4500 gegen Naziaufmarsch in Lübeck

BAANer 02.04.2007 01:28 Themen: Antifa
Am 31.3. beteiligten sich bis zu 4500 Menschen an den antifaschistischen Aktivitäten gegen den Naziaufmarsch in Lübeck. An dem geschichtsverdrehenden "Trauermarsch" anlässlich des Jahrestags der alliierten Bombenangriffe auf Lübeck im zweiten Weltkrieg nahmen etwa 350 Personen aus dem gesamten Neonazi-Spektrum norddeutschlands teil. Die Polizei schaffte bei massiver Einschränkung der Bewegungsfreiheit in der Innenstadt eine stundenlange staatlich-nationalbefreite Zone und schloss damit jegliche Möglichkeiten für Blockaden aus.
Bereits ab 9 Uhr morgens wurde die gesamte Naziroute vom Bahnhof bis zum Kohlmarkt mit von insgesamt 1800 Bullen bewachten Hamburger Gittern abgesperrt, die selbst von offensichtlich unbeteiligten BürgerInnen nicht passiert werden durften.
Bereits ab 9.45 Uhr versammelten sich am Kundgebungsort des breiten gesellschaftlichen Antifa-Bündnisses "Wir können sie stoppen!" am Markt zahlreiche AntifaschistInnen. Von Anfang an war auch hier (schon vor dem eigentlichen Kundgebungsbeginn um 10 Uhr) dank der massiven Bullenpräsenz keine Chance für ein Durchkommen auf den benachbarten Kohlmarkt, dem einzigen Kundgebungsplatz der Nazis. Die Zahl der KundgebungsteilnehmerInnen auf dem Markt wuchs im Laufe des Vormittags auf bis zu 4000 Menschen. Nachdem Hunderte mit der Bahn angereiste AktivistInnen, die den zwangsweise langen Umweg in die City zu einer Spontandemo nutzten, auf dem Platz ankamen, begann die Kundgebung mit verschiedenen Redebeiträgen, die u.a. den deutschen Opfermythos, den "neuen" deutschen Nationalismus, die Spaltungsversuche der Jungen Union und FDP gegen das Bündnis und die Verankerung von Rassismus in der gesellschaftlichen Mitte thematisierten. Zudem wurde deutlich gemacht, was die größte Mehrheit der Anwesenden bereits eh gewusst haben dürfte: Die aufgezwungene Demoroute, die die AntifaschistInnen immer weiter von der Naziroute weggeführt hätte, würde nicht eingehalten. Stattdessen blieben die DemonstrantInnen auf dem Markt oder verteilten sich im gesamten Innenstadtbereich in den Seitenstraßen an der Naziroute. Einer Gruppe von etwa 300 größtenteils autonomen Antifas gelang es, gegen 12 Uhr die Absperrungen die Brücke auf der Possehlstraße Richtung Bahnhof zu durchbrechen, wurden aber unter massivem Einsatz von Pfefferspray und Polizeiknüppeln nach einer kurzen Auseinandersetzung von der Polizei gestoppt.
Ebenfalls gegen 12 Uhr versuchten verspätet angereiste Antifas aus Hamburg Gleise auf dem Bahnhof zu blockieren, wurden jedoch nach etwa 10 Minuten aus dem Bahnhof gedrängt. Daraufhin führten die etwa 80 Angereisten eine lautstarke Spontandemo (über den obligatorischen Umweg) zum Markt durch. Hierbei kam es immer wieder zu Schikanen und Provokationen durch die spalierlaufenden Bullen: Immer wieder wurde die Demo gestoppt, weil ihnen das Fronttransparent zu hoch gehalten wurde, es wurde durchgehend gefilmt und immer wieder versuchten Bullen in die Demo einzudringen, was erst unterbunden werden konnte, als alle in engen Ketten liefen.

Um ca. 13 Uhr starteten die 350 Nazis, die sich seit 11 Uhr gesammelt hatten, vom Bahnhof. Als sie die Holstenbrücke überquerten wurde ihre pathetische Klaviermusik aus den Boxen des Lautsprecherwagens mit Volksempfängersound aus allen Seitenstraßen von dem lautstarkem Protest hunderter Antifaschisten übertönt. Parallel zur Route wurden in den Straßen kleinere Barrikaden errichtet und der gute Duft einiger brennender Müllcontainer und Bengalos lag über Lübecks Innenstadt. Um die Sicherheit der Nazis vor den in wurfweite protestierenden Antifas gewährleisten zu können, wurde der Kundgebungsort um einige hundert Meter vom Kohlmarkt in die untere Holstenstraße zwischen zwei Straßenblocks vorverlegt. Relativ schnell ging es nach dem üblichen isolierten Rumgeopfere wieder zurück zum Bahnhof, wo die FaschistInnen nach kleineren Störversuchen einiger Antifas um 15 Uhr die Stadt verließen.
Als einige Antifas versuchten, nachdem die Nazis den Rückweg antraten, die Bullenabsperrungen auf der Brücke zwischen Untertrave und MuK zu durchbrechen um zum Bahnhof zu gelangen, reagierten diese auf bloßes Gedrängel mit einem brutalen Pfefferspray und Prügeleinsatz, bei dem einige Menschen verletzt wurden und machten damit wiederholt deutlich, was sie unter einem aufgegangenem Konzept verstehen.

Insgesamt kann der Antifa-Aktionstag am 31.3. in Lübeck höchstens als Teilerfolg gewertet werden. Zwar konnten nochmals einige Menschen mehr als im letzten Jahr zur Teilnahme mobilisiert werden und das breite Bündnis hielt diversen Spaltungsversuchen von Bullen, Presse und reaktionären Parteien samt Jugend stand. Auch inhaltlich wurde sich dieses Jahr von allen Beteiligten deutlich stärker von geschichtsrevisionistischen Lübeck-Coventry-Vergleichen zu einer Anerkennung der alleinigen Schuld Nazideutschlands samt Bevölkerung an den Bombenangriffen hinbewegt. Mit der linksradikalen Warm-Up-Demo konnten am Freitagabend zudem bereits vor den Nazis auf ihrer Route deren nationalistische, rassistische und geschichtsleugnende Hetze lautstark und deutlich zurückgewiesen werden.
Dennoch ist es den Nazis dieses Jahr gelungen, die TeilnehmerInnenzahl am "Trauermarsch" zu verdoppeln und in die Lübecker Innenstadt zu kommen, auch wenn die Route leicht verkürzt werden musste. Dies haben sie zum allergrößten Teil dem repressiven und massiv die Bewegungsfreiheit einschränkenden Polizeikonzept zu verdanken, welches jede Form antifaschistischer Intervention auf der Route wie im letzten Jahr unmöglich machte. Statt sich den antifaschistischen Massen zu beugen, wurde auf Biegen und Brechen eine polizeistaatlich-nationalbefreite Zone durchgesetzt.

Für das nächste Jahr braucht es, um diesen Zustand aufzubrechen, den Willen aller AntifaschistInnen zu einem entschlossenen Vorgehen, das eine Konfrontation mit der Polizei nicht ausschließen darf.
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Ergänzungen

hmmm...*grübel*

Norbert 02.04.2007 - 02:06
Also einige Informationen im Text sind so nicht zu 100% richtig:

1) Waren die spät Angereisten aus HH mindestens(!) das doppelte an der Zahl.

2) Versuchte am Hauptbahnhof eigentlich auch keiner "die Gleise zu blockieren", da zu sehen war, dass die restlichen aus einer anderen Richtung angereisten Nazis ebenfalls gerade den Bahnhof verließen - halt nur auf der gegenüberliegenden, weit entfernten, Seite des Bahnhofs. Und zudem polizeilich wahnsinnig abgeschirmt!

Das hört sich zum Teil gar nach "zweitklassigen" Informationen aus dem Polizeifunk an.

[Phantasie an]
Im Übrigen munkelt man, dass sich vor der Abreise noch einige Nazis gut verletzt haben sollen... ;-)
[Phantasie aus]

Ansonsten ist wohl tatsächlich unbestritten, dass das enorm repressive Aufgebot (aus auffallend vielen BFE) aus dem ganzen Bundesgebiet fast alles zunichte machte.
Man ist in diesem Punkt aus Hamburg eigentlich ja so einiges gewohnt, aber das am Samstag in Lübeck ließ einen doch noch staunen...

Die Strecke der Nazis war zudem so kurz geplant (eine Straße hoch und wieder runter), dass das martialische Bullenaufgebot es nichtmal nötig hatte, sich zu bewegen, um die Strecke abzusperren!
Und auf den paar Metern auch noch 2 Flüsse dazwischen!-Tz,tz, was kann man da machen...?!

War insgesamt eher wie eine "um einige hundert Meter erweiterte, stationäre Kundgebung" der Nazis, die es so natürlich ein leichtes war zu schützen.

anmerkung

peaceful antifaAction 02.04.2007 - 02:21
jep, super, wieviele gegendemonstranten gekommen sind,.. das hat auf jeden fall schonmal ein zeichen gesetzt. leider war die naziroute nicht zu blockieren, aber passanten/ bürger haben von der nazidemo wohl trotzdem kaum was/ nichts mitbekommen, weil die absperrungen und antifaproteste rundherum super breit waren.
weiß jemand wieviele festnahmen es gab? am bahnhof kam es um ca. 3 uhr glaube ich auch noch zu einer schlägerei zwischen antifas und faschos. der artikel is mir allerdings zu gewaltverherrlichend...

Presse

pm 02.04.2007 - 10:38
Fast 5000 protestieren gegen den Nazi-Aufmarsch
Zuerst sah alles nach einer Enttäuschung aus: Kurz nach 10 Uhr waren nur knapp über 1000 Menschen zu unserer Demonstration auf dem Lübecker Marktplatz versammelt. Gleichzeitig hatte die Polizei mit massiven Kräften die gesamte Route der Nazis umstellt - jede Form von Blockade sollte unmöglich gemacht werden. Diese Polizeiabsperrungen sorgten für erhebliche Anreise-Behinderungen sehr vieler DemonstrationsteilnehmerInnen. Mit fast einer Stunde Verspätung begann die Kundgebung - und noch immer strömten AntifaschistInnen auf den Markt. Erst beim vierten Redebeitrag wurde deutlich: es sind doch mehr Menschen zur Demo gekommen, als im letzten Jahr. Nach unseren Zählungen waren es ca. 4800 AntifaschistInnen eines breiten Spektrum alleine auf dem Markt. Weitere hatten beschlossen, gar nicht erst in die Innenstadt zu kommen, sondern zwischen Bahnhof und Holstentor entlang der Nazi-Route zu protestieren.

Wir bleiben!
Die uns aufgezwungene Demroute hätte uns mit jedem Schritt einen Schritt weiter weg von den Nazis geführt. Deshalb war es einhellige Meinung im unserem Bündnis, dass wir gegen die Nazis dort protestieren, wo wir ihnen am nächsten kommen: am Markt. Als dieser Entschluss auf der Kundgebung bekannt gegeben wurde, gab es dafür großen Applaus der eindeutigen Mehrheit der TeilnehmerInnen. Wenn es uns aufgrund der Polizeimaßnahmen schon nicht möglich sein sollte, den Nazis den Weg zu versperren, dann sollte wenigstens ihre geplante Kundgebung gleich nebenan auf dem Kohlmarkt in unserem lautstarken Protest untergehen. Der Kohlamrkt wurde umzingelt: Die meisten AntifaschistInnen sammelten sich an der Ecke Sandstraße. Dort stand ihnen auch ein Wasserwerfer gegenüber - der aber nicht zum Einsatz kam. In fast allen Seitenstraßen zum Kohlmarkt standen weitere größere und kleinere Gruppen von AntifaschistInnen. Ihrer Anwesenheit ist es zu verdanken, dass es zur Nazi-Kundgebung auf dem Kohlmarkt nicht kam: Die Nazis mussten ihre geschichtsverdrehenden Hetzreden im unteren Bereich der Holstenstraße halten.

Im Bereich Wallstraße und Possehlstraße versuchten große Gruppen von AntifaschistInnen auf die Route der Nazis zu gelangen, wurden aber von der Polizei mit Schlagstöcken und Pfefferspray daran gehindert. Genaue Zahlen zu den Verletzten haben wir noch nicht. Am gesamten Tag wurden 13 AntifaschistInnen festgenommen bzw. in Gewahrsam genommen.

Brutaler Polizeiübergriff an der Musik- und Kongresshalle
Die Nazis machten sich recht schnell wieder auf den Rückweg zum Bahnhof. Der Großteil der AntifaschistInnen bewegte sich zur Untertrave und Obertrave. Als eine Gruppe jugendlicher Antifas versuchten, die Polizeikette an der Brücke zwischen Untertrave und Musik- und Kongresshalle wegzudrängeln, reagierte die Polizei bereits auf das Schieben mit einem harten Schlagstock- und Pfeffersprayeinsatz. Dabei sind mehrer Jugendliche verletzt worden. Kurze Zeit später erfolgte ein weiterer Polizeiangriff, angeblich die Reaktion auf 6 geworfene Flaschen. Zu Knüppelschlägen und Pfefferspray-Einsatz kamen dann noch Fußtritte und Fausthiebe dazu. Die Täter waren schwarz uniformierte Polizeikräfte, die ihre totale Verachtung für jede Form von Deeskalation auch unter Beweis stellten, als PassantInnen später versuchten mit ihnen zu reden. Auch der zweite Übergriffe hatte wieder verletzte AntifaschistInnen zur Folge.

Presseerklärung des Bündnis WIR KÖNNEN SIE STOPPEN
Wir haben am Nachmittag eine Presseerklärung zur Einschätzung der Ereignisse herausgegeben. Ihr Wortlaut:

"Wir konnten gegenüber dem Vorjahr deutlich mehr Menschen mobilisieren. Nach unseren Zählungen haben sich 4.800 Menschen an der Kundgebung auf dem Markt beteiligt. Spaltungsversuche im Vorfeld und Panikmache vor Gewalt haben damit eine verdiente Abfuhr erhalten. Erwartungsgemäß haben sich alle, die unserem Aufruf gefolgt sind, äußerst besonnen an der friedlichen Demonstration beteiligt.

Der massive Protest in der Innenstadt führte dazu, dass die ca. 300 - 350 Nazis nicht ihre ursprünglich auf dem Kohlmarkt geplante Kundgebung abhalten konnten, sondern ungehört in der unteren Holstenstraße stehen bleiben mussten.

Unser Ziel war es eigentlich, den Nazis keinen einzigen Meter der Innenstadt zu überlassen. Dies ist uns nicht gelungen. Wir hätten uns mehr Zivilcourage von der Verwaltung und unserem Bürgermeister gewünscht, alle vorhandenen Möglichkeiten auszuschöpfen, den Nazis den Zutritt zur Innenstadt zu verwehren. Das hätte auch bedeuten können, die politische Entscheidung zu treffen, unserer Gegendemonstration die Route bis zum Holstentor zu genehmigen. So hat die Polizei den Nazis den Weg mit massivem Material- und Personeneinsatz in die Innenstadt geebnet.

Für Stunden waren der Teile der Innenstadt für alle, außer PolizistInnen und Neonazis, gesperrt. Wir fragen uns, wo hier die Verhältnismäßigkeit gewahrt ist, wenn die Bewegungsrechte aller geringer gewichtet werden als das Versammlungsrecht der Neonazis.

Das Bündnis verurteilt insbesondere, dass es nach bisherigem Kenntnisstand mindestens einmal im Bereich Untertrave einen völlig unverhältnismäßigen und brutalen Schlagstock- und Reizgaseinsatz der Polizei gab.

Die Teilnehmerzahl und Zusammensetzung des Nazi-Aufmarsches zeigen, dass auch in Schleswig-Holstein die Nazistrukturen fester und damit gefährlicher werden. Das stärkt unsere Entschlossenheit, unsere Arbeit als breites Bündnis fort zu setzen.“

 http://www.wir-koennen-sie-stoppen.de/Seiten/bericht_07_1.html

Wir können sie stoppen: Kritik an Polizei
Schon im Vorfeld der Demonstrationen am Samstag kritisieren die Mitglieder des Bündnisses Medien und Polizei. Die Berichterstattung konzentriere sich ausschließlich auf möglich Ausschreitungen. Die Ankündigung eines harten Durchgreifens durch die Polizei lasse außerdem an einer Deeskalations-Strategie zweifeln.
Melanie Meyer vom DGB meint: "Die Berichterstattung scheint sich ausschließlich auf die Ankündigung gewalttätiger Auseinandersetzungen zu konzentrieren. Der eigentliche Skandal, nämlich der genehmigte Naziaufmarsch, findet maximal am Rande Erwähnung."

"Alle im Bündnis mitarbeitenden Gruppen und Organisationen – von der radikalen Linken bis zu den Kirchengemeinden – sind sich einig: Wir wollen keine Nazis in Lübeck und wir wollen keine Konfrontation mit der Polizei" sagt Holger Wulf von der Gruppe Avanti – Projekt undogmatische Linke.

Mit ihrer Entscheidung, die Neonazis unbedingt am Dom vorbei in die Innenstadt leiten zu wollen, habe die Polizei letztes Jahr die Situation unnötig eskalieren lassen, sagt Joachim Nolte, Kirchenvorstand St. Aegidien. "Das Säbelrasseln der Polizei mit einem Großaufgebot an BeamtInnen und einem angekündigten "harten Vorgehen" lassen daran zweifeln, dass auch der Polizei die Deeskalation vordringlich am Herzen liegt."

Lübecks Leitender Polizeidirektor Heiko Hüttmann solle bei seinen Kollegen härter durchgreifen, fordert Ragnar Lüttke, Vorsitzender der LINKEN in Lübeck. "Schon vor zwei Wochen, als der Infostand der Nazis von der Polizei geschützt wurde, waren Beamte vor Ort, die sich nicht im Griff hatten", berichtet er. "Ich wurde selber von einem Beamten beschimpft. Wenig später führte dieser Beamte eine Rangelei an. Der Einsatzleiter muss den Mut haben, Beamte mit zu hohem Adrenalinspiegel aus dem Verkehr zu ziehen. Viel Unruhe gehe von der Polizei selber aus. "Auch wenn sich die meisten der BeamtenInnen korrekt verhalten und sicherlich nicht für ihren Wochenendeinsatz zu beneiden sind, dürfen die Rechte der Bürgerinnen und Bürger nicht beschnitten werden. Immerhin ist noch die Bevölkerung Auftraggeber der Polizei und nicht umgekehrt. Auch herrscht, trotz des widerlichen Naziaufmarsches kein Ausnahmezustand, der die Polizei zu außerordentlichen Maßnahmen berechtigt", so der Politiker der Linken.

Martin Schultner, Pastor in der Paul-Gerhardt Gemeinde ist zuversichtlich, dass sich die Lübecker nicht beirren lassen: "In vielen Gesprächen der letzten Tage haben zahlreiche Menschen ihre Teilnahme an der Demonstration bekräftigt. Wir rechnen mit noch mehr TeilnehmerInnen als im letzten Jahr!"

Die Polizei hat Hinweise, dass Krawallmacher aus ganz Norddeutschland und Dänemark anreisen werden. Sie hat die Zahl der eingesetzten Beamten - im vergangenen Jahr waren es 1100 - noch einmal deutlich erhöht.

Die Rechtsradikalen versuchen sich als Biedermänner zu geben. Jörn Lemke, NPD-Kreisvorsitzender, hat den Teilnehmern seiner Demonstration das Rauchen und das Gegröhle verboten. Die "Systempresse" sei zu ignorieren, Interviews werden nicht gegeben. Die Kleidung solle einem "Trauermarsch" angemessen sein. Sehen wird die erwarteten 200 Rechtsradikalen aber wohl kaum jemand: Die Polizei wird ihre Demonstrationsstrecke weiträumig absperren.

 http://www.hl-live.de/aktuell/textstart.php?id=31087

KRABBENPOST
Schleswig Holsteiner Onlinezeitung
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Die heutige Demonstration gegen den Aufmarsch der Neonazis in Lübeck verlief friedlich. Bis 11 Uhr haben sich nur 19 Anhänger der rechten Szene am Bahnhof versammelt. Entgegen der Berichte der Demonstrationsleitung des Naziaufmarsches hat Krabbenpost später nur ca. 250 anstelle von 350 Rechten gezählt. Zahlreicher fiel dagegen die Gegendemonstration auf dem Markt aus. Mit fast 5.000 Teilnehmern wurde die Zahl vom letzten Jahr noch einmal übertroffen. Die Demonstrationsleiter riefen immer wieder dazu auf, friedlich zu sein und sich von der Polizei nicht provozieren zu lassen. Leider hat dies nicht an allen Orten geklappt. Nachdem in der Nähe der Puppenbrücke einige Gegendemonstranten zu sehr gedrängelt haben, sind einige Beamte mit Schlagstöcken und Pfefferspray gegen die demonstrierenden Bürger vorgegangen. Ansonsten kam es zu keinen Zwischenfällen.

Einige Nachrichtenquellen berichten von Stein- und Eierwürfen, von denen Krabbenpost live vor Ort nichts mitbekommen hat. Es ist fraglich, auf welche Informationen sich diese Artikel stützen. Die Eierschalen im Bereich Markt stammen von der Linkspartei., die diese während eines Frühstücks verzerrt hat. Die Linke. war neben MLPD, GRÜNEN und SPD vertreten. Ebenfalls waren viele Vertreter der einzelnen Gewerkschaften anwesend.

Der Nazi-Aufmarsch konnte nicht wie geplant bis zum Kohlmarkt vordringen. Die Kundgebung mitten in der Holstenstraße war durch den Lärm der Gegendemonstranten und dem Läuten der Kirchenglocken nicht zu hören.

Traurig erwies sich das Verhalten der Polizei gegenüber einzelnen Personen. So wurden Anwohner nicht zu ihren Wohnungen durchgelassen, obwohl sie das Demonstrationsgebiet weiträumig umgingen. Vereinzelt wurde sogar die Vorlage des Personalausweises abgelehnt und die Herausgabe der Dienstnummer für eine Beschwerde wurde ebenfalls verweigert. Auf die Nachfrage eines Krabbenpostredakteuers, wie er denn nach Hause kommen solle und wo nicht abgesperrt sei, antwortete ein Beamter: “Das ist mir egal.”

 http://krabbenpost.de/?p=374

Lutz Heilmann, Bundestagsabgeordneter der Linksfraktion aus Schleswig-Holstein ruft für den kommenden Samstag dazu auf, sich an der Demonstration gegen den Naziaufmarsch zu beteiligen.

„Es tut gut zu sehen, dass sich das Bündnis, das auch in diesem Jahr wieder den friedlichen Protest gegen den Aufmarsch der Nazis organisiert hat noch größer geworden ist und ich bin sicher, dass wir die Teilnehmerzahl des vergangenen Jahres deutlich übertreffen werden“.

„Wenn der Rechtsstaat an seine Grenzen stößt und nicht in der Lage ist, zu verhindern, dass Nazis in der Öffentlichkeit ihre Propaganda verbreiten, Opfer des nationalsozialistischen Terrorregimes verhöhnt und Mörder zu Opfern gemacht werden, ist es wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger diese Aufgabe übernehmen. Das passiert derzeit hier in Lübeck, nichts anderes. Daher widert es einfach nur an, wenn von einzelnen, leider auch aus der hiesigen Politik, die Meinung vertreten wird, die Gegendemonstration sei gewalttätig und die eigentliche Gefahr. Genau dieses Ziel verfolgen auch die Rechten mit ihrer Strategie des „netten Nazis von Nebenan“, offenbar mit Erfolg“.

Fest steht für mich, dass es für Lübeck eine Strategie geben muss, solche Aufmärsche in Zukunft zu verhindern, ansonsten stehen wir in den nächsten Jahren immer wieder vor diesem Problem und es werden noch mehr Nazis ihre Lügen verbreiten können.
 http://krabbenpost.de/?p=359

anfahrt aus kiel

ich 02.04.2007 - 11:25
bei der anreise aus kiel waren zwei faschos mit im zug die jedoch in raisdorf den zu g mehr oder weniger freiwillig wieder verlassen haben nach dem wir ihnen mitgeteilt haben das die ein fascho freier zug sei. ansonsten war es in lübeck ein großes wettrennen mit den bullen wer ist erster an der brücke und so als die bullen an der brücke waren sind sie äußerst brutal gegen die antifas vorgegangen die es nciht rechtzeitig über die brücke geschafft haben.auch sonst traff man in fast jeder straße die bullen und oder den heli der ständig über einen kreiste. die auf der sponti zum markt war eine gute stimmung. später auf dem kundgebungsplatz und später auf der straße fehlte leider die entschlossenheit denn ich verstehe immer noch nciht warum rund 60 leute nichts gegen die 8 bullen machen die ihn den durchgang verweigert haben...

@ peaceful antifaAction

Tobi 02.04.2007 - 11:46
@ peaceful antifaAction:
Am Bahnhof kam es (leider) zu keiner Auseinandersetzung mit den 2 Faschos, da ein besoffener Oi-Skin den Bullen verklickert hatt, das da 2 Nazis stehen, und wir die uns jetzt schnappen wollen...
Die beiden Nasen wurden dann von den Bullen, unter starken Anti-Nazi rufen, aus dem Bahnhof gebracht.
Ich glaube die waren aus Berlin.

Bezüglich der Teilnehmer_innen der Aktionen

kommunist 02.04.2007 - 11:52
Es sollte klar gestellt werden, dass bei den Aktionen gegen den Nazi-Aufmarsch längst nicht nur "Autonome Antifas" (Geschichte) mit bei waren. Die stellten höchstens die Hälfte der Menschen. Es waren unheimlich viele Punker_innen, alternative Jugendliche und recht viele normale HipHop-Jugendliche mit am Start. Diese haben teilweise sehr militant agiert. Beim nächsten Mal nicht wieder allen Ruhm für sich beanspruchen.

Bahnhof

krabbenpuler 02.04.2007 - 16:07
Moin,

sehr schön wars :)

Das einzigste was mich etwas geärgert hat , ist das so gut wie keine Antifas vor dem Nazidemostart beim Bahnhof waren. Mit ein wenig Fußmarsch konnte man sehr dicht an die Nasen gelangen können. Schade...liegt aber wohl auch an der etwas großen Fragmentierung Lübecks ;)


Aber sonnst war echt ein tolles Erlebnis ein so gut haltendes Bündnis zu sehen.

Blockademöglichkeit

uninteressant! 02.04.2007 - 16:22
Am Bahnhof gab es unmittelbar vor Nazi- Demobeginn eine Blockademöglichkeit, die Konrad- Adenauerstr. (Parallelstr. zum Nazisammelpunkt) war bis zum Beginn der Nazidemo nur durch zwei Wannen gesichert, welche zudem noch nicht einmal voll besetzt waren.
In Zivil war leichtes rankommen, leider keiner da gewesen zum blockieren.
Shit happens, see ya next year - don`t let them march - make them run!!!

Kuchen

antifaschitischer Kuchenvertilger 02.04.2007 - 16:47
Noch mal erwähnt werden sollte, dass sich viele Bürger recht solidarisch verhalten haben. So hat eine Bäckerei nach einem der Pfefferspray Einsätze an der Brücke ne ganze Platte mit Kuchen an Antifas verteilt...

...

noddi 02.04.2007 - 17:39
bei all den negativen erfahrungen an dem tag, der konzeptlosigkeit, dem riesigen bullenaufgebot usw. dürfen wir jedoch nicht vergessen, dass es ein großes bündnis gab, das trotz aller widrigkeiten gehalten hat...
ok, das hat den naziaufmarsch nicht verhindert, aber das bündnis war breit und stark... entschlossen wurde auf dem marktplatz stehen geblieben, statt sich auf die route zu wagen - das bündnis hat seinen zweck erfüllt!

ferstnamen

......... 02.04.2007 - 21:31
als ich festgenommen wurde haben sich hinter mir 2 bullen unterhalten und die meinten das 6 leute festgenommen wurden...(und ich wa einer der 6.....)

festnahme

festgenommen 03.04.2007 - 12:45
ich wurde auch festgenomen. als ich zur Kripo gebracht wurde hat die eine Polizistin gefsagt das da noch einer felht. es wurden 7 festgenommene gefordert.

Artikel der jungen Welt

JW 05.04.2007 - 10:48
Neonazis blockiert

Rechter Aufmarsch in Lübeck mehrfach gestoppt. Antifaschistisches Gedenken an Thomas Schulz in Dortmund und Jorge Gomondai in Dresden

In Lübeck demonstrierten am Samstag mehrere tausend Menschen gegen einen Aufmarsch von etwa 300 Neofaschisten. Zu einer Kundgebung auf dem Rathausplatz hatten Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und das Lübecker Bündnis gegen Rassismus aufgerufen. Der Zug der Rechten durch die Innenstadt wurde durch antifaschistische Blockaden mehrfach gestoppt. Die Polizei, die mit einem Großaufgebot von etwa 1700 Beamten aus dem gesamten Bundesgebiet im Einsatz war, schützte die Neonazis und ging teilweise mit Schlagstöcken gegen Antifaschisten vor. Nach eigenen Angaben nahm sie 13 Gegendemonstranten vorläufig fest, einer sei in Gewahrsam genommen worden.

Die Linkspartei in Lübeck wertete die Demonstration mit etwa 4000 Teilnehmern als großen Erfolg. »Die Nazis konnten ihren Plan, in der Innenstadt eine Kundgebung abzuhalten, nicht durchsetzen, da engagierte Bürgerinnen und Bürger dies verhinderten«, erklärten die Vorsitzenden der Lübecker Linkspartei, Asja Huberty und Ragnar Lüttke am Sonntag. »Es ist sehr bedauerlich, daß unser Bürgermeister Bernd Saxe es nicht nötig hatte, sich auf der Demonstration sehen zu lassen und vor allem, daß er nicht zu seinen Bürgerinnen und Bürgern gesprochen hat«, kritisierten sie die Stadtspitze. Huberty und Lüttke forderten, solche Aufmärsche grundsätzlich nicht mehr zu genehmigen. »Es ist nicht hinzunehmen, daß wegen eines Häufchens Nazis die Stadt völlig lahmgelegt und das Ansehen der Stadt in den Schmutz gezogen wird,« heißt es in ihrer Erklärung.

In Dortmund versammelten sich am Samstag mehr als 1000 Antifaschisten vor dem Hauptbahnhof zu einer Gedenkdemonstration für den am Ostermontag 2005 von einem Neonazi erstochenen Punker Thomas Schulz. Auf mehreren Zwischenkundgebungen erinnerten Redner die Passanten an den Mord vor zwei Jahren und forderten die rasche Errichtung der bereits zugesagten Gedenktafel für Thomas Schulz. »Es ist uns gelungen, in der City eine breite Öffentlichkeit anzusprechen und zu zeigen, daß Dortmund keineswegs in Nazihand ist«, resumierte der Sprecher des »Bündnisses 28. 3.«, Michael Laskowiak, am Sonntag.

Die Antifaschisten nutzten die Demonstration auch, um über den angemeldeten Neonaziaufmarsch am 1. Mai zu informieren und gegen die Neueröffnung des rechten Ladens »Donnerschlag« im Westviertel zu protestieren. Die Neofaschisten hatten am Vortag der Demonstration rund um ihren Laden und im Bereich des Dortmunder Hauptbahnhofs Aufkleber mit eindeutigem Bezug auf den Mord an Thomas Schulz angebracht. Das Motiv zeigt ein blutverschmiertes Messer mit der Aufschrift »Antifaschismus ist ein Ritt auf Messersschneide«. Bündnissprecher Laskowiak kommentierte: »Wir betrachten die offene Verherrlichung des Mordes und die anhaltenden Drohungen durch polizeibekannte Neofaschisten wie Dennis Giemsch als einen Skandal.« Während die Polizei rigoros gegen antifaschistische Aktivisten vorgehe, dürften die Rechten nach wie vor unbehelligt agieren.

Bereits am Freitag hat die Stadt Dresden einen Platz nach Jorge Gomondai benannt. Der Moçambiquaner ist 1991 Opfer eines rassistischen Überfalls geworden. Der damals 38-Jährige war in der Osternacht 1991 in Dresden von einer Gruppe. Rechtextremisten angegriffen worden und anschließend aus einer fahrenden Straßenbahn gestürzt. Wenige Tage später starb er an seinen schweren Kopfverletzungen. Im Oktober 1993 hatte das Dresdner Landgericht drei der Neonazis wegen fahrlässiger Tötung zu geringen Haftstrafen verurteilt. Nach der Enthüllung des neuen Schildes eines Teils der Dresdener Hauptstraße sagte der Bruder des Ermordeten, Pita Paulo Joao Gomondai: »Auf dieses Zeichen haben Moçambique und unsere Familie lange gewartet.«

Die Neonazis haben Lübeck bis 2010 gebucht

Lübeck News 05.04.2007 - 10:49
Lübeck - Lübeck muss sich auch in den nächsten Jahren auf so genannte Trauermärsche der Neonazis zum Gedenken an die Bombennächte einstellen. Die NPD hat die Innenstadt bis 2010 gebucht. Das bestätigte die Stadtverwaltung gestern auf Anfrage.

Der bereits im Internet von den Rechtsextremisten angekündigte Aufmarsch am 29. März 2008 ab 12 Uhr wurde von dem NPD-Vorsitzenden Jörn Lemke angemeldet. Zusätzlich buchte Lemke auch für die beiden Folgejahre. Die Verwaltung lässt nun durch Juristen prüfen, ob das geht.

Innensenator Thorsten Geißler (CDU) äußerte Zweifel, "dass so weit im Vorfeld einer Demonstration Anspruch auf einen Bescheid durch die Behörde besteht". Der Innensenator bewertet die Buchung im Voraus als Handlungsauftrag an alle Politiker. "Wir müssen den Rechtsextremismus in den Köpfen der Menschen bekämpfen und nicht nur kurz vor einer Demonstration aufschreien", rät der Senator.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 9 Kommentare an

Ergänzung — Heino

Nazis? Wo? — shalom

Presse — egal

immerhin — xxx

also — travke

Peinlich — NONCONFORM

xx — xx

Kessel auf der Walli Insel? — Anna und Arthur