Sebastian B. - mehr Opfer als Täter

Mosh 19.03.2007 11:47 Themen: Medien
Ein Artikel über die die Darstellung des Falls in den Medien in gegenüberstellung zu seinen Abschiedsbriefen.
Mediale Verdummung

Der schockierdende Amoklauf des Sebastian B. war auslöser der Debatte um das Killerspielverbot. Ein Hauptargument ist das diese Killerspiele das Gewaltpotenital des Spielers erhöhen und ihn realitätsfremd machen. Das diese Menschen in ihrere eigenen Welt leben und nicht mehr den Unterschied zwischen Realität und Spiel wahrnehmen. Soweit die gängige politische und auch weitestgehend Medien übernommene Meinung.

Fußt den diese Argumentation auf einem soliden Fundament ? Bei genauerer Betrachtung des Falls scheint das nicht so zu sein. Mehrere Faktoren sollten mir einbezogen werden. Erstens einmal sollte man die Situation nicht so pauschal abhandeln wie es hier getan wurde. Das viele Amokläufer auch Killerspiele gespielt haben hängt nicht damit zusammen das sie Amokläufer sind, sondern das ein Prozentual sehr hoher Anteil einer bestimmten Altergruppe diese Killerspiele spielt. Warum diese Spiele selten von älteren Generationen gespielt werden lässt sich anhand des technischen Fortschritts in den letzten Jahren in der PC-Branche erklären. Das heißt also jene die diese Situation in den Medien und in der Politik auswerten gar keinen oder beschrenkten Bezug zum Medium PC als Spielzeug haben. Außerdem sollte überlegt werden ob das verurteilen der Killerspiele nicht einfach das abschieben auf einen Sündenbock ist. Warum werden nicht Filmen oder Büchern die Schuld gegeben? Warum sind es immer die Medien der jungen? So verhält es sich doch auch in der Musikbranche, zu heftige Texte werden verboten, selbst wenn sie zur reflektion über Missstände in der Gesellschaft dienen (Beispiel:Band:Eisregen-Album:Krebskolonie). In Amerika wurde dem Sänger Marylin Manson die Schuld an dem Amoklauf in Collumbine gegeben, Medien berichteten das der Amoklauf durch ein Lied asugelöst worden sei welches Schoolwars heißt. Bei genauere rechere wird man festellen das ein solches Lied nie existiert hat. Der Verdacht steht nahe das Marylin Manson der Sündenbock für diesen Amoklauf sein sollte. Dafür verantwortliche Gründe könnten sowohl wirtschafltlich sowie religiös sein. Da Marylin Manson ein eindeutiger Religionskritiker ist, was weltweit auf Wiederstand der Kriche stößt. Aber gründet unsere inderekte Demokratie nicht auch auf der Meinungs und Pressefreiheit? Was versprechen sich enstsprechede Institutionen von solchen Verboten? Steigert es nicht die Wut der Bevölkerung wenn sie nicht merh ihre Meinung sagen können,wenn sie nicht mehr spielen können was sie wollen. Etwas anderes ist es letztendlich doch nicht, nur ein Spiel. Im Kontrast muss man einmal sehen was deutsche Soldaten im Ausland anrichten bzw. welche Skandle auserhalb von Deuschland passieren im zusammenhang mit deutschen Soldaten. Und hier wird in den Medien nur von entsetzten gesprochen, aber ein konkreter Grund wird hier nicht genannt.

Nachdem jetzt festeht welche Faktoren nur minimal zu einem Amoklauf beitragen ist es interessant die Seite des warums? zu beleuchten. Warum finden Amokläufe eigetnlich statt? Nun dadrauf wurde gar nicht erst weiter in den allgemein gängigen Medien eingegangen. Die Hompage des Sebastian B. wurde kurz nach seinem Amoklauf gesperrt und hätte er nicht selber für die veröffentlichung seiner Abschiedsbriefe und Videos gesorgt, so wären diese wohl auch in den tiefen der Polizei Archive verschwunden. Neben Ausdrücke des Zorns die seinen emotionalen Zustand erklären sind in seinen Abschiedsbriefen auch reichhaltig Gründe und Erklärungen enthalten. Das einzigste was ich intensiv in der Schule beigebracht bekommen habe war, das ich ein Verlierer bin.(Zitat:Sebastian B.)

In diesem Satz lässt isch eine klare Kritik an dieser Leistungsgesellschaft feststellen. Er scheint einfach unter dem Druck der Gesellschaft kollabiert zu sein. Ein einsamer junger Mann welcher zum Mobbing-Opfer gemacht wurde, weil er anders war.Als normal wird das bezeichnet, was von der Gesellschaft erwartet wird. Somit werden heutzutage Punks, Penner, Gothics, Schwule usw. als unnormal bezeichnet, weil sie den allgemeinen Vorstellungen der Gesellschaft nicht gerecht werden, können oder wollen.(Zitat: Sebastian B.). Dieser Satz zeugt eindeutig davon das er nicht in einer anderen Welt lebte und das er die Gesellschaft aus einem kritischen Blickwinkel betrachtete. Er fordert sogar dazu auf Missstände zu beseitigen und sich zu angairen um unsere Situation zu verbessern WERDET ENDLICH WACH - GEHT AUF DIE STRASSE - DAS HAT IN DEUTSCHLAND SCHONMAL FUNKTIONIERT!(Zitat:Sebastian B.). Im Grunde doch ein rational denkender Mensch. Das aufmerksam machen von seiner sonderbaren Musik, Kleidung oder Computerspiele ist völlig fehl am Platze, hier muss das Individuum im Zusammenspiel mit der Gesellschaft gesehen werden. Einer Gesellschaft die nur Verbieten aber nicht zuhören kann, eine Gesellschaft die nur kaufen und mobben kann, eine Gesellschaft die einen jungen Mann zu einer solchen Verzweilungstat bringt. Einer Tat von der er sich erhofft das die Menscheit aufwacht.
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Ergänzungen

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.... 19.03.2007 - 13:12
"Subkulturalität" ist heute unter Jugendlichen doch normal.
Punks, Gothics usw sind längst von der Gesellschaft als normal
angesehen.
Dass der Typ in seinem Abschiedsbrief aber unverhohlenen Rassismus
anklingen lässt und preisgibt, wen er gerne "vergasen" würde
finde ich da heftiger.

nachgedacht

mensch 19.03.2007 - 18:01
Ja, da tauchen rassistische Phrasen auf und am Ende wird der Text sehr häßlich, aber es war nunmal auch so, dass Sebastian keinerlei emanzipatorische Perspektive hatte. Ich will seinen Brief auch nicht unterschreiben, aber trotzdem ist es interessant, sich mit ihm zu befassen.

Es ist nunmal so, dass der antirassistische/antisexistische/antikapitalistische-super-politisch-korrekte Konsens in der Linken nicht von jedem Individuum einzeln produziert wird, sondern auch lediglich reproduziert, also von anderen übernommen und weitergegeben (was ja auch gut ist, sonst bliebe davon nix mehr über).

Nun hatte Sebastian aber keinerlei Kontakt zu emanzipatorischen Leuten. Das zeigt sich darin, dass die "Alternativen" in seinem Umfeld sich lediglich nen Nietengürtel umhängen und sonst genauso ticken wie der Rest.
Wenn er von Anarchie spricht, meint er damit Anarchoprimitivismus, weil er gar nicht weiss, dass es auch noch andere anarchistische Gesellschaftsmodelle gibt.

Und da müssen wir als emanzipatorische Kräfte uns mal kräftig an der eigenen Nase fassen, egal ob in Emsdetten oder sonstwo - Wir sollten intensiver unsere Inhalte verbreiten, statt uns in unseren Szenenestern zu verkriechen. Es gibt viele Menschen, die das falsche Ganze realisiseren und trotzdem keinen Ausweg daraus finden, nicht den Anschluss an die linke Szene finden oder gesellschaftliche Alternativen mit anderen diskutieren können, nicht ihre Verzweiflung mit anderen teilen können, nicht die Solidarität von Anderen erfahren.

Und dann ist es nur noch logische Konsequenz, dass solche Dinge passieren, da wäre ich auch irgendwann durchgedreht.

der Brief ist z.B. hier zu finden:  http://de.indymedia.org/2006/11/162651.shtml

hmmmm....

ableitungswahnsinnige 20.03.2007 - 18:54
mensch leute. der typ war 18 jahre alt. was soll denn die diskussion, ob sein brief emanzipatorischen charakter hatte oder nicht? der war noch ein halbes kind und hat sich mit drei gewehren unter seinem ss-mantel auf den schulhof gestellt, um dann mit nebeltöpfen um sich zu schmeissen und auf alles zu schiessen was sich bewegt. diese psychopathische verhaltensweise entspricht einer psychose, deren in diesem sinne spezielle erscheinungsform als amok bezeichnet wird. das problem ist demnach nicht die leistungsgesellschaft, das war der feudalismus nämlich auch. stattdessen geht es um den verdrängungsmechanismus als historisch spezifischer abwehrmechanismus, welcher der abstrakten herrschaft des kapitals im kapitalismus entspricht. und das mit diesem abwehrmechanismus einher gehende leiden ist objektiviert, da es der produktionsweise entspringt, betrifft also alle, auch wenn es subjektiviert erscheint. der amok von sebastian b. ist demnach negativer, pathischer ausdruck eines bedürfnisses, dass positiv nicht beredt werden konnte. sein wunsch war, einfach so sein zu können, so akzeptiert zu werden, wie er ist. die abwendung von der realität in form des amoks war für sein bewußtsein die letzte möglichkeit, seine lebenssituation in einem gesellschaftlichen verhältnis zu ertragen, in der die menschen nicht ohne angst verschieden sein können.

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