Offener Brief wegen Nazikonzerten in Neufeld

Antifaschistisches Bündnis Dithmarschen 30.03.2007 00:56
Seit Oktober 2006 veranstalten dithmarscher Neonazis Konzerte und Feiern in der ehemaligen Gaststätte "Zur Börse" in Neufeld bei Brunsbüttel. Das Antifaschistische Bündnis Dithmarschen hat deshalb einen Offenen Brief an den Bürgermeister der Gemeinde Neufeld verfasst.
Seit Oktober 2006 veranstalten dithmarscher Neonazis Konzerte und Feiern in der ehemaligen Gaststätte "Zur Börse" in Neufeld bei Brunsbüttel. Am 9. Dezember 2006 trat die Blood & Honour-Band "Oidoxie" aus Dortmund auf, am 6. Januar 2007 die Bands "ZOG Sux" aus Itzehoe sowie "Blue Eyed War" aus Anklam. Am 20. Januar 2007 spielten "Sachsonia" aus Dresden, "Das letzte Aufgebot" und "V-Punk" aus Kiel. Den Besitzer der Kneipe, Automatenaufsteller Walter Ruesch aus Süderheistedt, stören die neuen Mieter anscheinend nicht. Die Nazis halten sich aber nicht nur am Wochenende in der "Börse" auf. Ein NDR-Team wurde am 7. Februar 2007 bei Dreharbeiten in der Nähe der Kneipe von zwei Nazis bedroht. Daraufhin nahm die Polizei beide fest und durchsuchte die Gaststätte. Am 17. März haben die Nazis erneut ein Konzert in Neufeld veranstaltet, an dem etwa 150 Rechtsradikale teilgenommen haben sollen.


Offener Brief an den Bürgermeister der Gemeinde Neufeld

Sehr geehrter Herr Janßen,

in Ihrer Gemeinde Neufeld fanden in den vergangenen Monaten kontinuierlich Konzerte von und mit Nazis in der ehemaligen Gaststätte "Zur Börse" statt, das jüngste erst am vergangenen Samstag den 17. März. Ca. 150 Nazis aus Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt nahmen an einem Konzert mit den rechten Bands "Das letzte Aufgebot" und "Underground Rebels" teil (siehe Bericht im Schleswig-Holstein-Magazin vom 18.03.07 und in der DLZ vom 19. und 20.03.07).

Auf den bereits stattgefundenen Konzerten sind extrem rechte Bands aufgetreten, die mittels ihrer rassistischen und menschenverachtenden Texte das Publikum anheizen und aufstacheln. Rechte Musik ist für viele noch nicht in ihrem Weltbild gefestigte Jugendliche der erste Berührungspunkt zur rechten Szene. Dies machen sich die Nazis zunutze, indem sie Jugendliche durch das Verteilen von CDs mit rechter Musik vor Schulen und durch Konzerte an ihre Szene binden wollen. Musik ist das Transportmittel Nr. 1, wenn es um Übermittlung rechter Ideologien geht.

Wir bitten Sie, dies bei Ihrer Einschätzung der Vorgänge in Ihrer Gemeinde zu berücksichtigen. Aufgrund der Häufigkeit dieser Konzerte, und weil sich Nazis auch tagsüber in der Woche dort aufhalten, befürchten wir, dass die "Börse" zu einem überregionalen Treffpunkt der Nazis werden könnte, ähnlich dem "Club 88" in Neumünster. Dieser besteht seit 10 Jahren, trotz der öffentlichen Gegenwehr vieler Bürgerinnen und Bürger.

Strategie der Nazis ist es seit einiger Zeit, "die Städte vom Land aus zu erobern" und in so genannten "national befreiten Zonen" eine Gegenwehr gegen ihre menschenverachtende Politik unmöglich zu machen. Diese gefährliche Entwicklung muss verhindert werden. Das Problem darf nicht verschwiegen oder ignoriert werden.

Denn eines wissen wir: Nazis nisten sich gerne dort ein, wo sich kein Widerstand regt. Wir bitten Sie als Bürgermeister Stellung zu beziehen und auch die Bürgerinnen und Bürger Ihrer Gemeinde darauf hinzuweisen, dass sie sich nicht an diesen Zustand gewöhnen dürfen. Den Nazis muss unmissverständlich gezeigt werden, dass in unserer Gesellschaft kein Platz für sie ist. Keine Toleranz für Nazis!

Eigentümer der "Börse" ist Walter Ruesch aus Süderheistedt. Herr Ruesch scheint keine Probleme mit der Gesinnung der Mieter zu haben. Das Ziel sollte sein, die Vermietung der "Börse" an die Nazis fristlos einzustellen. Bitte wirken Sie auf Herrn Ruesch in diesem Sinne ein!

Es ist 5 vor 12 und wenn nichts passiert, dann kann es zu spät sein. Den Vorwurf, nichts gegen die Vermietung der "Börse" an Nazis getan zu haben, möchten wir uns nicht machen. Wir hoffen, dass Sie, Herr Janßen, darin mit uns übereinstimmen.

Wir hoffen nun auf weitere Schritte Ihrerseits und würden uns über eine Antwort bzw. Kontaktaufnahme freuen.

Freundliche Grüße vom sehr empörten und gleichzeitig besorgten
Antifaschistischen Bündnis Dithmarschen
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Ergänzungen

kein Ansprechpartner

Susi 30.03.2007 - 12:32
Ein "offener Brief" ist normalerweise ein wirksames politisches Instrument, um öffentlichen Druck aufzubauen und den oder die Adressaten zu einer Reaktion zu veranlassen.
Wichtig dabei ist jedoch, dass es einen konkreten Absender gibt bzw. dass ein konkreter Ansprechpartner benannt wird. Offene Briefe, die mit "Antifagruppe XXX" unterschrieben sind, wirken unprofessionell und unseriös.

Die Erfahrung in einigen anderen Städten hat gezeigt, daß solche anonymen Briefe von den Empfängern teilweise einfach ignoriert werden.