(Euro) - MayDay Parade in Berlin

postprekär 02.05.2007 14:02 Themen: G8 Globalisierung Kultur Soziale Kämpfe
Zwischen drei und zehntausend Menschen tanzten nach Schätzungen der Mainstream-Medien beim Euro-MayDay in Berlin gegen prekäre Arbeits- und Lebensbedinungen.
Um ca. 14.00 Uhr begann am Lausitzer Platz in Berlin-Kreuzberg die Auftaktkundgebung zum zweiten Berliner Euro-MayDay. Nach und zwischen den Konzerten von "Rythm King & Her Friends" und "Bernadette La Hengst" gab es ein paar Redebeiträge, die die Themen der Parade zum Inhalt hatten: Prekarisierung (im weitesten Sinne) der Lebens- und Arbeitsbedinungen von ArbeiterInnen, Erwerbslosen, Selbständigen, MigrantInnen und "allen anderen, die unter diesen beschissenen Bedinungen leben müssen". Bei schönstem Sonnenschein sah der Laustizer Platz wie ein sommerliches Festival aus. Tausende Menschen genossen bei einem Radler die Sonne oder tanzten an den Musikwagen zu Punkrock, Drum & Bass, Techno oder vor der Konzertbühne.

Nur sehr langsam kam der Demonstrationszug in Bewegung. Um ca. 16.00 Uhr startete dann die Parade in Richtung Neukölln. Laut Schätzungen der Mainstreampresse sollen zwischen drei- und zehntausend Menschen dabei gewesen sein. Der Zug wurde von fast allen Wagen mit Musik beschallt, die Stimmung war gut. Viele hatten die Einladung der VeranstalterInnen angenommen, sich ihre eigenen Slogans auf vorbereitete Schilder zu schreiben, so dass es einiges zu lesen und auch viel zu lachen gab.

Vor dem Lidl am Maybachufer in Berlin Kreuzberg gab es die erste Zwischenkundgebung, die die Arbeitsbedingungen bei Lidl thematisierte: MitarbeiterInnen würden Schikaniert und ausspioniert, Lidl lässt keine Betriebsräte zu und zahlt einen schlechten Lohn. Plakate, die an den Lidl angebracht wurden, erklärten den Supermarkt zur "Prekären Zone". Die Information, dass sich auf dem Hamburger Euro-MayDay zwei Lidl-MitarbeiterInnen spontan mit der Demo solidarisiert hatten wurde mit Beifall begrüßt. Weitere Redebeiträge thematisierten die Lebensbedingnungen von Erwerbslosen und stellten einen Zusammenhang der Prekarisierung zum G8-Gipfel her.

Eine zweite Kundgebung fand an der Neuköllner Rütli-Schule statt, welche im letzten Jahr negativ durch die Schlagzeilen ging: LehrerInnen hatten die zunehmende Gewalt thematisiert und vom Senat mehr Personal gefordert. Die Presse machte daraus allerdings eine stigmatisierende, rassistische Kampagne gegen die SchülerInnen der Rütli-Schule.

Langsam dezimierte sich die Zahl der DemonstrantInnen, was vielleicht auch daran lag, dass einige noch zur "Revolutionären 1. Mai-Demo" gehen wollten. Am Hermannplatz in Berlin-Neukölln endete die Parade mit einem Umsonst-Büfet.

Die Demo lief ohne größere Zwischenfälle ab. Bei einer Kundgebung wurde erwähnt, dass TeilnehmerInnen "angepöbelt" wurden, warum und wie wurde aber nicht berichtet.

Die TeilnehmerInnen waren bunt gemischt: viele junge Menschen, wahrscheinlich eher nicht aus dem linksradikalen Spektrum wurden von der Thematik angesprochen. Ich hatte das Gefühl, dass die Demo eine gute Aussenwirkung hatte und die Thematik auch bei AnwohnerInnen und Passanten angekommen ist - nicht zuletzt da sehr viel Informationsmaterial verteilt wurde. Das Bündnis der OrganisatorInnen reichte von Antifas über Attac, Falcken, Fels, FAU bis hin zu eher am Rande politischen Initiativen wie der "Hedonistischen Internationale" und Fuckparade. Auch dies war wahrscheinlich ein Grund für das Bunte treiben.

Bleibt zu Hoffen, dass die Parade nicht nur ein jährliches Event im Berliner Paradenkalender wird, sondern die angestrebte Vernetzung und Organisierung der betroffenen nachhaltig gelingt.

MayDay Berlin:  http://maydayberlin.blogsport.de/
ein weiterer Bericht:  http://de.indymedia.org/2007/05/174424.shtml
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Ergänzungen

Lahm und erschreckend unpolitisch

F 02.05.2007 - 14:22
Viele Leute mit denen Ich auf der Mayday war, haben, so wie ich auch, frühzeitig die Demo verlassen. Der Grund war der überdurchschnittliche Partycharakter der Demo sowie die lahmen Redebeiträge mit ihren trivialen Analysen und Zukunftsideen.

Es war wie eine der langweiligen DGB Demos die es seit Jahrzehnten gibt. Mißstände werden erkannt, benannt und angeprangert. Danach gehts zum nächsten Punkt und der Bratwurst. Eine Beseitigung der ach so unbekannten Mißstände braucht nicht diskutiert werden, sie ergibt sich alleine aus der Tatsache, dass erfreulicherweise so viele Leute auf die Straße gegangen sind. Kommunismus, Sozialismus oder Revolution sind Wörter, die auf der Mayday nichts zu suchen haben. Dafür aber solche wie Billigjobs abschaffen. Gleiche Rechte für Alle. Weniger Armut in der Welt. Gerechtigkeit und ein Stück vom Kuchen.

Wer die ganze Bäckerei wollte, wurde auf der Mayday nicht vertreten. Wer sich und alle anderen lieb haben wollte, von der Presse nicht als Krawallmacher bezeichnet werden wollte, der / die war auf der mayday richtig. Sehen und gesehen werden war auch nciht unwichtig vor allem in vorbereitung auf den G8 Gipfel.

Dieser Beitrag ist als konstruktive Kritik zu werten. Politik ist angesagt und radikale Kritik, wer das nicht mal am ersten Mai vermag, kann zum DGB gehen.

Bitteschön.
f

Bilder

Fotos 02.05.2007 - 14:27
... findest Du hier: Bilder: MayDay in Berlin

myfest video

lkjlj 02.05.2007 - 14:58
 http://www.myvideo.de/watch/1359888

trotz 5000 eingesetzten beamten zivil und trachtenverein - 1.mai bleibt gefährlich

in den nachrichten sprechen sie von 60 zum teil schwerverletzten beamten.

nichts über die festnahmen und verletzten festbesucher.

war dabei...

hanna 02.05.2007 - 15:03
Also ich war beim mayday und bei der 18:00 Uhr Demo und muss sagen der Mayday war nicht nur Stimmungsmäßig und von der Größe her besser, sondern auch inhaltlich. Der Kritiker scheint auf einen anderen Demo gewesen zu sein oder seine Kritik vorher shon klar gehabt zu haben...

Auf jeden Fall wurde ständig auf der Parade wiederholt es ginge gegen: "Kapitalismus und Krieg, Rassismus un Sexismus". Es wurden Grußbotschaften aus Lateinamerika und Italien vorgelesen, es gab starke Kritik am gesamten kapitlistischen System und die stänidige Aufforderung und Aussage "wir wollen alles" und das auch noch "umsonst" und "sofort".

Das breite Spekturm machte Redebeiträge möglich von der FIB (Flüchtlingsinitiative Berlin-Brandenburg) bis zu der SchplerInnen-Initiative, die über die aktuellen Streiks und demos von SchülerInnen in Berlin berichtete und der Repression dagegen.

Es waren viele MigrantInnen anwesend und es gab durchsagen in vielen Sprachen.

Außerdem viel zum G8 und einen eigenen G8-Wagen.

Insgesamt war es eine großartige Demo, die viel mehr ausgedrückt hat als der Traditionalistenumzug um 18:00 Uhr. Leider. Ich war auch bei der 18:00 Uhr Demo und außer einem Love-pArade-Truck der ALB mit guten Rappern, war es ein wirkliches Trauerspiel. Einige Blöcke hermetisch nach außen abgeriegelt, ansonsten viele Betrunkene gröhlende Leute im Schlepptau, "WASG-ALB-kein-Widerspruch-zum-Maifest-Micha" brachte einige inhaltsleere Parolen und ansonsten war alles unheimlich revolutionär. Viel schwarze Kleidung, Freheit für Christian Klar, keine Räumung der Köpi und lang lebe Stalin und der maoistische Befreiungskampf in Nepal... das war die Revolution um 18:00 Uhr... irgendwie bitter, wenn aus einer einst kämpferischen Demo mit Lokalbezug ein Markt der Möglichkeiten von Anarchopunks bis Stalinfans wird....

Aussenwirkung

abc 02.05.2007 - 16:16
war auf jeden Fall besser als bei der 18 Uhr Demo. Denke es soll ja auch darum gehen, Leute zu erreichen, die nicht in irgendwelchen radikalen Strukturen stecken - oder einfach mal Leute, die unzufrieden sind dazu kriegen, sich zur Wehr zu setzen. Man kann aber eben nicht erwarten, dass alle Leute, die unzufrieden z.B. mit Hartz 4 sind gleich für die Weltrevolution auf die Barrikade steigen. Wäre sonst ja längst passiert.

Denke,wenn man Leute für Inhalte gewinnen will dann geht das nicht mit irrsinnig langen Redebeiträgen und Szenegeplänkel, sondern nur mit konkreten Botschaften und Zielen. Denke dass in der Beziehung die maydayparade genau das richtige ist - wahrscheinlich kam sogar selbst beim myfest mehr Politik rüber als bei der 18 Uhr Demo.

Keine Spaltung

Madayer 02.05.2007 - 16:36
Ich war auch auf beiden Demos und auch morgens beim DGB und hab mich auch mit anderen Protestlern unterhalten. So wie oben im Beitrag schon steht, richten sich die Demos (Inhalte, Außenwirkung und Partizipationsmöglichkeiten) an unterschiedliche Leute, Szenen und Ansprüche. Der Mayday ist keine Konkurenz zur Revolutionären 1. Mai Demo und soll auch nicht zur Spaltung der linksradikalen Szene in Berlin führen. Das haben die Organisatoren auch im Vorfeld mehrfach klargemacht. Schließlich hat die ALB zu beiden Demos aufgerufen und auch Teile des MayDay-Bündnisses haben zu 18 Uhr mobilisiert. Der Mayday ist eine Mitmach-Demo für die Leute, die sich vom linksradikalem Habitus abgeschreckt fühlen und deren Interessen auch nicht von Gewerkschaften ordentlich vertreten werden.

Was ist Revolution und was ist MayDay?

ontologischer Anarchist 02.05.2007 - 18:10
Die MayDay Parade zog scheinbar in erster Linie Musikliebhaber und voyeuristische Öffentlichkeitsfetichisten an. Ich habe noch nie so viel von Außenwirkung, nachhaltiger Interessenvertretung und funktionaler, zielgerichteter Propaganda gehört. Noch widerlicher ist der permanente Hinweis, dass die MayDay-Parade größer war als die revolutionäre Mai-Demo. Was soll dieser Pimmelvergleich...

Wichtiger ist doch vielmehr, dass die May-Day-Parade wirklich prekäre Beschäftigungsverhältnisse, den enormen Druck von Discountern auf ihre Beschäftigten thematisierte, was die revolutionäre Mai-Demo nicht tat. Vielmehr ziehen die "Schwarzen" - zusammen mit vielen politisierten Migranten - durch den Wrangelkiez ohne einen Redebeitrag. Am Görtitzer Park flaniert der Mob vorbei an so manchem Mercedes, Porsche und anderen Luxuswägelchen ohne zu versuchen diese Symbole als das zu entlarven, was sie sind. Mehrmals passierte die Demo PLUS, LIDL und Co. ohne eine Reaktion, trotz der massiven Abwesenheit der Polizei...

Was für ein Traum, wenn beide Demos zusammen gelaufen wären. Dann hätte politisch relevanter Inhalt mit politisch relevater Radikalisierung außerhalb von Verwertungslogik, Nützlichkeitsfanatismus und Wirksamkeitsfetichismus verbunden werden. Es wären dann eventuell 20.000 oder gar 30.000 Demonstraten gewesen.

@F: von wegen lahm und unpolitisch

ToniMahoni 02.05.2007 - 19:13
typisch. es war klar das es auch dieses jahr wieder leute gibt die behaupten der euromayday in berlin transportiere _keine_ inhalte oder es gäbe nur triviale analysen und zukunfstideen, ausserdem habe die demo zuviel "Partycharakter" und die leute würden sich nur auf die bratwurst freuen. im kommentar von "F - juchhchhcuuu" wird sogar behauptet das "Kommunismus, Sozialismus oder Revolution" wörter seien die auf der demo nicht zu suchen haben.

das ist der typische reflex der fraktion die die revolution schon hier und jetzt machen wollen. das einzige was noch fehlt für "die revolution", so wie sie sich die "radikalen kritiker" vorstellen ist die einsicht der massen. diese müssen doch endlich mal nachdenken und dann klar sehen das die ganze ökonomische scheisse über den haufen geworfen werden muss.

aber schlimmer noch: ein entscheidendes problem für die "radikalen kritiker" sind die leute die sich auf einen solche "reformistischen" mayday bewegen.

ein paar gedanken dazu:

ein revolutionär ist man _nicht_ dadurch, das man sich im kopf bereits damit abgefunden hat, das man "die ganze scheisse umwerfen will" und das auch gerne mit gewalt und einer handvoll leute _sofort_ erledigen kann. zB auf einer demo am 1.Mai. ganz plötzlich. in schwarz gekleidet. und böse guckend.

wenn man sich selber als jemand hin stellt der/die behauptet das man als wahre revolutionärIn ja auch die wahrhaftigste analyse der gegenwart betreibt hat minderwertigkeitskomplexe und betreibt größenwahn zugleich. man versucht sich mit diesem unsinnigen denken als kleinbürgerliches subjekt und als verlierer im gegenwärtig beschleunigenden kapitalismus die letzte würde zu bewahren: als kleinbürgerlicher konterrevolutionär der sein leben gestaltet wie ein postmodernes abziehbild.

lieber "F - juchhchhcuuu" und viele derer die sich einem solchen denken anschliessen können: fangt endlich mal wieder an auch ausführlich mit der welt auseinander zu setzen. das beinhaltet nicht nur lektüre von kritischen büchern und artikeln, sondern VOR ALLEM eine auseinandersetzung mit den "bestehenden Verhältnissen", wie der alte Marx mal schrieb. Und diese "bestehenden Verhältnissen" sind eben nicht unhistorisch. sie sind auch nicht durch einer kritik beizukommen die selber auf einer unhistorischen Anwendung der Vernunft beruht. Ihr ist auch nicht beizukommen mit der Praxis die sich aus der Anwendung dieser unhistorischen Vernunft ableiten lässt.

die auseinandersetzung mit den "bestehenden Verhältnissen" beginnt mit einer einfachen praxis: unterhaltet euch mit den menschen von denen ihr vermutet sie seien linksradikal und von denen ihr dann "feststellt", das sie dann doch nicht linksradikal sind, weil sie eben nicht SOFORT mit aller macht das ganze system umstürzen. statt sich zu solidarisieren und kritische auseinandersetzungen vis a vis in der vorbereitungsgruppe und mit einem eigenen wagen auf der mayday und mit eigenen publikationen und diskussions veranstaltungen vor solchen events in die "reale bewegung die die bestehenden verhältnisse" auflösen WILL zu intervenieren, spaltet und disst ihr anhand eurer kopfgeburten herum. eine revolution ist ein geschichtliches ereignis, dem eine schwierige, tragische und oft eben nicht zielstrebige bewegung vorweg geht. eure von vulgärmarixtischen Überlegungen abgeleiteten und auf älteren gesellschaftlichen verhältnissen bezogenen "revolutionstheorien" sind kein masstab und kein handlungsstrategie die man heutzutage eins zu eins umsetzen kann. davon auszugehen ist ganz und gar unhistorisch und damit KEINE linksradikale Praxis. weil NUR in der linksradikalen Bewegung erkannt wird was sich historisch wie entwickelt hat. NUR in ihr wird erkannt wie sich diejenige Herrschaft entwickelt die uns heute knechtet und entwürdigt. Alle anderen Vorstellungen von Geschichte sind immer nur auf Teilaspekte ausgerichtet und verwirren das Denken des einzelnen stets, weil er/sie nie auf ein Verständnis kommt was er/sie selber ist: nämlich ein historisch malträtierter und kämpfender mensch der/die ständig versucht sich von seiner/ihrer knechtschaft zu befreien aber doch stets an historische Grenzen stösst, weil die gesellschaftliche Herrschaft die Menschen sehr fest kontrolliert. ein widersprüchliches subjekt also. und deswegen auch ein hoffnungsvolles subjekt.

Menschen wie "F - juchhchhcuuu" Verdrängen diese Widersprüchlickeit in ihrem eigenen Kopf. Durch diese Verdrängung ist ihr Kopf ganz "revolutionär" rein und sie sind bei vollem bewußtsein über das sein an sich. Sie meinen alle menschen könnten revolutionäre sein, wenn sie sich denn nur dazu ENTSCHEIDEN. So wie sie meinen, das sie eines morgens aufgestanden sind und sich entschieden haben: "so ab heute finde ich Kapitalismus scheisse und ich bin ab sofort bereit dafür die Revolution zu machen." Schon hier zeigt sich die unhistorische Denkweise des kleinbürgerlichen möchtegern revolutionärs.

Diese unhisotrische Denke resultiert immer wieder auch in gesellschaftlich kaum eingebetteten Praxisformen. Sie sind zwar oft sehr (aber nie vollkommen!) entschlossene Praxisformen, aber gesellschaftlich so isoliert das ihre Wirkung die Gesellschaft so gut wie gar nicht verändert. Wenn die in sich widersprüchliche Gesellschaft nicht in der Praxis mit einbezogen ist, wenn die einzelen selbst widersprüchlichen Subjekte nicht angesprochen und zur gemeinsamen Praxis bewegt werden, sondern statt dessen verleumdet und verachtet werden, dann muss diese unhistorische und ganz und gar ungesellschaftliche Praxis scheitern. Aber weil man nicht erkennt, das man auch mal an sich selbst arbeiten muss, an seinem eigenen auftreten arbeiten muss, beginnt dieser kleinbürgerlich revolutionäre Zirkel stets von neuem. Er kann nicht aus sich heraus treten und sich verallgemeinern, weil diese kleinbürgerlichen revolutionäre bestimmte politische Strategien stets mit ANPASSUNG an die bestehende Gesellschaft vewechseln. Ein weiteres Resultat ihres verkümmerten Geschichtsbewußtseins.

Das letzte ist dann das einfachste: Weil man eine unhistorisch vorgefertigte Vorstellung der Welt im revolutionären Kopf hat, verlässt man auch gleich sofort eine Demo wieder und Urteilt das ganze Spektakel ab. Ohne überhaupt die Geschichte des ganzen Spektakels mit einzubeziehen. Weder die Vorbereitung der Demo noch die Dauer des gesamten bunten Marsches.

Ich war direkt am Block G8 Wagen und habe mindestens 20-30mal die wörter Kommunismus und Sozialismus gehört. Ausserdem kann ich die Pubklikationen lesen und spreche mit Menschen die sich an der Demo in der Vorbereitung beteiligen.

Nahezu niemand hat sich auf die Bratwurst gefreut. Im Gegenteil hinterher ging es zumeist hungrig weiter auf der Revolutionären 1. Mai Demo. Aber das ist auch etwas was solche kleinbürgerlichen Blitzmerker nicht beobachten können, weil sie stets die unhistorische homogene Masse vor Augen haben.

Pro und Contra

F. Felsenstein 03.05.2007 - 00:11
Der Mayday war toll. Aber auch Selbstkritik ist angesagt: Wir sind mit unserem Anspruch, mit dem Mayday die größte Demo am 1. Mai in Berlin auf die Beine zu stellen, gescheitert.

Auch wenn der Mayday eine schöne Parade war, die Menschen waren eher passive Mitläufer und haben getanzt statt Parolen gerufen. Auch die Route war nicht optimal. Es gab kaum Passantinnen, die sich hätten einreihen können.

2008 muss grundsätzlich neu debattiert werden. Es spricht viel für eine große gemeinsame Demonstration.

Sozialdemokraten unkraetiv

individualsyndikalist 03.05.2007 - 13:18
Leider konnte ich nicht am 2ten Mai den Tag der Nichtarbeit auf dem Senefelderplatz begehen (ich hatte zu arbeiten:-)
Die 18-Uhr_Demo habe ich mir gespart (Bericht oben bestätigt mich.)
Allerdings kann ich die Gleichsetzung der Mayday mit der DGB-Demo bewerten, denn ich habe den Vergleich.
Das einzig Kreative an der DGB-Demo war der BSR-Block ganz in Orange, ebensolche Mülltonnen schiebend mit dem Feature, dass eine Reihe Rollstühle geschoben wurden, auf denen wiederum mit Besen kehrende orange BSRniks saßen - deren Kommentar zu Arbeitsbedingungen und Spätverrentung. Ansonsten waren die meisten Gruppierungen auf dem Mayday stärker vertreten als so manche DGB-Einzelgewerkschaft auf dessen Demo.
Ungerecht finde ich auch, dass die Interventionen der Clownsarmee völlig verschwiegen werden. Deren Aktionen gingen übers Darstellen doch hinaus. Am schönsten fand ich deren Anbetung der Bullenwannen am LIDL-Stop.
Von der Demo am Vortage (Ums Ganze, Reduce to the max, Just communism) bekam ich nur den Anfang mit.
Ich finde es hervorragend, wenn Leute, die mit der sogenannten revolutionären 1.Mai-Demo unzufrieden sind, was eigenes auf die Beine stellen. Ich wundere mich, wieso nicht dem DGB oder den 13-Uhr-maoisten vorgeworfen wird, dass sie was eigenes machen.
Bzw habe ich da so meine Vermutung. Die da ständig mit dem roten Stern wedeln sind als Bolschewisten eben auch bloß Sozialdemokraten. Wer sich parteiförmig vertreten lassen will ist ja noch nicht vom rechten Wege abgekommen und muss nicht kritisiert werden sondern nach der Revolution einfach regiert werden. Sowjetunion 2.0 oder so. Leute, die da noch oder schon wieder eigene Interessen formulieren statt für eine Sache die die Avantgarde schon mal fürsorglich festgelegt hat mit Leib und Leben einzustehen, sind dann das einzige Ziel der 'Kritik'. Sie sind dann 'konterrevolutionär'.
Ich war gerne auf dem Mayday und ich bin nicht euer Bauernopfer - schlecht für den roten Feldherrenhügel aber so ist es nun mal!
Und hier noch ein Link für alle die wie ich die Nase voll haben von Politikanten jeglicher Coleur.

Transpi neben der Rütli-Schule

Fotografin 04.05.2007 - 15:11
Bei der 2. Zwischenkundgebung an der Rütlischule wurden von einem Haus mehrere Transparente entrollt. Unten gabs dann spontan VoKü. Danke!

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