Westafrika: Eisenbahner kämpfen

Christopher Dömges 18.05.2007 19:16 Themen: Weltweit
Dortmund. Im Rahmen seiner Europa-Reise kam der malische Bürgerrechtler und Gewerkschafter Tiécoura Traoré auch in den Dortmunder linken Literaturtreff Taranta Babu um über die Erfahrungen des Kampfes in dem westafrikanischen Land zu berichten. Die Besucherzahl ließ doch sehr zu wünschen übrig. ("Mal sind es mehr, mal weniger", wie aus Veranstalterkreisen etwas enttäuscht verlautete.) Jedoch die Tatsache, dass mit mir noch ein Medienvertreter zugegen war, ermöglichte ein ausführliches Interview.
"Konkret kämpfen wir gegen die Privatisierung und Schließung des Dakar-Niger-Expresses, der ein wichtiger westafrikanischer Arbeitgeber ist", sagt Dr. Traoré, der wegen seines Widerstandes bereits seine Arbeit bei der Eisenbahn verlor. Aber, meint er: "Wenn keiner was tut, geht es bald allen so." Und Traoré glaubt, dass das die schlimmste Form der Repression sei. "Sehen Sie", gibt er zu verstehen, "wenn Sie keine Arbeit haben, kann das Ihre Familie zerstören!" Der Mann fühle sich joblos nicht mehr als Mann. Dennoch: Wer gegen die Schließung der Eisenbahn TRANSRAIL protestiert wird unter Umständen auch mit dem Tod bedroht.

Um sich dieser himmelschreienden Ungerechtigkeit der imperialistischen Machthaber Afrikas entgegen zu stellen gibt es COCIDIRAIL, die Bürger- und Gewerkschaftsbewegung, deren Präsident Dr. Tiécoura Traoré ist. "Für die Rückgabe und eigenständige Entwicklung der malischen Eisenbahn. Gebt sie den Menschen von Mali zurück!", fordert die Bewegung auf ihren Plakaten. Sie verstoßen nicht gegen Gesetze. Laut Traoré fördern sie "den Kontakt zur Presse, zu fortschrittlichen Politikern wie Organisationen". Dabei stützt sich COCIDIRAIL auf drei unterschiedliche Standbeine: den lokalen, nationalen, wie internationalen Aspekt gilt es zu berücksichtigen.
Mit Blick auf die Eisenbahn hält Traoré die, wie er sagt, "afrikanische Mobilität" für entscheidend. Klar: Auf einem Kontinent, wo die Armut so enorm ist wie in Afrika, kann sich nicht jeder ein Auto leisten. Da müssen andere Verkehrsmittel her, die gleichzeitig die so dringend benötigte Arbeit schaffen.
Ein Highlight in der internationalen Tätigkeit von COCIDIRAIL: Mehr als 4.500 Protestbriefe wurden im Dezember 2005 an den malischen Präsidenten Fouré gesandt. Aus ging die Initiative von der französischen Organisation 'peuple solidaire' und die Botschaft war eindeutig: Gegen die Privatisierung und Schließung von TRANSRAIL, gegen die Entlassung Dr. Tiécoura Traorés'!!

Traoré gibt sich bescheiden, wenn es um die Beschreibung seiner eigenen Person geht. Dabei hätte er durchaus Grund, stolz zu sein! So ist er Eisenbahningenieur und ehemaliger Leiter der Schule für afrikanische Eisenbahner in Brazzaville (Republik Kongo). Er gilt als ausgewiesener Kenner des öffentlichen Transportwesens in Afrika und wurde auch in Verkehrskomissionen der Afrikanischen Union (AU) berufen.
Letztlich brachten ihn die neokolonialen Interessen von IWF und Weltbank zu Fall, über die er sich kritisch geäußert bzw. gegen die er den Protest organisiert hatte.
Der kleine, schmächtige Mann lässt sich nicht unterkriegen. "Ich glaube", sagt er, "die denken, ich wäre wegen meines Jobverlusts am Boden zerstört. Aber die täuschen sich." Traoré will weiter für seine Sache streiten - und wenn es das Letzte sei, was er tue.
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