Erster Mai in Frankfurt.

saul 01.05.2007 16:36 Themen: Soziale Kämpfe
Heute natürlich auch in Frankfurt DGB Demo. Hier ein kleiner Bericht von der Demo mit SW Pics. Kommt stets gut raus bei besten Demowetter. Du hast mehr verdient, lautete wie allgemein bekannt diesmal das Motto und hier und da Plakate für den Mindestlohn.
Wieviel warens? War etwas später da, hab daher keine Zahl vom Anfang und da verteilten sich noch so unter 1000 aufm Römer. Nach den Reden machen sich die Leut eben ab. Heute ist hier schon deswegen weniger los, weil die Linke in Raunheim und Rüsselsheim gegen die Nazis demonstriert. Also hier keine dunklen Kaputzenmäntel und Gesichter schwärzen muß ich auch nicht. Dafür das übliche hier, die auch vom Ostermarsch bekannten Devotionalienstände. Von Flaggen bis G 8 T-shirt, hier bleiben keine Wünsche offen. Lesefutter gibt es natürlich bei den diversen Gruppen und natürlich auch Flyer und die üblichen Aufrufe. Kannst sammeln, dann hast auf der Wiese was zu lesen. Na wer sich heut in der Sonne aalt sucht sich eher leichteres Lesefutter. Bei der Linkspartei wird für G 8 geworben, Linksruck hat den Topterroristen Bush offenbar immer noch nicht gefasst. Sie fahnden weiter. Attac hat eine gutgenährte Heuschrecke mitgebracht. Sind dieses Jahr recht groß geworden die Viecher. Türkische Tanzgruppe ist auch traditionell üblich, die Mlpd war freilich nicht Anlass dieser Feier. Die meint zwar auch einen Grund zu haben, die feiert ihr 25 jähriges Bestehen. Echt, in so nen Verein kannst alt werden. Dafür wollen sie dieser Ereignis in Duisburg feiern und dazu "...findet ein internationales Seminar Die Neuorganisation der internationalen Produktion und die Vorbereitung der internationalen sozialistischen Revolution statt." Wie das wohl ablaufen soll? Werden da Gewehre und Panzerfäuste verteilt und anschließend der Bierkeller des Rathauses gestürmt?
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Ergänzungen

keine anarchisten

hijos del publo 01.05.2007 - 18:29
schade das dieses jahr keine anarchisten und linkskommunisten am römer waren

ich fand persönlich die demo und veranstaltung sektiert (sekte)

die preise fürs essen waren auch hoch

1.Mai in Frankfurt

Peter 01.05.2007 - 20:49
Kundgebung war mal wieder lasch, wie all die Jahre und es "fidelte" der Fiedler, so sanft am Publikum vorbei, ich glaube es war den meisten recht einerlei. So manch einer mampfte so seine Wurst oder Spieß in sich hinein und schaute mal kurz in eines der Flugblätter rein.
Die Verteilung der jungen welt war eines der wenigen Gaben, nur einige Transpis und rote Farben.
Am Rande säumten einige Stände, ich glaub das war auch schon der Anfang vom Ende. So 4-5000 waren wohl auf dem Platz, Alles in Allem - ein wenig für die Katz. Die Leutchen waren alle recht bieder, am Schluss da sangen sie wohl einige Lieder. Ich wollte mit meiner Trillerpfeife der Gewerkschaftsführung eins pfeifen, doch niemand würde so was begreifen.
Friede, Freude, Eierkuchen,- den Widerstand, den kannst Du suchen!

Die Maifeier in Frankfurt

Ananda 02.05.2007 - 22:33
Einen "befreienden Gedanken", von dem Rosa Luxemburg 1894 im Zusammenhang mit der "Maifeier" schrieb, dürfte es auf der Kundgebung des DGB auf dem Frankfurter Römerberg 2007 kaum gegeben haben.

Wenigstens artikulierte er sich weder kollektiv und laut, noch in Form von Transparenten oder Flugblättern und Zeitungen.

Denn die Ansichten des DGB, der SPD, der Linkspartei, die Meinungen der diversen Trotzkisten, von Attac, MLPD und DKP sollte man nicht unter "Befreiung" subsummieren. Man würde ihnen dadurch Unrecht tun.

Ein paar befreiende Gedanken und Gespräche gab es trotzdem: Trotz DGB und all dem Rest. Diese wurden aber nur „leise“ und im direkten, sozusagen privaten Gespräch geäußert. Die paar Leute, die sonst wenigstens noch einen Anschein eines kollektiven und antagonistischen Bewusstseins artikulierten, waren in diesem Jahr erst gar nicht dabei, aus welchen Gründen auch immer.

Wie dem auch sei: Die Mehrheit der anwesenden ArbeiterInnen, es dürften so an die 4000 gewesen sein (ein Bruchteil jener Lohnabhängigen, die sich das gleichzeitig in Frankfurt stattfindende Radrennen anschauten), beschlossen offensichtlich untereinander in einer Art stillen Übereinkunft, ihre vollständige Harmlosigkeit und weitgehende Unterwürfigkeit unter die Herrschaft des Kapitals zu demonstrieren.

Gegen das DGB-Spektakel um mehr Respekt und Mindestlöhne gab es keine Einwände, die man als Sozialist (im Marx´schen Verständnis dieses Begriffs) hätte im positiven Sinne (im Jahre 2007) ernst nehmen können.

Forderungen nach 8 Euro, statt die 7,50 des DGB, gab es zwar, verschiedene Vorstellungen von Staatskapitalismus und Diktatur irgendeiner Partei bzw. eines Partei-Staates auch. Das muss man zwar ernst nehmen, sollte darin aber nichts Erfreuliches erblicken.

Gewürzt wurde das elende Trauerspiel noch durch zwei – in diesem Jahr - besonders große Blöcke: Den der anatolischen Stalinisten und der tamilischen Nationalisten.

Eine bedeutsame Mixtur: Stalin-Tiger plus DGB und Linkspartei. Diese Verbindung ist wahrscheinlich nahe liegender, als dies einem auf den ersten Blick als plausibel erscheinen will.

In der Tat, was könnte einem Sozialisten weniger Mut machen, als diese Ansammlung von sklavischer Ergebenheit an die Macht. Und solche Manifestationen sind keine einmaligen Abstürze. Sie sind die Regel, wenn der DGB das Sagen hat.

Aber wer ist überhaupt der DGB?

Man muss es klar aussprechen: Das ist keineswegs „die böse Führung“, es ist nicht der Apparat, es sind nicht die diversen Funktionäre allein. Es sind auch - und nicht zu letzt - die Mitglieder selbst, die nichts auf die Reihe bringen, was wenigstens ein kleiner Schritt wäre hin zu einem Ende der Kapitalherrschaft.

Natürlich kann es nicht um moralische Vorwürfe gehen. Das wäre lächerlich. Aber alles, was man dem DGB „vorwerfen“ kann, das muss man seinen Mitgliedern „vorwerfen“. Sie sind diejenigen, die verantwortlich sind.

Es ist das Bewusstsein der Gewerkschaftler, genauer gesagt der übergroßen Mehrheit der Gewerkschaftsmitglieder. Und von denjenigen ArbeiterInnen, die in keiner Gewerkschaft organisiert sind, kann auch nichts Vorteilhafteres und Optimistischeres gesagt werden: Freiwillige Knechtschaft.

Es ist die Abwesenheit eines kollektiven Bewusstseins von der Notwendigkeit der Beendigung des kapitalistischen Weltsystems und der Schaffung des Weltsozialismus. Hierin liegt das Problem. Das ist die Herausforderung.

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