Parcours Global

Sportler 28.04.2007 12:22 Themen: G8 G8 Heiligendamm Globalisierung Soziale Kämpfe
Am Freitagabend fand in Berlin, ein sportliches Event statt, welches lässig die Fußball/Handball-WM in den Schatten stellte. Gegen 18:00 Uhr fanden sich ca. 150 sportbegeisterte Gipfelstürmer, auf Rädern, Inline-Skates oder einfach nur im schicken Sportdress ein um sich auf den kommenden G8 in Heiligendamm vorzubreiten.
Nach einigen kurzen Aufwärmübungen teilte sich die Demo in vier gleichstarke Gruppen ein. Die Herausforderer/innen, die „Heiligendamm Stürmer“, traten gegen so berühmte Gruppen wie die Veteranen von Seattle, Prag oder Genua an. Etwas unerwartet kam noch eine 5 Gruppe, auf ihren klapprigen aber verkehrssicheren Drahteselen an „Team Green“. Aber es zeigte sich schnell das diese einfach nicht mithalten konnten, und besser erst gar nicht angetreten wären.

Das sportliche Event begann mit einem kreativen Wortspiel: diejenige Gruppe die in kürzester Zeit einen Satz aus einzelnen Buchstaben zusammensetzen konnte, der Ausdrückte was sie vom Kapitalismus halten, und diesen Satz vor dem Adlon hochhielt hatte gewonnen. Nach einige tollen Sätzen zu diesem Thema, ging es auch gleich im dynamischen Schritt weiter in Richtung Friedrichstrasse. Und schon hier, zu Beginn, hatte das Team Green Problem mitzuhalten, und das obwohl sie die einzige Gruppe waren die motorisierte Unterstützung hatte. In der Friedrichstrasse war der nächst Zwischenstopp die Firmenzentrale von CocaCola-Berlin. Diese Firma hat sich ja einen unrühmlichen Ruf als Gewerkschaftsmörder, in Südamerika verschafft. Dieses wurde durch einige sportliche Spiele an die umstehende Öffentlichkeit gebracht. Nebenbei wurde auch noch die vom Senat fälschlich als Mohrenstrasse bezeichnete angrenzende Strasse, in ihren richtigen Namen Möhrenstrasse, umbenannt. Und dann ging es auch wieder im schnellen Dauerlauf weiter, und langsam zeigte sich die Unsportlichkeit von Team Green. Weil ihre motorisierten, und für das Ereignis an sich unerlaubten, Fortbewegungsmittel nicht schnell genug vorankamen schupsten sie einige andere Teilnehmer/innen beiseite. Um dann wenig später die ganze Demo anzuhalten. Anscheinend hatten sie keine Puste mehr. Darum forderten sie nun von den andere Teilnehmer/innen, dass diese die angeblich mitgeführten Eier rausrücken sollten.
Dieses Rumgestresse ging dann fast eine halbe Stunde in der sich alle Demoteilnehmer/innen mit Aufwärmübungen beschäftigten, und der Lauti der Demo sich ein „Sound- Battle“ mit dem Lauti von Team Green lieferte. Sieger war eindeutig der Demo-Lauti mit 6:0. Als sich dann Team Green genug ausgeruht hatte, konnte es endlich weiter zu Dussman gehen. Tja, und was soll ich sagen, das unfair spielende Team Green konnte trotz ihrer Verschnaufpause, die wir ihnen zugestanden hatten, nicht mithalten. Darum war die Spitze der Demo auch vor ihnen am Ziel. Was zur Folge hatte das sie vollkommen unsportlich (und vermutlich auch frustriert, weil sie solche Looser sind) auf die anderen Demoteilnehmer/innen losgingen. Dabei rissen sie einigen Teilnehmer/innen ziemlich unsanft ihre Räder weg. Und klauten dann auch unter Knüppeleinsatz den Lauti. Aber gegen 150 linke Sportler/innen kommen auch 200 von Team Green nicht wirklich an. Und so wurde kurzerhand die Kreuzung vor Dussman in beschlag genommen, bis der Lauti und die vier in Gewahrsam genommenen Demoteilnehmer/innen wieder frei waren.

Ergebnis dieses sportlichen Spektakels: Vier Sieger Teams, und ein wegen unsportlichem Verhaltens disqualifiziertes Team Green. Das sieht gut aus für:
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Ergänzungen

super beitrag

Vussel 28.04.2007 - 13:59
super beitrag. wunderbar geschrieben.
ich hab mich köstlich amüsierst, als ich ihn las. wunderbare aktion nebenbei.

Flugblatt zum Parcours

karl heinz 28.04.2007 - 16:58
Folgendes Flugblat wurde auf dem Parcours Global an PassantInnen verteilt:

Parcours Global – Kombinationsgymnastik gegen G8

Nur noch 36 Tage, und die Aktionswoche gegen den G8-Gipfel be­ginnt. Damit uns während der Woche in McPomm nicht die Puste ausgeht, machen wir uns fit für die Herausvorderungen, die uns dort erwarten. In Berlin-Mitte stimmen wir uns inhaltlich und motorisch darauf ein, den GipfelteilmehmerInnen entgegenzutreten.
Dabei greifen wir bei unserem Rundlauf zentrale Themen des Gipfelprotestes auf: Migration, Krieg, kapitalistische Enteignung. Stationen sind:

Adlon:
Das, laut Berliner Zeitung, "Gästehaus der Herrschenden" gehört wie das Kempinski Hotel in Heiligendamm, dem diesjährigen Austragungsort des G8 Gipfels der Fundus Gruppe. Diese verwaltet Anteile an Immobilienfonds und verdient damit ihr Geld. In Heiligendamm haben sie große Teile der Stadt aufgekauft und für die Öffentlichkeit gesperrt. Die "Legende von Heiligendamm" soll durch den Bau von Luxus Villen und die Enstehung von Golfplätzen wieder aufleben, selbstverständlich nur für die­jenigen die es sich finanziel leisten können.

Coca Cola:
In Kolumbien werden die meisten Morde an Gewerkschaftern weltweit verübt. Coca-Cola profitiert von dieser Situation. Seit Jahren betreiben die Coca-Cola-Abfüller in Kolumbien eine extrem gewerkschaftsfeindliche Politik, die auch vor Morden nicht zurückschreckt.
1996 erschossen Paramilitärs den Gewerkschaftsführer Isidro Segundo Gil auf dem Werksgelände des Coca-Cola-Abfüllers in dem kolumbianischen Städtchen Carepa. Kurz darauf brannten sie den Sitz der örtlichen Gewerkschaft nieder und zwangen alle in dem Abfüllwerk tätigen GewerkschafterInnen unter Todesdrohungen zum Austritt aus ihrer Organisation – mit Wissen des Werksleiters Ariosto Milan Mosquera. Seither hat es weitere acht Morde an Gewerkschaftsvertretern gegeben, zuletzt 2002.
Beschäftigte der Abfüllanlagen, die sich für ihre Rechte einsetzen, werden bis heute mit Drohungen, auch gegen ihre Familien, terrorisiert, viele GewerkschafterInnen mussten fliehen.
Mit der Behauptung, für die Bedingungen in seinen Abfüllbetrieben nicht verantwortlich zu sein, weist Coca-Cola seit Jahren alle Vorwürfe zurück. Aber die Coca-Cola Company ist mitverantwortlich für die Angriffe und Morde! Die Situation in den kolumbianischen Abfüllbetrieben ist dem Konzern in Atlanta seit langem bekannt. Der Mutterkonzern und seine kolumbianischen Partner haben auf die Schutzgesuche der Gewerkschaft nie reagiert.
Die Angriffe gegen die Gewerkschaft geschehen nicht im luftleeren Raum: Weltweit werden Arbeitverhältnisse entgarantiert, Stellen gestrichen und Arbeitsrechte mit Füßen getreten,
nicht nur bei Coca-Cola. Jedoch ist Coca-Cola ein Beispiel dafür, wie prekäre Arbeitsverhältnisse global und mitunter äußerst brutal durchgesetzt werden. In Kolumbien profitiert Coca-Cola von den Angriffen auf Gewerkschafter, denn mit der Zerschlagung der Beschäftigtenvertretungen wird der Widerstand gegen die Umstrukturierungen aus dem Weg geräumt. Heute besitzen die wenigsten Beschäftigten bei Coca-Cola-Kolumbien noch feste Arbeitsverträge, die Löhne wurden auf ein Drittel gesenkt und Zeitarbeitsverträge eingeführt.

Mohrenstr.:
"Mohr" ist die älteste deutsche Bezeichnung für schwarze Menschen, im Wort steckt das griechische "moros", das mit "töricht, einfältig, dumm, gottlos" übersetzt werden kann, sowie das lateinische "maurus", das für "schwarz, dunkel, afrikanisch" steht. Aus dem altdeutschen "Mor" wurde dann "Mohr". Ein Wort, das Menschen mit negativen Eigenschaften belegt und die Hautfarbe damit verbindet und als wichtigste Eigenschaft deklariert, ist eindeutig rassistisch!
Die "Mohrenstrasse" wurde um 1700 nach einer Gruppe von 12 afrikanischer Menschen benannt, die im Zuge des europäischen Kolonialismus nach Deutschland verschleppt worden waren. Der deutsche Kaiser Friedrich Wilhelm I. bekam sie als Teil der Bezahlung für die Abtretung preußischer Kolonialländereien an die Niederlande. Anschließend wurden sie gezwungen, im deutschen Heer als Militärmusiker aufzutreten. Offiziell wird nichts weiter darüber berichtet, wie sie gelebt haben; sie waren und sind nur die "Mohren", eine Attraktion oder historisches Material, aber keine Menschen.
Wir schlagen daher vor diese Straße umzubenennen, am besten so, dass an die deutsche Kolonialgeschichte erinnert wird.

Rheinmetall:
Rheinmetall ist eines der führenden deutschen Rüstungsunternehmen. Es stellt so ziemlich jedes Mordwerkzeug her: von Munition über Mittelkaliberwaffen, Flugabwehrsysteme bis hin zu gepanzerten Fahrzeugen. Diese Waffensysteme dienen sie der Bundeswehr an, die damit nicht den Frieden sichert, sondern deutsche Interessen und Einflußgebiete. So etwa der neue Panzer PUMA oder das Protective Shield mit dem Basen in Kriegsgebieten geschützt werden sollen.
Im Windschatten von 9/11 hat der Rheinmetall Konzern ein weiteres lukratives Geschäftsfeld entdeckt: Public Security. Migration wird mit Naturkatastrophen gleichgesetzt wenn es heißt, dass Sicherheit heute "viel stärker als Schutz vor terroristischer Bedrohung, illegaler Einwanderung und Katastrophen begriffen" wird.
Das mit mörderischer Konsequenz: Rheinmetall stellt optische und akustische Sensoren, luftgestützten Überwachungssysteme und Kontrolleinrichtungen für Grenzübergänge her.
Bei dem Versuch nach Europa zu gelangen sterben jährlich über 2000 Menschen - Rheinmetall macht mit!

Bundesjustizministerium:
Während der EU Ratspräsidentschaft und der Präsidentschaft der G8 Staaten will die Bundesregierung u.a. in Form des Bundesjustizminiseriums die Patentierung und geistige Eigentumsrechte zu einem wichtigen Thema machen. Dies soll auf der Innenminister- und Justizministerkonferenz der G8 Staaten in München erfolgen.
Die weitere Durchsetzung „geistiger Eigentumsrechte" wird aber auch ein Schwerpunkt der Absprachen in Heiligendamm sein. Unter anderem geht es dabei um Patente auf Pflanzen und Tiere, deren Gene sowie Gene des Menschen - mit anderen Worten um Biopiraterie. Biopiraterie bedeutet: biologische Substanzen und das dazu gehörige traditionelle Wissen werden zu Privateigentum gemacht. Es klingt paradox, aber es ist so: zuerst wird gestohlen und danach wird das Diebesgut rechtlich geschützt. Diesem Zweck dienen Patent-, Sortenschutz- und Markenrecht sowie internationale Verträge wie das TRIPS-Abkommen der Welthandelsorganisation (WTO). Die Verschärfung dieser "Schutzmechanismen" wird in den informellen Gesprächen der Regierungschefs vorangetrieben. Patentiertes Saatgut, welches immer wieder nachgekauft werden muss, und patentierte Medikamente, die aufgrund der Monopolstellung teuer verkauft werden können, sind lebensbedrohend für viele Menschen.

Hertie School of Governance:
Die von der Hertie Stiftung privat-finanzierte Hertie School of Governance steht beispielhaft für die Verzahnung von Herrschaft und Wissenschaft. Nicht nur dass diese Schule die Elite von morgen heranziehen soll - dort findet zu allem Überfluß auch noch vom 26. April bis zum 01. Mai ein G8-Gipfel für "Studenten aus aller Welt" statt. Die auf der Internetseite präsentierte Welt ist allerdings limitiert auf, wie sollte es anders sein, die G8 Länder sowie fünf Beobachter (Brasilien, China, Indien, Mexico, Süd Africa).
In diesem "Gipfelchen" sollen die Studenten lernen wie es so ist als Regierungsverantwortliche zu handeln. In dem beschränkten Rahmen des von den gesellschaftlichen Verhältnissen vorgegebenen Rahmens werden diese Elite-Studierenden munter über Themen reden die die "Weltpolitik betreffen" um schon einmal für später zu üben. Als Ergebnis wird ein Kommunique verabschiedet, welches auch auf dem "richtigen" G8-Gipfel vorgelegt wird.
Dieser Studi-Eliten Gipfel ist genauso überflüssig wie der echte!

Dussmann:
Es gibt viele Gründe die Dussmann-Gruppe mit ihrem Chef Peter Dussmann mehr als unsympathisch zu finden. Zu dem Unternehmen gehören neben dem bekannten Kulturkaufhaus ein Altenpflegediens, Pedus Office (Konferenzen) und Dussmann Service (Catering). Bei Dussmann wurde über Jahre versucht die Gründung eines Betriebsrates zu verhindern, Peter Dussmann ist einer der Vorreiter bei der Abschaffung des Ladenschlussgesetzes und bezahlt in seinen Geschäftsbereichen Dumpinglöhne. Zudem bereichert sich die Dussmann Gruppe an dem Lager Motardstraße. Als Caterer hat Dussmann für die Stadt Berlin die Versorgung in der Motardstraße übernommen. Dort befindet sich das einzige Lager in Berlin in dem MigrantInnen Sachleistungen als Vollverpflegung erhalten. In dem Ausreisezentrum Motardstraße soll die Durchsetzung der Ausreiseverpflichtung von ausreisepflichtigen MigrantInnen gefördert werden.In der Praxis verbergen sich hinter der abstrakten Zielgruppe abgelehnte, ausreisepflichtige Asylsuchende, die nicht im Besitz eines Passes oder anderer identitätsausweisender Papiere sind und deshalb nicht abgeschoben werden können.
Pro Essen erhält Dussmann von der Stadt Berlin 7 Euro. Der Wert eines Verpflegungspaketes, dass einen Menschen einen ganzen Tag ernähren soll, wird wohl ein gutes Stück darunter liegen. Um den Preis niedrig und damit den Gewinn hoch zu halten, ist die Qualität des Essens so gut wie nicht vorhanden. Für den hohen Kulturmäzen Dussmann ist es anscheinend unerheblich, ob die de facto erzwungene tagtägliche Ernährung mit derartigen Essenspaketen nicht eine Tortur für die EsserIn darstellt: „Ansonsten bekommen wir Essenspakete. Jeden Tag dasselbe. Es ist viel zu wenig. Für morgens und abends zwei Brötchen oder eine Scheibe Brot und ein Brötchen, je eine Scheibe Wurst und Käse, bißchen Butter und Marmelade, für mittags eine Schale mit abgepacktem Essen. Es gibt hier keine Mikrowellen, also ist das Essen mittags kalt und viel zu wenig. Dazu gibt es noch einen Liter Milch oder Saft und manchmal eine Frucht.“ (aus einem Interview mit einem Bewohner)

Joggen gegen G8 hier und jetzt.
Aktiv gegen G8 im Juni:
1. Juni: Neubesiedlung des Bombodroms bei Wittstock
2. Juni: Großdemonstration Rostock
2. Juni: Schwerin, Antifaschistische Demonstration
3. Juni: Aktionstag Landwirtschaft
4. Juni: Aktionstag Migration; 13.00 Uhr Demonstration in Rostock, 19.30 Uhr Podiums-Veranstaltung; Aktivitäten an Lagern, Ausländerbehörden
4. – 7. Juni: Aktionen Zivilen Ungehorsams/ Blockaden
5. Juni: Aktionstag Antimilitarismus, Blockaden Flughafen Rostock-Laage und Heiligendamm
5. – 7. Juni: Alternativgipfel
7. Juni: Sternmarsch Heiligendamm, von Nienhagen, Kühlungsborn, Bad Doberan, Kröpelin