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31.03.07: Naziaufmarsch in Lübeck verhindern!

BAAN 27.03.2007 03:42
Deutschen Nationalismus bekämpfen!

Am 31.03.2007 wollen Nazis der NPD sowie der militanten "freien Kameradschaften" durch Lübeck marschieren. Auf seiner Demo will der "nationale Widerstand" den "unschuldigen Opfern" und der "sinnlosen Zerstörung" durch die allierten Bombenangriffe auf Lübeck gedenken.
Nazigedenken an deutsche "Bombenopfer"

Dies ist eine ungeheure Provokation, die umso unerträglicher wird, als die Nazis andernorts mit ihrer Position nicht sehr weit von der deutschen "Mitte" entfernt sind:
Es geht uns hier nicht um Einzelschicksale z.B. durch Bomben umgekommener Kinder, die tatsächlich nichts für das politische Drumherum konnten. Die deutschen Städte als kollektive Gebilde waren hingegen alles andere als "unschuldig". Vielmehr waren sie die Basis und das Hinterland des mörderischen deutschen Nationalsozialismus! Es geht hier nicht um das oberflächliche Abfeiern alliierter Politik (die beispielsweise nicht die Zuglinien nach Auschwitz bombardierten, obwohl sie von dem industriellen Massenmord wussten). Der Bombenkrieg kam aber trotzdem nicht aus "heiterem Himmel" auf "unschuldige Opfer" und schon gar nicht war er "sinnlos". Der Bombenkrieg diente der Demoralisierung der kriegswilligen deutschen Bevölkerung, Nachschubwege wurden unterbrochen und kriegswichtiges Hinterland wurde zerstört. Mit jeder Bombe rückten so die Befreiung der Konzentrationslager und ein Ende des Vernichtungsfeldzuges der deutschen Wehrmacht näher. Wer dies bewusst ausblendet oder verschweigt dient letzten Endes der Verdrehung der Geschichte im Sinne der Nazis. Der größte Grund für historische Trauer ist unserer Meinung nach das komplette Scheitern der deutschen antifaschistischen Bewegung der 30er und 40er Jahre, wer hätte die Nationalsozialisten aufhalten sollen, wenn es keine alliierten Streitkräfte gegeben hätte?


Woher kommen all die Nazis? Vom Mond?

Der historische Nationalsozialismus ist nicht im luftleeren Raum entstanden, er konnte auf einen starken in Bevölkerung und Gesellschaft verankerten Nationalismus, Militarismus, Sexismus und Antisemitismus aufbauen.
Auch die heutigen Neonazis sind keine Bande von Außerirdischen. Ihr rassistisches Gedankengut von "Volksgemeinschaft" hat erst dort eine Chance auf gesellschaftliche Verankerung, wo bürgerliche Medien und Politiker von einem "vollen Boot Deutschland" reden, das sich vor kriminellen "Asylbetrügern" schützen müsse. Ihr Weltbild von "schaffendem", gutem deutschen und "raffendem", bösem "jüdisch-angloamerikanischen" Kapital wird dann für Teile der Bevölkerung interessant, wenn etablierte Politiker von sie allein für die negativen Folgen des kapitalistischen Systems wie Erwerbslosigkeit verantwortlich machen. Als würden deutsche Unternehmen anders funktionieren als amerikanische - ausbeuterischer Kapitalismus bleibt ausbeuterischer Kapitalismus, überall!
Auch der neue deutsche "Party-Nationalismus" gibt den Nazis Rückenwind: Wenn Bundespräsident Horst Köhler vor tausenden Fähnchen schwingenden Deutschen am "Tag der Einheit" in Kiel verkündet, er sei "stolz ein Deutscher zu sein", ist er zwar kein Nazi. Aber der "Du bist Deutschland" -Nationalismus der "Mitte" funktioniert nicht anders als der Nazi- Nationalismus: Auch der letzte gesellschaftliche Verlierer darf stolz sein zum Kollektiv dazuzu dazuzugehören und sich als etwas besseres als "die anderen" fühlen. Was stören einen schon Studiengebühren, Hartz 4-Schickane und spärlicher werdende Gesundheitsversorgung, wenn mensch die nationale Fahne schwenken und stolz auf die wieder gewonnene militärische Stärke des "Vaterlandes" sein darf? Fakt ist: Es gibt keinen "gesunden Nationalismus", Nationalismus war, ist und bleibt eine falsche Ideologie, die die Menschen verdummt. Da hilft auch keine besoffene Fußball-Party.


Der Staat und die Nazis

Es gibt in Deutschland Gesetze, die Nazi-Propaganda und -Organisierung verbieten. Trotzdem ist es Tradition der deutschen Polizei und Justiz mit aller Härte gegen Linke und AntifaschistInnen vorzugehen und Milde gegen Nazis walten zu lassen. Einige Beispiele:
In Hamburg wurde wegen einiger eingeworfener Scheiben und einem abgebrannten Schuppen in Zusammenhang mit Protesten gegen den Bau eines Luxushotels die schwerste Repressionswelle der Stadt seit Jahren losgetreten. Mit dem Vorwurf der "Bildung einer terroristischen Vereinigung" (§ 129a StGB) wurden dutzende von Wohnungen durchsucht und Gerichtsverfahren angestrengt. Als in Dortmund die Naziszene nach einem Mord an einem Antifaschisten Plakate verklebte auf denen zu lesen stand "Wer der Bewegung im Weg steht muss die Konsequenzen tragen" und Listen mit "den nächsten" veröffentlichte, verzichtete die Polizei auf einen Schlag gegen die Szene.
Der Rendsburger NPD-Vorsitzende Görtsen wurde zu einer Geldstrafe von 150 Euro verurteilt, weil er auf einem Naziaufmarsch durch eine Polizeikette (!) einem Antifaschisten Reizgas ins Gesicht gesprüht hatte. In Hamburg bekam ein Punk einen Strafbefehl über 300 Euro für das bloße Tragen eines Nietenarmbandes auf einer Demo.
Diese Beispiele zeigen ebenso wie das Scheitern des NPD-Verbotsantrages wegen zu enger "Begleitung" der Naziaktivitäten durch den Verfassungsschutz, dass wir im Kampf gegen den Faschismus nicht auf den deutschen Staat setzen können. Dies wird auch an den norddeutschen Naziaufmärschen der letzten Jahre deutlich; ohne massive (sowie sehr teure) Polizeieinsätze wären sie am antifaschistischen Widerstand nicht vorbei vorbeigekommen. Mit ihrer Repression und ihren brutalen Übergriffen auf antifaschistische Demos und Aktionen, wie auch im letzten Jahr in Lübeck, schafft die Polizei gezielt ein Klima der Angst in antifaschistischen Kreisen und hilft damit letzten Endes den Nazis.
Es liegt an uns Nationalismus, Sexismus, Rassismus und Antisemitismus zu thematisieren und zurückzudrängen! Antifaschismus heißt das Übel an der Wurzel zu packen und für eine andere Gesellschaft zu kämpfen!


Neonazis stoppen!

Naziaufmärsche sind wichtig für die Propaganda und die "Erlebniswelt" der Naziszene. Deshalb gilt es, sie zu stören und nach Möglichkeit zu verhindern.
Ob aktiver Antifaschismus erfolgreich ist oder nicht, entscheidet sich aber nicht nur bei Großereignissen, sondern vor allem im Alltag. Es ist den Nazis in den letzten Jahren vielerorts gelungen die hegemoniale Jugendsubkultur zu übernehmen. Auch in Schleswig-Holstein und erst recht in Mecklenburg-Vorpommern existieren mittlerweile eine Vielzahl von Naziläden und -Treffpunkten. Es gilt ihre Infrastruktur, ihre Geldquellen und Akt Aktivitäten aufzudecken und dort anzugreifen wo es ihnen am meisten weh tut! Die Nazisubkultur muss thematisiert und geächtet werden, es darf keine Toleranz für Nazis in Schulen, Jugendzentren und Nachbarschaften geben! Auch liegt es an uns praktische Solidarität mit den Opfern der Nazigewalt zu üben und Gegenwehr zu organisieren!


Zurück zu Lübeck

Es gibt in Lübeck ein breites antifaschistisches Bündnis von Gewerkschaften, Kirchen und anderen Gruppen. Dies begrüßen wir ausdrücklich, ebenso wie die Aufrufe zu zivilem Ungehorsam. Um ein deutliches Zeichen zu setzen, wollen wir hiermit auch zur Teilname an der Bündnisdemo aufrufen. Weiterhin finden wir es wichtig, dass verschiedene Aktionsformen möglich sind, sich aber gegenseitig respektiert wird. Wir machen mit diesem Flugblatt unsere eigenen Positionen deutlich und rufen hiermit zu einem linksradikalen, antifaschistischem Block auf der Bündnisdemo auf. Ein Erfolg an diesem Tag würde unserer Meinung nach so aussehen, dass die Nazis nicht eine verkürzte Route laufen, sondern nach keinem einzigen Meter wieder nach hause geschickt werden! Deshalb: macht massive Gegenaktionen in der ganzen Stadt, seid kreativ, sorgt für Bewegung in Lübeck am 31.03.07,
DON`T LET THEM MARCH, MAKE THEM RUN!

Kein Raum für Nationalismus, Rassismus und deutsche Geschichtsverdrehung!
Linke Perspektiven schaffen - die Strasse gehört uns!

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Freitag, 30.03.

Linksradikale Warm-Up Demo:
Kein Raum für Nationalismus, Rassismus und deutsche Geschichtsverdrehung!
17:00 Uhr Hauptbahnhof, Lübeck

Anschließend Infoveranstaltung mit Filmvortrag des BAAN in Zusammenarbeit mit der Roten Hilfe im Veb.

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Samstag, 31.03.

Autonomer Antifa-Block in der Bündnis-Demo
10:00 Uhr am Markt, Lübeck

Dezentrale Aktionen gegen den Naziaufmarsch.

Gemeinsame Anreise aus Kiel
Treffen: 8.20 Hauptbahnhof Kiel
Abfahrt des Regionalexpress: 8.44 Uhr
Ankunft Lübeck: 9.56 Uhr

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Bündnis Autonomer Antifas Nord (BAAN)

www.baanord.tk
www.wir-koennen-sie-stoppen.de
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Ergänzungen

Gemeinsame Anreise aus Kiel

aus Kiel 27.03.2007 - 03:54
zur Warm-Up-Demo am Freitag:

Treffen: 15.20 Uhr Hauptbahnhof
Abfahrt des Regionalexpress: 15.44 Uhr
Ankunft Lübeck: 16.56 Uhr

Infoveranstaltung in Hamburg

ALi Bengali 27.03.2007 - 12:10
Am 29.03. findet in Hamburg in der Roten Flora um 19:00 Uhr eine Info- und Mobilisierungsveranstaltung zu den Aktionen gegen den Naziaufmarsch in Lübeck am 31.3. statt. Wichtige Infos auch auch zu den Vorbereitungen in HH!
Infos auch unter dem Link

noch ein 2. Bündnis

hip 27.03.2007 - 14:16
es gibt noch ein zweites, bürgerlich-linkes Bündnis, in welchem BAANORD auch vertreten ist.

Die Homepage des Bündniss:  http://www.wir-koennen-sie-stoppen.de/
Dort findet sich auch ein interessanter Pressespiegel....

Aktueller Stand der Routen:

Der Nazi-Aufmarsch wurde für die Strecke Bahnhof - Konrad-Adenauer-Str. - Lindenplatz - Puppenbrücke - Holstentorplatz - Holstenbrücke - Holstenstr. - Kohlmarkt (Kundgebung) - von dort über die gleiche Route zurück zum Bahnhof genehmigt. Der Nazi-Spuk soll um 12 Uhr beginnen.

Für die antifaschistische Demonstration wurde von Polizei und Ordnungsamt eine zeitliche und räumliche Trennung von der Nazi-Route erlassen.

Die (genehmigte bzw. uns auferlegte) Strecke:

Markt – Schüsselbuden – Mengstraße – Dr.-Julius-Leber-Straße – Königstraße – Koberg – Breite Straße – Beckergrube – An der Untertrave – Drehbrücke – Lastadie – Willy-Brandt-Allee – MuK (Abschlusskundgebung)

 http://www.wir-koennen-sie-stoppen.de/Seiten/Route.html

@ Zonen-Gabi

Bruno 29.03.2007 - 14:15
Ja, es gibt eine vom DGB angemeldete Kundgebung, die stationär vor dem Gewerkschaftshaus des DGB am direkt am Holstentorplatz stattfindet.

Reisegruppe Hamburg

Anne Backen 29.03.2007 - 22:28
++++
Den Nazis in die Parade fahren…!
Am kommenden Samstag wollen Nazis aus dem Umfeld der NPD und der sog. „Freien Kameradschaften“ durch Lübeck marschieren. Aus diesem Grund hat sich in Lübeck ein antifaschistisches Bündnis zusammengefunden, um einen solchen Aufmarsch nicht tatenlos hinzunehmen. Ausgehend von diesem Bündnis wurde eine große antifaschistische Demonstration initiiert, welche um 10h auf dem Lübecker Markt beginnen wird. Wir begrüßen wünschen allen, die an ihr teilnehmen, viel Erfolg und gutes Gelingen.

Wir haben allerdings uns für diesen Tag dazu entschlossen den bekannten, ritualisierten Ablauf durchbrechen zu wollen. „Wir“ bedeutet in diesem Fall, verschiedene Menschen aus verschiedenen organisierten antifaschistischen Zusammenhängen in Hamburg. Zu diesem Zweck haben wir unsere Überlegungen auf den Bereich konzentriert, an dem wir die höchste Effektivität erwarten, Nazis ihren Aufmarsch zu Desaster werden zu lassen: ihre Anreise.

So ließ sich in jüngster Vergangenheit beobachten, dass Nazis die frühzeitiger beginnenden antifaschistischen Gegenaktivitäten dazu nutzten, einfach zu einem späteren Zeitpunkt die gleichen Bahnverbindungen zu nutzen, auf der zuvor zahlreiche AntifaschistInnen unterwegs waren. Die Benutzung der Bahn vereinfacht Nazis ihre Planungen: das Organisieren von Fahrzeugen entfällt, die Reisekosten sind gegenüber gemieteten Bussen oder PKWs erheblich geringer – und eigenständig gelenkte Fahrzeuge sind erheblich leichter in ihrer Bewegung einzuschränken als ein polizeilich schwer bewachter Zug – sowohl während der Anfahrt als auch auf einem dafür einzurichtenden vermeintlich „sicheren“ Parkplatz. Aus diesen Gründen haben wir uns dazu entschieden, vermutlich anreisenden Nazis aus dem Hamburger und norddeutschen Raum ihre Bahnreise nach Lübeck etwas durcheinander zu bringen: wir verzichten schweren Herzens auf die pünktliche Teilnahme an der antifaschistischen Bündnisdemonstration in Lübeck und besteigen genau die Bahn, welche reisewillige Nazis wohl zu benutzen planen, und werden diese nachdrücklich am Zusteigen und Mitfahren hindern. Aufgrund der örtlichen Begebenheiten wollen wir dabei eine offene Konfrontation vermeiden – das Recht auf angemessene Selbstverteidigung lassen wir uns allerdings nicht nehmen. Nach unserer Ankunft in Lübeck ist unser Vorhaben, an den dort stattfindenden antifaschistischen Aktivitäten und Aktionen teilzunehmen, bspw. an der angemeldeten Abschlusskundgebung der Demo oder der Veranstaltung des DGB.

Übrigens: um der seit heute vermutlich gut unterrichteten Polizei es nicht besonders einfach zu machen, vermeintliche StörerInnen bereits frühzeitig am Bahnhof in Hamburg abzufangen, bzw. sowohl für Polizei als auch für Nazis die gesamte Situation ein bisschen unübersichtlicher zu gestalten, möchten wir euch bitten, für diesen Tag das berühmt-berüchtigte RäuberIn-Zivil aus dem Schrank zu zaubern.
Die gutgekleidete antifaschistische Reisegruppe trifft sich
Um 10.30h auf dem Süd-Steig des Hamburger Hauptbahnhofs, auf Höhe des Burger King. Abfahrt des Zuges nach Lübeck ist um 11.03h, erwartete Ankunftszeit in Lübeck ist 11.53h.
Ab 10.30h ist für eventuelle Polizeiübergriffe der Hamburger EA unter der Rufnummer 040-43278778 zu erreichen.
++++

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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anreise kiel — ida

sonstige kundgebungen? — zonen-gabi