Naziangriff in Konstanz

?Guess Who? 16.03.2007 23:04 Themen: Antifa
Neonazis überfielen heute abend eine antifaschistische Veranstaltung in Konstanz. Durch das beherzte Eingreifen der Anwesenden konnten die etwa 20 AngreiferInnen am Eindringen in den Saal gehindert werden.
Bei diesen handelte es sich um selbsternannte „Autonome Nationalisten“, größtenteils wohl Mitglieder der Kameradschaft „Freikorps Baden“ aus dem Hegau (dem Gebiet um Konstanz, Singen am Hohentwiel und Engen). Mindestens 2 der Hohlköpfe konnten identifiziert werden (Bildmaterial wird noch ausgewertet). Es sind Benjamin H. und ein Florian aus Singen. Letzterer ist Gitarrist der lokalen Rechtsrockband „Kurzschluss“. Beide waren auch auf den 2005/2006 stattfindenden Naziaufmärschen in Friedrichshafen am Bodensee mit von der Partie.
Heute abend fand im Bürgersaal in Konstanz eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Schüler fragen Schüler! Podiumsdiskussion zum Neofaschismus in Deutschland“ statt.
Es waren etwa 50 Personen anwesend.
Noch bis zum 24.3. ist im Bürgersaal die Ausstellung „Neofaschismus in Deutschland“ zu Gast, die die VVN/BdA in Zusammenarbeit mit DGB und IG-Metall ausrichtet.
Kaum hatte die Veranstaltung begonnen, betraten mehrere schwarzvermummte Gestalten mit Lederhandschuhen und Windbreakern bekleidet das Foyer des Bürgersaals. Nur die Geistesgegenwart einer Antifaschistin verhinderte, dass sie in den Innenraum des Bürgersaals eindringen konnten. Sie rief mehrere Personen zu Hilfe die sich gegen die Tür stemmen und so den Faschisten den Eintritt verwehren konnten. Der oben genannte Florian hatte seinen Fuß in die Tür gestemmt, und so steckte er also „dummerweise“ fest.
Zwischenzeitlich wurde Grün-Weiß gerufen die dann nach ca. 7 Minuten beim Bürgersaal eintrafen. Ein paar der Nasen suchten in der Konstanzer Innenstadt das Weite, nicht so aber unser Flo der ja noch feststeckte…
Er und 9 weitere wurden umgehend festgenommen, 7 weitere Nazis wurden im Verlauf des Abends von der Polizei aufgegriffen. Der Einsatzleiter versicherte den Anwesenden, die Nazis würden nicht vor 23 Uhr wieder freigelassen, um den geregelten Ablauf des weiteren Abends zu gewährleisten. Anzeigen wg. Hausfriedensbruch, Sachbeschädigung und evtl. Landsfriedensbruch liegen vor. Puh, so froh war ich echt noch nie über das Eintreffen der Polizei.
Mit einiger Verspätung konnte die Dsikussionsrunde beginnen. Jetzt erst recht! Den meisten Teilnehmern war jedoch noch der Schrecken deutlich anzumerken. Trotzdem entwickelte sich eine rege Diskussion um Sinn und Unsinn eines NPD-Verbots.

Der Angriff hatte insofern etwas Gutes, als dass er allen Anwesenden noch einmal die Dringlichkeit des Kampfes gegen die neofaschistischen Strukturen auch und gerade hier am Bodensee verdeutlichte.

Organisiert den antifaschistischen Selbstschutz!!!
JETZT die antifaschistischen Strukturen stärken!!!
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Ergänzungen

Das "Freikorps Baden" aus dem Hegau

Mrs. Mister 17.03.2007 - 09:44
Die Homepage des selbsternannten "Freikorps" Baden, der Angreifer in Konstanz, strotzt nur so vor Beleidigungen von Andersdenkenden: Antifas werden machistisch angepöbelt ("Pussies"), Es wird herbeifabuliert, Antifas hätten ihren Schulabschluss mit "Murren und Knurren" bestanden, was immer das auch heissen soll...
Die Bewahrer des Deutschtums stehen mit ihrer eigenen, heißgeliebten Sprache offensichtlich auf Kriegsfuß. Ergänzt wird dies noch von ihrem Zwang sich selbst in der Öffentlichkeit zu produzieren. So posierte Benjamin H. noch bis vor kurzem auf der Page mit einer gezogenen Knarre.
Ihre Kapitalismus"kritik" ist nur der völkische Antisemitismus der 1930/40er in neuem, bemüht subkulturellem Gewand.
Ihren dumpfen Ressentiments versuchen sie dadurch Ausdruck zu verleihen, dass sie wie Gestern abend in Konstanz antifaschistische Veranstaltungen überfallen.
Indes, in Konstanz blieb es beim Versuch, da sie sich entschlossener Gegenwehr gegenüber sahen.
Nun wird verkündet, man "komme wieder". Wie ernst diese unverhohlene Drohung gemeint ist, wird sich in den folgenden Tagen zeigen. Möglich, dass es sich die ach so harten Männer (und wenigen Frauen) zweimal überlegen, angesichts der Tatsache, dass nun Ermittlungsverfahren wg. Landfriedensbruch u.a. gegen sie laufen.
Kommen sie nicht wieder, haben sie immer noch die Möglichkeit, auf ihrer Homepage die Rubrik "Repression" vollzuheulen und der Antifa "faschistische Methoden" vorzuwerfen (Wenn das mal keine Projektion der eigenen Wünsche ist...)
Kommen sie doch, sind wir vorbereitet!

!ALERTA ANTIFASCISTA!

Südkurier-Artikel

Autonome ZeitungsleserInnen 19.03.2007 - 16:24
Konstanz

Neonazis wollen Bürgersaal stürmen

Rund 20 Personen der rechten Szene haben gestern Abend versucht, eine Veranstaltung im Bürgersaal zu stürmen. 36 Beamte von Polizei, Bundespolizei und Zoll waren mit vier Hunden im Einsatz, um die Besucher der Podiumsdiskussion zum Thema „Neofaschismus in Deutschland - Schüler fragen Schüler“ zu schützen.

Die Veranstaltung begann um 19 Uhr, doch schon kurz nach Beginn sollen die Neonazis versucht haben, in den Bürgersaal zu drängen. Die Veranstaltungsbesucher hätten schnell reagiert und sich über mehrere Minuten vereint gegen die Tür gedrückt, so dass die ungebetenen Gäste nicht eindringen konnten.

Innerhalb weniger Minuten sei die Polizei eingetroffen. Laut Polizeisprecher Peter Hauke wurden elf Störer festgenommen, die übrigen konnten in die Innenstadt fliehen. Die Hauptvorwürfe: Landfriedensbruch, Nötigung und Sachbeschädigung.

Die jungen Leute im Alter von 15 bis 27 Jahren wurden bis zum Ende der Veranstaltung in Gewahrsam genommen. Sie kamen laut Hauke aus dem westlichen Landkreis. Sie hätten keine Waffen bei sich gehabt. (awi)

Quelle:
 http://www.suedkurier.de/region/konstanz/art1077,2504805.html

Artikel in der Bietigheimer Zeitung

Autonome ZeitungsleserInnen 19.03.2007 - 16:25


ARTIKEL VOM 19. MÄRZ 2007

EXTREMISMUS

Neonazis stören Veranstaltung
Rund 20 Angehörige der rechten Szene haben am Freitagabend in Konstanz eine Veranstaltung gegen Neofaschismus gestört. Elf Randalierer im Alter von 15 bis 28 Jahren wurden in Gewahrsam genommen, wie die Polizei gestern mitteilte. Ihnen drohen Anzeigen wegen Landfriedensbruchs. Die Störer, vermummt mit Sonnenbrillen, Kapuzen und Tüchern, hatten versucht, gewaltsam in den Bürgersaal einzudringen, wo eine Podiumsdiskussion im Rahmen der Ausstellung "Neofaschismus in Deutschland" stattfand. Die Besucher der Veranstaltung hätten sich jedoch erfolgreich gegen die Eindringlinge gewehrt und die Türen zugehalten. Die Rechtsradikalen stammten nach Polizeiangaben vorwiegend aus dem Kreis Konstanz, aber auch aus der Schweiz. 36 Beamte von Polizei, Bundespolizei und Zoll sowie vier Diensthunde waren im Einsatz. "Wir werden weder am Bodensee noch im Hegau den Rechtsextremismus tolerieren und entschlossen mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln gegen ihn vorgehen", versicherte der Chef der Konstanzer Polizei, Ulrich Schwarz.

VON LSW

Quelle:
 http://www.bietigheimerzeitung.de/bz/html/news/artikel_suedwestumschau.php4?artikel=2754876

Weiterer Artikel im Südkurier

Autonome ZeitungsleserInnen 20.03.2007 - 04:21
Konstanz

Polizei und Staatsanwalt ermitteln

VON ROBERT HEINZE

Nach versuchten Übergriffen von Neonazis auf eine Podiumsdiskussion haben die Ermittlungsbehörden ein hartes Vorgehen angekündigt. Uli Schwarz, Leitender Kriminaldirektor, sagte: "Wir werden weder am See noch im Hegau den Rechtsextremismus tolerieren."

Konstanz - Plötzlich war das Thema ganz aktuell: "Schüler fragen Schüler - Podiumsdiskussion zum Neofaschismus in Deutschland" war der Abend überschrieben. Kurz nach Beginn waren die Rechten da: Gegen 19.15 Uhr versuchten 20 schwarzvermummte Gestalten, mit Basecaps, Sonnenbrillen, Kapuzen und Tüchern bekleidet, gewaltsam in den Saal vorzudringen. Die Polizei traf nach fünf Minuten ein, nahm die Angreifer in Gewahrsam und wachte über den weiteren Verlauf der Veranstaltung.

Gerade sprach Thomas Weisz für die Veranstalter die einleitenden Worte, als von der Tür der Ruf "Faschos!" klang. Eine Teilnehmerin hatte gerade zufällig im Foyer des Bürgersaals gestanden, hatte die Neonazis rechtzeitig erblickt und Alarm geschlagen. Schnell reagierten einige andere Gäste und drückten von innen gegen die Tür. Da einer der Angreifer aber seinen Fuß in die Tür gestellt hatte, konnte sie nicht geschlossen werden. Die Teilnehmer hielten ihn bis zum Eintreffen der Polizei fest, während die Angreifer von außen traten und schlugen. Als die Polizei eintraf, wurden sie dann festgenommen. Sie erwartet nun eine Anzeige wegen Landfriedensbruch.

Nach Polizeiangaben waren 36 Beamte der Polizei, Bundespolizei und Zoll mit vier Diensthunden im Einsatz. "Elf der Polizei teilweise als rechtsradikal bekannte Personen im Alter von 15 bis 28 Jahren wurden in Gewahrsam genommen und erkennungsdienstlich behandelt", so der Polizeibericht. Die Angreifer stammten überwiegend aus dem Raum Engen und Singen, aber auch aus dem Klettgau, aus Stockach und aus der Schweiz.

Einige der Angreifer wurden von Besuchern der Veranstaltung identifiziert: "Die bezeichnen sich selbst als Autonome Nationalisten", so ein Teilnehmer. Sie seien wahrscheinlich Angehörige der Gruppierung "Freikorps Baden", und hätten auch schon an den beiden Neonazi-Demonstrationen in Friedrichshafen im Oktober 2005 und Juli 2006 teilgenommen. Zudem spiele einer in der lokalen rechten Band "Kurzschluss". Die hohe Zahl der Angreifer, die Beteiligung von Frauen und Mädchen und ihre Gewaltbereitschaft stellen einen neuen Höhepunkt in der Geschichte rechtsextremer Umtriebe in Konstanz in den letzten Jahren dar. Offensichtlich war der Angriff im Voraus geplant worden.

Die anwesenden Schüler zeigten sich sichtlich schockiert. Einen solchen Angriff habe man bisher noch nicht erlebt, wussten sie einstimmig zu berichten. Vera Hemm, Gemeinderätin der PDS/Linke Liste, sagte: "Die Rechten sind sehr gefährlich, die sollte man nicht als Spinner abtun." Die SPD-Gemeinderätin Sonja Hotz hatte den Angriff von draußen miterlebt.

Die Diskussion konnte dank Polizeipräsenz ungestört weitergehen. Zunächst sichtlich geschockt, schließlich jedoch engagiert, unterhielten sich Schüler und ältere Teilnehmer darüber, was Neofaschismus ist, wie gefährlich er ist, und wie man ihm entgegentreten kann. Zwar drehte sich die Diskussion im Kern um Sinn und Unsinn eines NPD-Verbots, passend zur von der VVN-BdA organisierte Unterschriftenaktion "No NPD - NPD-Verbot jetzt". Doch immer wieder diskutierte man über Grundsätzlicheres: Wie weit reichen rechtsextreme Einstellungen in die Mitte der Gesellschaft? Wie stark ist die NPD wirklich?

"Ich fand toll, wie offen die Jugendlichen ihre unterschiedlichen Meinungen sagten", zog Sonja Hotz ein Fazit der Diskussion, deren Teilnehmer sich nicht einschüchtern ließen. Auch die Polizei zeigt sich entschlossen: "Wir werden weder am See noch im Hegau den Rechtsextremismus tolerieren und entschlossen mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln gegen ihn vorgehen!" so der Leitende Kriminaldirektor Uli Schwarz, Chef der Polizeidirektion.

Die Ausstellung "Neofaschismus in Deutschland", organisiert von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten (VVN-BdA), ist noch bis 24. März im Bürgersaal zu sehen - wochentags 14 bis 18 Uhr, samstags 11 bis 16 Uhr. Am Donnerstag, 22. März, 19 Uhr, gibt es einen Vortrag "Esoterik und Leitkultur".

Das "Freikorps Baden", dessen Mitglieder sich im Internet gerne als "nationale revolutionäre junge Deutsche" bezeichnen, gehört laut den Antifaschisten zum harten Kern der Szene am Bodensee, die sich seit den Demonstrationen in Friedrichshafen immer besser vernetze.

Landfriedensbruch ist laut § 125 im Strafgesetzbuch: "Wer sich an (1.) Gewalttätigkeiten gegen Menschen oder Sachen oder (2.) Bedrohungen von Menschen mit einer Gewalttätigkeit, die aus einer Menschenmenge in einer die öffentliche Sicherheit gefährdenden Weise mit vereinten Kräften begangen werden, als Täter oder Teilnehmer beteiligt oder wer auf die Menschenmenge einwirkt, um ihre Bereitschaft zu solchen Handlungen zu fördern, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft ()." (rhe)

Quelle:  http://www.suedkurier.de/region/konstanz/art1077,2506874.html