MayDay in Berlin startet

ick wohn ja da 01.05.2007 15:26 Themen: Antirassismus Globalisierung Soziale Kämpfe
Mal ein paar Eindrücke von der Kundgebung zum der 2.Mayday-Parade in Berlin für die, die nichtdabei sein können.
Gegen 14.00 gings mit der Kundgebung los, Redbeiträge, Theater, Ausstellung, Musik, DJs usw.usf. prägen den Auftakt. Innerhalb der nächsten halben Stunde dürfte die Parade starten. Bis jetzt sind schon einige tausend Leute da. Vom Spektrum und der Vielseitigkeit her dürfte die die Mayday-Parade wie schon im letzten Jahr die interessanteste Veranstaltung zum 1.mai in Kreuzberg werden. Themen und Inhalte sind natürlich wieder das Präkariat, also Menschen in unsicheren Arbeits- und Lebensverhältnissen und die Kämpfe dagegen. Ebenso gehts diesmal natürlich um die Proteste gegen den G8-Gipfel.

Mehr Infos und News zum/vom Mayday:  http://maydayberlin.blogsport.de
Überblicksartikel über den 1.mai in Kreuzberg:  http://de.indymedia.org/2007/04/174026.shtml


PS: Fotos der schwarzuniformierten Schlägertrupps, die drumherum stehen, hab ich nicht gemacht. Davon gibts wahrscheinlich heute und morgen noch Hunderte.
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Ergänzungen

Derweil am Mariannenplatz...

Rudi Rüssel 01.05.2007 - 16:00
Tausende sog. Bobos (bourgeois bohemian), von den Berlinern "liebevoll" auch Schwaben genannt, verbringen mit Kinderwagen und "Caipi"-Gläsle ihren freien Tag auf dem Mariannenplaz, um zusammen mit Polizei, THW, SPD und Inhabern von Yuppie-Cafes ein "Zeichen" gegen die fiesen Randalierer zu setzen. Besonders witzig ist eigentlich, daß genau an der Stelle seit Jahrzehnten ein Straßenfest stattfand, nur halt weniger kommerziell und von Anwohnern organisiert, welches aber jedesmal von Bullen plattgemacht wurde. Oft war das dann der Auftakt zu den Riots. Auf jeden Fall cool, daß Mayday und Demos mehr Leute ziehen als dieses Fest. Sie meisten Leute sind aber wahrscheinlich eh nur da, weil sie bei den in BZ und Kurier herbeigeredeten Riots zuschauen wollen.

Mayday in der Presse

Maxe 01.05.2007 - 17:33
Auf jeden Fall interessant, wie die Mainstream- und Boulevardpresse dieses Jahr im Vorfeld gegen den Mayday und die Demos hetzt: In Berliner Kurier spinnt ein Nazi, der sich hinter dem Pseudonym "mow" versteckt von "Chaoten-Demos" und "Hass-Fraktionen" und meint damit auch die Mayday-Parade und bei Springers Mopo heisst es ganz reduziert: "die "Mayday"-Parade von Hartz-IV-Gegnern".

Ausgerechnet der rechtskonservative Focus hält sich mehr an die Realität und vermeidet dumpfe Hetze:
"Viele Revoltierer von 1987 wie Uwe Rada, Redakteur der alternativen „Tageszeitung“, gehen heute zur „Mayday“-Demonstration, eine Mischung aus Protest gegen soziale Notstände und Love-Parade. Der „Marsch gegen die Prekarisierung“ scheint Rada zum 20. Jahrestag „angemessen“. Alle hätten sich weiter entwickelt: Die Szene habe auf pure Randale „keinen Bock mehr“ ebenso wie die Polizei inzwischen anderes im Sinn habe als nur „Knüppelschwingen“."

Interessant: Presseschau vom 01.05.2007 zum 'Tag der Arbeit' am 1. Mai
 http://www.weltexpress.info/index.php?artikel_id=43226&lan=de&rubrik=9&paket_id=1419

Bis jetzt gibt es aber noch keine Berichte über den Verlauf der Mayday-Parade. Aber wozu gibts denn Indy ;-)

Mayday

Roland Ionas Bialke 01.05.2007 - 18:00
Der Mayday scheint heute wie eine Love-Parade (gewesen) zu sein. Als erstes war zu um 14 Uhr eine Demonstration angekündigt. Gegen 16.30 Uhr hat diese aber erst angefange. Davor gab es Bands, einige (auch gute) Redebeiträge und im Spätkauf konsumieren. Alles in allen irgendwie konterrevolutionär bzw. einschläfernd. Dann die "Demonstration". Massig Menschen aber alle mucksmäuschenstill, vereinzelt Sprechchöre, die aber sofort wieder verstummten weil niemand mitmachte. Ausserdem bildeten sich keine Blöcke, sondern fast alle liefen zerstreut der Polizei hinterher.

Och Menno, Roland Ionas Bialke

Hans Meiser liebt uns alle 01.05.2007 - 18:26
Das was Du alsnegativ beschreibst ist doch genau das, was so sein sollte. Es sollte eben keine Latschdemo mit Parolen (die niemanden interessieren) und Blockbildung (schön nach Ideologie sortiert) sein, sondern ein karnevalesker Aufzug. Revo soll halt auch Spaß machen. Und Revo kommt ganz sicher nicht durch Latschdemos. Wie man heute 18.00 sehen wird. Da gibts höchstens ein paar Auseinandersetzungen mit den Orks.

18.00-Demo hat angefangen

ick wohn ja da 01.05.2007 - 19:36
An der Mayday-Parade haben wohl so zwischen 5000 und 6000 Leute teilgenommen.
Gegen 19.00, nach einer Kundgebung, setzte sich die 2. große Bündnisdemo zum 1.Mai in Bewegung, die traditionelle Revolutionäre 1. Mai-Demo. Wieviele Leute da mitlaufen ist schwer zu sagen, sind auf jeden Fall noch mal mehr als bei der Mayday-Parade. Von der Länge etwa 2, 4 Häuserblocks lang, wobei die Straßen von Hauswand zu Hauswand gefüllt sind.
Das Polizei-Kiezbefriedungsfest am Mariannenplatz versucht derweil akustisch den Kiez zu dominieren, was für die Anwohner extrem nervig ist (zumal die Musik (Schrammel-Pseudo-Rockpop) wirklich extrem schlecht ist).

PS: Fotos sind so von 19.00 bis 19.15

Noch ein Update um 1 Uhr

Updater 02.05.2007 - 01:26
Mayday-Demo: 5000 bis 6000.

Revolutionäre 1.Mai-Demo: 10.000 bis 15.000 (Polizei sagt 8.000).

Abends, nach der Demo ein paar kleinere Auseinandersetzungen: Flaschen richtung Bullen, die reagieren dann so, wie es am besten können: sinnlos drauf losprügeln und *irgendwelche* Leute wahllos festnehmen, die grad im Weg stehen. Aber wenigstens mussten sie sich auch mal zurückziehen. Dann wurden für das Fernsehen 2 Mülltonnen angezündet (Wieviel hat die Presse dafür gezahlt?) und ein paar Böller gabs auch noch dazu. Anstatt sich um die neuen Yuppie-Läden am Görli zu kümmern, wurde ganz revolutionär eine Bushaltestelle entglast.
Das Schwaben-Yuppie-Fest ging derweil ungestört weiter.
Der Görli ist jetzt gegen 1.00 immer noch von Polizei besetzt, drumherum immer noch viele Leute und immer wieder passiert hier und da was Kleineres.

Im Faschoblatt "Berliner Kurier", wo gestern noch herbeifantasiert wurde, daß linke, und geistig abartige Terroristen den gesamten Bezirk in Schutt und Asche legen würden, steht nun in der morgigen Ausgabe: "Das Maiwunder!" (und was mit "doch alles friedlich!") drinne. Die Zahl der Demonstranten wird auf "1000" heruntergelogen. Über den Müll, der in den Springer-Blättern verbreitet wird, lass ich mich erst gar nicht aus.

video

chronist 02.05.2007 - 01:51
Ein paar Szenen von der 18 uhr Demo am 1. Mai und den Ereignissen in der Walpurgisnacht am Boxhagener Platz in Berlin unter:
 http://www.interpool.tv/

zahlenspiele

rechenkünstler 02.05.2007 - 12:03
Zu den Teilnehmerzahlen bei der Mayday-Parade: Die VeranstalterInnen reden von bis zu 10000, Polizei und Taz meinen 8000 TeilnehmerInnen
gezählt zu haben - irgendwo dazwischen dürfte die Wahrheit liegen. Die Zahl von 2500 die sich im Tagesspiegel und in der Berliner Zeitung zu findet ist natürlich vollkommen absurd. Damit war der diesjährige Mayday nochmal deutlich grösser als der letzte.

14 Uhr und 18 Uhr

Kurzberichter 02.05.2007 - 12:55
Auf dem Mayday ( http://maydayberlin.blogsport.de siehe auch:  http://de.indymedia.org/2007/02/167651.shtml ) waren nach meiner groben Zählung 2500 Personen. Als ich ihn an mir habe vorbeiziehen lassen, fiel auf, dass er schlecht aufgestellt war. Hinter einzelnen Wägen waren nur wenige Personen, dann kam schon der nächste Wagen. Und ganz am Ende kamen dann nochmal so 800 Personen, die hinterhergelaufen sind. Die Stimmung war ausgelassen und gut.

Auf der 18h-Demo ( http://erstermai.nostate.net ) waren schätzungsweise 9000 Personen. Mit Seitentransparenten vorne, ebenfalls guter Stimmung und - wie selten - ständiges Rufen von auch neuen Parolen ("Black Block in Rostock gegen den G8, Gipfel sabotieren bis es kracht", "Krieg dem Krieg überall, bringt die NATO jetzt zu Fall", "Zivischweine, Schüsse in die Beine", "Wir werden da sein, keine Frage: Gegen die G8 in Rostock-Laage".

Was soll das, Kurzberichter?

Frager 02.05.2007 - 13:44
Selbst die Polizei hat wesentlich mehr in ihrer Erklärung angegeben.

O-Straße voll mit Demo

mitteboy 02.05.2007 - 15:43
Ich wollte nur noch eben die leider nicht allzu qualitativ hochwertigen Fotos beisteuern.

Die O-str. war komplett voll mit der Demo und der Block vom Heinrichplatz bis zur Core Tex Bühne hat nicht gereicht um die Menschenmassen aufzunehmen. Das Fronttransparent war schon um die Ecke, als immer noch leute auf den Heinrichplatz kamen. Ich halte 10.000 Leute nicht für übertrieben.

Die Konzertbesucher, die zu dem Zeitpunkt schon vor Ort waren, haben brav Platz gemacht, um das Nadelöhr neben der Bühne erträglich zu machen.

Eine etwas Demofreundlichere Ansage von den Brainless Wankers wäre nett gewesen. Sie nur als Störung ihres Auftritts wahrzunehmen etwas armselig.

Irgendwie erheiternd der Anblick des gelben Keils, der der Demo den Weg durch die Myfestbesucher bahnte.

Fotos sind von etwa 20:30

Nix da "irgendein theaterstück"!!!!!!!

skatt 02.05.2007 - 17:27
bei dieser grossartigen aufführung handelte es sich um die noch bessere tanz-theatergruppe (aus berlin) die "TOMATES BRAVOS!" wir werden in der nächsten zeit wohl noch öfters zusehen sein. freut euch!
eine tomate

Das liebe, schöne MYFEST - ein Kommentar

bela 02.05.2007 - 22:23
Mein liebes, schönes Myfest – das ist eins der Ereignisse in Berlin, auf das ich mich freue. Ich wohne hier im Kiez, da ist es nicht weit, einfach nur die Straße runter und schon bin ich mitten drin. Massen von Menschen schieben sich vom Görli bis zum O-Platz, alle hundert Meter findet sich andere Musik, die Cafes haben ihre Tische raus gestellt, es sind unglaublich viele Menschen.
Es gibt die unterschiedlichste Musik, an jeder Ecke eine neue Bühne. Ich habe diesmal zu Reggae getanzt, zu der saugeilen Musik einer Trommelgruppe, habe Punkrock gehört und war auf einer Techno-Party, zwischendurch gab es türkische (oder war es kurdische?) Musik, Elektro und Konfettibomben aus einem Wohnzimmer, HipHop von ein paar Jungs aus der Gegend, etwas (für mich undefinierbares) auf der Weltmusik-Bühne, und so weiter...
Überall auf den Bürgersteigen kann man Essen oder Trinken kaufen, es wird von den Familien angeboten, die hier wohnen. Es sieht so lecker aus! Und wenn ich bedenke, dass das alles selbst gemacht ist (und Oma mit draußen steht um den Teig auszurollen), dann weiß ich, das es sich um echte Leckerbissen handelt. Aber nicht nur die familys verkaufen hier, die Leute vom Bio-Laden verkaufen Veggie-Burger, oder das New-Yorck macht das Kiezcafe (hier gibts alles für eine Spende). Es war eine super Stimmung unter den Leuten, tolles Wetter, tolles Fest.


Wie ich aus den anderen Artikeln zum 1. Mai entnehmen konnte, kann die Berliner Linke vom MyFest noch viel lernen. Wie man zum Beispiel total toll zusammen arbeiten kann, wenn man ein gemeinsames Ziel hat.
Das MyFest ist keine Inszenierung, es ist echt, und jeder der dort wohnt und Interesse an diesem wunderschönen Stadteil hat bringt sich ein. Und es ist ein Zeichen! Für die Kultur, die man hier findet, für die Freude am Leben, die sich die Leute hier einfach nicht nehmen lassen, egal wie schlecht es ihnen geht. Für den Mut, Nein zu sagen, zu etwas, das man nicht will und dagegen kreativ und gerne Widerstand zu leisten.

Denn was anscheinend viele noch immer nicht begriffen haben: Die Kreuzberger haben kein Bock darauf, das irgendwelche Hoschis kommen, um am 1. Mai hier in 36 möglichst viel kaputt zu machen. Und das alles unter dem Vorwand politisch, links, oder gar revolutionär zu sein.

Jeder, der das Bullenaufgebot hier zum 1. Mai sieht, wird erkennen müssen, dass jedwede Aktion von vornherein zum Scheitern verurteilt ist, denn die Polizei war unübersehbar an allen Enden des Festes vorhanden Und das in Massen, fertig vorgerüstet in Kampfmontur, einsatzbereit. Die haben sich den ganzen lieben langen Tag gelangweilt und ich denke, sie waren froh, als es endlich losging. (Als ich den Trupp von etwa fünzig bis achtzig Bullen vor meiner Haustür losstiefeln sah, sahen die auf alle Fälle nicht traurig aus.)

Ihr wollt eine Revolution am 1. Mai? Ich hab einen Vorschlag für das nächste Jahr: Versucht es doch einmal an der Friedrichstraße, am Hackeschen Markt oder am Ku-damm. Dort, wo die Leute und die Geschäfte sind, die wir treffen wollen (und auch mal treffen sollten). Lasst Kreuzberg einfach mal feiern!

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