Haltern: Aktion gegen Schlesiergedenken

AutorIn des Beitrags 19.03.2007 15:32
In der Nacht vom Samstag, den 17., auf Sonntag, den 18. März, wurde in Haltern das sogenannte Ehrenmal auf dem Annaberg umgestaltet.
Anlass dafür war die am Sonntag morgen stattfindende Gedenkveranstaltung der schlesischen Landsmannschaft zum Jahrestag der "Abstimmung Schlesiens zum Verbleib bei Deutschland", wie es im in der Halterner Zeitung veröffentlichten Terminaufruf heißt. Der Gedenkstein in Form eines eisernen Kreuzes wurde dezent mit einer Schicht Beton überzogen und die Straße davor mit dem Schriftzug "Revisionismus bekämpfen" verschönert.
Der Annaberg in Haltern ist ein bekannter Ort für sich selbst als "Heimatvertriebene" bezeichnende Revisionisten.
Jährlich findet eine "Schlesierwallfahrt" mit mehreren Tausend TeilnehmerInnen statt im Gedenken an die "alte Heimat". Desweiteren wurde an dem "Ehrenmal" in den letzten Jahren regelmäßig am "Volkstrauertag" eine Andacht gehalten, in der in genereller Weise den Opfern von Krieg und Vertreibung gedacht wurde ohne dass dabei auf die singuläre deutsche Schuld und den deutschen Vernichtungswahn eingegangen wurde.
Deutsche Täter sind keine Opfer.
Schlesien bleibt scheiße.
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Ergänzungen

Geschichte-Nachhilfe für "Vertriebene"

Journalist/in 21.03.2007 - 14:29
Nach dem WK I musste das Deutsche Reich unter anderem die Gebiete Westpreußen (ohne Gdańsk) und Posen sofort an Polen abgetreten werden. Für das Gebiet Oberschlesien war eine Volksabstimmung am 20.03.1921 vorgesehen. Die Regularien dazu waren bereits im Vorfeld heftig und beidseitig umstritten. Das Ergebnis zeigte schließlich ein heterogenes Bild: Während in der gesamten Region eine deutliche Mehrheit für einen Verbleib im Deutschen Reich stimmte, votierte im und um das Industrierevier eine deutliche Mehrheit für Polen, So auch im Kreis Strzelce Opolskie (Groß-Strehlitz), in den der Annaberg fällt.
Zweiter Teil wird in der in den Festreden von "Vertriebenen"-Verbänden ebenso wenig erwähnt, wie die Tatsache, dass die Ergebnisse von vorneherein nur für nationalistische Propaganda beiderseits tauglich waren: So wurden (wiederum beidseitig) massenweise Menschen in Sonderzügen angekarrt, um das Ergebnis für sich zu beeinflussen, andere, in den Gebieten lebende, Menschen waren zum Teil nicht stimmberechtigt.
Während die Alliierten uneins weiterverhandelten, bauten sich in der Bevölkerung Spannungen auf. Diese entluden sich Anfang Mai im "Dritten Schlesischen Aufstand". Die Industriegebiete um Katowice wurden von polnischen Freischärlern nach und nach besetzt. Dagegen gingen deutsche Freikorpsverbände, die sich im "Selbstschutz Oberschlesien" organisierten, vor. Die heftigste Schlacht ereignete sich rund um Góra Świętej Anny (St. Annaberg), die ihren Höhepunkt in der Erstürmung des Annabergs durch die deutschen Terroristen am 21.Mai erlebte. Der ca. 50 verstorbenen Mitglieder des Freikorps Oberland wird seitdem – lediglich mit einer Unterbrechung von 45 bis 51 – im oberbayerischen Schliersee gedacht. Die Feier ist immerschon ein Treffpunkt der faschistischen Prominenz zum "Gedankenaustausch", an dem sich seit mehreren Jahrezehnten auch "Vertriebenen"-Verbände beteiligen.
Schlußendlich wurde die Region Oberschlesien entsprechend der Volksabstimmungsergebnisse zu einem Drittel Polen und zwei Dritteln dem Deutschen Reich zugeschlagen. Die dumpfbackigen "Vertriebenen" verlautbaren dabei: "selbst in diesem abgetretenen Teil hatten nur [sic!] 55,8 Prozent für Polen votiert [...]". ( http://www.bdv-duesseldorf.de/fileadmin/landsmannschaften/Die_Oberschlesier.pdf)

Noch heute aber wird in der Propaganda rund um die Volksabstimmung mit Blut und Boden Rhetorik agiert. So formuliert die Vorsitzende der Landsmannschaft Oberschlesien München, Müller: "Mit der rasanten Industrialisierung Oberschlesiens wurde alles anders. Allein in der Zeit von 1804 bis 1910 sind 300 000 Polen auf der Suche nach Arbeit und Brot nach Oberschlesien gekommen. [...] Für Oberschlesien war dieser Schub zu groß und eine kaum zu verkraftende ethnische Belastung.“  http://oberschlesier.wodok.de/berichte/2006-05-14.htm
Verwiesen wird auf das „Selbstbestimmungsrecht der Völker“, das die Alliierten missachtet hätten. Als ob „Oberschlesien“ schon von Gott in seinen Grenzen erschaffen und mit Hermanns Blut veredelt worden wäre.

Annaberg- und Volksabstimmungs-Gedenken angreifen – egal ob in Haltern, München oder Schliersee! Links ist, wo keine Heimat ist.

Infos zu Schliersee und Freikorps und Bund Oberland: www.freikorps-oberland.de

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