Scheinbesetzung in Minden

Berichterstatterin 01.05.2007 13:39 Themen: Freiräume Soziale Kämpfe
In der Nacht vom 30. April auf den 01. Mai besetzten AktivistInnen der Gruppe "Mindener StadtpiratInnen" das ehemalige Lokal "Grille" im ostwestfälischen Minden (Dankersen) das schon seit vielen Jahren leer steht. Dabei handelte es sich jedoch nur um eine symbolische Aktion (Scheinbesetzung), um der Forderung nach einem Sozialen Aktionszentrum für Minden Ausdruck zu verleihen.
Der immer weiter voranschreitende Sozialabbau und das Fehlen von Raum für alternative Kultur und Freizeitgestaltung veranlasste eine Gruppe politisch aktiver Menschen dazu, unter dem Namen "Mindener StadtpiratInnen" die Forderung nach einem Sozialen Aktionszentrum aufzustellen. Gefordert wird ein Haus, in dem ein selbstbestimmtes Handeln, unabhängig von staatlicher Kontrolle, möglich ist. Seit der Schließung des Kulturzentrums "FKK" 1999 gibt es hierfür keinen Ort mehr in Minden.

Als Auftakt für eine längerfristige Kampagne wurde das ehemalige Lokal "Grille" kurzzeitig besetzt. In der Nacht auf den 01. Mai - den traditionellen Kampftag der Linken - wurden Transparente mit der Aufschrift "Dieses Haus ist nun besetzt" und "Alles für Alle und zwar umsonst" deutlich sichtbar aus den Fenstern gehängt. Auf einem dritten Transparent solidarisieren sich die BesetzerInnen mit dem von Räumung bedrohten Zentrum "Köpi" in Berlin.

Im Umkreis um die "Grille" wurden mehrere hundert Flugblätter verteilt, auf denen die "StadtpiratInnen" ihre Forderung und deren Hintergründe im Detail darstellten. (Text folgt als Ergänzung)

Die Scheinbesetzung der "Grille" ist nach Aussagen der Gruppe der Auftakt für den Kampf um ein Soziales Aktionszentrum in Minden.
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Ergänzungen

Flyertext

Möchtegernpirat 01.05.2007 - 18:15
Hier der Text des Flyers:

Alles für Alle – und zwar umsonst!

Die gravierenden Auswirkungen des fortschreitenden Sozialabbaus sind für uns nicht mehr hinnehmbar!
Die Hartz4 Gesetze treiben auch hier bei uns tausende Menschen in die Armut und in ein modernes Sklaventum unter Aufsicht der staatlichen Repressionsorgane.
Ganze Familien werden der Willkür schlecht ausgebildeter Amtsmitarbeiter. Oft bleibt nur der Verzicht auf elementare Güter (und damit Hunger, Krankheit, fehlende Sozialkontakte, Angst, Depression...) oder der Weg in die Kriminalität.

Junge Menschen werden durch mangelnde Schulbildung, fehlende Ausbildungsplätze und horrenden Studiengebühren die grundlegenden Zukunftsperspektiven vorenthalten.
Dringend benötigte Betreuungsplätze und Förderangebote für Kinder sind entweder nicht vorhanden, stark überteuert oder nur darauf ausgerichtet, Kinder aufzubewahren oder sie zu kritiklosen, funktionierenden Staatsbürgern zu erziehen. So soll langfristig verhindert werden, dass herrschende Verhältnisse in Frage gestellt oder kritisiert werden.

Selbstverwaltete kulturelle und soziale Freiräume werden systematisch zerstört. Das in Minden bis zum Jahr 2000 existierende Kulturzentrum „FKK“ wurde mit der Finanzkeule zugrunde gerichtet. Das „Ungdomhuset“ (Jugendhaus) in Kopenhagen wurde im März dieses Jahres mit extremer Gewaltanwendung von einer Anti-Terror-Einheit geräumt, um es abschließend abzureißen.

Verlassen wir uns nicht auf die Hilfe von Ämtern und Behörden! Wenn sich in Zukunft etwas ändern soll, liegt es in unseren Händen! Zukunft gehört denen, die sie gestalten!

Wir fordern ein selbstverwaltetes „Soziales Aktions Zentrum“ (SAZ) in Minden. Ein solches Aktionszentrum bietet allen bedürftigen Menschen:

- kostenlose Kinderbetreuung
- kostenlose Förderangebote
- kostenlose Volxküche für Schüler und Arbeitslose
- kostenlose Bildungsangebote für Jugendliche und Erwachsene
- kostenlose Hilfe und Beratung für Arbeitslose / Hartz4 Opfer
- kostenlose Übernachtungsmöglichkeiten für akut Wohnungslose
- kostenlose kulturelle Angebote für Erwachsene, Jugendliche und Kinder
- kostenlosen Raum für Jungendkulturen, wie Rap/ Graffiti, Punk, antifaschistische Gruppen, Skater...
kostenlose Räumlichkeiten für Selbsthilfegruppen, Bürgerinitiativen, Jugendgruppen, Projekte usw.
kostenlose Strukturen, wie eine Bücherei, Internetzugänge, ein Künstleratelier, ein Café

Wir erwarten nicht, dass diese Forderungen von der Stadt, der Politik oder dem Staat umgesetzt werden! Darum betteln wir nicht um die Erfüllung sozialer Gerechtigkeit bei denen, die selbige verhindern!

Es liegt an Dir...
Vertrauen wir also lieber auf unsere eigene Kraft!
Gemeinsam mit Schülerinnen, Arbeitslosen, Arbeitern, Rentnern, mit engagierten, sozial aktiven Menschen aus der Region – mit euch – werden wir selbst organisiert ein solches Zentrum schaffen!

Dazu rufen wir alle Menschen auf, uns zu unterstützen:

Kopiert diesen Flyer und verbreitet unser Anliegen! Achtet auf neue Infos!
Handelt selbst! Mut und Fantasie sind alles, was ihr braucht!

Solidarität ist eine Waffe!
Nie wieder Hütten, Paläste für alle!
Nur zusammen sind wir stark!

Mindener Stadtpiraten für ein „Soziales Aktions Zentrum!

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