Go-In beim AQA-Recycling-Center

Erich Pipa 22.03.2007 17:41 Themen: Soziale Kämpfe
„AQA zum Recycling, 1-Euro-Jobs zum Sondermüll“
Protest-Go-In beim AQA-Recycling-Center in Nidderau-Heldenbergen, dem Betrieb mit den meisten zwangsbeschäftigten Ein-Euro-JobberInnen in der hesssischen Optionskommune Main-Kinzig-Kreis.
Der Main-Kinzig-Kreis in Hessen ist Optionskommune bei der Umsetzung von HartzIV. Der damalige Sozialdezernent und heutige Landrat Erich Pipa war einer der hemdsärmeligen Umsetzer im Hintergrund bei der praktischen Umsetzung der Hartz Gesetze. Entsprechend nimmt der Kreis eine Vorreiterrolle bei der Disziplinierung von Erwerbslosen durch Ein-Euro-Jobs ein. Weil wir das nicht hinnehmen, haben wir heute die größte Einsatzstelle von Ein-Euro-Jobbern, dem von der lokalen HartzIV Behörde AQA betriebenen AQA-Recycling Center für Elektronikschrott, mit einem spontanen Sparziergang beehrt. Bei dieser einzelnen Aktion gegen die trügerische und scheinbare Stille der Disziplinierung und Schikanierung von erwerbslosen Menschen im Kreis wird es nicht bleiben. Schon kommenden Dienstag veranstalten das Hanauer Sozialforum, der Erwerbslosenkreis Hanau und das Basta/JobberInnen- und Erwerbslosencafe´ eine Diskussionsveranstaltung zu Ein-Euro-Jobs in Hanau im allgemeinen und exemplarisch am AQA-Recycling Center.

Hier folgt der Bericht zur Aktion:

Gegen 10:30 Uhr bietet sich im Recycling-Center der AQA ein ungewohntes Bild. Fünfzehn Bürgerinnen und Bürger besichtigen die größte Einsatzstelle von 1-Euro-JobberInnen im Main-Kinzig-Kreis. Eingeladen hat sie niemand, der AQA scheint die Öffentlichkeit um das „Hartzstück“ ihrer 1-Euro-Job-Massnahme nicht recht zu sein.

Ganz im Gegensatz zu den dort Beschäftigten: „Endlich schafft mal jemand Öffentlichkeit!“ so einer der 1-Euro-Jobber. „Die Arbeit hier ist monoton und langweilig. Für den ersten Arbeitsmarkt bringt uns das nichts. Daher sind im Schnitt 30 Leute krank – bis zur dritten Abmahnung, dann kommt die Kürzung als Strafe.“, berichtet er.

Kaum einer der Betroffenen ist „freiwillig“ hier, auch wenn die meisten auf die etwa 200,- Euro mehr auch angewiesen sind. „345,- Euro Regelsatz im Monat sind zum Sterben zuviel zum Leben zu wenig.“, so einer der Betroffenen. „Man wird gezwungen die „freiwillige“ Eingliederungsvereinbarung zu unterzeichnen, sonst wird gleich gekürzt.“

„Die Schufterei im AQA-Recycling-Center ist übelste Ausbeutung. Die 1-Euro-Jobber sind in einer nahezu rechtlosen Situation. Wie wir bei unserem Besuch feststellen konnten gibt es keine Maßnahmen zum Gesundheitsschutz. Wer sich gegen die Schikanen wehrt, hat schnell mit Kürzung des ALGII zu rechnen.“, stellt eine junge Frau nach der Besichtigung fest. „Und das dient auch als Drohung gegenüber denen, die noch regulär beschäftigt sind. Wenn du Pech hast und rausfliegst, droht dir Hartz IV. Dadurch lassen sich Lohnverzicht und Tarifabsenkungen leichter durchsetzen. Mit den 1-Euro-Jobs wurde de facto ein eigener Niedriglohnsektor geschaffen“, ergänzt ein anderer.

Am Dienstag, den 27.3.2007 veranstalten der Erwerbslosenkreis und das Hanauer Sozialforum gemeinsam eine Diskussionsveranstaltung zu 1-Euro-Jobs im Main-Kinzig-Kreis (MKK). Speziell am Beispiel der AQA-Elektrogeräterecycling in Nidderau-Heldenbergen soll exemplarisch aufgezeigt werden, wie die öffentlich kaum bekannte Praxis der 1-Euro-Jobs im MKK aussieht.

Nicht zuletzt soll es dabei auch um Forderungen gehen, erklärt einer der Beteiligten: „Wir fordern eine Umwandlung der 1-Euro-Jobs in reguläre sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse.“ Und dann müsse es natürlich auch um eine Erhöhung des monatlichen Regelsatzes von ALGII auf 500,- Euro monatlich gehen. In der Kombination mit einem Mindestlohn von 10,- Euro wäre das ein Schritt in die richtige Richtung."

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Folgende Artikel zur AQA und Ein-Euro-Jobs im MKK erschienen schon auf Indy:

 http://de.indymedia.org/2005/09/127175.shtml
 http://de.indymedia.org/2006/01/136069.shtml
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Ergänzungen

AQA zum Recycling...

******* 26.01.2008 - 03:22
...1-Euro-Jobs in den Sondermüll

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AQA ins Wasser werfen... — Peter Frustig