Gerichtsposse um Totalverweigerer in Zittau

Prozessbeobachter_innen 16.05.2007 21:30 Themen: Militarismus Repression
Am 16.05.07 sollte am Zittauer Amtsgericht eine Verhandlung stattfinden.
Grund: der Angeklagte ist totaler Kriegsdienstverweigerer und hat Dienstflucht begangen.
12 interessierte Zuschauer waren gekommen um der Verhandlung beizuwohnen. Wenn man eine Mobilisierungszeit von 1 Stunde bedenkt, ist dies für eine ostsächsische Provinzstadt als Erfolg zu werten.
Aus welchem Grund auch 6 Polizeibeamte anwesend waren, kann nur vermutet werden. Lag es daran das Richter Ronsdorf, der auch den Vorsitz führen sollte kalte Füße bekam? Oder dass es in der letzten Zeit in mehreren Orten Proteste gegen die Bundeswehr gegeben hat? Infos dazu unter  http://bundeswehr-wegtreten.125mb.com/Bau2007_04_16/20070416.html und  http://de.indymedia.org/2007/04/173497.shtml?c=on#c420004solid und  http://portal.pds-sachsen.de/dokumente/AG_Jugend_gegen_BW_in_Zittau.pdf .
Ganz sicher ist jedoch, das die Staatsbediensteten nicht aus Interesse anwesend waren.

Doch was passierte vor dem heutigen Termin?
Der Kriegsdienstverweigerer hatte im Vorfeld mehrere Befangenheitsanträge gegen Richter Ronsdorf und Richter Oltmann gestellt.
Gegen Richter Ronsdorf mussten insgesamt 3 Befangenheitsanträge gestellt werden. Unter anderem, weil er wiederholt Anträge der Verteidigung gar nicht oder sehr spät entschieden hat. Zum zweiten mal, weil er wiederholt die Rechte des Angeklagten auf Verteidiger unterbinden wollte ( indem er an einem Termin zur Hauptverhandlung festhält, obwohl einer der Verteidiger nicht konnte und die Verteidigung deshalb Terminsaufhebung beantragt hatte ) und nun mehr die letzte Nacht zum dritten Mal, wegen Willkür, da immer noch an dem heutigen Termin festgehalten wurde, obwohl über mehrere Anträge der Verteidigung noch nicht entschieden wurde.
Richter Oltmanns wurde ebenfalls abgelehnt weil er eine Beschwerde, die innerhalb von drei Tage weitergeleitet werden muß, 2 Monate (!) nicht bearbeitet hat. Und auch weil er damals einen Verteidiger völlig grundlos am Telefon angeschrien und einfach aufgelegt hat.
Sehr geehrte Richter, dass ist eine Art.... Mensch muss sich schon wundern. Obwohl Richter Ronsdorf wies während einer anderen Verhandlung Staatsanwältin und Pferdeliebhaberin Korowiak auf ein Aufnäher hin, der ein durchgestrichenes Hakenkreuz zeigt ( mehr Info’s unter  http://de.indymedia.org/2006/11/162716.shtml ).

Als um 10.00 Uhr die Verhandlung beginnen sollte, erschien Herr Ronsdorf ohne Robe um den Anwesenden mitzuteilen, dass es noch eine Weile dauert, da man noch über die Befangenheitsanträge entscheiden müsse.
Eine halbe Stunde später wurde telefonisch mitgeteilt, dass die Verhandlung doch nicht stattfindet, da die umfangreichen Schriftsätze der Verteidigung in der Kürze der Zeit nicht durchzuarbeiten seien. Lag es an der mangelnden Vorbereitung seitens des Richters?
Vor 1 Jahr und 2 Monaten wurde dem Beklagten die Anklageschrift zugestellt und seitdem mauert das „Rechtssystem“ immer wieder. Verteidiger wurden nicht zugelassen und Schriftverkehr nur schleppend beantwortet.
Zeit um etwaige Entscheidungen zu treffen, vor allem in Bezug auf die Befangenheitsanträge war genug. So man überhaupt wollte!

Dem standhaften totalen Kriegsdienstverweigerer jedenfalls wünschen wir alles Gute
und viel Erfolg, sowie einen grandiosen Sieg über die staatlich finanzierte Kriegsmaschinerie! Auch beim Fortsetzungstermin werden wir natürlich anwesend sein.

Ach ja an die Polizei: Wir bestimmen den Zeitpunkt von Aktionen und den Ort – und ihr seid natürlich dabei ausgeladen. Dies war am 08.05. so und auch heute. Habt ihr denn mit der momentanen Dienststellenreform und kaputten Auto's nicht genug zu tun?

BUNDESWEHR WEGTRETEN!
www.bundeswehr-wegtreten.tk
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

musterung und einberufung

ontologischer anarchist 17.05.2007 - 06:22
bei der totalverweigerung eght es keineswegs nur um die ablehnung staatlicher zwangsdienste, sondern darüber hinaus über die ablehnung jeglichen kriegsdienstes und registrierung für eben solche.

ein engagement im hilfs-/öko-/sozialdienst mag lobenswert ein, jedoch geht dem im falle des ERSATZdienstes eine gesundheitliche untersuchung zwecks militärischer vefügbarkeit - kurz musterung - voraus. im kriegs- oder mobilisierungsfall muss eben jener als tauglich gemusterte unabhängig von der art der ableistung seines dienstes - ob nun zivil oder militärisch - für sein LAND antreten. eine musterung verknüpft den gemusterten also in jedem fall in die staatliche kriegsmaschinerie...

deshalb ist ein sozialdienst, abseits des ERSATZdienstes sehr lobenswert und womöglich ethisch nötig, trotzdem ist die TOTALverweigerung wichtig. es ist ein standpunkt gegen den krieg und gegen jeden dienst, der damit verbindet, also nicht in erster linie gegen den staat.

Aktuelle Entwicklungen in dieser Sache

Detlev Beutner 16.04.2008 - 09:09
... werden fortlaufend im Blog unter http://tkdv-zittau.blogspot.com veröffentlicht.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 4 Kommentare

Nachdenkenswert...

egal 17.05.2007 - 02:38
Ist eine Total-Verweigerung denn wirklich nötig? Ich meine, klar, da ist einerseits die Frage, weshalb man sich denn überhaupt vom Staat zu irgendeinem Dienst verdonnern lassen soll. Andererseits: Die Gesetzeslage ist nunmal so, und wenn man den Wehrdienst nicht will, dann gibt es echt sinnvolle Alternativen, die WIRKLICHEN HUMANITÄREN Dienst am Mitmenschen ermöglichen. Außer dem "klassischen" Zivildienst wäre dies zum Beispiel eine sechsjährige Verpflichtung bei einem der anerkannten Rettungsdienste der BRD (DRK, DLRG etc.). Man bekommt eine umfassende Ausbildung im (Wasser-)Rettungsdienst, leistet meines Wissens ca. 200 Stunden im Jahr, und kann sich Job/Studium dennoch ziemlich frei einteilen. Diese Art des Ersatzdienstes ist vor allen Dingen auch aus einem Grund erstrebenswert: JEDER von uns kann irgendwann einmal selbst in die Lage kommen, einen Rettungsdienst in Anspruch nehmen zu müssen. Sei es, weil er einen Unfall hat oder einen Herzinfarkt bekommt, dann muss sehr schnell ein Rettungswagen mit ausgebildetem Personal da sein. Oder, weil er beim Schwimmen im Baggersee einen heftigen Wadenkrampf bekommt - dann ist sicher jeder froh darum, wenn der Mann oder die Frau von der DLRG aufgepasst hat und zur Stelle ist. Selbst eine/r dieser RetterInnen zu sein, kann auch stolz machen, glaubt es mir... ich spreche aus Erfahrung.

verweigert die musterung!

antifa sXe 17.05.2007 - 09:49
totalverweigerung ist gut und nötig.aber es gibt auch noch einen anderen weg: verweigert die musterung! mit gewalt können sie euch schlecht mustern,dann gibts halt "musterung auf augenschein".klar,ist ein kompromiß aber ein meiner ansicht nach gar nicht so blöder.
lasst euch nicht unterkriegen!

Zivildienst eben nicht human

Peter Lustig 17.05.2007 - 10:05
Zivildienstkräft können im "Krisenfall" von der Bundeswehr herangezogen werden zur pflegerischen Behandlung von Soldaten. Übrigens sollen jetzt auch THW und die anderen Rettungsdienste dem direkten Komando der Bundeswehr unterstellt werden, wenn die es für nötig hält.
Als Zivildienstleistender steht man als Reserve für die pflegerische Versorgung zur Verfügung - Tag und Nacht. Soldaten können beruhigt morden. Und wenn ihnen selber dabei was passiert, gibt es ja die Zivis, die sie pflegen. Ob die Soldaten immernoch bereitwillig in den Krieg zögen, wenn sie wissen, daß ihre Krankenpflege im Notfall nicht gewährleistet ist, wage ich zu bezweifeln.
Ich war selber Zivi und habe zu spüren bekommen, was es heißt "Befehlsverweigerung". Das gibt bis zu 5 Jahren Knast - als Zivi wohlgemerkt.
Außerdem ist Zivildienst in der Praxis reine Ausbeutung, da die Leistungen der Zivis nicht zusätzlich sind, sondern in der Praxis zu 99% reguläre Arbeit ist, an denen z.B. das Altenheim direkt verdient. Einmal Windeln wechseln wird von der Kasse mit 5 Euro entlohnt, wovon der Zivi als Sold 70 Cent sieht. Den Rest streicht das Heim ein. Ist das human? Wohl nicht.

@ Peter Lustig

egal 17.05.2007 - 21:44
richtig so, nichts für andere in der praxis machen, aber maulheld darf er sein!