Rekrutierungsbeauftragte in Görlitz begrüßt

aktivisti 20.04.2007 23:36 Themen: Militarismus
Nach der kreativen Begleitung der Rekrutierungsveranstaltung der Bundeswehr am 16.04.2007 in Bautzen, bei der mensch ein Transpi präsentierte, Flugblätter verteilte und während der Veranstaltung den Leutnant mächtig ins Rudern brachte, wollten Antimilitaristen auch in Görlitz das Kreiswehrersatzamt, vertreten durch Leutnant Burau und seinem treuen Gehilfen, nicht ohne Message ziehen lassen.
Am Donnerstag, dem 19.April bot sich nun diese Gelegenheit und ein paar Aktivistis versammelten sich kurzfristig und spontan vor den Räumen der Agentur für Arbeit in Görlitz.

Die Veranstaltung begann mit etwas Verspätung, da die „Interessenten“ noch dringend die Schilder der gegenüber liegenden Tür begutachten mussten und ein Gespräch über den Zufall dieses Schildes in Verbindung mit der Rekrutierungsveranstaltung begannen. (Zur Infos, auf dem Schild stand „Psychosozialer Dienst“)
Nach wenigen Minuten allerdings reichte es Leutnant Burau und er bot die „zukünftigen Kameraden“ in den Veranstaltungsraum, in dem bereits 10 – 15 (!!) Veranstaltungsteilnehmer warteten. Nach nur wenigen Sätzen begann Soldatenbürschchen und Springer von Leutnant Burau Fotos von den Teilnehmern zu machen. Auffällig war dabei, dass es sich besonders um die Interessenten handelte, die schon während der Einleitung über Bundeswehreinsätze im Ausland laut debattierten.
Anscheinend fühlten sie sich massiv gestört, so dass Leutnant Burau seinem Roadie den Befehl gab, sich um den Antimilitaristen zu kümmern, der die Infoveranstaltung kurzzeitig verließ.
Als der Aktivist zurück wollte, wurde er schon auf der Hälft des Ganges gestoppt, da Soldatenbürschchen sich in den Weg stellte. Auf die Frage nach dem Sinn bzw. Unsinn kam die Aufforderung zu folgen, da es „einige Sachen zu besprechen gäbe“. Nach kurzer Diskussion, dass man so was ja auch im Gang klären kann und mensch keine Geheimnisse vor seinem Arbeitsvermittler hat, wurde das Gespräch doch auf das Treppenhaus verlagert.
Es wurde darum gebeten, alle Aktionen, die laufen (welche Aktionen?!) sofort zu beenden und sich entweder ruhig in der Veranstaltung zu benehmen oder man würde eine Personalienfeststellung durchführen und den Staatsschutz einschalten.
Auch wurde mit dem Abschirmdienst gedroht.
Gelächter wurde im Treppenhaus plötzlich hörbar und schallte über alle drei Etagen der Agentur für Arbeit in Görlitz. Mit der Frage nach dem Grund dieses emotionalen Ausbruches, begann erst der eigentliche Spaß dieser Veranstaltung.
Etwa zehn Minuten dauerte die Unterhaltung über Repressionen, Staatsschutz, Meinungsfreiheit und freiheitliche, demokratische Grundordnung und Menschenrechte, für die Soldatenbürschchen einsteht (nach seinen Angaben).
Auf dem Weg zurück in den Veranstaltungsraum begann dann noch eine kleine Konversation über die „Super Nanny“ und hierarchische Strukturen im Alltag.
Als Soldatenbürschchen nun stolz mit dem kleinen Aktivisti durch die Tür kam, unterbrach Leutnant Burau kurzzeitig seinen Vortrag über die Vorteile der Bundeswehr.
Unter strenger Beobachtung neigte sich die Veranstaltung nun dem Ende zu und nach den ca. 30 Minuten Opium fürs Volk, konnten endlich Fragen gestellt werden.
Eher ausweichend antwortete Burau auf Fragen, wie z.B. Körperschmuck und Haarlänge der Bundeswehr und ob man sich da jetzt die Haare abschneiden muss, um zu erreichen, dass jegliche Individualität in der Bundeswehr völlig unterdrückt wird.

Die Aktivistis verließen die Veranstaltung ziemlich schnell, da sie den Leuten auf ihrem Heimweg noch einen Denkanstoß geben wollten.
Gegenüber der Arbeitsagentur breiteten sie ein Transpi aus und verteilten anschließend Flugblätter.

Als einer der Aktivistis noch einmal die Arbeitsagentur betrat, traf er zufällig noch einmal auf die grau Uniformierten aus Bautzen und sofort begann die unterbrochene Diskussion vom Gang noch einmal.
Themen wie G8 Gipfel und Rechtsextremismus waren ebenso Themen wie freie Meinungsäußerung und Auslandseinsätze der Bundeswehr.

Nach nur kurzer Zeit kam eine Mitarbeiterin der Agentur und wies die Soldaten darauf hin, dass es doch noch eine Aktion vor dem Gebäude gibt.
Daraufhin verließ der Leutnant die nette Diskussionsrunde und ging in ein Büro. (Wahrscheinlich petzte er über die bösen Aktivistis) Soldatenbürschchen blieb allerdings und fragte, was denn auf dem Transpi steht.
Er reagierte sichtlich erschrocken und wurde auch gleich blasser. Der Aktivist fürchtete schon erste Hilfe Maßnahmen durchführen zu müssen. Aber was ein echter deutscher Soldat ist, hält so was aus.

Das Gespräch endete mit einem netten „als Mensch finde ich sie nett, ganz ehrlich und ich finde gut, dass Sie Ihre Meinung so verteidigen, ich könnte das nicht. Ich könnte mich nicht vor jemanden in Uniform stellen und sagen, ‚Soldaten sind Mörder’. Fühle mich jetzt schon angegriffen, ich möchte nicht als Mörder bezeichnet werden, denn ich morde nicht“.
Mit dem Hinweis, dass man solche Diskussionen noch endlos ausdehnen könnte, bekam der Aktivisti noch die E-Mailadresse mit der Bitte, doch noch mal zu schreiben.
Allerdings besuchen wir sie doch lieber persönlich, ist netter.

Nach weiteren 10 Minuten, kam Soldatenbürschchen die Antimilitaristen vor dem Arbeitsamt noch einmal besuchen um genügend Fotos zu machen. Natürlich nur, weil er es dem Häuptling des Kasperletheaters namens Bundeswehr berichten muss.

Trotzdem wie wir finden eine gelungene Aktion um den Soldaten einmal zu zeigen, dass es noch aktiv Leute gibt, die sich gegen jede Unterdrückung, Krieg und Bundeswehr einsetzen.


In diesem Sinne:

„Wenn einer in Reih und Glied zu einer Musik marschieren kann, ...
dann verachte ich ihn schon; er hat sein großes Gehirn nur aus Irrtum bekommen, da für ihn das Rückenmark schon völlig genügen würde. Diesen Schandfleck der Zivilisation sollte man so schnell wir möglich zum Verschwinden bringen. Heldentum auf Kommando, sinnlose Gewalttat und die leidige Vaterländerei - wie glühend hasse ich sie, wie gemein und verächtlich erscheint mir der Krieg, ich möchte mich lieber in Stücke schlagen lassen, als mich an einem so elenden Tun beteiligen! Töten im Krieg ist nach meiner Auffassung nichts besser als gewöhnlicher Mord.“(Albert Einstein)
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Bundeswehr Wegstreten

verlinkerin 21.04.2007 - 00:20
link:

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 3 Kommentare an

klasse — aktion

frage ! — egal

Fotografieren? — alionsonny