Dancing Down All Borders

Shake g8 Bikeride 20.05.2007 16:04 Themen: Freiräume G8 Heiligendamm
Die Shake g8 Fahrradkarawane zum g8 Gipfel hat am 16.05.07 die Grenze in Schwedt passiert. Ausgefallen verkleidet haben Cheerleader und TänzerInnen begleitet von einem DJ die Grenze wortwörtlich niedergetanzt! Mit dabei war auch die Presse und ein Lokalfernsehsender, und ein nicht unbescheidenes Polizeiaufgebot hat die Karawane schon erwartet. Es sind alle Leute über die Grenze gekommen, nur der Traktoranhänger wurde gnadenlos als strassenuntauglich abgestempelt.
Schließlich war er da, der 16. Mai! Ein Tag auf den sich die Shake g8 Fahrradkarawane wochenlang hinbewegt hat, am Grenzübertritt von Polen nach Deutschland zu verdeutlichen wie überflüssig und beschränkt Grenzen doch sind.
Zwei Tage lang wurde sich 30 Km vor der Grenze darauf vorbereitet, die Grenze möglichst pompös zu überqueren, auf die schlimmsten Repressionen gefasst.

Früh am morgen ging es dann los, um zwölf wurde sich Nahe der Grenze in Schale geworfen und die Generalprobe den Waldameisen vorgeführt. Bis dahin wurde die Grenzpolizei auch schon auf die Gruppe aufmerksam und so kam es, dass wir von der polnischen Polizei und der gemischten deutsch-polnischen Grenzwacht begleitet wurden sobald wir uns wieder auf die Hauptstrasse begaben und Richtung Grenze losfuhren.

Den Traktor zur Stereoanlage umfunktioniert, erreichten wir gegen 2 Uhr die Grenze. Die hübsch herausgeputzten Radfahrer verwandelten sich in Cheerleaders und Tänzer die über die Brücke tanzten. Leider wurden wir von der Grenzpolizei, die den gesamten Verkehr in beiden Fahrtrichtung völlig zum erliegen brachte, aufgehalten. Deshalb versuchten wir sprichwörtlich die Grenze wegzutanzen und die Leute in grün mit unseren einstudierten Tänzen und Cheerleader-Choreografien, Konfettiregen und Luftblasen dazu zu bewegen uns weiterziehen zu lassen. Doch die Grenzer gaben kein Jot nach und verzogen nur ihre Minen und versuchten den Pom-Poms und den Seifenblasen auszuweichen.

Langsam hinterherhinkend folgte ein Gefangener in gestreifter Sträflingskleidung. Dieser war mit einer langen Kette mit einem Bein an eine Kiste mit der Aufschrift Passports fortress Europe gebunden. Diese musste er die ganze Zeit hinter sich herziehen. Als die Zeit reif war, quälte er sich ein letztes mal und bewegte sich auf die Grenze zu. Mit aller Kraft, die ihm noch blieb, öffnete er die Kiste und zog einen Umschlag raus, den er einem Zöllner übergab. Es wurden die Namen auf den Pässen ausgerufen, doch niemensch reagierte. Es zogen jedoch alle einen Barcode heraus, auf dem die Passnummer geschrieben war. Erst als diese Nummern ausgerufen wurden, reagierten die entsprechenden Leute. Dies sollte zeigen, wie das aktuelle System die Individuen zu Nummern degradiert.

Wir hatten kleinere Probleme alle Leute durch die Kontrolle zu bringen.Hauptproblem war, dass die Polizei einen Anführer braucht, der die Verantwortung übernimmt für die Aktion. Da wir alle gemeinsam verantwortlich sind und nichts Verbotenes getan haben, wollten wir alle die Anführer sein und versuchten, den Grenzern unsere Ausweise nochmals zurückzugeben, damit diese uns als verantwortliche Personen akzeptiert. Dies wollten sie nicht verstehen.So ging es nochmal eine Stunde, bis sie endlich alle Pässe akzeptierten. So wird es wohl noch einige Zeit dauern, bis wir alle einen netten Brief erhalten werden von der deutschen Staatsanwaltschaft.

Wie auch immer, die Hauptschwierigkeit war der Traktor. Unser lieber Traktor, der es allen Widrigkeiten zum trotz bis zur polnisch-deutschen Grenze geschaft hat. Von Deutschland
zuerst durch Tschechien, die Slowakei und Österreich nach Ungarn und dann via Slowakei, Tschechien und Polen wieder zurück. Diesem Traktor wurde die Weiterreise in Deutschland untersagt. Dem Anhänger wurde sämtliche Strassentauglichkeit abgesprochen. Aber hat er nicht auf den zurückgelegten ca. 2´500 Kilometern bewiesen, dass er absolut Strassentauglich ist. Glücklicherweise erhielten wir regliche Unterstützung von der Lokalbevölkerung. Wir erhielten einen Platz, an dem wir das Gefährt vorübergehend parken können. Die Polizei eskortierte uns zu diesem, nachdem sie die Transpis vom Wagen entfernt hatte. Doch konnten wir so noch eine von der Polizei geduldete RTS durchführen, auf der wir wenigstens noch einige Flugis an die Leute bringen konnten :)

Was für ein freundliches Willkommen in Deutschland! Aber nichts desto trotz, die Fahrradkarawane wird ihre Reise zum G8-Gipfel fortsetzen, ob mit oder ohne Supportfahrzeug!
Vielen Dank an die tollen Leute vor Ort, die uns in vielerlei Hinsicht unterstützt haben, und`n Gruß an die Zivilcops, die immer noch auf uns aufpassen, mühsam im Auto voiyeurierend Ihre Brötchen verdienen.

Die Reise geht weiter, wann sehen wir uns...?
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Ergänzungen