"It's Terrorhysterie, Baby!"

Justizsprecher Frank Straube teilte am 20.03.2007 Radio SAW mit, dass für die Dauer des Prozesses das Landgericht Dessau umzäunt sowie von einer Hundertschaft Polizei umstellt werden wird. Weiterhin wurden zusätzliche Polizisten angefordert und überhaupt sollen für alles "scharfe Sicherheitsvorkehrungen" gelten. Und natürlich sollen alle BesucherInnen und ProzessbeobachterInnen vor Betreten des Gerichtsgebäudes kontrolliert werden.

Als Begründung muss wie so oft dieser Tage eine abstrakte "erhöhte Anschlagsgefahr" herhalten, welche in Sachsen-Anhalt sogar von der Evangelischen Landeskirche Anhalt heraufbeschworen wird. Deren Präsident, Helge Klassohn meldete sich am Freitag zu Wort und rief zur Gewaltlosigkeit auf. Die Kirche ist demnach voller Angst, "dass es am Rande des Verfahrens zu Auseinandersetzungen zwischen Gruppierungen kommen könnte."

Nicht bekannt ist dabei, welche "Gruppierungen" bzw. welche Auseinandersetzungen zwischen diesen der Präsident der Evangelischen Landeskirche Anhalts genau befürchtet. Für eine Stellungnahme war dieser heute abend nicht mehr zu erreichen.

Nur sieht es so aus, als ob die BesucherInnen des Prozesses alles andere als Terroristen sein werden. So ist nach Angaben der Polizei bislang für Dienstag eine Demonstration in Dessau angemeldet worden und verschiedene Beobachtergruppen haben angekündigt, den gesamten Prozess kritisch begleiten zu wollen. Die Dessauer Beobachtergruppe bestehend aus der Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt und dem Projekt gegenPart - Netzwerkstelle gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit u. Antisemitismus hat dafür sogar eine neue Website eingerichtet, welche während des Prozesses Berichte, Pressemitteilungen sowie die Anklage und Anträge bereit stellen wird: www.prozessouryjalloh.de

Am Montag, den 26.03. 2007 wird dagegen die internationale Prozessbeobachtergruppe sich in einer Pressekonferenz in Berlin vorstellen und ihre Erwartungen an den Prozess darlegen.

Ebenfalls wird die Mutter und der Bruder Oury Jallohs beim Prozess anwesend sein. Mariama Djombo Diallo wird dabei am Montag vom Dessauer Oberbürgermeister empfangen, "um ihr die persönliche Anteilnahme für den Verlust des Sohnes auszudrücken". Es bleibt nur zu hoffen, dass diese Worthülsen auch eine reale Umsetzung erfahren insbesondere von Seiten der Polizei.

Außerdem werden AktivistInnen der Intiativen in Gedenken an Oury Jalloh anwesend sein, welche auf ihren Websites ebenfalls von dem Prozess berichten wollen.