Nein, nein, das ist nicht der Kommunismus!
Am heutigen Sonntag fand vor der chinesischen Botschaft eine Kundgebung statt, mit der inmitten der G8-Mobilisierung auf China als weltpolitischen Akteur und auf die emanzipatorische Bedeutung des Kommunismus hingewiesen werden sollte. Bereits am Donnerstag hatte Hubert Zick auf der dazugehörigen Infoveranstaltung falsche Vorstellungen über China korrigiert.
Beide Veranstaltungen besetzten vernachlässigte Themen der Linken: die Entwicklung Chinas zu einer Modellordnung für andere Staaten, Chinas Unterstützung für totalitäre Regimes und Massenmorde in Afrika, die schlecht aufgearbeitete Geschichte der China-Verklärung besonders unter Kommunisten.
Gleichzeitig stand der Begriff des Kommunismus im Mittelpunkt, nicht weil anzunehmen ist, ihn der vorherrschenden Assoziation mit den in seinem Namen begangenen Verbrechen zu entreißen. Sondern weil in ihm dennoch ein Programm der allgemeinen Emanzipation enthalten ist: gleicher Zugang zum gesellschaftlichen Reichtum, positive Aufhebung des Kapitalverhältnisses, Primat der Bedürfnisse über Produktion und gesellschaftliche Vermittlung.
Entsprechen begann die gut besuchte Infoveranstaltung am Donnerstag im Friedrichshainer "Vetomat" mit einer kurzen Rückschau auf die Begriffsgeschichte des Kommunismus, mit der sowohl die emanzipatorische Perspektive als auch die Entwicklung zum Parteikommunismus Leninscher und Stalinscher Prägung beleuchtet wurde.
Danach referierte der Freiburger Politologe und Jungle World-Autor Hubert Zick über die Geschichte des chinesischen Sozialismus. Detailfreudig und ausführlich zeigte er u.a. auf, daß China den Vorstellungen einer zwangsläufigen Entstehung parlamentarischer Demokratie auf kapitalistischen Wirtschaftsverhältnissen widerspricht; daß sich der autoritäre KP-Staat aufgrund der weiter sinkenden Arbeitskosten konsolidiert; daß es sich bei China jedoch keineswegs um einen Sozialstaat westlichen Typs handelt, da es weder Staatssubjekte noch eine ausreichende Staatsquote gibt; daß sich die relative Stabilität der KP-Herrschaft nicht durch totalitäre Durchdringung der gesamten Gesellschaft herstellt, sondern durch eine konsequente Beschleunigung der gesellschaftlichen Umbrüche und durch die Verzahnung des Repressionsapparats mit den lokalen Zwangskollektiven.
Das Redemanuskript wird in den nächsten Tagen beim aufrufenden Weblog zu finden sein.
An der Kundgebung am heutigen Sonntag nahmen in Ermangelung mobilisierender Parteien oder Parteigruppen nur 20 Personen teil. Ob es dennoch gelungen ist, China und den Kommunismus als Themen aufs Tapet zu bringen, wird sich zeigen.
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Ergänzungen
gespräch vor der demo
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
billig
As we say in China: LOL!
Eine Dose Mitleid für Daniel Kulla. Gibts eigentlich Bilder von der Trauerveranstaltung?
weltbewegend
Ist schon wichtig
enjoy life in communism!
An die, die sich hämisch freuen: Ja, waren halt leider nur 20, aber wenns gegen die USA geht, seid ihr auf der Straße mit deutschem Volksmob und Nationalen Sozialisten...softcore ad klingt aber lieb ;-)
@ g8 gegner
communismus!
Der ist auch nicht anders
FALSCHFALSCHFALSCH
Der einzig wahre Kommunismus
Und ihr wisst, da gibt es ja genügend in der Geschichte, man muss es nur ausgraben.
@MaoBibel
Durchgestrichener Mao
Außerdem solltet Ihr Euch vllt. im Vorfeld informieren... den Kommunismus hat es bisher nicht gegeben, da er die Situation einer klassenlosen Weltgemeinschaft beschreibt. Wenn überhaupt ist China ein sozialistisches Land, da der Sozialismus die Übergangssituaion zur kommunistischen Gesellschaft ist.
Ihr seid in dem Sinne nicht besser als die Massenmedien die den Begriff "Kommunismus" auch gerne mit Nordkorea in Verbindung bringen.
Die Definitionen von Sozialismus und Kommunismus sollte man dann doch schon kennen bevor man solche Proteste organisiert bzw. solche Texte verfasst.
@Mao-Bibel
ich war gerade 5 wochen in myanmar und habe mit dortigen dissidenten geredet, und dich megatrottel würde ich gerne mal in der kiesgrube vermöbeln.
china
Lenin, Torsun, Mao, Stalin
mensch drängt sich mal wieder der verdacht auf, dass hier einige antideutsche kinder wieder mal den großen spielen wollten. natürlich ist mao scheiße, aber wer seiner veranstaltungen mit torsun zitaten bewirbt, machts nicht besser.
vor computern bei der internet-recherche + nen oma-wagen voller zeitungen, damit seid ihr info-elsen eindeutig besser aufgehoben...
Machno?
Dann doch lieber eine regulierter reformistische Staatskapitalismus wie in der DDR, China und der SU. Die Stasi war zwar nicht immer gerecht, aber emanzipatorischer als die - nach bauchgefühl herummordenen Anarchohorden auf die ihr euch hier bezieht.
kapitalismus
@durchgestrichener mao
stay left!
@derKinderwegen
Nestor Machno war doch nur ein gewöhnlicher Räuber und Mörder, der es niemals geschafft hat, die Gesellschaft auch nur einen Hauch zu verbessern. Das, was immer als freiheitlich angenommen wird, ist autoritärer, als es die sozialistischen Staaten jemals waren.
Stalin, Lenin usw. haben niemals gesagt, daß sie den Kommunismus verwirklicht hätten. Wer sich auch nur ein klein wenig mit der Theorie auskennt, weiß, daß vor dem Kommunismus immer der Sozialismus kommt. Und der Sozialismus ist immer noch mit dem Klassengegensatz behaftet. Wer mal Marx gelesen hat, sollte das eigentlich wissen.
Räte
Nebenbei: Sozialismus ohne Demokratie ist wie Brot ohne Mehl. Die Räte in Russland wurden schon von Lenin bekämpft. Scheiss auf autoritäre Parteienkader und deren Herrschaft. Alle Macht den Menschen!
aha
@derKinderwegen zum Zweiten
Wenn Anarchie und damit der „freie Kommunismus“ nicht heißen, dass die schlechten menschlichen Eigenschaften überwunden sind, dann braucht man Gesetze, Strafvollzug etc. um die Menschen vor den schlechten Eigenschaften anderer Menschen zu schützen. Oder wie willst Du gewährleisten, dass die schlechten Eigenschaften der Menschen in der Gesellschaft überwiegen und massenweise Leute umgebracht werden.
Die Aktion „Nein, nein, das ist nicht der Kommunismus!“ verurteilt Mao tse-tung und das sozialistische System, dass die KPCh aufgebaut hat, weil es eben nicht den Staat abgeschafft und das vollkommen Unmögliche – die absolute Freiheit des Individuums – geschaffen hat. Das steht im Widerspruch zu deiner Aussage. Es wäre wirklich interessant zu erfahren, wie Anarchisten eine Gesellschaft aufbauen wollen, in der die „schlechten Eigenschaften“ fortbestehen, aber jeden machen lassen wollen, wie es beliebt.
Die Kritik an Mao geht auch vollkommen ins Leere, weil überhaupt nicht analysiert wurde, wie China beschaffen war, als die Revolution ausbrach. Es kommt überhaupt nicht zur Sprache, dass es eben die Kommunisten waren, die China von der feudalen Ausbeutung befreiten, die Frau dem Mann gleichstellten und einen gewaltigen ökonomischen Fortschritt schufen, der es den Menschen einen höheren Lebensstandard, Bildung usw. ermöglichte. Das dies nicht zu bewerkstelligen war, ohne einen Repressivapparat zu bedienen, wird von Anarchisten bzw. „freien Kommunisten“ gern übersehen.
Aber die Praxis hat doch jedesmal gezeigt, dass Anarchismus an sich selbst zugrunde geht. Machno verspielte die Sympathien in der Bevölkerung, in dem er mordend und raubend durchs Land zog. Die spanische Republik ging dank den Anarchisten unter. Denn wie der Anarchist Rudolf Rocker in seinem Werk „Die spanische Tragödie“ zugibt, waren die Anarchisten mehr bestrebt ihren anarchistischen Traum vom Kommunewesen usw. aufzubauen, als gemeinsam mit Kommunisten und anderen Demokraten die Republik zu verteidigen. Jetzt wird man zwar einwenden, dass die Anarchisten auch gegen Franco kämpften. Das stimmt. Glaubt man aber den Memoiren von einigen Spanienkämpfern, hatten es die Anarchisten nicht so sehr mit militärischer Disziplin. So verließen sie einfach nach Belieben die Front usw. Jedenfalls schwächten sie mit ihrem Verhalten die Abwehrfront gegen Franco.
Daß es keine „killing fields“ unter Anarchisten gab, stimmt nicht. Die Weg von Machno war von unschuldigen Toten gepflastert. In Spanien wurden massenhaft Bauern, die ihren Grund und Boden nicht vergemeinschaften wollten, einfach umgebracht. Anders sah es in der Sowjetunion mit den GULags aus. Lies mal hier: http://www.etext.org/Politics/Staljin/Staljin/articles/AHR/AHR.html, da wirst mal mit neueren us-amerikanischen Forschungen zu dem Thema bekannt. Sie prägen jedenfalls ein anderes Bild, als die „freien Kommunisten“ immer abgeben.
Man sollte schon etwas vorsichtig sein, wenn man eine Aktion „Nein, nein, das ist nicht der Kommunismus!“ durchführt. Das, was man leicht an die Stelle der real existierenden Gesellschaftssysteme setzt, entpuppt sich oft ganz schnell als Illusion, als Wunschtraum und wird den eigenen historischen Erfahrungen nicht gerecht.
@kortschagin