6. LOVE OR HATE-Parade Freiburg, 1. Mai

Beobachterin 02.05.2007 04:00 Themen: Freiräume Kultur
Am 1. Mai fand in Freiburg die 6. Love-or-hate- Parade "Für mehr autonome Freiräume - Gegen soziale Kürzungen" statt. Die Love Or Hate-Parade wollte ein Zeichen stezten gegen die Vertreibung der Straßenpunx und der Schattenparker, und für den Erhalt der KTS, deren Mietvertrag im September ausläuft. Die Demo wurde allerdings schon im Vorfeld massiv von den Bullen gestört. Während der Demo kam es zu zahlreichen Rangeleien, Schlagstock- und CS-Gas-Einsätezen. Die vereinbarte Route konnte nicht durchgesetzt werden.
Am 1. Mai fand in Freiburg die 6. Love-or-hate- Parade "Für mehr autonome Freiräume - Gegen soziale Kürzungen" statt. Die Stadt Freiburg versucht seit Jahren Gruppen wie die "Straßenpunx" oder die "Schattenparker" aus dem Stadtbild zu vertreiben. Der Mietvertrag der KTS läuft Ende des Jahres aus, weder Stadt noch die Deutsche Bahn(offizielle Besitzerin des Gebäudes) haben sich bisher geäußert. Die Zukunft des wahrscheinlich letzten AZs in Süddeutschland ist somit ungewiss. Durch Kürzungen im haushalt im Sozial- und Kulturbreich sind unzählige, wichtige Projekte und Einrichtungen in ihrer Existenz bedroht.
Die Parade wollte ein Zeichen setzten für eine vielfältge Stadt, in der alternatives Leben immer noch möglich ist.

Schon im Vorfeld versuchten die Bullen die Demo zu vehindern. Bereits am Montag Abend wurde eine unmotorisierte Demokarre beschlagnahmt. Wie immer war daran das Abschleppunternehmen BAUER beteiligt.
Ein Pkw und ein weiterer Demo-Wagen wurden auf dem Weg von Karlsruhe nach Freiburg gestoppt und dazu angehalten, entweder umzukehren oder dass mitgeführte Soundsystem abzugeben.
Schließlich wurde die Verienbarung getroffen, die Anlage erst am Stadtrand beschlagnahmen zulassen.
Dank üblicher Verpeiltheit der Bullen und tatkräftigem Einsatz der FahrerInnen und der DemoteilnehmerInnen konnten die Autos und das Soundsystem doch zum Grethergelände im Grün gelangen, von wo aus die Demo starten sollte.
Auch weitere Wagen wurden auf dem Weg in die Innenstadt aufgehalten, von den FahrerInnen wurden die Personalien aufgenommen.


So starte die Parade schließlich mit wenig Verspätung(um ca. 20 Uhr) und nur drei Wägen an der Willhelmstraße, Ecke Belfortstraße. Etwa 700 gut gelaunte und entschlossene ParadeteilnehmerInnen hatten sich dort bereits eingefunden. Die vorgeschlagene Route wurde mit kleinen Änderungen von den Bullen akzeptiert und hätte an der Uni vorbei durch die Innensatdt(Kaiser-Joseph-Straße) geführt.
Offensichtlich waren die Bullen nicht darauf vorbereitet, dass die drei Wägen sich bereits in der Nähe des Traffpunktes befunden hatten und sich somit ungehindert in die Demo einreihen konnten.
Nach wenigen hundert Metern schon wurde die Parade auf dem Werderring vor der Unibibliothek gestoppt. Die Parade belagerte alle vier Spuren der Straße und wurde von der Sambasta Samba-Gruppe lautstark unterstützt.

Die Polizei wollte die Parade nur ohne die Wägen stattfinden lassen und verlangte wie immer einen "Verhandlungspartner". Nachdem diesen Forderungen zunächst nicht nachgegangen wurde sammelten sich mehrere BFE-Teams vor den Transpis. Die Bullen hatten sich wie üblich nicht im Griff und wurden immer wieder handgreiflich gegen einzelne Personen. Auf den wiederholten Versuch weiter zu gehen wurde mit Schlagstockeinsatz geantwortet.
Mindestens eine Person wurde durch Schläge ins Gesicht verletzt.
Die Pink&Silver-Gruppe ließ sich davon nicht beeindrucken und nutze den halben Meter zwischen Bullen und Fronttranspi für mehrere gelungene Performances, was Bullen mal wieder völlig verwirrte und nur noch nervöser machte.
Währenddessen umrundetete die Sambacrew die Demo einmal, um sich hinter dem Fronttranspi wieder einzureihen. Dabei kam es an der entgegengesetzen Seite des Transpis zu einem CS-Gas-Einsatz gegen die Demo. Aus der Demo heraus wurden einige Chinakracher Richtung Bullen geworfen.

In der vergangenen Woche wurde von der Stadt Freiburg erlassen, dass nach Einbruch der Dunkelheit keine Demo mehr stattfinden dürfe. Somit hatten die Bullen nach langem Gerangel und Geknüppel noch einen Grund mehr, die Parade nicht weiter stattfinden zu lassen.
Schließlich wurde die Demo nach stundenlangem Rumstehen über die Sedanstraße zurück ins Grün geleitet. Auch hier traten die Bullen zunehmend nervös und aggressiv auf.
Gegen halb zwölf endete die Parade wieder an ihrem Startpunkt, wo schon den ganzen Tag über ein Straßenfest stattgefunden hatte.
Trotz der Frustration über die wenig gelungene Parade wurde auf der Kreuzung Belfortstr./Willehlmstraße weiter mit den Sambastas oder zu den Soundsystems getanzt und Vokü-Essen geschlemmt. Die Bullen hielten das spontane Straßenfest weiter umringt.
Gegen 1 Uhr früh wurde die Party auf den Wagenplatz der Schattenparker verlegt.
Zwischendurch wurde die Polizei noch wegen Sachbeschädigung angezeigt, weil ein Polizist beim Aufreißen seiner Tür(als er ein Konzert der Smabastas auf einer Hauptverkehrsstraße näher untersuchen wollte) einem Pkw den Seitenspiegel und die halbe Tür abriss.

Gerüchten zu Folge gab es eine Verhaftung während der Demo.

Die Bullen haben wieder versucht unmissverständlich klar zu machen, dass die ruhigen Zeiten in "good ole freiburg" vorbei sind. Die Demo sollte nicht stattfindfen, und das wurde -zumindest partiell- erreicht. Die Demo konnte sich kaum von ihrem Ausgangspunkt entfernen und somit ihr Anliegen kaum weit tragen.
Leider wurde auch keiner der Redebeiträge gehalten. Stattdessen gab es nervige und oft auch unnötige Auseinandersetzungen mit den Bullen und auch zu viele betrunkene(oder nüchterne) Idioten, die offensichtlich nur ordentlich einen drauf machen wollten, ohne jegliche Inhalte rüber zubringen(vielleicht doch "good ole Freiburg"?).

Trotzdem werden wir nicht aufgeben und uns nicht aus dieser Stadt verdrängen lassen. Alternatives Leben ist möglich und wird in Freiburg und überall weiter auf die Straße getragen werden.

Mehr autonome Freiräume müssen her!
Nazis in die Feuertonne!
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Ergänzungen

Für einen revolutionären 1. Mai!

Kommunist 02.05.2007 - 11:05
Hier der Link zu einem Flugblatt, das während der Demo verteilt wurde.

 https://www.jpberlin.de/www.labandavaga.de/div/erstermai.pdf

Gegen Überwachungsstaat und Repression!
Für die soziale Revolution!

Eier, Flasche und Böller auf die Bullen...

Demonstrant 02.05.2007 - 12:59
Leider wurde es nur in einem kleinen kurzen Satz erwähnt, dass auch von Seiten der Paradenteilnehmer provoziert wurde. Ich selbst habe Eierwürfe und Böllerwürfe in Richtung Polizei mitbekommen und auch von geworfenen Flaschen war die Rede. Böller- und Flaschenwürfe sind keinen Deut besser als Schlagstockeinsatz! Offen ist noch die Frage ob zuerst der Schlagstock und das CS waren oder zuerst die Böller- Flaschen- und Eierwürfe. Ist aber eigentlich auch nebensächlich. Wenn wir uns als friedlich bezeichnen und das auch von der Polizei verlangen, dann ist es absolut kontraproduktiv, wenn einige wenige (!) Idioten aus der Reihe tanzen. Denn in der Presse wird man zuerst von Eier- und Flaschenwürfen lesen und danach erst von 700 friedlichen Teilnehmern. Mal drüber nachdenken!

Love, Hate but no Politics

Antifaschisitische Aktion Freiburg 02.05.2007 - 13:07
Am Abend des 1. Mai fand in Freiburg die Love or Hate Parade statt, kam jedoch aufgrund eines massiven Polizeiaufgebots nur wenige hundert Meter weit.

Auch die Badische Zeitung stellt in ihrer Ausgabe vom 2. Mai 2007 fest:

„Umzug kam kaum in Gang“

Weiter ist zu lesen: „Eine Stunde nach ihrem angekündigten Beginn um 19 Uhr hatte sich die „Love or Hate-Parade“, zu der mehrere autonome Gruppen aufgerufen hatten, gestern abend noch immer nicht in Bewegung gesetzt. Zwar fuhren gegen 20 Uhr mehrere große Kraftfahrzeuge mit Lautsprechern auf der Belfortstraße auf. Dennoch kam der Zug zunächst nicht in Gang.“

Zuvor waren bereits mehrere Wägen von der Polizei an der Anfahrt zur Parade gehindert worden. Gerhard M. Krik schreibt dazu in der BZ:

„[...] die Parade-Organisatoren wollten nicht auf die Fahrzeuge verzichten. Die Polizei mit ihrem Einsatzleiter Harry Hochuli beharrte dagegen darauf, dass die Auflagen des Freiburger Amtes für öffentliche Ordnung erfüllt würden: keine Kraftfahrzeuge, keine Techno-Ausrüstung. Zuvor hatten sich beide Seiten durch Vermittlung des Stadtrats Coinneach Mc Cabe (Bündnis 90/Die Grünen) darauf offenbar geeinigt, eine leicht veränderte Umzugsroute zu der von den Organisatoren geplanten einzuhalten.“

Und weiter:

„Nachdem sich die Polizei lange nur sehr sparsam gezeigt hatte, zogen gegen 20.15 Uhr auf der Belfortstraße einige Dutzend Uniformierte mit Helmen und Schlagstöcken auf. Kurz danach setzte sich der Umzug — bei dem unter anderem gefordert wurde "Freiburg! Gib uns Spielraum und mehr Lebensraum!" — doch noch in Bewegung — mit den Fahrzeugen. An der Universitätsbibliothek hielt ihn die Polizei aber wieder an, weil die Kraftfahrzeuge gegen die Auflagen verstießen. Bei Redaktionsschluss zeichnete sich ab, dass die Parade die Polizeiabsperrung durchbrechen wollte. Was die Polizei jedoch verhinderte.“

Schließlich zog die Demo durch die Sedan-Straße zurück ins Grün, wo noch bis nach Mitternacht auf der Straße unter Polizeischutz gefeiert wurde. Bis auf einen kurzen Beitrag zur Situation der KTS gab es während der Demonstration keine weiteren Redebeiträge.

 http://www.antifaschistische-aktion.net/spip.php?page=antifa&id_breve=80&design=1

Scheiss Blauaeugigkeit

love or hate? 02.05.2007 - 17:10
Die aktion war der groesste reinfall, den ich in Freiburg ueberhaupt erlebt habe. da hat die mobilisierungsstrategie mal super geklappt und man kommt auf 700 leute und dann schafft man es gerade mal 200m zu laufen. echt peinlich. alle schienen gerade zu ueberrascht, dass die bullen die demo stoppten. da die demo nicht angemeldet war, die wagen verboten waren und ein nachtdemonstrationsverbot erlassen wurde. da braucht es nicht viel um auf den gedanken zu kommen, dass die bullen die demo verhindern und nicht einfach die route laufen lassen.

also:
entweder man meldet die demo an und haelt sich anschliessend an die ganzen vorgaben von den bullen und laeuft dann friedlich und leise seine route und gibt sich damit zu frieden...

oder man misachtet die vorgaben und feiert eine lautstarke parade nach eigenen vorstellungen,
dann muss man aber auch mit einer bullenblockade rechnen und ihr entschieden entgegentreten.
das ist dann halt der preis den man zahlt, das muss aber auch jedem klar sein, der auf so eine demo geht und insbesondere den veranstaltern, friedlich geht das dann jedenfalls natuerlich nicht.

so aber war das ganze eine riesen geld-, zeit-, und kraefteverschwendung und eine demuetigung noch dazu.
dazu kommt noch, dass die ankuendigungen keineswegs so friedlich waren, wie oben erwaehnt, sondern es hiess, dass die demo solange friedlich bleibt, solange die bullen sich nicht einmischen.

das hat zwar sicher zum groesseren bullenaufgebot und zu viel diskussionsstoff und unverstaendnis der freiburger gefuehrt, hat sich dann aber doch einfach nur als dummes geprolle erwiesen.....

sehr kontraproduktiv das ganze

Eine Ergänzung

mir 02.05.2007 - 19:22
Ich weiß gar nicht, was das ganze Gemecker soll. Es wurde eine unangemeldete Demo durchgesetzt, wenn auch nur auf einer kurzen Strecke. Die Stimmung war eigentlich recht gut, nur die Cops störten mal wieder. Es waren sicher mehr als 700 Leute am Start, eher so 900-1000. Und Salomon hat später auch noch sein Fett abgekriegt.

@mir

freiburghippiestadt 02.05.2007 - 21:33
ich kann das "Gemecker" mehr als gut verstehen.

+++Es wurde eine unangemeldete Demo durchgesetzt,+++
Es wurde KEINE Demo durchgesetzt, die Demo lief lediglich ca 200m unter Kontrolle der Polizei in eine Richtung der Straße, um die gleiche Strecke (lediglich Parallel) nach ca. 2-3 Stunden Kessel in Absprache und weiterhin unter kompletter Polizeikontrolle zurückzuweichen.
Da wurde nix bei rausgeholt, die Bullen hatten wahrscheinlich einfach nicht genug Kapazität um alle in Gewahrsam zu nehmen.Sie haben aber ihr Ziel erreicht indem die Leute einfach aufm Straßenfest (fern der Innenstadt)rumhingen oder meinetwegen auch feierten (was eigentlich?)

+++Es waren sicher mehr als 700 Leute am Start+++
Ok, vielleicht waren es auch 800 Leute die feiern wollten.
Aber lediglich 50 Menschen, die ihr Recht auf Demonstration wahrnehmen wollten, denen es um polit. Inhalte ging und auch ernsthaft bereit waren,für die KTS usw. zu kämpfen. Wo waren denn die 800 Leute, wenn die Bullen raufgehauen haben???Jedenfalls nicht dort wo sie andere Leute hätten unterstützen können, die jetzt mit Prellungen zu Hause hocken, damit ein paar Leute tanzen konnten

+++Die Stimmung war eigentlich recht gut, nur die Cops störten mal wieder.+++
Nee, ganz kalt.
Nicht nur die Cops störten, sondern vor allem besoffene Punks und Leute die zuschauen, wenn die Bullen die eigenen Leute angreifen. Die erste Reihe hat aufs Maul bekommen, weil es in Freiburg anscheinend nicht möglich zu sein scheint, ein paar nüchterne oder demoerfahrene Menschen in die 2., 3. und 4. Reihe zu stellen.Dabei kommt dann raus, das die Asozialen Besoffenen aus der 2. Reihe Flaschen werfen, andere Leute belästigen, anrempeln, beschimpfen und den Polizeieinsatz zumindest an dieser Stelle wesentlich mitzuverantworten haben.
Der Vorwurf geht allerdings mehr an die OrganisatorInnen als an die Besoffenen. Leider kann man dieses grob fahrlässige "Demovorbereiten" (eigentlich eher: ich sag mal da is demo und guck was passiert) in Freiburg nicht mehr als Nachlässigkeit oder Versehen werten, sondern vielmehr scheint System dahinder zu stecken.
Solange in Freiburg auf diese Weise DemoteilnehmerInnen gefährdet werden, ist eine Teilnahme nicht mehr anzuraten.Über kurz oder lang wird dabei dann eben MObilisierungsfähigkeit erheblich leiden, weil viele OrganisatorInnen wohl nicht erkannt haben, das die Freiburger 90er Jahre vorbei sind und BRD verhältnisse einzug halten.

auf jeden fall ein großer schritt zum erhalt der KTS!!!

Bericht der Demobeobachtung des akj

thorsten 02.05.2007 - 23:40
02.05.2007

Pressemitteilung

Demobeobachtung "Love or Hate Parade" am 1. Mai 2007

Anlässlich der von verschiedenen Freiburger Gruppen veranstalteten 6. „Love or Hate Parade“ am 1. Mai 2007 unter dem Motto: „Für mehr autonome Freiräume – Gegen jegliche sozialen Kürzungen” führte der Arbeitskreis kritischer Juristinnen und Juristen an der Universität Freiburg (akj Freiburg) mit 12 Personen eine Demonstrationsbeobachtung durch.

Die Demonstration war zwar nicht angemeldet, allerdings war der Polizei die geplante Route in der Nacht zuvor bekanntgegeben worden. Die konkrete Routenführung wurde zwischen Polizei und DemonstrantInnen über Vermittlungspersonen vor Ort ausgehandelt.

Das weitgehend angemessene Polizeiverhalten vor Ort stand im Gegensatz zu den massiv einschränkenden Auflagen der Stadt, die rechtlich fragwürdig sind. So wurde die Begleitung durch Wagen und Lautsprecheranlagen generell untersagt. Angesichts einer TeilnehmerInnenzahl von 500 bis 700 Personen kann man allerdings von deren Notwendigkeit ausgehen, um die Kommunikation innerhalb der Demonstration zu gewährleisten und Außenwirkung zu erzielen. Nach Rechtsprechung der Fachgerichte und des Bundesverfassungsgerichts umfasst die Demonstrationsfreiheit im Allgemeinen das Mitführen von Lautsprecheranlagen oder -fahrzeugen zu diesem Zweck. Dass hier der Polizei vor Ort kein Verhandlungsspielraum eingeräumt wurde und während der Demonstration Vertreter der Stadt nicht oder nur sehr schwer zu erreichen waren, spitzte die Situation unnötig zu.

Als Folge dieser starren Haltung wurde der Zug, der um 20 Uhr Ecke Wilhelmstraße/Belfortstraße gestartet war, kurz darauf am Rotteckring vor der Universitätsbibliothek gestoppt. Die schon von Beginn an stark präsente Polizei hielt die Demonstration hier mit massivem Aufgebot an der Spitze und den Seiten des Zuges auf. Zu diesem Zeitpunkt konnte man die Versammlung nur noch im hinteren Bereich verlassen und betreten. Dieser Zustand dauerte ca. zwei Stunden an. Währenddessen versuchte die Polizei, mittels Lautsprechanlagen beruhigend auf die Menge einzuwirken. Jedoch waren die Durchsagen für die DemonstrationsteilnehmerInnen auch bei relativer Ruhe innerhalb der Demonstration nur bruchstückhaft verständlich; teilweise kam es zu „Gegendurchsagen“ des Lautsprecherwagens der Demonstration, die ein Verstehen durch die Teilnehmenden gänzlich verhinderten.

Trotz des Stillstandes verhielten sich beide Seiten weitgehend friedlich. Vereinzelt kam es an der Spitze des Zugs zu Rangeleien, insbesondere als DemonstrantInnen versuchten weiterzulaufen. Von Seiten der DemonstrantInnen wurden dabei zwei Glasflaschen, mehrere Eier und zwei Feuerwerkskörper geworfen, teilweise wurde in Richtung der Polizei getreten. Auf Seiten der Polizei kam es zu Schlagstockeinsätzen und Tritten, wobei auch friedliche TeilnehmerInnen getroffen wurden. Von den BeamtInnen wurde dabei auch eine Substanz versprüht. Nach den Aussagen einiger DemonstrationsteilnehmerInnen handelte es sich dabei um Pfefferspray. Ob hierdurch jemand verletzt wurde ist nicht bekannt.

Gegen 22 Uhr konnte sich der Zug wieder in Bewegung setzen, allerdings nicht auf der geplanten Route, sondern nur zurück in die Wilhelmstraße. Im Zuge der Umleitung des Demonstrationszugs in die Sedanstraße wurde ein Demonstrant von Beamten abgeführt; ob er für längere Zeit in Gewahrsam genommen wurde, ist nicht bekannt.

Obwohl nur ein Bruchteil der geplanten Route von der Polizei zugelassen wurde, verlief die Demonstration weiterhin friedlich. Am Ausgangspunkt wurde unter Polizeipräsenz noch bis halb zwei gefeiert.

Kritisch zu beurteilen ist der massive Einsatz von Kameras auf Seiten der Polizei. Wahllos wurden nicht nur die DemonstrationsteilnehmerInnen, sondern auch PassantInnen und TeilnehmerInnen des Straßenfestes in der Wilhelmstraße gefilmt. Diese inzwischen standardmäßige Praxis des exzessiven Observierens von Versammlungen ist unter Berücksichtigung einschlägiger gerichtlicher Entscheidungen rechtlich zweifelhaft.

Auch wurden durch die Polizeireihen, ausgerüstet mit Panzerung, Schlagstock und Helm die Kommunikationsmöglichkeiten zwischen Versammlung und Öffentlichkeit stark eingeschränkt und die Außenwirkung verzerrt. Es entstand der falsche Eindruck einer besonders gefährlichen Veranstaltung, was auch aus den teilweise besorgten Nachfragen von PassantInnen hervorging. Im Übrigen aber war der Wille zur Deeskalation seitens der Polizei erkennbar. Die Kommunikation zwischen dem Demobeobachtungsteam des akj und DemonstrationsteilnehmerInnen wie auch der Polizei war freundlich und entgegenkommend.

Badische vom 3.5.

rugie Stadt, gesunde Stadt... 03.05.2007 - 10:57
Viel Lärm und viele Glasscherben im Sedanquartier Abo
Die "Love or Hate" -Parade am 1. Mai war für die Teilnehmer ein Happening, für etliche Anwohner eine ziemliche Strapaze

Die erste Mainacht war ungewollt lang und laut für die Anwohner von Wilhelmstraße und Belfortstraße: Was am Dienstag um 19 Uhr als "Love or Hate" -Parade begonnen hatte, wurde nach einem Umzug in Richtung Stadt zunächst mittels Einkesselung von Polizeikräften gestoppt (die BZ berichtete). Nach Verhandlungen, die vor allem Grünen-Stadtrat Coinneach McCabe führte, gewährte die Polizei den etwa 500 Parade-Demonstranten gegen 22 Uhr den Rückzug auf die Wilhelmstraße. Drei mit üppigen Musikanlagen gut bestückte Fahrzeuge beschallten von da an bis um eins in der Nacht das Viertel — um halb zwei kehrte dann Ruhe ein.

Bis es endlich soweit war, sagt Hanne Beyermann-Grubert vom Bürgerforum Sedanquartier, waren etliche Anwohner bereits ziemlich verzweifelt: "Die Lautstärke von jedem der drei Musikwagen war heftig und in der Summe eine wahnsinnige Überstrapazierung." Eigentlich war der Einsatz der mobilen Diskos ohnehin untersagt — dass sie dennoch mitfuhren war ein Verstoß gegen versammlungsrechtliche Auflagen, erläutert Petra Zint häfner vom Presseamt der Stadt Freiburg. Über dieses widerrechtliche Verhalten sei der Leiter des Amtes für öffentliche Ordnung informiert gewesen — er habe sich in der Leitstelle der Polizei aufgehalten — und in Absprache mit ihm sei der Einsatz gelaufen. Den beschreibt Ulrich Brecht, Pressesprecher der Polizei, als unspektakulär : "Es gab nichts Besonderes." Durchaus besonders war allerdings, dass Oberbürgermeister Dieter Salomon sich von halb elf an eine Stunde lang vor Ort aufhielt und mit der Einsatzleitung das weitere Vorgehen besprach. Den Anwohnern dauerte das alles zu lange: Sie sprachen erst mit den Demonstranten, dann mit dem OB — und schließlich mit der Einsatzleitung. Die Paradeteilnehmer sollten mitsamt Fahrzeugen abziehen können, so das Verhandlungsergebnis, das kurz nach eins umgesetzt wurde. Ruhe herrschte da noch nicht im Quartier: Zwischen zwei und fünf Uhr war ein Kehrfahrzeug der Stadtreinigung im Einsatz. "Der Flaschenbruch bei dieser Veranstaltung war enorm" , erklärt Michael Broglin, Geschäftsführer der Abfallwirtschaft und Stadtreinigung, "derartig viele Glasscherben — das ist sehr mühselig."

blamabel

vnyldn 03.05.2007 - 11:24
vieleicht hättet ihr die parade rechzeitig anmelden müssen,um notfalls noch übers gericht eine genemigung durchzusetzten.seit wann geben die bullen die route vor
gegen das dunkeldemoverbot solltet ihr mal eine spontane nachtdemo machen,wenn sie die verbieten müssen sie das erst mal erklären,ich glaube nicht das die stadt freiburg das recht hat verfassungsmäßige grundrechte außerkraftzusetzen

Es geht immer weiter...

Autonom@ntifA 04.05.2007 - 18:44

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