Stuttgart am 1.Mai

Anton Asold 02.05.2007 16:43 Themen: Antifa G8 G8 Heiligendamm Repression
Ein Tag am Pragsattel...oder Die "Revolutionäre" 1.Mai Demo in Stuttgart

Knapp 250 Menschen beteiligten sich trotz massiver Repression an der Demo. Doch 5 durften gleich in "Beseitigungsgewahrsam" (Neusprech rulez)
"Heraus zum Revolutionären 1. Mai!
Stop G8, capitalism, imperialism, war!
Für den Kommunismus!"

So lautete der Aufruftext und Zeitgleich das Motto der Demo.

Trotz immer stärker werdender Repression beschloss man, auch dieses Jahr auf die Strasse zu gehen.

Schon bei der DGB Demo gab es eine massiven anti-G8-Block, der zwar leicht verschlafen aber dennoch zahlreich Kampfansagen verlauten lies. Während DGB, IGM und die JuSos wortlos und fahnenschwenkend durch die Straßen zogen brachten der "schwarze Block" und die MLKP Lautstärke und Forderungen auf die Straße. Die Gewerkschaften schienen nicht so ganz zu wissen warum sie da waren, darum blieb man lieber still.
Obwohl der Lauf entlang des Stuttgarter Südens richtung Mitte schon begonnen hatte, wurde der MLKP-Block, der als letztes lief in voller Länge aufgehalten und erst dann gehen gelassen, als ein türkischer Kommunist samt 2-3 Jahre altem Kind verhaftet wurden. Sie hatten scheinbar eine Fahne dabei, die Team Green nicht gefiel. Mit ein wenig Verspätung, aber gut gelaunt und laut trafen sie am Karlsplatz ein. Hier fand die Abschlusskundgebung des DGB statt.

Wer glaubt, man hätte danach gleich auf die 100-400m entfernte Revolutionäre 1. Mai Demo gehen können(Marktplatz) irrte sich. Der gesamte Marktplatz und alle Zugänge waren Umstellt von unserem "Freund und Helfer". Jede/r der auf den Marktplatz wollte, musste zunächst eine personalienfeststellung über sich ergehen lasse, wurde dann Ganzkörperuntersucht und anschließend wurden noch mitgeführte Rucksäcke und Tragetaschen durchsucht. Willkürlich wurden auch Leute fotografiert.

Über die weiteren Vorgänge kann ich leider nicht berichten, da ich mit 4 weiteren GenossInnen abtransportiert wurde in so genannten "Beseitigungsgewahrsam". Die Gründe waren vielfältig: Nieten am Schuh(aktive Bewaffnung?); Mitführen von Objekten, die sich zur Vermummung oder Verteidigung eignen [Nietengürtel, Maske](passive Bewaffnung?). Knapp 4-6 Stunden hielt man uns hier fest(manche sind gleich um 10Uhr gecasht worden), erst kurz nach 16 Uhr durften wir gehen.
In dieser Zeit hatte man allerhand Schikanen für uns bereit. Neben 3 Fachem Abtasten und Fotografieren kam noch hinzu, dass uns ein Anruf bei der bunten Hilfe verweigert wurde (Rechtsbeistand) und dass eine Schein(ß)freundliche Richterin versuchte uns zum Geständnis von Straftaten bringen wollte, die gar nicht stattgefunden hatten.

Wäre es nach der Stuttgarter Polizei gegangen, hätten wir noch bis 19Uhr dort gesessen.

Bleibt noch zu erwähnen, dass die BeamtenInnen, die mich begleitet hatten, dieses massive Aufgebot an Einsatzkräften für absolut übertrieben gehalten haben.

Als ich nach unserer Freilassung an der Demo beteiligte AktivistInnen traf, meinten diese, dass die Demo absolut unrevolutionär ordnungsgemäß abgelaufen sei. Was einen nicht wundert, da zahlmäsig auf jede/n DemonstrantIn mindestens 2-5 Bullen kamen.
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Ergänzungen

naja

herbert 02.05.2007 - 23:24
ein bericht und bilder zum ersten mai in stuttgart kommen noch, nur so viel vorweg: es waren nicht 250, sondern deutlich mehr als 400 leute. dass es weniger waren als im letzten jahr, hing damit zusammen, dass einige nach nürnberg zum naziaufmarsch und einige nach zürich zu den weniger nervigen bullen gefahren sind und vor allem es kaum beteiligung von türkischen und kurdischen organisationen gab, da die lieber ihr eigenes ding durchgezogen haben.
trotz bullenprovokationen war die demo übrigens stimmungsmäßig ganz ok... wie gasagt, bilder und bericht kommen noch...

Waren mehr

XXX 03.05.2007 - 14:00
Also ich würde auch behaupten dass es deutlich mehr als 250 TeilnehmerInnen auf der revolutionären Demo waren, ca. 350-400. 350 schreibt übrigens auch die Stuttgarter Nachrichten - in dem einen einzigen Satz mit der sie die Demo überhaupt erwähnen... Die Stuttgarter Zeitung hielt ihre Nachrichtensperre gegenüber der Demo wie in den letzten übrigens Aufrecht - kein Wort ist dort zu lesen.
Mit den Vorkontrollen ist das auch so eine Sache: Leute die einzeln oder in kleinen Gruppen gekommen sind wurden zum Teil kontrolliert, wir sind mit einer Art Block von der DGB-Demo am Karlsplatz gekommen und konnten von den Bullen nicht aufgehalten werden... Also lieber gemeinsam und entschlossen auftreten.
Ansonsten haben die Bullen sich wohl einfach für die relativ zahlreichen (für Stuttgarter Verhältnisse) Aktivitäten des letzte Jahres - die friedlichen, wie die militanten - gerächt (Aufgebot, Kessel vor der SPD-Zentrale, usw.). Und trotzdem fand ich die Stimmung auf der Demo relativ gelungen, geht natürlich noch besser, aber den Umständen entsprechend ganz gut.

Auf den nächsten noch kämpferischeren 1.Mai!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 2 Kommentare

Schuster, Schairer & Oettinger CDU

Polizeistaat 02.05.2007 - 22:48
Wir haben in Stuttgart einen Oberbürgermeister Schuster von der CDU, den nicht mal jeder 5. Stuttgarter Wahlbürger in sein Amt gewählt hat und einen Bürgermeister für Law & Order Martin Schairer CDU, der früher Polizeipräsident in Stuttgart gewesen war und von einer Handvoll Stadträten in sein Amt gewählt wurde.
Und wir haben einen Stadtrat aus CDU, FDP, SPD und GRÜNLICHEN, die eifrig miteinander dafür sorgen, daß alles so bleibt wie es ist: Der Staatsapparat reißt die Schnauze auf, überwacht, bespitzelt und schikaniert die Bevölkerung und besonders jeden, der sich gegen die herrschende Unterdrückung in Stuttgart zur Wehr setzen könnte!
Und wir haben in Stuttgart einen Ministerpräsidenten Oettinger CDU, der dreist den berüchtigten blutigen Nazi-Marinerichter Hans Filbinger zum Antifaschisten umjubeln wollte!
Und wir haben eine gleichgeschaltete Jubeljournaile, die uns tägich einhämmert:
Das ist Demokratie/Volksherrschaft & die Res Publica, das ist der Rechtsstaat!

war gut!!

*** 03.05.2007 - 00:10
Ich fand die Demo gut. Man muss einfach einsehen, dass ein Ausbruch oder ähnliche militante Aktionen eigentlich zu keinem Zeitpunkt möglich waren. Aber wir konnten unseren Protest und unsere Ziele doch sehr lautstark auf die Straße bringen (nur die fehlende Koordination zw. den beiden Lautis führte manchmal zu einer "Spaltung" der Demo).