1. Mai in Erfurt: Nazis schrauben Laden zu

klammheimliche freude 30.04.2007 01:53 Themen: Antifa
Morgen, am 1. Mai, wollen sogenannte "Freie Kameradschaften" und NPD durch Erfurt demonstrieren. Vielfältige Aktionen sind geplant - unterdessen schrauben die Nazis ihren Klamottenladen "Top Fuel Store" zu. Wer in den letzten Jahren Freude daran hatte, den Nazis in Leipzig eine richtige Abreibung zu verpassen - der/die sollte mit dazu beitragen, dass der Ortswechsel keine Verbesserung für den Naziaufmarsch darstellt.
Nun ist es wirklich nicht mehr ignorierbar – Erfurt scheint vor dem geplanten Naziaufmarsch die Luft anzuhalten. Überall wird gewerkelt, gespitzelt, verhandelt. Doch während es nicht überrascht, dass die Polizei auf den zentralen Plätzen der Stadt noch häufiger als gewöhnlich ihre Runden dreht, gewährt vor allem die lokale Naziszene interessante Einblicke in ihre Sorgen und Wehwehchen. Offenbar wird der Widerspruch zwischen Anspruch und der "bitteren" Realität.
Da wäre zum Beispiel das "Frontstadt"-Geschwafel, mit der das Aktionsbündnis eine Mobilisierung in die Thüringer Landeshaupstadt bemüht. Könnte dem Bild der "Frontstadt" vielleicht noch zugestimmt werden, da es ja auch Assoziationen wie Scherben, Scharmützel und der sprichwörtliche Schiss in der Nazihose zulässt, so wird die missglückte und verlogene Propaganda der letzten Monate offenbar, wenn mensch sich auf einen kleinen Bummel duch die Krämpfervorstadt und die Magdeburger Allee begibt.
Ist er hier zu Ende, der von den Nazis ja angeblich mit Blut und noch mehr Schweiss erkämpfte "Freiraum Innenstadt". Denn dort, wo sich an dem Nazi-Klamottenladen "Top Fuel Store" mal eine Tür befand, prangt jetzt auf einer vorgeschraubten Pressspanplatte der Hinweis "Wir sind ab Mittwoch wieder für Euch da – wie gewohnt!!". Selbst vor die schon mit Sicherheitsglas gesicherten Scheiben hat man die Platten festgeschraubt. Sieht alles nicht nach Front aus, sondern viel eher nach >Kopf einziehen< und warten, bis der doofe 1.Mai rum ist und mit der "Thor Steinar"-Bekleidung wieder gutes Geld verdient werden kann. Profite für Millionäre – ach nein, gefordert werden ja Arbeitsplätze für Millionen. Und so verschanzt sich die vor Selbstbewusstsein strotzende Erfurter Naziszene hinter ihren Pressspanplatten.
Auch an der Stammkneipe, dem "Alten Fritz" in der Karl-Liebknecht-Straße, hat die Videoüberwachung Einzug gehalten. Schnauze voll von ständigen Farbklexen, kaputtem Fesnterglas und Anti-Nazi-Sprüchen an der Hauswand. Aber so ist das halt in einer "Frontstadt".

Während die Nazis also ihre Fenster vernageln, ist auch die Antifa nicht untätig gewesen. Schließlich geht es ihr nicht darum, den Status quo in Form einer heil gebliebenen Fensterscheibe zu erhalten. Auch soll nicht nur der olle Naziaufmarsch verhindert werden. Denn langfristig gehe es darum, den Nazistrukturen in Erfurt und in Thüringen den gesellschaftlichen Nährboden zu entziehen. Ein wichtiger Meilenstein auf diesem Weg ist die Landtagswahl 2009. Bis dahin wird die NPD Thüringen mit Mitgliederkampagnen und Wahlkampfaktionen versuchen zu überziehen. Für emanzipatorische Kräfte geht es darum, die NPD in ihre Schranken zu verweisen und jene ideologischen Fragmente, welche schon seit Jahren weite Teile der Gesellschaft wie ein Schimmelpilz durchziehen, aufzuzeigen und zu widerlegen.
Ein fetter Antifa-Action-Day am 1. Mai wäre ein Startsignal für eine mehr als deutliche Ansage: Das ist nicht Eure Stadt – This is not your town!

WAS GEHT EIGENTLICH?

All denjenigen, die am 1. Mai gegen den Naziaufmarsch in Erfurt aktiv werden wollen, wird ein breites Feld an Aktionsmöglichkeiten geboten. Getreu dem guten, alten Motto "Ob friedlich oder militant – wichtig ist der Widerstand!" geht es nicht um eine Hierarchie der Aktionsformen. Alle Mittel und Wege, die den Naziaufmarsch zum Stillstand, Umkehr oder vorzeitigem Abbruch führen, sind gewünscht. Von klassischen Demos, Infoständen, Theater, Konzerten bis hin zur dezentralen Aktion, wir vieles möglich sein. In der Stadt sind zahlreiche Infostände angemeldet, die auch als Sammel- und Treffpunkte dienen können.
Bereits um um 10 Uhr soll am Hirschgarten (Staatskanzlei) eine DGB-Demo unter dem Motto "Du hast mehr verdient" beginnen. Thüringer Gruppen ( http://www.bergsteigen.net.tc) aus der Mobilisierung gegen den G8-Gipfel rufen zu einem linksradikalen "Wir wollen alles"-Block unter dem Motto "Wir wollen kein kleines Stück vom Kuchen - sondern die ganze Bäckerei" auf. TeilnehmerInnen dieser Aktion sollte ein wahrer Demo-Marathon möglich sein, denn im Anschluß an die DGB-Demo (Endpunkt am Anger) beginnt ein paar hundert Meter weiter die Demonstration der Antifaschistischen Koordination Erfurt (AKE) und der Thüringer Antifa-Vernetzung a2kt. Mit einer lauten und kämpferischen Demo sollen die Aktionen gegen den Naziaufmarsch – der sich übrigens 12 Uhr hinter dem Hbf sammelt und 14 Uhr loslaufen will – ihren Auftakt finden.
Was dann kommt liegt an jeder und jedem einzelnen. Machen wir den Naziaufmarsch zum Desaster? Oder können die Nazis froh darüber sein, nach Leipzig ein ungestörteres Städtchen zur Verbreitung ihrer menschenverachtenden Propaganda gefunden zu haben. Nein!

Um Auswärtigen die Orientierung in der Stadt zu erleichtern, werden auf  http://erstermai-erfurt.tk unter der Rubrik Equipment Stadtpläne zum Download angeboten.
Infotelefon: 0341-4234014 – Kontakt zum EA (Ermittlungsausschuss): 0151/10233143
Aktuelle Infos sind am 1. Mai auch über einen WAP-Ticker erhältlich. Die Adresse lautet:  http://ticker.hopto.org (zum Umgang mit dem wap-ticker:  http://de.indymedia.org/2007/04/174159.shtml)

Für alle, die heute Abend anreisen: Ab 18 Uhr gibt es im Stadtgarten (Dahlbergsweg 2 a) eine letzte Infoveranstaltung. Für Auswärtige ist dort eine Pennplatzbörse eingerichtet. Leute aus EF, die noch Schlafplätze zur Verfügung haben, werden ebenfalls gebeten, sich dort zu melden.

letzte Infoveranstaltung am 30.04.2007 im Stadtgarten 18:00Uhr; Konzert ab 20:00Uhr
Ort: Stadtgarten, Dahlbergsweg 2a, Erfurt
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