EON wegen Atompolitik unter Druck

SOFA Münster 03.05.2007 20:12 Themen: Atom Globalisierung
Vor und während der EON-Aktionärsversammlung protestierten Anti-Atomkraft-Initiativen und Umweltgruppen heute in Essen gemeinsam gegen die atomaren Expansionspläne von EON. Unter anderem in Finnland, Großbritannien, der Slowakei, Rumänien und Bulgarien plant EON konkret neue AKWs. In Russland hat die sattsam bekannte Beteiligungstochter Urenco seit 1996 bereits rund 80 000 t abgereichertes Urenco-Uran als Uranmüll endgelagert. Thema war auch das geplante Endlager Gorleben. Während vor der Aktionärsversammlung mit Transpis und Flugis Öffentlichkeit hergestellt wurde, beherrschten die AtomkraftgegnerInnen drinnen zum Missfallen des EON-Vorstands einen ganzen Redeblock am Nachmittag.
Wie immer bei solchen Anlässen kommen Tausende Kleinaktionäre, um bei Bockwurst und Kaffee sich über die neueste Dividenerhöhung informieren zu lassen. So ein Besuch erlaubt mal einen kleinen Blick in die Gedankenwelt manches Wohnzimmers und mancher Chefetage.

Gleich zu Anfang stellte EON-Chef Bernotat klipp und klar fest, dass EON auf Ausbau der Atomenergie in Europa setzt. Das Niveau der anschließenden "offiziellen" Debatte zeigt sich an folgender Bemerkung eines Atomfans Richtung Vorstand: "Warum engagieren Sie nicht eine attraktive Frau für eine Pro-Atom-Kampagne, so wie Veronika Ferres ...?"

Spannender wurde es als der EON-Vorstand von mehreren Seiten massiv wegen seiner Atompolitik angegriffen wurde und es dafür im Saal auch noch überraschend viel Applaus gab. Die Umweltorganisation Urgewald attackierte die geplante Laufzeitverlängerung von Brunsbüttel sowie die AKW-Pläne in Rumänien und Bulgarien. Hierauf antwortete der Vorstand, dass sich das Bieterverfahren in Rumänien fürs Erste unabsehbar verzögert hat und dass es in Belene in Bulgarien u.a. "Eigentums- und Finanzierungsprobleme". Hintergrund: Urgewald hat zusammen mit Ausgestrahlt deutsche Banken durch eine Kampagne von der Finanzierung abgebracht und somit einen Gutteil der "Probleme" miterzeugt.

Angesprochen auf die AKW-Pläne in Finnland antwortete der Vorstand der finnischen Aktivistin von Women against Nuclear Power, dass die Pläne noch sehr vage seien, und deshalb noch nichts spruchreif sei. Ganz nach einem ähnlich ausweichenden Muster versuchte EON die AKW-Pläne in der Slowakei, die von Greenpeace Slowakei vorgestellt wurden, runterzuspielen. Sehr unangenehm war den EON-Chefs als sie auf die EON-Beteiligung am Beinahe-GAU-Reaktor in Forsmark angesprochen wurden. Da hieß es dann natürlich, in Deutschland könne sowas nicht passieren und in Schweden habe man bei anderen AKWS "Optimierungsmaßnahmen durchgesetzt."

Als nächstes kam die Endlagerfrage Gorleben auf die Tagesordnung. Eine Vertreterin der BI Lüchow-Dannenberg kritisierte den Vorstand scharf für sein beinhartes Festhalten an Gorleben. Zuvor hatte ein Aktionär gefordert, Gorleben doch nun endlich in Betrieb zu nehmen - was Besseres gäbe es doch gar nicht.

Sehr ausweichend ging EON auf die zwei Reden von Ecodefense Moskau und dem Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen zur Urananreicherung ein. Hier versuchte man alles abzuwiegeln: Ja, man habe 16% der Urenco-Aktien, aber man kenne die Uranverträge zwischen Urenco und der russ. Staatsfirma Tenex nicht. Und: "Wir gehen davon aus, dass Transporte und Verarbeitung des Urans gemäß den genehmigten russ. Sicherheitsstandards vonstatten gehen."
Interessant war die Aussage, dass Urenco tatsächlich die Russen bezahlt für die Annahme des Uranmülls und dass auch EON nicht sagen konnte/wollte, ob überhaupt angereichertes Uran nach Gronau zurückgeht: "Ein Teil kann wiederangereichert zurückkommen," aber muss eben nicht! Sicher ist aber, dass "das abgereicherte Uran in Russland verbleibt". Eine Rücknahmegarantie seitens der Urenco gebe es nicht.

Alle Beteiligten werteten den Auftritt bei EON als Erfolg, weil der Vorstand und mehrere Tausend Aktionäre mit den Folgen des ideologisch verbrämten Atomkurses konfrontiert wurden. So konnte die PR-Veranstaltung von EON mit unseren Inhalten deutlich angereichert werden. Jetzt muss aber auf der Straße noch mehr passieren, damit wir den Druck auf die Atommafia spürbar erhöhen, um den Atomkurs von EON und Urenco zu stoppen. Dazu gibt es in den nächsten Tagen gleich dreimal Gelegenheit:

Zu guter Letzt wollte EON nämlich nicht sagen, wann der nächste Urantransport von Gronau nach Russland fährt. Wie aus gut informierten Kreisen verlautet, soll Mittwoch, der 9. Mai, aber ein heißer Tipp sein.
Konkreteres dazu wird auf dem 250. UAA-Sonntagsspaziergang jetzt Sonntag, 6. Mai, ab 13.30 Uhr in Gronau zu erfahren sein - oder auf den einschlägig bekannten Webseiten.
Und am 12. Mai finden an der dt.-franz. sowie an der dt.-niederl. Grenze Aktionen gegen Urantransporte statt. Infos und Aufruf dazu unter www.urantransport.de
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Ergänzungen

EON im Atomfilz

XYZ 04.05.2007 - 10:41
Lustig war auch, wie sich EON aus ihrem eigenen Filz rausreden wollte: Bei EON-Energie sitzt Walter Hohlefelder im Vorstand. Gleichzeitig ist er stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bei Urenco und war von 1986-1994 im Bundesumweltministerium für "Reaktorsicherheit und Nukleare Entsorgung" zuständig. Gestern wurde der EON-Vorstand gefragt, ob Hohlefelder schon zu Regierungszeiten an dem Uranmülldeal zwischen Urenco und Russland mitgewerkelt hat.
EON-Antwort: "Wir haben versucht das aufzuklären, aber wir haben keine Informationen zu Vorgängen innerhalb der Bundesregierung."

Auch dick im Filz sitzt EON-Vorstand Burckhard Bergmann: Der ist zeitgleich Mitglied im Gazprom-Direktorium und sitzt da mit mehreren russischen Ministern und anderen Regierungsvertretern an einem Tisch. Zuhause in Düsseldorf ist er zudem russischer Honorarkonsul mit Büro in der EON-Zentrale in Düsseldorf, EON-Platz 1. Der Mann schlief während der ganzen Aktionärsversammlung (Gehalt ca. 3 Mio. € pro Jahr ...) und schreckte erst auf, als er auf seine persönliche Beteiligung am Urangeschäft angesprochen wurde. Antwort von EON-Vorstandschef Bernotat: " Die russische Regierung übt keinen Einfluss auf EON aus und ich nehme an, auch nicht auf Urenco." Soso, er nimmt das an. Ja dann, viel Spaß!

Wir sehen uns am Sonntag in Gronau zum 250. Sonntagsspaziergang und nächste Woche zum Urantransport nach Russland. Inzwischen sind alle Waggons an der UAA zum Beladen eingetroffen!