Kolumbien: Drohungen gegen Internationale

Kolumbienkampagne 17.05.2007 23:02 Themen: Globalisierung Militarismus Repression Soziale Kämpfe Weltweit
Europäische und kolumbianische Menschenrechtsgruppen, die die unabhängigen Gemeinden im kolumbianischen Konfliktgebiet „Sur de Bolivar“ begleiten, wurden bedroht. Weitere Drohungen gab es gegen die SprecherInnen der Goldschürfergemeinden.
Am Samstag, den 12. Mai 2007, empfing das Europäische „Red de Hermandad y Solidaridad con Colombia“ eine Email, in der das Leben, die physische Integrität und die Arbeit der Mitarbeiter/innen der internationalen Begleitorganisationen, welche die Gemeinden der Region Sur de Bolívar unterstützen, bedroht wurden.

In derselben Nachricht werden auch die Mitarbeiter der „Federación Agrominera - der regionalen Minenarbeiterorganisation - und namentlich deren Präsident TEOFILO MANUEL ACUÑA, bedroht. TEOFILO MANUEL ACUÑA war einige Tage zuvor Opfer einer illegalen Verhaftung durch das Militärbatallion „Nueva Grananda“ der V. Heeresbrigade des kolumbianischen Militärs geworden und war 10 Tage lang seiner Freiheit beraubt, bevor der Staatsanwaltschaft die Anordnung zu Wiederfreilassung gab.

Die Nachricht wurde von der Emailadresse  juandavid1632893@hotmail.com, die auf den Namen "Juan David González Morales" angemeldet ist, an die Emailadresse des europäischen Netzwerks  redeuropea@redcolombia.org verschickt. Die Nachricht enthielt folgenden Text:
„ Ich bin sehr besorgt wegen der Aktivitäten des Staatsanwalts des Simiti Plutarco, vor allem wegen der NGO´s, die ihn unter Druck gesetzt haben, um diesen Terroristen freizulassen, der der Bevölkerung des Sur de Bolivar nur schadet. Es ist bekannt, dass Teofilo und viele Anführer der Minenarbeiter die Gewinne der Minen umleiten, um Narkoterroristen wie die ELN zu unterstützen und zu stärken, aber mit Gottes Hilfe wird das bald aufhören. Den Ausländern der NGO´s werden ihre stinkenden Länder noch sehr fehlen, weil sie eines Tages durch die rechtmäßig von Gott geschaffenen Armee gefasst werden“

Diese Drohung ist kein isolierter Vorfall. Sie steht im Zusammenhang mit der Verfolgung der Gemeinden des Sur de Bolivar und der kolumbianischen und internationalen Organisationen, die sie und die sozialen Prozesse zur Verteidigung ihrer Interessen und der Verteidigung ihres Lebens unterstützen.

Seitdem das multinationale Unternehmen „Anglo Gold Ashanti“ und seine Tochterfirma „Kedahda“ entschieden haben, sich das Territorium der Minenarbeiter des Süden von Bolívar anzueignen, ist die Anzahl der durch das kolumbianischen Militär verübten Menschenrechtsverletzungen enorm angestiegen. Das Militär hatte öffentlich erklärt, sich zum Schutz des Unternehmens in der Region zu befinden.

Es wurden zahlreiche Terrormethoden eingesetzt, um die Organisationsprozesse der Region zu zerstören und die EinwohnerInnen dazu zu bringen, das Gebiet an das Unternehmen Anglo Gold Ashanti abzutreten: u.a. das Abbrennen von Häusern, Raub, Plünderungen, Stigmatisierungen, Drohungen, Besetzungen, willkürliche Verhaftungen, außergerichtliche Hinrichtungen sind Maßnahmen, mittels derer versucht wurde, die Minenarbeitergemeinden aus der Region zu vertreiben.

Gemäß der Verpflichtungen der internationalen Organisationen gegenüber den kolumbianischen Organisationen, die Rechte der Bevölkerung zu verteidigen, wird die internationale Begleitung im Sur de Bolívar als auch in den weiteren Regionen Kolumbiens durch das Europäische Red de Hermandad y Solidaridad con Colombia weitergehen. Das Red Europea erklärte, dass es von nun an das Unternehmen Kedahda (Anglo Gold Ashanti) und den kolumbianischen Staat für mögliche weitere Aktionen verantwortlich macht, die gegen das Leben und die physische Integrität der im Süden des Bolívars tätigen internationalen Begleiter/innen gerichtet sind.

Vorgeschichte:

Am 23.09.06 filmten und fotografierten in Santa Rosa verdeckte Angehörige des Bataillons Nueva Granada der 5. Brigade der Streitkräfte Mitglieder des Red Europea de Hermandad y Solidaridad, die Vertreterin der Corporación Sembrar, den juristischen Berater der Federación Agrominera del Sur de Bolívar (Fedeagromisbol) und einige Aktivisten der Region, die sich anlässlich des Treffens der Gemeinden aufgrund der Ermordung von ALEJANDRO URIBE CHACON in der Stadt befanden. Als einer der Verantwortlichen für die diese Bildregistrierung als Militär erkannt wurde, verschwand er gemeinsam mit dem Bürodirektor des präsidialen Menschenrechtsprogramms Carlos Franco im Wagen mit der Nummer XVP 848. Diese Geschehnisse wurden dem regionalen Ombudsmann angezeigt, der sofort vom Kommandanten des Bataillons Nueva Granada die Identifizierung des Militärs sowie die Löschung der Bilder verlangte, welcher das verweigerte.

Am 14.12.06 wurde in einer regionalen Zeitung aus Bucaramanga namens „El Frente“
ein Artikel veröffentlicht, der den Titel trägt: „Perverse Kampagne von NGO´s, die den Terrorismus in der Region unterstützen und verteidigen, gegen das Militär im Sur de Bolivar“. Der selbe Artikel sprach davon, dass die Guerilla durch "NGO´s der Region" handeln würde, die Corporación Sembrar, die Federación Agrominera del Sur de Bolívar und das Red Europea de Hermandad y Solidaridad con Colombia. Des weiteren erklärte er, dass die Arbeit dieser Organisationen darauf abziele, „den Ruf des Artilleriebataillons Nueva Granada zu schädigen und damit den der 5.Brigade“.

Der Bericht enthielt des weiteren ein Interview mit José Cendales, einem Bürgermeisterkandidaten für Santa Rosa, der meinte, „zu diesen Demonstrationen sind die Leute allein nicht fähig. Sie finden statt, weil sie unter dem Einfluss gewisser Gruppen stehen", wobei er sich auf die Demonstrationen der Minen- und Landarbeiter des Sur de Bolivar im September 06 bezog.

Am 28.04.07 gegen 14.30 im Weiler San Luquitas der Gemeinde San Pedro Frío des Landkreises Santa Rosa wurden die zwei internationalen Begleiter und drei Aktivisten der Region vom Batallón Nueva Granada festgehalten und ihre Identität festgestellt.

Dasselbe passierte am 29.04.07, als drei Mitglieder des Red Europea de Hermandad y Solidaridad con Colombia vom Batallón Nueva Granada angehalten wurden und ihre Personalien aufgenommen wurden.

Der Capitán Cruz des Batallóns Nueva Granada diffamierte nach seiner Verhaftung den Präsidenten von Fedeagromisbol sowie seine Organisation: „Wir haben den schlimmsten Banditen des Sur de Bolivar gefasst, der der Acción Social $500.000 Pesos geraubt hat, um sie der Guerilla zu geben. Wir werden auch alle anderen verfolgen, die nach ihm kommen.“ Der selbe Capitán Cruz stellte auch wegen der Anwesenheit des Red Europea und anderer internationaler Begleitorganisationen in den Gemeinden beharrliche Nachforschungen nach deren Finanzierung, Herkunft, Funktion und Identität an.
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Ergänzungen