimmer vor der Rigaer 83 statt, zu der wir gestern die medien eingeladen haben. diese war jedoch nur schwach besucht.
Gleichzeitig wurden am Haus der Riger 84 verschiedene Transparente angebracht.
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Ergänzungen

Solidarität ist eine Waffe!

wiki 01.06.2007 - 17:19

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Solidarität — ...

kripo? — derrick