Demo gegen Wikingerversand am 07.04.2007

Antifaschistische Gruppen aus Bayern 14.04.2007 17:00 Themen: Antifa
Am Samstag den 07.04.2007 demonstrierten 200 AntifaschistInnen gegen den rechtsextremen „Wikingerversand“ im niederbayrischen Geiselhöring nahe Straubing. Die Demonstration fand im Rahmen der bayernweiten Kampagne „Nazis unplugged – rechten Strukturen den Saft abdrehen!“ statt.
Informationen zum Wikingerversand

Die Kundgebung richtete sich gegen die im 6.500 Seelendorf gelegene „Wikinger GmbH“ von Siegfried Birl. Der ehemalige Landesvorstand der „Jungen Nationaldemokraten“ (JN) unterhält dort neben seinem Ladengeschäft das auch als Treffpunkt der rechten Szene dient sowie dem Geschäftszweig „Wikinger-Computer“ auch und vor allem den „Wikingerversand“.

Dieser ist einer der größten und wichtigsten Versände der rechtsextremen Szene in Deutschland. Über einen Onlineshop wird alles verkauft was das Neonaziherz höher schlagen lässt. So befinden sich neben Unmengen an CD’s aller relevanten Rechtsrockbands und Liedermacher auch Bandmerch, Kleidung, Bücher, Fahnen, Accessoirs, Heidenutensilien und vieles mehr im Sortiment. Ob nun das Parfüm mit Namen „Nationalist“ oder Unterwäsche mit eindeutigen Aufdrucken wie „88“ oder dem Logo der Rechtsrockband „Skrewdriver“ – Im Onlineshop ist alles zu finden und auch politisch klar verortet.

Trotz einem durch Leichtsinn und Bequemlichkeit verschuldeten „Hackerangriff“ bei dem die persönlichen Daten von knapp 2000 KundInnen veröffentlicht wurden ist der Ruf von Birl in der Szene unbeschädigt. Dies zeigen die Verankerung im auch politisch aktiven Teil der Szene, die gerne besuchten „Sonderverkäufe“ und nicht zuletzt der durchschnittliche Monatsumsatz des „Wikingerversandes“ von ca. 40.000 €. BestellerInnen aus Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Österreich, Schweden, der Schweiz sowie Spanien und Tschechien bescheren Birl eine Menge Arbeit so dass dieser auch Vollzeitarbeitsplätze schaffen konnte. Nach neuen Arbeitskräften suchte er beispielsweise über das dem Onlineshop angegliederte „Wikingerforum“, in welchem sich Neonazis aus ganz Deutschland tummeln und das eine wichtige Organisationsplattform für süddeutsche Neonazis darstellt. Hier werden Kontakte geknüpft, politische Veranstaltungen und Konzerte beworben

Sowohl der Versandhandel als auch das Ladengeschäft tragen zur Herstellung einer neonazistischen Erlebniswelt bei. So trifft mensch sich bei den „Sonderverkäufen“ und schließt bei Bier und Brotzeit Kontakte, tauscht Material aus und deckt sich mit dem neusten Musik- und Lifestylematerial ein. Durch den Versandhandel werden Rechtsextreme und Neonazis weit über die Grenzen Bayerns hinaus mit identitätsstiftender Kleidung, menschenverachtender Musik und NS- verherrlichenden Materialien ausgestattet.


Bericht zur Demo am 07.04.2007

Die Demonstration als Teil der bayernweiten Antifa-Kampagne „Nazis unplugged – rechten Strukturen den Saft abdrehen“ starte gegen 14 Uhr am Hauptbahnhof. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich dort ca. 200 TeilnehmerInnen eingefunden welche größtenteils dem autonomen Antifaspektrum zuzuordnen waren. Besonders erfreulich war die Anwesenheit eines Vertreters des „Kommunistischen Jugendverbandes – KSM“ aus dem nahe gelegenen Tschechien.

Noch bevor die Demonstration starten konnte bewegten sich im Umfeld des Bahnhofes kleine Grüppchen von Neonazis. Einige davon befanden sich auf dem Rückweg vom vormittäglichen Einkauf beim „Wikingerversand“ und konnten aufgrund der Demonstration nicht zu ihren Zügen.

Gut gelaunt uns bei strahlendem Sonnenschein lief der Demonstrationszug durch Geiselhöring. Eine Kundgebung vor dem „Wikingerversand“ wurde per Auflagenbescheid verboten, so dass kein direkter Kontakt zustande kam.

Während der Demonstration wurden viele Aufkleber der „Jungen Nationaldemokraten“ entfernt, welche viele Verkehrsschilder im Dorfkern zierten.

Kurz vor der Zwischenkundgebung auf welcher ein Redebeitrag der Kampagne „Nazis unplugged – rechten Strukturen den Saft abdrehen“ über den „Wikingerversand“ aufklärte, kam es zu einem Versuch eines bekannten „Anti-Antifa“ Aktivisten die DemonstrationsteilnehmerInnen zu fotografieren.

Die Demonstration verlief ruhig und ungestört durch das Dorf und viele AnwohnerInnen und PassantInnen wurden per Flyer über die Aktivitäten des „Wikingerversandes“ informiert.

Nachdem die Demonstration aufgelöst war uns sich die TeilnehmerInnen auf den Weg zu den Zügen befanden kam eine kleinere Gruppe Neonazis in Richtung des Bahnhofes. Eine direkte Konfrontation zwischen AntifaschistInnen und Nazis wurde von der Polizei verhindert.

Zwei linke DemonstrantInnen wurden festgenommen, eine Person wurde in Polizeigewahrsam verletzt so dass ärztliche Behandlung notwendig wurde. Ebenfalls verhaftet wurde eine Gruppe von neun Neonazis welche teilweise mit Teleskopschlagstöcken und Sturmhauben bewaffnet waren.

Es hat sich wieder gezeigt dass antifaschistische Intervention in Geiselhöring absolut notwendig ist. Die Kampagne „Nazis unplugged – rechten Strukturen den Saft abdrehen“ wird sich auch jenseits von Demonstrationen mit dem „Wikingerversand“ auseinandersetzen und Birl sein Treiben erschweren.

Neonazistische Infrastruktur angreifen – Wikingerversand dichtmachen!
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Polizeibericht

Polizeipresse 15.04.2007 - 16:02
GEISELHÖRING, LKR. STRAUBING. Demonstration am 07.04.2007 gegen Rechtsextremismus mit ca. 180 Teilnehmer. Die Demonstration verlief friedlich. Im Vorfeld kam es zur Festnahme von insgesamt 11 Personen - neun Personen gehören dem rechten Spektrum und zwei Personen gehören dem linken Spektrum an. Eine Person wurde bei der Durchführung von polizeilichen Maßnahmen leicht verletzt.





Am Samstag, den 07.04.2007 fand in Geiselhöring eine Demonstration gegen Rechtsextremis-mus statt. Grund dieser Versammlung war, daß man gegen eine Firma, die in Geiselhöring ansässig ist und mit rechtsextremitischen Presseerzeugnissen handelt, aufmerksam machen wollte. Die Versammlung war von mehreren linken Organisationen initiiert und als Versammlungsleiter fungierte ein 45jährige Mann aus dem Landkreis Cham.

Die Versammlung begang um 14.00 h. Die meisten der ca. 180 Teilnehmer waren mit den Zügen aus den umliegenden Bezirken angereist. Nach einer kurzen Kundgebung am
Versammlungsort maschierte der Zug den vorgeschriebenen Weg mit einer kurzen Unterbrechung für eine Zwischenkundgebung wieder zum Ausgangspunkt am Bahnhof zurück. Die Versammlung wurde gegen 15.00 h vom Versammlungsleiter offiziell für beendet erklärt.

Der polizeiliche Einsatz wurde durch Kräfte der Polizeidirektion Straubing unter Einbindung von auswärtigen Kräften geleitet.

Bereits im Vorfeld der Versammlung wurden umfangreiche Kontrollen durchgeführt. Hierbei wurden 9 Personen des rechten Spektrums wegen Verwendung v. Kennzeichen
verfassungswidriger Organisationen und Verstoß gegen d. Waffengesetztes vorläufig festgenommen. Weiterhin wurden zwei Personen des linken Spektrums wegen Beleidigung, Sachbeschädigung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte vorläufig festgenommen. Alle 11 Personen wurden nach Personalienfeststellung, Beschuldigteneinvernahme und
erkennnungsdienstlicher Behandlung wieder freigelassen. Gegen alle diese Personen wurden Strafverfahren eingeleitet.
Bei einer polizeilichen Maßnahme wurde eine der Personen aus dem linken Spektrum leicht verletzt. Sie wurde in das Krankenhaus Straubing zur Behandlung eingeliefert.

Im Laufe des Nachmittags kam es im Bereich des Bahnhofes in Straubing noch zu einer verbalen Auseinandersetzung zwischen ausgestiegenen Demonstrationsteilnehmern und am
Bahnhof wartenden Angehörigen der rechten Szene. Die verbale Auseinandersetzung wurde durch Einsatzkräfte geschlichtet, die beiden Parteien wurden voneinander
getrennt. Zu Straftaten kam es bei dieser Auseinandersetzung nicht.


Zusammenfassend kann gesagt werden, daß die Demonstration friedlich verlief.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 2 Kommentare an

Links und so — Linker-@

x — y