Aktionen zum 8. Mai in Schaumburg

Antifa. Bündnis gegen Geschichtsrevisionismus 08.05.2007 22:56 Themen: Antifa
Zum Tag der Befreiung gab es zwei Aktionen von AntifaschistInnen in der niedersächsichen Region Schaumburg: Auf dem sowjetsichen Friedhof in Rehren (Auetal) wurde ein Kranz nieder gelegt, am Wincklerbad - einem ehemaligen britischen Militärgefängnis, das zum Aufmarschort
für Neonazis geworden ist - wurde eine antifaschistische Gedenktafel angebracht.
Am 08. Mai 1945 kapitulierte die deutsche Wehrmacht bedingungslos vor den Alliierten. Seither gilt dieser Tag für AntifaschistInnen als Tag der Befreiung. An zahlreichen Orten wird an den Sieg über die Nazis gedacht - dieses Jahr auch in Schaumburg, einer Region, die als eine Hochburg des Neofaschismus gilt.

Verantwortlich für die Durchführung von zwei Gedenkaktionen in Schaumburg ist das neue "Antifaschistische(s) Bündnis gegen Geschichtsrevisionismus", das von antifaschistischen Gruppen und Initiativen aus Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen ins Leben gerufen wurde. Das Bündnis wurde in Hinblick auf die bis 2010 jährlich angemeldeten Naziaufmärsche in Bad Nenndorf gegründet. Die beiden Aktionen am 8. Mai sind Teil einer Vorfeldkamoagne zum diesjährigen Naziaufmarsch.

AktivistInnen des Bündnisses trafen sich am späten Nachmittag in Rehren (Auetal), um dort einen Kranz aus 99 roten Nelken auf dem sowjetischen Friedhof nieder zu legen. Mit dem Kranz, dessen Bänder die Aufschrift "Wir gedenken den gefallenen Befreiern und Befreierinnen" trug soll an die 400 dort begrabenen Sowjets erinnert werden, die ihr Leben im Kampf gegen den deutschen Faschismus ließen. Der Friedhof wurde ausgewählt, da dieser im Oktober 2005 von jungen Neonazis aus Schaumburg geschändet wurde. Die Gräber wurden damals mit Hakenkreuzen und SS-Runen beschmiert. Die Täter konnten ermittelt werden. Bei einem gerade 18jährigen Neonazi wurde in diesem Zusammengang bei einer Hausdurchsuchung eine selbst gebastelte Bombe gefunden.

Nach der Kranzniederlegung fuhren die AntifaschistInnen weiter ins etwa 15km entfernte Bad
Nenndorf. Ihr Ziel war das Wincklerbad, heute eine leer stehende Kureinrichtung. Von 1945-47 diente das Gebäude der britischen Armee als Militärgefängnis, in dem deutsche
Kriegsverbrecher inhaftiert wurden. Einer davon war der General der Waffen-SS Oswald Pohl. Dieser war als Leiter des SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamtes und der Generalinspektion Konzentrationslagerwesen maßgeblich an der Planung und Durchführung der Shoah, die den Tod von über 6 Millionen Jüdinnen und Juden zur Folge hatte, beteiligt. Dafür wurde er in Nürnberg unter anderem wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt. Als Anfang 2006 in der lokalen Presse über angebliche Missstände im britischen Militärgefängnis berichtet wurde, witterten die Nazis ihre Chance zur Relativierung der Geschichte. Sie deuteten das Wincklerbad zum "Alliierten Folterlager" um und führten eine Reihe von Aufmärschen durch, die, wie ihr bisher größter Aufmarsch am 29.07.06 ( http://de.indymedia.org/2006/07/153683.shtml) aber weit hinter ihren eigenen Erwartungen zurück blieben. Ihr größter Erfolg war, dass ihre Forderung nach einer Gedenktafel für die deutschen "Opfer" des Wincklerbades vom damaligen Stadtdirektor als eine Möglichkeit bezeichnet wurde, Bad Nenndorf vor weiteren Aufmärschen der rechten Szene zu verschonen. Inzwischen wurden von den Neonazis Aufmärsche bis in das Jahr 2010 angemeldet, der nächste für den 28.07.07.
Aus all diesen Gründen wurde vom Bündnis eine Tafel mit der Aufschrift "Kein Gedenken an den KZ-Verwalter Pohl! Deutsche Täter sind keine Opfer! Kein Naziaufmarsch am 28.07.!" am Wincklerbad aufgehängt. Parallel dazu wurden in Bad Nenndorf 1.000 Flyer verteilt, auf denen die Hintergründe für die Anbringung der Gedenktafel erläutert wurden. Die Reaktionen der Bad NenndorferInnen waren überwiegend positiv.

Das antifaschistische Bündnis kündigte weitere Aktionen dieser und anderer Art an, um über den von den Neonazis betriebenen Geschichtsrevisionismus aufzuklären und um gegen den geplanten Aufmarsch am 28.07. zu mobilisieren.
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interessiert wohl keinen:-( — schaumburger antifaschisten