Nazizentrum in Mailand abgebrannt

nichtsowichtig 04.05.2007 16:58 Themen: Antifa
„Il cuore nero non battere di piu“ - „Das schwarze Herz schlägt nicht mehr“

So lautete eine Überschrift aus der anarchistischen Wochenzeitung „Humanita nuova“ im April diesen Jahres. Dabei hatte es auch kaum Zeit zum „Schlagen“, dieses „schwarze Herz“.
Am 14. April sollte diese neue Lokalität der radikalen Rechten in Mailand eröffnet werden. Es sollte Zentrum der Vernetzung aller rechten Parteien und Gruppierungen Mailands und dessen Umlands werden. Eine Woche zuvor erlag es einem Herzinfarkt (infarto cardiaco). Bzw.: einem Anschlag.
Seit einiger Zeit ist es nicht mehr „Forza nuova“, die im Rechtsaußen-Lager Italiens den Ton angibt. Sondern eher „Fiamma Tricolore“. Diese faschistische Partei verfolgt die Strategie, rechtsradikale Fußballfans und Skinheadgruppierungen zusammen zuführen und an die Partei anzubinden. Damit hat sie Erfolg. Nicht nur weil sie sich über Hausbesetzungen, wie das „Casa Pound“ in Rom, Räumlichkeiten verschafft. Sondern auch, weil sie über dort stattfindende Konzerte und Events den rechten Skins und rechten Ultras die Möglichkeit geben, ihre Kultur in die faschistische Szene einfließen zu lassen und diese zu modernisieren. Dies verschafft der Partei eine neue Dynamik und versieht sie gleichzeitig mit der Attitüde des Rebellentums. Das man gleichzeitig den rechten Pupulismus der neu Rekrutierten in ideologische Bahnen lenkt, versteht sich von selbst. Ist das römische „casa Pound“ eher intellektuell, da hier z.B. Veranstaltungen zu Julius Evola und Ernst Jünger stattfinden, so sollte das „cuore nero“ in Mailand eher die Straße bündeln. Die Rechtsradikalen der curva nord von S. Siro, aus deren Reihen die meisten faschistischen Gewalttaten der letzten drei Jahre begangen wurden. Die „Irriducibili“von Inter Mailand. Einer ihrer Anführer besitzt in einer der Nebenstraßen des ehemaligen „cuore nero“ ein Geschäft für die Marke „Calci e Pugni“. Einer „Modemarke“, vergleichbar dem deutschen „Pro Violence“. Die „Ambrosiana Skins“ der Porta Romana. Die „HammerSkins“, deren „Skin House“ im Oktober 2006 schließen mußte. Etc..
Mit von der Partie sollten sein, bzw. sind, die „Alleanza Nazionale“, deren Chef Gianfranco Fini 4 Jahre Außenminister in Berlusconis Regierung war, und die ca. 14 % bei den letzten Mailänder Kommunalwahlen erzielen konnte.
Sowie diverse Strukturen des rechtsradikalen Terrorismus der 70ziger Jahre.
Dieses Konglomerat junger, gewalttätiger, aber eher noch unerfahrenen, Faschisten, mit Rechtsterroristen und institutioneller Macht, macht/e „cuore nero“ so brisant.
Und für den geplanten Eröffnungstag, den 14.April 2007, hatten sie sich alle angesagt:
Roberto Fiore, der sich seiner Verhaftung für den Sprengstoffanschlag auf den Hauptbahnhof von Bologna am 2.August 1980 mit einer Flucht nach London entzog. Obwohl 85 Menschen starben und 200 verletzt wurden( http://it.wikipedia.org/wiki/Strage_di_Bologna), wurde er von der britischen Regierung nie ausgeliefert. Nach seiner Rückkehr gründete er mit anderen die „Forza nuova“.
Pino Rauti, Gründer der Terrororganisation „Ordine Nuovo“, die für den Bombenanschlag auf die Mailänder Landwirtschaftsbank am 12.12.1969 verantwortlich gemacht wird. Bei diesem historischen Anschlag wurden 17 Menschen getötet und über 80 verletzt.
Alessandra Mussolini. Die Enkelin Benito Mussolinis, die auch Vorsitzende der faschistischen „Alternativa Sociale“ ist und im europäischen Parlament sitzt.
Luca Romagnoli, der für die „Fiamma Tricolore“ im europäischen Parlament sitzt.
Adriano Tilgher, von der „Fiamma Tricolore“.
Maurizio Murelli Gründer der Zeitschrift „Orion“ und der Mailänder Buchhandlung „Bottega del Fantastico“.
Und viele mehr.
Ein „who is who“ der radikalen Rechten Italiens wollte sich ein hier „Stelldichein“ geben. Ein“who is who“ mit mehr oder weniger Blut an den Händen. Aber allesamt mit schmutziger Weste.

Keine 200 Meter von der viale Certosa 311, wo das „cuore nero“ entstehen sollte, befindet sich das Centro Sociale Torchiera. Ein eher unpolitisch und auf soziokultureller Basis arbeitendes Sozialzentrum. Nachdem bekannt wurde, welch Nachbarschaft sich hier ansagte, begann das Sozialzentrum den Protest gegen die faschistische Lokalität zu organisieren. Schon 1997 waren die BesucherInnen des Sozialzentrum von 50 Skinheads der „Azione Skinheads“ mit Messern und Schlagringen angegriffen worden. Eine solche Gefahrenquelle galt es für sich und die anderen StadtteilbewohnerInnen zu verhindern.

Das das „cuore nero“ eine Woche vor seiner Eröffnung nun einen „infarto cardiaco“ erhielt, verdankt es Unbekannten. In das Gebäude, das in seiner unmittelbaren Nachbarschaft nur Grabsteinläden aufweist, wurde Benzin gelassen. Die Attentäter warteten einige Zeit, bis das Benzin sich mit der Raumluft vermischte und zündeten dann. So kam es zu einem Brand. Diesem ging aber noch eine Explosion voraus, die dafür sorgte, dass weder Boden noch Decke und Dach intakt blieben.
Die Professionalität der Anschlagsdurchführung, sowie das niemand eine Ahnung hat aus welcher politischen Richtung die Attentäter kommen, sorgt bei Mailands Linken für den Verdacht, dass der Geheimdienst/Staatsschutz hinter dem Ganzen steht. Das auch, weil vermutet wird, dass hinter einigen der Brandstiftungen gegen Sozialzentren in den letzten Jahre die Polizei steht. Die damit die Auseinandersetzung zwischen der Linken und Rechten bewusst haben schüren wollen.

Die Faschisten schäumten vor Wut und riefen zu einer Demo am 14.April auf. Somit wurde der Tag der Geburt des „cuore nero“ zum der Tag der Beerdigungsfeierlichkeit. Angeblich seien 1000 und X Kameraden erschienen. Beobachter sprechen aber mal gerade von 500-600 Leuten.
Anscheinend will das „cuore nero“ weitermachen. Sie versuchen es mit einer Reanimation. Und so wird auf ihrer homepage, auf der sie sich auch als „associazione culturale aurora boreale“ bezeichnen, für ein Fußballturnier mit anschließendem Konzert am 12.Mai geworben. Zur Zeit/und überhaupt herzlos (senza cuore) laden dazu ein: Hammerskin Milano, Irriducibili Inter, Fiamma Tricolore Milano, SAB Monza, Ambrosiana Skinhead, Pitbull, Forzanuova Milano und Cattivi Ragazzi.
Ob ihnen die Reanimation gelingen wird?





infarto cardiaco per tutti i spazii fascisti!



Azzoncao, ein Polit-Cafè
( http://www.nadir.org/nadir/initiativ/azzoncao/)







Anbei ein Artikellink für Italienisch Sprechende:
 http://www.globalproject.info/art-11743.html
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

AFAultra

hvv 05.05.2007 - 05:49
"Die „Irriducibili“von Inter Mailand". Die Irriducibili sind von Lazio Rom!!!!
Solche Fehler sind einfach nur fahrlässig und zeugen von keiner gewissenhaften Arbeit.

@ AFAultra

liberta per gli ultra 05.05.2007 - 09:54
Falsch! Auch bei Inter Mailand gibt es eine Irriducibili. Sind eher so Boneheads/Hammerskins. Die haben auch ne hompage, musste mal googeln.

Love football - hate racism!

ultras inter

page 05.05.2007 - 13:23
Website der irriducibili f.c.inter

 http://www.irriducibili-inter.com/

korrektur

antifa 05.05.2007 - 23:09
"infarto cardiaco per tutti i spazii fascisti!" ist falsch. richtig muss es "infarto cardiaco per tutti gli spazi fascisti!" heißen.

Umanita Nuova

Umanita Nuova 06.05.2007 - 15:58
Die Zeitung heisst umanita nuova, ohne h bitte schön. Und warum wir der Artikel hier einen Monat nach dem Anschlag reingestellt?

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige den folgenden Kommentar an

Titel — Name