Spanien - Großdemonstration der rechten PP

algun@ 17.03.2007 01:09 Themen: Antifa Medien Weltweit
NEUES SELBSTBEWUßTSEIN DER SPANISCHEN RECHTEN ?

Am letzen Samstag den 10.03.07 fand eine Großdemonstration der PP gegen die sog. Anti-Terrorpolitik der spanischen Regierung statt. Während in den offiziellen (deutschen) Medien vor allem von einer Anti-ETA-Politik-Demo gesprochen wurde, so zeigt sich die Wirklichkeit doch komplexer. Dieser Text versucht Eindrücke zu vermitteln und einen Teil der Diskussionen in Spanien wiederzugeben.
Aufgerufen hatte die (eigentlich der, klingt aber blöd) PP, Partido Popular, die (Mitte?)-Rechts-Konservative Partei Spaniens.
Offizieller Anlaß war die Gewährung von Hafterleichterung für Iňaki de Juana, einem wegen aktiver ETA-Mitgliedschaft verurteiltem baskischen Gefangenen. (siehe unten Anmerkung, falls dazu noch nichts bekannt ist, bzw.diverse Artikel auf indy)
Die Demonstration stand unter dem Motto: „Für die Freiheit, keine weiteren Zugeständnisse an ETA“.

Die Demo reihte sich ein in eine Serie von Großdemonstrationen gegen die sog. Anti-Terrorismus- (Anti-ETA)-Politik der regierenden PSOE (Mitte-links-Partei) und stellt doch eine Besonderheit dar.
Während die anderen Demonstrationen meist von der AVT - Asociación de Víctimas del Terrorísmo, einer sehr weit rechts stehenden nichtparlamentarischen sog. „Vereinigung der Opfer des Terrorismus“ organisiert wurden, so war diesmal der Veranstalter die PP selber, also die größte Oppostionspartei Spaniens.

Die Demonstration fand in Madrid statt, um den Plaza de Colón herum (genauer gesagt den gesamten Plaza de Colón, bis fast hin zum Plaza de Cibeles). Es wurde ein Riesenaufgebot gestartet:
Im Vorfeld waren 500 Busse gechartert worden, um Menschen aus ganz Spanien nach Madrid zu transportieren, insgesamt waren nach Zeitungsangaben (el País) ca. 800 Busse vor Ort, 5-700 freiwillige Helfer, mehr als 200 Vereinigungen und Organisationen sollen anwesend gewesen sein (El Razón).
Wieviel TeilnehmerInnen letztendlich auf der Demo waren ist unklar, da die Zählungen wie in Spanien üblich sehr weit auseinanderliegen (zwischen 340.000 und 2,5 Millionen). Nach eigenen Schätzungen können es schon ca. 400.000 gewesen sein, aber auch erheblich mehr oder weniger sind möglich. (Es waren jedenfalls viele...)

Und da fängt auch schon das Beängstigende an.
Es waren viele - und sie kamen alle, fast alle mit Nationalfahnen.
Das eigentliche Emblem der Demonstration war eine blaue Schleife, ähnlich der Anti-Aids-Schleife, nur blau statt rot. Diese wurde nach Veranstalter-Angaben zu 70.000 verteilt, als Anstecker oder Papp-Plakate. Es ist das übliche „Anti-Terrorismus“-Symbol in Spanien.

Am Plaza de Colón wurde eine große Bühne mit Sound-Anlage und Video-Übertragung installiert, ein großes Transparent am Puerta de Alcalá befestigt: „Spanien – für die Freiheit“ war unterhalb der großen blauen Schleife zu lesen.

Einige Beobachtungen:
Das durchschnittliche Alter der Demo-Teilnehmerinnen ist mir mittel bis hoch anzugeben, 45-70 Jahre,
wobei auch Familien und Gruppen an jungen Leuten anwesend waren. Alle mittleres bis höheres Einkommens-Niveau, verhältnismäßig bis sehr schick gekleidet. Sehr, sehr viele trugen Nationalfahnen, T-Schirts, Baseballkappen, Armbänder, Anstecknadeln oder frag mich was in den Nationalfarben Spaniens.

Entgegen dem allgemeinem Bild (vor allem im Ausland) war die Demonstration keine Anit-ETA-Demonstration sondern vor allem eine Anti-Zapatero-Veranstaltung.
Zitat einer Demontrations-TeilnehmerIn „Ich bin kein Opfer von ETA, ich bin ein 0pfer von Zapatero“
Dementsprechen gestalteten sich die gerufenen und geschriebenen Sprüche:
„Z ETA P – No!“ (ZP steht als Kürzel für Zapatero)
„Zapatero verstehe, Spanien wird sich nicht ergeben / übergeben“ – „Zapatero entiende Espaňa no se rinde“
oder in Abänderung des eigentlich linken Spruchs:
„Spanien vereinige dich, zusammen wird es Sieg/Erfolg geben“ – „Espaňa unida, jamás será vencida“ (eigentlich el pueblo !!)
„Zapatero – Rücktritt“ – „Zapatero dimisión“
„ETA nein – Rajoy ja“ – „ETA no – Rajoy sí“ (Rajoy ist der Kanzlerkandidat der PP)
„Nein zu Zapatero-nein zu ETA-Spanien für die Freiheit“– „NO a Zapatero-NO a ETA- Espaňa por la libertad“

Oft war von kleinen und größeren Gruppen „Viva Espaňa – viva!“ zu hören.

Haupaussage war, Zapatero hätte sich von der ETA erpressen lassen und dadurch Spanien und die Freiheit verraten die Menschen belogen..
„al chantaje de ETA“, - unter der Erpressung von ETA ist wohl die zurzeit meist gebrauchteste Redewendung in Spanien.

Versuch einer Einschätzung;
Daß die PP zu einer derartigen Demonstration aufruft ist neu.
Bisher hatte immer nur die „Terror-Opferverbände“ aufgerufen, oder wie im Fall des ermordeten Miguel Blanco ein breites Bündnis an BürgerInnen.
Nach dem letzten Attentat der ETA, auf den Flughafen Barajas in Madrid, welches den Waffenstillstand gebrochen hatte, gab es eine „Demonstration für den Frieden“, diese wurde getragen u.a. von der PSOE, anwesend waren nach Angaben von El País (PSOE-Blatt) ca. 170.000. Die PP hatte die Teilnahme jedoch verweigert, weil irgend eine explizite Forderung an die ETA, die ich jetzt vergessen habe nicht enthalten war.

Generell sind Großdemonstrationen in Spanien viel üblicher und häufiger als bei uns.
Im November, bei einer ähnlich gestalteten Demonstration zu der die AVT aufgerufen hatte waren ca.. 150.000 TeilneherInnen erschienen, seit Anfang 2006 fanden 6 große Demonstrationen mit TeilnehmerInnenzahlen von ca. 70.000 – 250.000 statt.

Trotzdem ist diese Demonstration etwas besonderes und wird in Spanien auch so gesehen. Zum einen war sie größer als die vorherigen, zum anderen und vor allem aber ist es das erste Mal, daß eine deratige Demo von einer Regierungs-Oppositionspartei organisert wurde.
Rajoy (PP-Vorsitzender, Kanzlerkandidat) spricht von der schönsten Demonstration, die er je erlebt hat Es ist die Rede von einer stillen, einer zivilen Rebellion.
Vor allem aber wird viel von Spanien, Freiheit, und einen wichtigen Schritt für die „Normalisierung und Demokratie“ gesprochen.

Und hier finde ich wird’s wichtig.
Denn diese Demonstration ist auch vor dem Hintergrund der spanischen Geschichte und der Transición zu sehen. Die PP ist aus der Allianza Popular hervorgegangen, es gab keinen Bruch zu Franco.
Nach Aussagen von Menschen hier war es früher oft so, daß in öffentlichen Umfragen zum Wahlverhalten sich kaum jemand zur seiner Wahl der PP bekannte, (inwieweit dies stimmt weiß nicht, wurde mir aber so gesagt), obwohl diese letzendlich immer einen hohen Stimmenanteil aufweisen konnten, bzw. ja sogar die Regierungspartei stellte.
Nun ist es wohl so, daß die PP-Anhänger sich gestärkt fühlen, sowohl, in Bezug sein Gesicht im Kontext vom baskischen Konflikt zu zeigen, als auch vor allem in der Öffentlichkeit zu seiner Einstellung zu stehen.

Ähnlich wie bei uns wird von einer „Normalisierung“ beim Zeigen der Nationalfahne gesprochen „Niemand könne nun mehr von Faschos reden, wenn es um das zeigen der Nationalfahne geht“ (Zitat eines PP-Angehörigen).
Es geht also auch um eine Rehabiltierung der PP als demokratische Partei, die ihre postfranquistische Aura auflösen möchte, bzw. die vielleicht in einem neuem Selbstbewußtsein zu ihr steht.

Die Inzenierung, des Ganzen deutet darauf hin:
Laut El País beansprucht Rajoy „den Geist der Transición“ für sich, hat sich beim Einlaufen auf den Plaza de Colón mit entsprechenden Persönlichkeiten umgeben, vor allem aber das Lied „Libertad sin ira – Freiheit ohne Zorn“, DAS symbolträchtige Lied der Transición spielen lassen. Auch wurde wohl laut el País „presidente, presidente“ gerufen, als er das Podium betrat, was wohl in Spanien Assoziationen weckt.
Ganz klar bezieht sich Rajoy / die PP immer wieder auf Spanien als Nation.
Zitate Rajoys, aus el País: er wandte sich „an die Spanier und die, denen Spanien wichtig ist, um „die Spanische Nation zu verteidigen und um Kräfte zu sammeln um unser Selbstvertrauen wiederzuerlangen, als ein Volk das bekannt war in seiner Standhaftigkeit gegen den Terrorismus“....

Hier jedoch kommt es zu einer (Geschichts)-Verdrehung:
Der Terrorismus, gegen den die SpanierInnen versucht hatte im Bürgerkrieg standhaft zu sein, war ja wohl der Franquismus, also genau die PP, als ihre Nachfolgeorganisation in Umwandlung wenn mensch so will.
Ebenso mit dem Lied Libertad sin ira:
Libertad sin ira, singt von Menschen die Angst haben und hatten in und durch den Franquismus, die nun aber ohne Zorn, in eine neue Zeit und in die Freiheit gehen wollen (ohne Zorn vor allem deshalb, weil in der fragilen Zeit des Transición Angst vor einem neuen Bürgerkrieg herrschte, die Opfer des Franquismus schwiegen, um die zaghaften Schritte in die Freiheit nicht zu gefährden).
Ähnliches gilt für Aussagen wie „ETA hat sich eine schwache Regierung gesucht/gefunden und möchte davon profitieren. Wir wollen ein Spanien wiedererlangen, daß sich nicht an die Terroristen übergibt, daß sich nicht vor der Erpressung demütigt, daß nicht die Mörder belohnt und die Opfer minderschätzt.“ (auch Rajoy laut el País).

Inwieweit das mit der Geschichtsverdrehung auch in Spanien so gesehen wird, weiß ich nicht, es ist mein Eindruck.

Die PSOE spricht davon, daß die PP „das Spielfeld der Demokratie verlassen“ habe und bezeichnet die PP als die „Hauptpartei der Agitation, der Lügen und der Propaganda“, meint damit aber vor allem die Tatsache, daß mit einer großen Offensive gegen sie als Regierungspartei demonstriert wird, von Rücktritt und von vorgezogenen Wahlen gesprochen wird.

Einschätzungen eines Bekannten sind so, daß die PP die Demonstrationen für sich neu entdeckt hat. Dies vor allem auch, weil die PSOE durch Demonstrationen nach den 11.März-Attentaten und der ETA-Lüge der damals regierenden PP an die Macht kam. Nur mit dem Unterschied, daß damals nicht die PSOE zu Demonstrationen aufgerufen hat, sondern die Menschen selbsorganisiert und divers auf die Straße gegangen sind und anschließend die PP abgewählt haben.
Aber laut Einschätzung ist es wohl so, daß nun die PP, nach den verschiedensten Demos (auch die vom Tankerunglück Prestige) das Demonstrieren, das sie vorher abgelehnt hat für sich entdeckt hat und auch nutzt.

Eine andere Enschätzung von einer anderen Person ist, daß die PP vor allem an die Gefühle der Menschen appeliert. Das Thema Terrorismus ist nur irgendein Thema, hierum geht es gar nicht, es hätte auch ein anderes Thema gewählt werden können, wenn dieses ebenso emotional gewesen wäre.
Über die Gefühle sollen Menschen mobilisert werden und die Macht wiedererlangt werden.

Oft ist von einigermaßen alternativen Leuten ein „Hey, das sind doch Faschos“zu hören.
Politischere Menschen differenzieren, nennen sie nicht direkt Faschos, aber so falsch finden sie es nun auch nicht.

Allgemein wird/wurde diese Demo einfach so hingenommen, kein Aufschrei, keine Gegendemonstration (kleine Ausnahme 1 Tag später, ca. 200 sms-gerufene SpontandemonstrantInnen „wir sind zwar wenige, aber uns haben sie nicht gekriegt“), keine Gegenbewegung - laß sie nur machen, die spinnen, das sind Idioten, Rechte, Faschos oder was auch immer.

Allerdings gibt es und gab es viele, viele Diskussionen im Fernsehen und in den Zeitungen, es hat riesige Wellen geschlagen, politisch ist diese Veranstaltung als sehr bedeutsam einzuschätzen.

Noch ein Wort zu den Nationalfahnen:
Die ganze Demonstration war ein einiziges Meer an Nationalfahnen.
Im Vorfeld gab es Diskussionen, weil einige Tage/ein Tag zuvor, bei kleineren Protestversammlungen/ Demonstrationen vor den Regierungssitzen der PSOE Fahnen von Ultras und Franquisten zu sehen waren.
Dies war wohl vor allem die franquistische Nationalfahne mit dem Adler statt der Königskrone, aber auch andere Symbole, die ich nicht alle kenne.

Auf der jetzigen Demo wurde im Vorfeld schon angekündigt, daß strikt keine solcher Symbole geduldet würden, und sie wurden auch, bis auf ganz vereinzelt nicht gezeigt, ggf. sofort aus der Demonstration entfernt. Auf das öffentliche Erscheinungsbild wurde stark Wert gelegt.

Dos Espaňas – Zwei Spanien:
Desweiteren wichtig zu wissen ist, dass traditionell, der Graben, die Spaltung zwischen (Mitte)-Links und (Mitte)-Rechts, also PSOE und PP größer ist als bei uns, (dos Espaňas – zwei Spanien, ist noch immer nicht ganz überwunden).
Hierzu gehört auch, daß die jeweiligen Tageszeitungen (El Razón – PP, El País – PSOE ) viel stärker sich an die Parteien orientieren als dies bei uns der Fall ist.
Und hierzu gehört auch der sogenannte „Krieg der Zahlen“:
Traditionell wird bei Demonstrationen sehr unterschiedlich geschätzt, was die TeilnehmerInnen-Zahlen angeht.
Und zwar SEHR unterschiedlich, z.B. Demo im November 2006, der AVT (rechter sog.Terror-Opferverband):
129.715 Teilnehmende, nach Angaben der Regierungsdelegation (=PSOE),
120.000, nach el País und
1.300.000 nach Schätzung der Comunidad von Madrid (PP)

Diesmal allerdings wurde die Differenz noch getoppt:
Teilnehmende:
2.500.000 - PP-Angabe
2.125.000 - Comunidad von Madrid
342.000 - Regierungsdelegation
337.000 - el País

(2. 163.000 Menschen, die irgendwo zwischen den Zahlen verschwinden....), das empfinde ich schon als etwas (!) gewöhnungsbedürftig, bzw. zeigt, wie es um die sog. „politische Diskussionskultur“ in Spanien bestellt ist !!!

Wichtig ist auch noch zu erwähnen, daß diese Spaltung die sog. Anti-Terrorismus / ETA-Politik insofern dominiert, als daß z.B. die PSOE, mit ihren jetzigen Verhandlunsversuchen mit ETA nicht frei agiert, sondern immer versucht, der Blockade der PP zuvor- oder entgegenzukommen, dadurch aber fast keine bzw. z.T. entgegengesetze Schritte unternommen werden.
Die PP dagegen blockiert alles, was von Seiten der PSOE kommt, wirft ihr Kumpanei mit der ETA vor und bezichtigt die PSOE jetzt im konkreten Fall der Erpressung der ETA nachgeben zu haben. Zitat Rajoy: „Noch nie hat ein/der Staat der Erpressung von Terroristen nachgeben“ (bezogen auf die Hafterleichterung für Iňaki de Juana).
Davon abgesehen, daß hierbei lediglich bestehende Rechtssprechung angewandt wurde,
hat die PP während ihrer Regierungszeit auch Verhandlungen mit der ETA eingeleitet,baskische Gefangene ins Baskenland verlegt, bzw. auf Bewährung entlassen.
So wurde während der Entführung des Gefängsnisbeamten José Antonio Ortega Lara (532 Tage lang) auf eine der Forderungen eingegangen und 43 baskische Gefangene ins Baskenland verlegt, damit „nicht gesagt werden kann, daß die Regierung unnachgiebig ist“ (dieses Zitat mit Vorsicht genießen, ist aus dem Gedächtnis, weiß nicht mehr woher). Der gleiche damalige Innenminster, der dies veranlaßt hat, Jaime Mayor Oreja lief nun auf der Demonstration vorneweg, an der Seite von Rajoy und klagt die PSOE an als einzige „der Erpressung seitens der ETA nachgegeben“ zu haben.


Anmerkung zu Iňaki de Juana:
Offizieller Anlaß de Demonstration waren die von der PSOE gewährte Hafterleichterungen des als ETA-Mitglied und Beteiligter oder Verantwortlicher von Anschlägen mit 25 Toten verurteilten baskischen Gefangenen Iňaki de Juana (dessen Name übrigens in stärker spanisch orientieren Zeitungen mit der spanischen Version Ignacio geschrieben wird ).
Iňaki de Juana hatte seine Haftstrafe nach 18 Jahren insoweit abgesessen, daß er nach spanischen Recht hätte entlassen werden müssen, als er noch zusätzlich zu 12,5 Jahren Haft wegen 2 Zeitungs-Meinungsartikel veruteilt wurde, die in der baskischen, linken-pro-nationalistischen Zeitung Gara abgedruckt wurden (eine derzeit gängige Praxis um politische Gefangene nicht freilassen zu müssen).
Begründung waren angebliche konkrete Bedrohungen die gegen Personen, wie das Gefängsnispersonal ausgesprochen wurden. Iňaki de Juana ist daraufhin in Hungerstreik getreten, mit der Forderung seiner Freilassung. Insgesamt kam es zu 2 Hungerstreiks. Der letzte unbefristet.
Mitte Februar wurde das Urteil von 12,5 Jahren, welches damals vom spanischen Sondergericht (glaube heißt Nationaler Gerichtshof) gefällt wurde vom Obersten Gerichtshof Spaniens revidiert, es konnte keine konkrete Bedrohungen in den von ihm verfassten Artikeln gefunden werden. Abänderung des Urteils auf 3 Jahre und einige Monate, wovon er schon 2 Jahre in „Untersuchungshaft“ abgesessen hatte.
Hierdurch kann er nach spanischem Recht Hafterleichterung bekommen. Da es sich aber um „Terrorismus“ handelt, wurde dieses zunächst nicht angewandt. Nach 115 Tagen Hungerstreik und Zwangsernährung drohte Iňaki de Juana zu sterben.
Aus „humanitären Gründen“ wurde deshalb beschlossen ihn in ein Krankenhaus ins Baskenland zu verlegen, und der Haftgrad verändert, so daß die Reststrafe als Hausarrest abgesessen werden kann. De Juana hat daraufhin wieder mit der Nahrungsaufnahme begonnen.

Hintergrund ist wohl aber, dass der Fall Iňaki de Juana in Spanien und im Baskenland zu einem Politikum wurde. Noch während des Waffenstillstandes der ETA nahmen die Straßenkämpfe (kale borroka) von baskischen Jugendlichen stark zu, dies auch in Bezug auf den Hungerstreik.
Es gab mehrere größere Demonstrationen, die seine Freilassung forderten, die letzte große Demonstration in Bilbao Anfang März wurde nicht genehmigt und dann, als sie doch und mit einer Sitzblockade stattfand, brutal niedergeschlagen, mit mehreren Verletzten.
Den Tod von Iňaki de Juana konnte und wollte die Regierung nicht riskieren.
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Ergänzungen

Spanier erobern Iruña

navarro 17.03.2007 - 22:17
Und heute legt die PP noch mal in Pamplona nach. Ca. 70.000-100.000 Spanier geniessen den Wochenendausflug ins Baskenland. Das beängstigende dabei ist das, obwohl verboten, immer offener Nazisymbole gezeigt werden. Die PP und Ultrarechte versuchen die Stimmung immer weiter aufzuputschen.

el mundo und die buergerliche PP

-- 17.03.2007 - 23:32
fuer alle, die sich fuer die medienlñandschaft spaniens interessieren -
el mundo ist ebenfalls eine rechtsorientierte tageszeitung. sieht man sich in der metro an,
wer el mundo liest, so sind es genau die leute, die die plaza de colón gefuellt haben - gut angezogen,
mittleres alter. das kapital liegt in den haenden dieser menschen, und ihr sozialer status verschafft ihnen einen gewissen grad an akzeptanz...el PP ist eine partei, die schamlos gefuehle ausnutzt.
eine unglaublich reaktionaere partei, wenn man bedenkt, dass ueber 600 baskische gefangene durch PP profitiert haben.
im parlament nehmen sie die rolle des bloqueadors ein, da ihr anteil an sitzen nicht klein ist.
die transicion hat diesen menschen die moeglichkeit gegeben, weiter an der macht zu bleiben und nun verfolgungen und verurteilungen zu verhindern. zapatero ist sicherlich auch kein engel, aber einer, der sich offen gegen die versoehungspolitik stellt, tut der zukunft des landes besser als verfechter der methode "leyes de punto final", die in argentinien beschlossen und danach wieder aufgehoben wurden.

Spaniens Rechte provoziert im Baskenland

presoak kalera ! 18.03.2007 - 01:57
Demonstration der postfranquistischen Volkspartei. Baskisch-spanischer Dialog soll verhindert werden

Spaniens oppositionelle Volkspartei (PP) sucht die Konfrontation nun im Baskenland. Eine Woche nach ihrer Großkundgebung in Madrid, zu der die nachfalangistische Reaktion Zehntausende Anhänger aus ganz Spanien mobilisiert hatte, will PP-Vorsitzender Mariano Rajoy nun in Iruñea (span. Pamplona) auf die Straße gehen lassen. Ausgerechnet im Zentrum des historischen Baskenlandes, der Provinz Nafarroa (Navarra), soll an diesem Samstag gegen den baskisch-spanischen Friedensprozeß unter dem Motto »Für die Freiheit: Navarra ist nicht verhandelbar« demonstriert werden. Veranstalter ist die in Iruñea regierende Union des Volkes von Navarra (UPN), ein regionaler Ableger der PP. Diese will gemeinsam mit ihrer großen Schwester aus der spanischen Hauptstadt einen Beschluß der spanischen Regierung verhindern, Navarra mit den drei baskischen Nachbarprovinzen zu einer administrativen Einheit zu vereinigen.

Vereinigungsbemühungen der vier Provinzen sind nichts Neues. Allerdings scheiterten sie immer wieder. Seit über 70 Jahren wird ein Zusammenschluß von Parteien des Baskenlandes gefordert und von den spanischen Nationalisten verhindert. Deren erklärtes Ziel blieb es bis heute, ein geeintes baskisches Gemeinwesen zu vereiteln. So setzte unter anderem die nachfranquistische Regierung in Madrid während des Übergangs von der Diktatur zur parlamentarischen Monarchie zwischen 1975 und 1978 durch, daß die vier baskischen Provinzen in Spanien in die »Forale Gemeinschaft Navarra« und in die »Autonome Baskische Gemeinschaft« geteilt wurden. Letztere umfaßt die Provinzen Bizkaia (Vizcaya), Gipuzkoa (Guipúzkoa) und Araba (Álava).

 http://www.jungewelt.de/2007/03-17/026.php

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NIE WIEDER SPANIEN..AUFLOESUNG STAATSGEWALT — A SACO CON LA MUGRE FRANQUISTA