Angriff auf Antifaschisten in Berlin

aiwp 26.04.2007 02:11 Themen: Antifa
In der Nacht vom 24. auf den 25. April ereignete sich im nordostberliner Stadtteil
Prenzlauer Berg
ein neofaschistischer Vorfall.
Unbekannte schlugen von außen insgesamt fünf Fensterscheiben der Erdgeschoßwohnung
eines linken Aktivisten, welcher sich zur Zeit als Sprecher des antirassistischen
Heinersdorf-Bündnis engagiert, ein. "Da der Geschädigte sich antifaschistisch und
antirassitisch engagiert, ordnen wir die Täter dem rechtsextremen Spektrum zu.",
erklärte
Tim Klammer, Pressesprecher der aiwp.
Die betroffene Person wurde schon öfter Opfer rechter Angriffe, so wurde die Wohnung
mehrmals Ziel von nazistischen Schmierereien.
Zudem versuchten Nazis bereits im September den Betroffenen während eines Wahlkampstandes
in Pankow anzugreifen, zuletzt wurde er im Dezember von 8 gewaltbereiten Nazis bedroht
und mit einer Bierflasche beworfen.
Dieser Angriff auf die Privatsphäre eines Menschen, verurteilen wir scharf, da er
sich in eine Reihe von gewalttätigen Einschüchterungsversuchen der Nazis, wie zuletzt
am vergangenen Samstag in Berlin-Lichtenberg, wo drei alternative Jugendliche in
einer S-Bahn von sechs Nazis geschlagen und verletzt wurden, einreiht.
Der Geschädigte Patrick T. erklärte gegenüber der aiwp, dass er sich keinesfalls
einschüchtern lassen werde, der Kampf gegen den erstarkenden Neofaschismus bleibe
ein wichtiger Punkt auf der politischen Agenda.

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Ergänzungen

Bericht Kampf gegen Nazis am Stadtrand

sohatesangefangendamals 26.04.2007 - 07:26
Ich wohne am Stadtrand einer groesseren Stadt, dort wohnt in einem Wohnblock ein Nazi. Da ich mich meistt nicht verstecke wird so einem schnell klar wer da fast neben ihm wohnt, wobei ich ja nicht jeden mit kurzen Haaren gleich als Nazi einstufe. Zumindest ging das einige Zeit, bis es den ersten Uebergriff gab. Leider war ich davon ueberrascht, haette ich ja nicht gedacht, dass hier ungestoert Nazis in meiner Nachbarschaft leben koennen.

Leider wohnen alle Genossen nicht mal annaeherend in der Naehe. Durch allgemeine Akzeptanz der anderen Nachbarschaft fuehlt sich der Nazi mitlerweile sehr sicher hier. Ich habe davor gewarnt, aber nichtmal das interessiert hier jemanden.

So haben sich langsam hier ca. 3-4 Nazis gesammelt. Diese 3-4 haben am Wochenende noch einige Nazikumpel da, das da locker 10 Mann zusammenkommen. Der Nazi verhaellt sich sonst relativ ruhig, ausser Sauffeten laeuft da nicht viel. Heil Hitler Gebruelle und Deutschland den Deutschen waerend der WM wurden auch nicht sonderlich beachtet. Da es ausgesprochen laut war, rief ein Nachbar aus dem Gegenhaus (nicht Deutscher) die Polizei. Nun hoehrt der Fascho den ganzen Tag seine scheiss Musik in einer Lautstaerke, die gar nicht geht. Aber die Nachbarschaft meint, ich solle mir mal an die eigene Nase fassen und er wuerde eben rechts lang gehen und ich links. Er will nur laut seine Musik hoehren. Diese dreht er aber nur dann auf, wenn er weiss ich muss es mir anhoehren und die Texte sind eindeutig.

Ich solle halt mal tollerant sein, gerade als Linker sollte ich doch auf Menschen zugehen und so scheisse. Kein Schwein begreift hier von den Saeufernachbarn, (ist ein runtergekommener Hartz4 Stadtteil in einer westdeutschen Grossstadt) dass ich generell mit Nazis im Haus ein Problem habe. Er gruesst auch alle nett, ausser mich natuerlich, die paar Entgleisungen werden ihm nachgesehen, ich war doch auch mal jung, da haut man sich halt mal usw. Ich fand Aufkleber an meiner Tuer, daraufhin bin ich bewaffnet rueber um dem Arschloch klarzumachen, dass ich auch den Anfaengen nicht einfach so zusehe. Bald darauf stand das ganze Haus da, dann ging das gelaber los, ich waere auch nicht besser usw. Ich lehnte ab dem Pisser die Hand zu geben, was er allerdings auch nicht unbedingt wollte, aber schliesslich bin ich aelter und muesste den ersten Schritt gehen.

In meiner Wohnung wurde ich bisher nicht weiter belaestigt oder - sagen wir das nicht so verniedlichend - anderweitig angegangen. Der Nazi weiss, dass er sich das nun so auch nicht leisten kann. Er holt immer mehr Nazis ins Haus, hier sind immer Wohnungen frei, der Vermieter ist froh wenn sie ueberhaupt vermietet werden. Ein Hinweis von mir, wen er sich da ins haus holt ueberging er wissentlich. Schliesslich haette nur ich Probleme mit dem. So ganz stimmt das nicht, aber die anderen vernuenftigen Leute (Studenten usw.) ziehen weg. Was bleibt ist ausser mir ein Umfeld in dem der Nazi akzeptiert wird, er waere ja nicht gewalttaetig, wuerde ja (Aussage Nachbar) keine Tuerken vor der Tuer wegschlagen. Das ganze geht sogar so weit, dass sich mittlerweile Leute outen, sie waeren eigentlich auch gegen Auslaender, also nicht so... aber gegen die die Scheisse machen und die die Arbeit wegnehmen usw. So entsteht hier so ein rechtslastiges Klima zwischen dem Kruppzeug das hier wohnt.

Eine vernuenftige Aktion wuerde gar nichts bringen, ich waere der Arsch danach. Ausserdem wuerde ich mit Racheakten rechnen muessen, das haellt die Faschos zwar im Moment noch davon ab mich anzugreifen, aber nur aus Taktischen Gruenden. Im Hausflur legen die Nazis versteckte Propaganda aus, da liegt Woche fuer Woche die Junge Freiheit. Die Nachbarn lesen die auch gerne, verstehen gar nicht was ich gegen diese Zeitung habe, s.o. Wenn ich das Teil also eher finde, fliegt sie in den Muell. Waehrend der Wahl fanden sich dauernd NPD Werbung in den Briefkaesten, aber auch das stoerte die Nachbarn nicht wirklich.

Einige Nachbarn sagen mir da muss man drueberstehen ueber solchen Leuten. Im Moment schuetzt mich nur mein relativ guter Kontakt zur Haelfte des Hauses, im Moment traut er sich noch nicht, will er ja nicht das Klima der Akzeptanz gegen sich und seine Kolegen versauen.

So sah ich zu, wie der scheiss Nazi hier Monate lang wohnte. So stoerte er niemand und alle sagen, dass ist eigentlich ein ganz normaler Typ, der macht ja nichts. Das in so einem Umfeld natuerlich Leute gedanklich auf einer Ebene mit Faschos stehen war mir klar, aber nun zeigt sich das offen. Mittlerweile baute sich da eine nette Nazi-WG auf, die immer offensiver vorgeht. Der Nazi ging vor zwei jahren nur mit Muetze und ziviler Kleidung auf die Strasse, heute latscht er in dem typischen Dresscode rum und poliert seine rasierte Glatze. Er und seine Kupanen koennen sich hier voellig frei bewegen. Leider wird mir bei sowas schlecht, so dass ich keine Tolleranz ueben kann, dass wird aber mittlerweile zum Problem. Ich bin nicht gewillt das hinzunhemen, dass hier Nazimuke tagein tagsaus laeuft udn sich so einer huer frei bewegt. Leider wird mir das als Intolleranz ausgelegt. Die Idioten hier verstehen nicht, dass man gegen Rechts nicht tollerant sein kann, dass wurde mir anders beigebracht.

Nun habe ich aber auch keinen Bock mehr, werde bald umziehen, dann lebe ich in meinem Kiez, wo wir soleche Leute aus den Wohnungen treten wuerden, aber da ziehen sie eh nicht hin, zumindest ist das Haus soweit verloren, man kann ja sehen was man macht, wenn ich da nicht mehr wohne, ich gehe davon aus nichts, da ich langsam auch nur endlich mal wieder Ruhe haben will, ich will nicht jeden Tag mit irgendwelchen Nazischeiss zu tun haben. Aber irgendwie bleibt da ein ganz uebler Beigeschmack, ich fahre schon kaum noch auf Demos, da ich dann ein Problem mit mir selber habe, ich verhindere in Goettingen z.B. den Naziaufmarsch, komme nach Hause und da stehen eben diese genau vor meiner Haustuer, da passt was nicht.

Wer meint er haetteb das anders geloest, hat dieser Situation nicht erlebt, viel machen kann man da nicht, verteilt Fluegblaetter, das interessiert keine Sau, ausserdem wuerde ich das im Moment zurueckbekommen, nur durch meine Stillhaltetaktik konnte ich bisher schlimmeres verhindern. Die anderen Nachbarn haben ja nie ein Problem mit dem Fascho, er macht auf nett und gegenueber den deutschen Saeufern hier im Haus ist er nach Aussage deren ein durchaus netter Kerl, der halt paar Flausen im Kopp hat. Schmierereien und eingeschlagene Fenster habe ich bisher wem sei dank noch nicht gehabt, liegt aber eher daran, dass im selben Moment seine fehlen wuerden, dafuer wuerde ich schon sorgen.

Egal, ich zieh weg. Das ist aber eine halbe Loesung, allerdings fuer mich wohl im Moment die beste, ich bin nervlich ziemlich am Ende, muss ich dauernd aufpassen wo ich hingehe, wer hinter mir geht usw.

Bisher vermied ich so gut es ging Begegnungen mit dem Fascho, vorallendingen am Wochenende ist es schlimm, da sind das gut Saufkumpanen beim Fascho, ich seh dann halt zu dass ich dem halt da nicht begegne, will gar nicht wissen, was der im angesoffenen Zustand tut.

Aber besoffen sind hier auch andere, da begibt sich der Nazi in gute Gesellschaft, das findet hier keiner schlimm und auch Karl und Heinz laden ihre Saufkumpels ein und checken nicht, dass das leicht was anderes ist.

Was ich damit sagen will: Mein Mitgefuehl, wenn man in der eigenen Wohnung angegriffen wird, ist das doppelt uebel. ich hoffe dir fehlt noch nicht die Kraft dich zu wehren, mir schon, also ziehe ich weg, dann kann ich wieder sein wer ich bin. Aber irgendwie praegt das Erlebnis, denn so hat das 33 angefangen und ich bin auch nicht besser, was tue ich denn heute gegen die Anfaenge, dann die Ohnmacht, weil die Hausbewohner nicht ckecken warum man damit ein Problem haben muss. Wie gesagt, bald kann ich wieder auf Demos fahren und mich danach toll fuehlen, aber irgendwie war da mal was, ich finds erschreckend und das schlimmste ich fuehle mich schuldig, dass sich dieser Penner hier so frei ausbreiten konnte. Das muss ich mit mir selber klarkriegen, aber das loest das Problem nicht. Es ist sogar noch schlimmer, ich sah zu wie er nach und nach anstaendige Leute vertrieb und nun da nur noch Abfall hier wohnt, kann er sich voll entfallten hier.

Hoffentlich finde ich noch was, dass wenigstens wieder mein Gewissen mit mir in Einklang bringt, dass bringt zwar fuer die Situation vielleicht nichts, aber fuer mich selber. Im Prinzip habe ich das alles vorweggesehen, aber trotzdem werde ich manchmal richtig wuetend aber nicht auf den Nazi, sondern auf mich selber, mehr kann ich nicht tun? Das ist das groesste Problem.

Im Prinzip kann mir das auch alles scheissegal sein, ich wohne bald da, wo sich Leute wie der nicht mal nachts auf die Strasse trauen, ich kann dem meine neue Adresse mitteilen, er kann alle seine Kumpane mitbringen, er wird sich nicht trauen, trotzdem ist der Kampf gegen Nazis fuer mich selber soweit erstmal verloren, ich konnte nichts gegen Nazis in unmittelbaren Nachbarschaft tun, nun ziehe ich mich in meinen Kiezstadteil zurueck, wo bereits alle Genossen wohnen, wo alle friedlich zusammenleben, wo Leute wie Nazis keine Chance haben. Aber ich weiss ja, dass sich am Stadtrand Nazis sammeln, die treten eben nicht nur bei Demos auf, da bleibt ein Ohnmachtsgefuehl zurueck. Da koennen wir zehnmal da hinfahren und aus Sicherheit des Kiezes Rache ueben, aufklaeren usw. - erstmal treibt das nur die Leute weiter auf den Nazi zu, siehe oben. Es ist halt zum kotzen.


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Nochmals mein Mitgeffuehl, ich hoffe du gibst den Kampf da vor Ort nicht auf, ziehst nicht nach Kreuzberg etc. - so ueberlaesst man Nazis das Feld, dafuer kann ich mich nur entschuldigen, aber ich kann nicht mehr, das kostet mich sonst den letzten Nerv und schlimmer meine Gesundheit, den s.o. Uebergriffe gab es schon, dumme Sprueche so und so. Ich kann hier einfach nicht mehr vernuenftig leben als Linker.

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Ich werde darueber nochmal ausfuehrlich berichten, vielleicht sogar hier, aber erstmal muss ich hier weg sein, ansonsten muesste ich Namen usw. streichen um mich nicht in Gefahr zu bringen. Danach schreibe ich gerne Adressen, Fotos und Stadt dazu, seht ihr nicht mal das ist noch vernuenftig moeglich fuer mich, es kotzt mich einfach nur noch an.

Bündnis

nonono 26.04.2007 - 17:05
Es gibt keine Umlaute bei Domains. Die richtige URL zum Heinersdorf-Bündnis lautet  http://www.heinersdorf-buendnis.de.vu/

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Kein Bock auf Nazis! — Lichtenberger