Erster Mai in Dortmund - anders als sonst...

Daniel Rehbein 03.05.2007 01:35 Themen: Antifa
Zum 01. Mai 2007 hatten "Freie Kameradschaften" und NPD zum Marsch durch den Dortmunder Osten eingeladen. Eigentlich sind Neonazi-Demons leider nichts ungewöhnliches in Dortmund - doch diesmal lief es ganz anders...
Seit 2001, als das letztlich gescheiterte NPD-Verbotsverfahren losging, und auf das verstärkte Auftreten der Neonazis mit dem "Aufstand der Anständigen" geantwortet wurde, gab es in Dortmund verstärkt rechte Aufmärsche. Die freien Kameradschaften gingen meist auf Distanz von der Partei NPD.

Nun sind sich freie Kameradschaften und NPD wieder einig. Im Schulterschluß wollen sie sich als eine Art "Nationale Linke" präsentieren und üben sich in Kapitalismuskritik. In Dortmund fand am 01. Mai 2007 ein Aufmarsch von rund 1000 Rechten statt.

Wie in den vergangenen Demos der Rechten wollte ich auch diesmal von den unterschiedlichen Demonstrationen berichten. Doch diese Demo lief ganz anders als die früheren: Die Polizeisperren waren doch nicht so undurchlässig wie früher. Vor den Polizeiabsperrungen standen keine Gruppen demonstrierender Antifas.

Standen früher die Antifas häufig in räumlicher Nähe zum Rechten Spektrum, so waren diesmal an den Polizeiabsperrungen rund um das Marschgebiet der Rechten (überwiegend der Wambeler Hellweg) keine Gegendemonstranten zu sehen. Dafür kamen aber Einzelpersonen, die sich die Rechten aus der Nähe ansehen wollten, relativ ungehindert durch die Polizeisperren hindurch.

Die bürgerlichen Linken vergnügten sich überwiegend mit Musik und Currywurst im Westfalenpark, den tatkräftigen Linken gelang es dagegen, durch Lahmlegen einer S-Bahn-Strecke das Eintreffen der Rechten am Ort der Demonstration erheblich zu verzögern. Eigentlich hätten die Rechten gar nicht mehr am Demonstrationsort eintreffen können, doch die Stadtwerke stellten mehrere Gelenkbusse zum Weitertransport der Neonazis und forderte sogar noch weitere Reisebusse an, als die eigenen Wagen nicht ausreichten.

Ich selbst habe hautnah die Gruppendynamik der Rechten erlebt, als ich als einziger gewöhnlicher Fahrgast mit ihnen zusammen um 12:00 Uhr im Bahnhof Dortmund-Dorstfeld stand. Mit viel Lärm und einem geschickten Sprint über Bahngleise, raus aus dem Bahnhof und über die Rheinische Straße hinein Richtung Innenstadt versuchten sie offenbar, der Begleitung durch die (im Bahnhof Dorstfeld nur kläglich vorhandene) Polizei zu entgehen.

Ich habe einen langen Bericht geschrieben, in dem ich aus meiner persönlichen Perspektive mit genauen Zeitangaben beschreibe, was ich am 01. Mai 2007 in Dortmund erlebt habe. Dieser Bericht steht online im Web auf  http://www.mein-dortmund.de/01-mai-2007.html
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Ergänzungen

Neonazis in Dortmund

Pottkind 03.05.2007 - 09:08
Meinen Bericht von der Demonstration der Rechten, die ich beobachtend "begleitet" habe, findet sich auf www.pottkinder.de Direkter Link auf den Artikel: 1.Mai - Neonazis in Dortmund

Hinweis

Daniel Rehbein 03.05.2007 - 09:10
Ich habe das Indymedia nicht erst jetzt neu entdeckt. Wenn Du auf  http://www.mein-dortmund.de/ mal in die Rubrik "Berichterstattung" schaust, siehst Du, daß ich schon in den vergangenen Jahren über Neonazi-Demos in Dormtund berichtet habe. Und darüber habe ich teilweise auch in Indymedia berichtet.

Nur war diesmal eben alles ganz anders - deshalb ist es diesmal ein chronologischer Bericht geworden, der beschreibt, was ich gesehen habe.

Sehr wohl Gegendemonstranten

Antifa 03.05.2007 - 14:21
Am Wambeler Hellweg waren an der Kreuzung Potthecke sehr wohl Gegendemonstranten. Zwar nicht viele (etwa 50), aber sie waren da. Zudem lauter als die Nazidemo, komisch, dass du das übersehen hast.

anders als sonst...

Gorgonzola 03.05.2007 - 14:22
anders als sonst, und teilweise angenehmer, war die mobilisierung von "demo-unerfahrenen" Menschen unterschiedlichster Subkulturen. Zwar waren die ruhrpotttypischen oldschoolpunker in der erwarteten Anzahl erschienen, aber zusätzlich fand sich ein breites Spektrum politisierter und erlebnisorientierter gruppen ein die sonst eher nicht auf gegendemos zu finden sind (HipHopper, Raver, Hardcores, Ultras, migrantische kleingruppe)
Für die extrem überforderte und teilweise aggressiv agierende Polizei war es nicht ersichtlich wer welcher Gruppe zugehörte, und die Anreise und Abreise einzelner neo-faschos entpuppte sich dann für die meisten als extrem schlechte idee. Für die Zukunft muss überlegt werden solche gruppen öfters einzubinden, anstatt sich auf den barrikadenkampf innerhalb der radikal linken zu versteifen. Gegenseitige Vorwürfe von sektierertum oder kategorisierungen a la Bewegungsantifa und dergleichen verhindern notwenige Käftebündelungen, oder es werden volksfront-ängste geschürt, so dass am Ende nur minimalisierter Inhalt steht und nur der kleinste gemeinsame nenner auf die strasse führen. Ein Konzentration aufs wesentliche und akzeptanz der pluralität ohne an die grenzen der aufklärung zu stossen ist lange überfällig. Verbessert werden muss auch die Information von Demo-unerfahrenen da desöfteren beobachtet wurde das genau diese Leute ins visier der Polizei geraten sind.

mfg

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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das plakat ist... — eine provokation

t — t

@pottkind — egal

Frage — Dr.Zoidberg

@eine provokation — sicher

@ REHBEIN — antifa gangsta

Titel — Name