Klausurtagung der Deutschen Burschenschaften

Autonome Linke Vorderpfalz 02.04.2007 13:39 Themen: Antifa
Vom 30.03.-01.04.2007 veranstaltete die Deutsche Burschenschaft ihre Klausurtagung in Landau. Neben diesem eher „trockenen“ Teil wurde unter dem Motto "175 Jahre Hambacher Fest - Meinungsfreiheit Einst und Heute" ein Vortragsabend im pfälzischen Landau angeboten sowie eine „Gedenkkundgebung“ auf dem Hambacher Schloß durchgeführt.
Dass die Deutsche Burschenschaft sich dabei mehr als Rechts-Außen betätigt zeigt alleine schon die Anmeldung des Symposiums durch die Tiroler Brixia (umfangreichere Informationen am Ende dieses Berichtes).
Ein massives Polizeiaufgebot von bis zu 200 Polizisten, darunter eine komplette Hundestaffel und vielen Zivilpolizisten, verhinderten beinahe jeden antifaschistischen Protest. Hier einige Informationen über den Ablauf des Wochenendes.

Freitag, der 30.03.2007

Die Burschenschaftler der DB reisten, zumeist am frühen Abend, per Bus,
Privat - PKW und Bahn an. An diesem Abend fand wohl auch die eigentliche Klausurtagung statt. Das Parkhotel und die nebenan liegende Festhalle waren dafür von der DB komplett angemietet worden. Polizei war an diesem Abend, abgesehen von einer gelegentlichen Streife, kaum welche zu sehen. Die Burschenschaftler hielten sich somit überwiegend im Hotel selber auf.

Samstag, der 31.03.2007

Weitere Burschenschaftler reisen ab dem frühen Morgen – immer im vollen Wix und zum Teil mit angeschnallten Mensur-Degen, mit dem Zug und dem Auto an. Viele von Ihnen sind schon fleißig am Biertrinken und ergehen sich in den üblichen Männerritualen der Burschenschaften. Landau gleicht ab Mittag dabei einer Stadt, welche von Burschenschaftlern nur so überquillt. Das Parkhotel und die Festhalle sind nun rundherum mit Polizeiautos, Beamten in Demo-Kampfmontur und Zivilpolizisten abgeriegelt. Vereinzelte Hundeführer sind auch zu sehen. Die Nebenstraßen werden von Streifenwagen kontrolliert. Ein fotografierender Antifaschist bekommt sofort einen Platzverweis für das Umfeld des Hotels. Sechs Busse werden bereitgestellt um die Burschenschaftler am frühen Nachmittag zum Hambacher Schloß bei Neustadt/Weinstraße zu karren. In Neustadt werden junge AntifaschistInnen schon massiv von der Polizei kontrolliert und überwacht. Drei Kontrollen hintereinander sind dabei nichts Unübliches.
Die einzigste Zufahrtsstraße zum Hambacher Schloß ist mit Gittern abgesperrt und anfahrende Autos werden kontrolliert. Das Schloß selber ist von Polizisten weiträumig umgeben und Hundemannschaften laufen durch die Wälder. Die – mittlerweile acht(!) – Busse mit ca. 300-400 Burschenschaftler werden bei der Anfahrt zum Schloß von Wannen begleitet. Ein durchkommen scheint so gut wie unmöglich.
Dennoch schaffen es, kurz nach der Beendigung der geschichtsrevisionistischen „Gedenkveranstaltung“, einige AntifaschistInnen an den verdutzten Beamten vorbei auf das Schloß. Somit konnte – auf eher symbolischer Weise – den Burschies gezeigt werden, dass diese nicht ungestört ihre Deutschlandverherrlichung durchführen können.
Zur gleichen Zeit verteilten knapp ein dutzend AntifaschistInnen Flyer am Neustadter Bahnhof und in der Innenstadt, um die Anwohner auf das Treiben auf dem Schloß aufmerksam zu machen. Diese nahmen die Informationen überwiegend interessiert an und es kam oft zu Unmutsbemerkungen ob dieser rechtsradikalen Veranstaltung. Damit konnte wenigstens zum Teil eine Gegenöffentlichkeit erzeugt werden, denn das Provinzblatt Rheinpfalz glänzte wieder einmal mit Verharmlosung und Schweigen bezüglich der Veranstaltung des DB.
Nach der Abreise der Burschenschaftler vom Schloß verteilten die AntifaschistInnen noch eine Zeit lang weiter Flugblätter, um dann auch ihre Aktion einzustellen.
Am Abend glich dann das Landauer Parkhotel und die Festhalle erneut einer „Festung“ und die eingeladenen Referenten, darunter u.a. Arnulf Baring, Karl Feldmeyer, Josef Schüßlburner, Dieter Stein, Gerald Waitz sowie Lutz Weinzinger, konnten ihre unerträgliches Geschwafel von sich geben. Neben Forderungen, das „swastika“ (ergo das Hakenkreuz) in Deutschland wieder zu erlauben und den Vergleichen der Metternich-Zeit mit den heutigen Zuständen, ergötzten die Referenten die Zuhörer (welche zum Großteil schon stark angetrunken waren) mit geschichtsklittenden Reden und Selbstbeweihräucherung.
Proteste waren wegen dem massiven Aufgebot der Polizei unmöglich.

Sonntag, der 01.04.2007

Im laufe des Morgens verabschiedeten sich die verkaterten Burschenschaftler wieder und fuhren überwiegend mit Bussen und Autos wieder gen „Heimatorte“. Es gibt unbestätigte Gerüchte, dass es in einigen Zügen zu kleineren „Rangeleien“ mit Burschenschaftlern kam.

Alles in allem muss man sagen, dass die Proteste gegen eines der größeren Veranstaltungen von rechtsradikalen Burschenschaftlern viel zu gering waren. Die DB wird sicherlich nicht zum letzten Mal in die Pfalz kommen zwecks ihrer Klausurtagung – und das nächste Mal wird es hoffentlich einen massiveren Widerstand gegen dieses Treiben geben!

Egal ob Burschenschaftler, Biedermeier oder Nazi-Glatzen – Deutsche Zustände bekämpfen!

Autonome Linke Vorderpfalz

Hier noch ein Auszug aus dem offenen Schreiben des Antifaschistischen Infobüros Rhein-Neckar:

„(...) Refererieren zu dem Thema "175 Jahre Hambacher Fest - Meinungsfreiheit Einst und Heute" sollen u.a. Arnulf Baring, Karl Feldmeyer, Josef Schüßlburner, Dieter Stein, Gerald Waitz sowie Lutz Weinzinger, allesamt keine unbekannten in der „Neuen Rechten“.

1996 spaltete sich von der Deutsche Burschenschaft die Neue deutsche Burschenschaft (NDB) ab. Erstere, welche am kommenden Wochenende in Landau zusammenkommen will, orientiert sich, im Gegensatz zur NDB, welche sich seit der Wiedervereinigung auf den deutschen Staat als Vaterland bezieht, in Anlehnung an die Urburschenschaft von 1815 an einem "volkstumsbezogenen" Vaterlandsbegriff, "unabhängig von staatlichen Grenzen". Welche großdeutschen Ambitionen sich dahinter verbergen, wird deutlich, wenn der Pressesprecher der DB und ehemaliges Mitglied der 1995 verbotenen neonazistischen Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP), Norbert Weidner, über die „...Verbindung aller Teile des deutschen Volkes in einem gemeinsamen Staat...“ sinniert.

In diesen Kontext passt auch, dass die Adresse zur Anmeldungen für das Symposium die der Burschenschaft Brixia in Innsbruck ist. Mitglieder jener Burschenschaft vermutete die Bozener Staatsanwaltschaft hinter der Südtirol-Terrorwelle der 80-er Jahre ("Ein Tirol"). Moderator des Symposiums soll das Brixia-Mitglied Gerald Waitz sein.

Auch die Liste der Referenten und Teilnehmer der Veranstaltung offenbart die Weltanschauung der DB:
Josef Schüßlburner, Publizist in zahlreichen rechtskonservativen und
rechtsextremen Zeitschriften, setze sich im Februar 2006 vehement dafür ein, dass in Deutschland wieder das Hakenkreuz gezeigt sowie der Holocaust geleugnet werden darf. Dieter Stein hingegen ist Gründer und Chefredakteur der vom nordrhein-westfälischen Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften Wochenzeitung Junge Freiheit.
Zu den Mitgliedern der teilnehmenden Burschenschaften zählen u. A. Dr. Wolfgang Traxel „Alter Herr“ der Dresdensia Rugia Gießen und Kreisvorsitzender des NPD-Kreisverbandes Südpfalz und Matthias Müller, ebenfalls Mitglied der Dresdensia mit zahlreichen Kontakten in die rechte Szene. Müller war beispielsweise Teilnehmer eines Aufmarschs der NPD und des offen neonazistischen Aktionsbüros Rhein-Neckar im Mai 2005 in Frankenthal, ebenso besuchte er laut eines Berichts des ZDF-Magazins Frontal eine Tagung des think-tank der NPD, der 'Dresdner Schule'. Im ZDF-Bericht äußerte sich Müller zur Frage, was er über neonazistische Skinheads denke: „Skinheads sind nicht unnatürlich, das sind auch nur ganznormale Jugendliche, die sich zu ihrem Volk und ihrer Nation bekennen wollen“
(...)“.

Die Veranstaltung des DB fand an folgenden Orten statt:

Jugendstil-Festhalle Landau
Mahlastr. 3
76829 Landau in der Pfalz
Wird betrieben von der Stadtholding Landau in der Pfalz GmbH, im gleichen Gebäude sitzend

Parkhotel Landau
Mahlastraße 1
76829 Landau
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Ergänzungen

swr meldet 300 demonstrantInnen

presse 02.04.2007 - 15:12
Landau
Friedliche Burschenschaften-Tagung

Die Verbandstagung der Deutschen Burschenschaften ist am Wochenende ohne größere Zwischenfälle zu Ende gegangen. Rund 300 Demonstranten hatten vor der Landauer Festhalle gegen die Veranstaltung protestiert. Die Aktion verlief laut Polizei friedlich. Auf der Veranstaltung waren mehrere Redner aufgetreten, die als Vertreter des rechts-konservativen Spektrums gelten. Die Burschenschafter hatten sich Landau wegen der Nähe zum Hambacher Schloss und des 175. Jubiläums des Hambacher Festes für das Treffen ausgesucht.

 http://www.swr.de/nachrichten/rp/ludwigshafen/-/id=1652/kt7kyr/index.html#meldung97718

Schade..

Suedpfaelzer 04.04.2007 - 09:57
Schade, das man von der Aktion nichts vorher gehört hatte, sonst hätte ich mich dort auch blicken lassen. War nur kurz um 16h rum dort, da war aber keins zu sehen außer ein Haufen Bullen.

Ich war Freitags auf einer Abiturfeier die in der Festhalle war, man hat aber so gut wie nichts von den Burschen mit bekommen, außer das einige wenige sich vor dem Parkhotel herum getrieben haben.

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Krass....

uiuiui 02.04.2007 - 14:17
Krasser antifaschistischer Widerstand!!! RESPEKT!!!
Okay, gut wen Leute ihrenh Arsch hochkriegen, aber schlecht, wenn widerstand herbeigelogen wird, wo garkeiner war. Bleibt doch bitte bei der Wahrheit.


Lieber ein Geschwür am After als ein deutscher Burschenschaftler.

wo wird gelogen?

ALVP 02.04.2007 - 15:03
Also,
die Zahlen stimmen... lieber weniger Meckern, dafür selber etwas organisieren!
Es wurde niergendwo etwas "hochgejubelt" und im Text steht explizit, dass es ein "symbolischer Akt"(!) des Widerstandes war.... aber solche Diskussionen fruchten hier eh nicht und das ist auch nicht das richtige Forum dafür!
Also, am besten diesen Beitrag und den über mir gleich ins Aus.

Nicht reden, sondern handeln - organisiert den antifaschistischen Widerstand!

bürschlein eben.

.. 02.04.2007 - 19:19
schon irgendwie erbärmlich wenn sich da ein paar muttersöhnchen zusammenrotten um in widernatürlichen seilschaften positionen anzustreben die sie unter freien wettbewerbsbedingungen nie erreicht hätten. aber für die karriere lässt sich so ein bürschchen natürlich auch gerne mal als aufnahmeritual anurinieren und - mit bestem dank - pflichtwatschen. bürschlein eben.

tach

fabrio 03.04.2007 - 01:33
ich will mehr bilder...hat jemand noch welche, oder wo sind die?

kjl

hjk 03.04.2007 - 13:35
Es existieren leider keine weiteren Bilder.

Vielleicht mal an Antifaschistische Strukturen das man auch mal eine Art Workshop anbietet wo u.a. versch. Sachen erklärt werden die beim "Waldspaziergang" wichtig sind.Einfach mal nachdenken. Denn Faschos sind nicht immer nur im Felde.