Erfolgreiche Anti-Urenco-Konferenz in Almelo

SOFA Münster 30.04.2007 10:46 Themen: Atom Globalisierung
Am Samstag veranstalteten niederländische AtomkraftgegnerInnen am Standort der niederländischen Urananreicherungsanlage (UAA) in Almelo eine internationale Anti-Urenco-Konferenz zum Thema: "Abgereichertes Uran - Wertstoff oder Atommüll?" Die Konferenz brachte erstmals niederländische, deutsche und russische AtomkraftgegnerInnen an einen Tisch, um der Urenco auch inhaltlich in Zukunft besser paroli bieten zu können. Dabei wurde deutlich, wie breit inzwischen die Aktivitäten gegen Urenco im Allgemeinen und gegen den Uranmüllexport nach Russland inzwischen geworden sind. Das zeigt auch bei der Urenco Wirkung, denn plötzlich tauchte der Chef der Urenco Niederlande vor dem Tagungsort auf und sorgte für einen netten Joke am Rande.
Im Mittelpunkt der Konferenz standen die Gefahren und militärische Nutzbarkeit von abgereichertem Uran (DU) und Uranhexafluorid (UF6). Im zweiten Teil wurde die Behauptung der Urenco Punkt für Punkt widerlegt, bei DU handele es sich um einen "Wertstoff", der auf dem Weltmarkt sehr teuer sei. Fakt ist aber, dass die Urenco die russische Atomenergiebehörde Rosatom dafür bezahlt, dass sie das DU annimmt. Spätestens hier ist die Urenco inzwischen sehr unsicher geworden. Manchen Journalisten erzählt die Urenco, das Geld sei doch für den "Service" der Wiederanreicherung gedacht, bei manchen Journalisten weigert sich die Urenco aber, überhaupt noch zu sagen, wer eigentlich für die Transporte zahlt: Urenco oder Rosatom?

Die Fakten sind aber klar: Mehr als 90% des DU verbleiben auf jeden Fall in Russland zur Endlagerung und selbst die Bundesregierung spricht in ihrer Antwort auf eine kleine Anfrage der PDS inzwischen davon, dass nicht das gesamte Gronauer Uran in Russland wiederangereichert werde, sondern auch "zwischengelagert und ggf. anderweitig verwendet" wird. Zudem wechselt das abgereicherte Uran an der russischen Grenze den Eigentümer: Statt Urenco besitzt nun Rosatom den Müll. Urenco ist nicht verpflichtet das DU wieder zurückzunehmen. Dass überhaupt Natururan an Russland zurückkommt ist nur das Deckmäntelchen, um das Export-Müllgeschäft zu verschleiern.

Im dritten Teil der Konferenz ging es um Widerstandsmöglichkeiten: Ecodefense Russland berichtete, dass vor einer Woche in Angarsk (bei Irkutsk am sibirischen Baikalsee) rund 1000 Menschen u.a. gegen den Atommüllimport aus Gronau/Almelo auf die Straße gingen. Selbst in Finnland ist der Protest schon angekommen. Ein finnisches TV-Team kam extra nach Almelo, um einen Bericht über die Urantransporte zu machen, die knapp südlich von Helsinki vorbeischippern. Greenpeace Niederlande klagt gegen die Urantransporte in den Niederlanden, Ecodefense hat immer noch eine Strafanzeige gegen Urenco in Münster laufen, während gleichzeitig die deutschen Aktionäre von Urenco, RWE und EON mit Aktionen stärker ins Visier gerückt werden. Und nicht zu vergessen: Rollen Urantransporte von Gronau/Almelo nach Russland sind direkte Aktionen angesagt. Gerade an diesem Punkt ist aber noch einiges an Verbesserungsbedarf angesagt, damit mehr Leute aus der Region und überregional sich an Widerstandsaktionen gegen die Uranzüge beteiligen. Für weitere Gruppen, die sich einklinken wollen, gibt es viel Platz entlang der Transportstrecke ...

Für die nächsten drei Urantransporte, die noch bis Oktober stattfinden sollen, soll der Widerstand deshalb im Münsterland und in den Niederlanden verstärkt werden. Dabei wurden mehrere aktuelle Planungen diskutiert:
1. Am 3. Mai wird es auf der Jahreshauptversammlung von EON in Essen Proteste gegen die Urangeschäfte geben.
2. Am 6. Mai findet in Gronau der 250. Sonntagsspaziergang statt (Infos: www.aku-gronau.de).
3. Am 12. Mai finden an der deutsch-französischen (Perl) und der deutsch-niederländischen Grenze (Glanerbrug)Kundgebungen gegen die internationalen Urantransporte statt (Infos: www.urantransport.de)
4. Vom 13.-16. Mai veranstaltet die Urenco just in Almelo eine eigene Urankonferenz, um zu zeigen, wie "harmlos" und "legal" die Urananreicherung, das UF6 und der Uranmüllexport doch sind.

Momentan wird in Gronau ein neuer Urantransport zusammengestellt. Die Vorbereitungen laufen. Gut unterrichtete Kreise rechnen mit einem Transporttermin um den 9. Mai.

Und hier kommt der Chef der Urenco-Niederlande ins Spiel: Huub Rakhorst radelte mittags am Tagungsort vorbei, sah die finnische TV-Crew und hielt an. Sofort wollte er mehrfach ziemlich beleidigt wissen, warum ihm das finnische TV-Team am Tag vorher nicht gesagt habe, dass sie auch mit den AtomkraftgegnerInnen sprechen. Als einige TagungsteilnehmerInnen dazukamen, fragten sie den Urenco-Chef vor laufender Kamera, ob er bestätigen können, dass am 9. Mai ein neuer Urantransport nach Russland fährt. Antwort (aggressiv): "Das kann ich nicht, da sollten Sie die Leute fragen, die das wissen." Frage: "Wer weiß davon?" Antwort: "Die Deutschen". Und dann radelte er schnell davon ... Der Mann ist ein echter PR-Profi, so viel steht fest.
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