Neonaziaktivitäten im Vogtland 2006

Antifaschistisches Recherche Team Vogtland 12.03.2007 18:44 Themen: Antifa
„Plauen in Sachen Rechtsextremismus als „durchschnittlich bis unter-durchschnittlich““, bewertete der Experte Martin Döring vom sächsischen Verfassungsschutz am 06.03.2006 in der Freien Presse die Situation in Plauen. Und mit angrenzender hoher Wahrscheinlichkeit würden die Experten wohl auch so über die Aktivitäten im Vogtland fehl urteilen.
Am 24.12.2005 überfielen 20 Rechtsextreme aus Plauen und Umgebung das alternative Kulturzentrum „Alte Kaffeerösterei“. Mit „Sieg-Heil“ Rufen, „Antifa – Ha – Ha- Ha“ und zum Teil mit Flaschen bewaffnet drangen sie in das Kulturzentrum, in dem die alljährliche Weihnachtsparty stattfand, ein. In Folge dessen kam es zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen den Gästen und den Angreifern, die zu etlichen Verletzungen wie diversen Schnittwunden, Platzwunden, Bewusstlosigkeit, etc. auf Seiten der Gäste führte. Einer von vielen Augenzeugen kommentierte das Vorgehen der Rechtsextremen wie folgt: „Sie benahmen sich wie die Axt im Walde. Flaschen, Gläser und andere Gegenstände wurden auf uns geschmissen und mit äußerster Brutalität wurde auf uns eingeprügelt.“
Zwar wurde in der regionalen Presse ein „Aufschrei der Demokraten gegen Rechts“ laut und eine Demonstration mit 1000 TeilnehmerInnen organisiert, die Kaffeerösterei jedoch versäumte es, auf die rechtsextreme Motivation der Angreifer hinzuweisen und enthielt sich jedes politischen Kommentars. Eventuell hätte durch eine bessere Öffentlichkeitsarbeit seitens des Kulturzentrums der Druck auf die zu ermittelnden Behörden verstärkt werden können. So aber führte der mangelnde Ermittlungsdruck dazu, dass letztendlich gerade einmal sechs der insgesamt 20 Rechtsextremen auf der Anklagebank saßen.
Dies waren die in der Region bekannten Nazischläger Sven Krüger, Marco Ullrich, Manuel Bach, Maximilian Hayn, Christian Wild und Sebastian Georgi, allesamt organisiert im „Plauener Jungsturm“. Der „Jungsturm“ existiert seit mehreren Jahren und ist über einige seiner Mitglieder mit den sich im Hooligan Umfeld bewegenen „Ultras Plauen“ verbunden. Im Jungsturm organisiert sind gewalttätige rechtsextreme Jugendliche, die mit ihrem Namen eindeutig auf ihre Weltanschauung schließen lassen. Besonders hervorgetan dabei haben sich Sven Krüger und Sebastian Georgi, denen der Laden „Broken Dreams“ in Plauen gehörte. Der Laden existierte gerade einmal 8 Monate im Stadtbild und war Sammelpunkt dieser rassistischen und gewaltbereiten Hooligan – Szene.

Der Prozess gegen die sechs Täter begann am 01.12.2006 im Plauener Amtsgericht. Viele Zeugen schilderten den schrecklichen Ablauf des Abends in der Kaffeerösterei. Die Neonazis wiederum amüsierten sich auf der Anklagebank – zumal sie ja nicht das erste Mal vor Gericht standen - und zeigten keinerlei Interesse am Verfahren. Zwar war beim Staatsanwalt der Ansatz eines Versuches erkennbar, den Angriff als einen rechtsextremen Überfall zu bezeichnen, jedoch wirkte er recht überfordert und schlichtweg nicht fähig dazu, sich gegen die Verteidigung durchzusetzen, die vehement versuchte, die rechtsextreme Einstellung der Täter zu leugnen bzw. außen vor zu lassen. Und das, obwohl Krüger, Ullrich und Georgi auf der JN - Demonstration am 16.09.2006 in Plauen offen auftraten. Nach vier Prozesstagen endete die Verhandlung für fünf der Täter vorzeitig. „Überraschend haben sich Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidiger geeinigt. Mit einem Lächeln im Gesicht schlenderten die jungen Männer aus dem Amtsgericht. Bis auf Manuel B. sind sie mit Bewährungsstrafen und gemeinnütziger Arbeit davon gekommen. "Mehr wäre auch nach einer längeren Verhandlung nicht rausgekommen. Das hatte das Gericht bereits signalisiert", begründete Staatsanwalt Jörg Rzehak am Rande das schnelle Ende. Auch den zweiten Haupttäter Marco U. hätte er lieber in Haft gebracht. Unter anderem wegen ihrer günstigen "Sozialprognosen" kamen die Männer glimpflich davon. Ein Teil der Angeklagten hat Arbeit in Aussicht. Trotz allem: Ihr Strafregister ist lang. In die Urteile spielen zum Teil andere Strafen hinein, die sie auferlegt bekamen.“ (Freie Presse; 7.2.2007) Am fünften Verhandlungstag wurde letztlich Christian Wild freigesprochen, da die Zeugenaussagen eine Teilnahme am Überfall nicht zweifelsfrei bestätigten.

Der Überfall auf die „Alte Kaffeerösterei“ ist nur eines von vielen markanten Beispielen dafür, wie die regionale Naziszene sich organisiert und öffentlich brutal agiert.
Hierbei spielt die Kameradschaft „Braune Teufel“ in Mylau eine tragende Rolle. Die Kameradschaft besitzt neben dem Naziladen „Ragnarök“ in der Hainstrasse 8 seit Anfang 2006 mittlerweile einen privaten Clubraum mit dem Namen „Braune Teufel“ am Karl – Marx – Ring 10 in der Kleinstadt Mylau. In eben diesem Clubraum fanden neben Saufgelagen fünf Nazikonzerte mit Bands wie z.B. „Braune Brüder“, „Frontalkraft“ und dem Liedermacher Frank Rennicke statt. Organisator dieser Konzerte war der bekannte Neonazi David Köckert. Zu dem am 16.09. stattgefundenen Nazikonzert äußerte sich der Leiter des Polizeireviers Reichenbach Kai-Uwe Mittmann wie folgt: „…die erste große Konzertveranstaltung der Nazis in Mylau, andere Aktionen habe die Szene im Internet aufgebauscht. Warum, das sei ihm nicht bekannt. - Möglicherweise, um sich wichtig zu machen-…“,(Freie Presse 19.06.2006) Selbst das Innenministerium Sachsen bestätigte auf Anfrage einer sächsischen Abgeordneten ein Nazikonzert am 25.02.2006. Zudem beschäftigt sich die Kameradschaft seit 4 Jahren ungestört mit der regelmäßigen Durchführung des „Rudolf – Hess– Gedenkturniers“ im August, im Jahr 2006 laut Eigenangaben mit circa 100 teilnehmenden Neonazis aus Bayern, Thüringen und Sachsen. Auch auf der NPD-Kundgebung am 1.7.2006 in Zwickau und auf der JN-Demonstration am 16.09.2006 in Plauen beteiligten sich die „Braunen Brüder“. In ihren Reihen war unter anderen auch der bekannte Neonazi Norman Wilkens aus Greiz, der wegen dem Brandanschlag auf das AsylbewerberInnenheim in Greiz (Jan.2003) zu 4 Jahren ohne Bewährung verurteilt wurde.

Zu einem weiteren brutalen Angriff kam es im vogtländischem Oberland in der Gemeinde Obertriebel. Eine dort im Sommer 2006 angekommene Zirkusfamilie wurde über mehrere Wochen hinweg von regionalen Rechtsextremen, wie zum Beispiel dem bekannten Marcel Nagel aus Oelsnitz, rassistisch beschimpft und tätlich angegriffen, wobei sich die Angriffe immer weiter zuspitzten. Am Abend des 25.8. belagerten circa 20 Rechtsextreme mehrere Stunden das Anwesen der Familie. Kurz zuvor hatte der Vater beschlossen, seine Frau und seine Kinder in Sicherheit zu bringen. Neben „Heil-Hitler-Rufen“ wurden ihnen lauthals vor deren Haus unter anderem Schläge und die Zerstörung ihres Zeltes angedroht. Trotz mehreren vergeblichen Versuchen von DorfbewohnerInnen und der Zirkusfamilie, die Polizei zu alarmieren, erschienen erst nach längerer Zeit etwa 20 Polizeibeamte. Es wurden lediglich gegen elf Personen Platzverweise erteilt und bis gegen 1.00 Uhr Streife in dem kleinen Dorf gefahren. Diese lächerlichen Maßnahmen konnten die Rechtsextremen jedoch nicht davon abhalten, ihre Drohungen wahr zu machen. Sie zerstörten das Zirkuszelt und demolierten fast dessen gesamtes Inventar. Der Sachschaden belief sich auf circa 20.000 Euro.

Am 16.9.2006 fand erstmalig in Plauen eine Demonstration der JN unter dem Motto „Kapitalismus abschaffen“ statt. Etwa 200 Rechtsextreme folgten dem Aufruf und liefen, aufgrund der massiven Polizeipräsenz, die Gegenaktionen weitestgehend unmöglich machte, ungestört durch die Stadt. Erschreckend hierbei war die hohe Anzahl von Plauener Schülern in den Reihen der Rechtsextremen.

Festzustellen ist weiterhin, dass das Angebot an rechtsextremen Printmedien und Internetforen immer mehr zunimmt.
Es existiert der nationalistische „Blickpunkt Vogtland“ mit einer Auflage von 20.000, der ebenso wie die „Deutsche Stimme“ in Vilnius (Litauen) hergestellt wird. Der Betreiber Sebastian Ullrich organisierte unter anderem das Nazikonzert mit 250 Teilnehmern am 25.8.2006 in Oberlauterbach/Auerbach im Gasthof „Goldener Hirsch“.
Aus dem Internetforum „Querdenker, Plattform für freigeistige Politik“ wird circa alle zwei Monate eine Broschüre zusammengestellt. Herausgeber ist der Fahrschullehrer Bernd Grett aus Plauen alias Michael Kohlhaas.
Im Internet tummeln sich die verschiedensten Webseiten, auf denen beispielsweise das „Bombenholocaust“ auf Plauen (Betreiber: Andre Milos) oder Naziklamotten samt Ausrüstung (Tonfa, Sturmhaube und Baseballschläger!) angepriesen werden. Dieser Naziversandhandel befindet sich im schon oben genannten Mylau im „Ragnarök“ (Betreiber: Olaf Martin).
Die nicht nur bei den Rechtsextremen angesiedelte Marke „Thor Steinar“ findet man inzwischen sogar auch in der Stadtgalerie „Fashiondealer - Boombastic“ im Zentrum von Plauen und in dem umstrittenen Laden „Der Clou“ (Inhaber:Steffen Starke) in der Stresemannstrasse in Plauen.
März 2007
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Ergänzungen

titel der ergänzung

kein name 13.03.2007 - 00:50
früher wäre ein überfall auf die“röste“, nicht so einfach möglich gewesen. die nazis wären nicht mal die treppe rauf gekommen.
david köckert, stammt ursprünglich aus greiz, er und seine sekte, kamen schon zu dem zweifelhaften ruhm, sendezeit bei rtl zu bekommen. damals gab es einen bericht bei spiegel tv, polizeiliche ermitlungen wurden geführt. daraus folgte der umzug des „ragnarök“ von reichenbach nach mylau. es ist ganz klar zu erkennen, das mit dem „ragnarök“, auch kommerzielle ziele verfolgt werden. mittlerweile kann man schon einen audi A6 fahren, natürlich in weiß.
norman wilkens, auf dem vorletzten bild, stammt auch aus greiz. er und ein paar „kameraden“ haben schon vorher versucht aufmerksamkeit zu erregen, mit überfällen und strammen saufen in der innenstadt, immer in der gruppe. aber das „glanzstück“ war der versuchte brandanschlag auf das greizer asylbewerberheim. der wachmann konnte den „molly“ zurück werfen…kameradschaftlich gegrüßt wurden, aber nur die fähigen mitglieder des „greizer jungsturmes“, auf der homepage des „ragnarök“. die saßen gerade für „deutschland“ im kahn, so ein brandanschlag hat folgen und bringt PR.
2005 gab es einen versuch der npd gera, ihren freien kräften in und um greiz schützenhilfe zu geben. das erste mal in greiz gab es eine nazidemo! aber das vogtland ist nicht nur braun und so war es kein erfolg für sie. ja, im vogtland gibt es wieder eine aktive naziszene mit gefestigten strukturen. leise konnte etwas gedeihen, das wir alle, aber bestimmt ein teil von uns zu dem ich auch gehöre, verschlafen hat. doch der widerstand regt sich.

Neonazi-Szene in Greiz

@ kein name - Bitte melde Dich! 13.03.2007 - 13:49
Die Einschätzung, dass auch in Greiz, Zeulenroda und Umland, also im Thüringer Teil des Vogtlandes, die Neonaziszene immer größer und aktiver wird, kann nur deutlich unterstrichen werden.

Zu der Neonazi-Demo am 5. März 2005 gibt es hier zwei kurze Berichte:

Naziaufmarsch in Greiz (Thüringen)
ARTV 05.03.2005
 http://de.indymedia.org/2005/03/108468.shtml

Breiter Protest gegen den Nazis in Greiz
Black-Red-Press 06.03.2005
 http://de.indymedia.org/2005/03/108576.shtml

Zu den alljährlichen "Rudolf-Heß-Fußball-Gedenkturnieren" im Vogtland:

Thüringen hat was das braune Herz begehrt
Antifaschistischer Schutzwall Jena [ASJ] 13.08.2005
 http://de.indymedia.org/2005/08/125033.shtml

Im Juli 2006 wurde ein Ortsbereich Greiz der NPD innerhalb des NPD-Kreisverbandes Gera gegründet. Vorsitzender wurde Thomas Meissner und sein Stellvertreter Denny Grimm. Es wurde schon damals angekündigt, noch im Herbst 2006 einen eigenen Kreisverband zu gründen. Bisher ist das offensichtlich noch nicht geschehen, aber das dürfte leider nicht mehr lange auf sich warten lassen. Im Februar meinte der Landesvorsitzende Frank Schwerdt: "Die überwiegend jungen Leute im Landkreis wollen mit ihrem neuen Kreisverband recht häufig in die Öffentlichkeit gehen."

Aus Greiz stammt auch Peter Nürnberger (58, selbst. Galvaniseur), der momentan den darniederlegenden NPD-Kreisverband im Altenburger Land reorganisiert und vor wenigen Tagen dort Kreisvorsitzender wurde. Nürnberger war zumindest 2005 stellvertretender Vorsitzender KV Plauen-Vogtlandkreis und Kandidat zur Wahl des 16. Deutschen Bundestages auf der sächsischen NPD-Landesliste und wird wohl auch 2009 bei der Landtagswahl in Thüringen wieder antreten.

Für den "Blickpunkt Vogtland", eines von mehreren extrem rechten Regionalblättchen, die von Thüringer NPDlern geschrieben und herausgegeben und in der Druckerei der "Deutschen Stimme" in der litauischen Hauptstadt Vilnius gedruckt werden, ist Marcel Heinze alias "Mars" aus Greiz zu nennen. Er studiert seit 2002 Informatik an der TU Dresden und hat es auch schon zur "Wahl des Campusnazi des Monats" geschafft:  http://de.indymedia.org/2006/11/162834.shtml .


Freies Wort, 13.01.2007

Heimatblätter aus der Ferne
VON MATTHIAS THÜSING

Trotz ihrer akuten Finanznot werden im Umfeld der NPD weiterhin teure Druckerzeugnisse verlegt. Jüngstes Beispiel ist der "Blickpunkt Vogtland", der im Dreiländereck Thüringen, Bayern, Sachsen kostenlos verteilt wird. Nur drucken lässt die rechte Bewegung offenbar ganz woanders.

ERFURT - "Knapp zehn Millionen Arbeitslose in Deutschland", empören sich die Macher des rechten Randerzeugnisses. "Arbeitslosenquote in Hof bereits bei 19
Prozent." Breiten Raum räumt die Redaktion in ihrer jüngsten Ausgabe der Kritik an der herrschenden Arbeitsmarktlage ein. DIe Nürnberger Bundesagentur für Arbeit manipuliere die tatsächliche Zahl der Erwerbslosen in Deutschland. Da hilft aus Sicht der Autoren nur eines: "Notwendig ist ein grundsätzlicher Wandel in der Politik. Der Schwerpunkt muß wieder darauf verlagert werden, dass die Wirtschaft sich in den Dienst der hier lebenden Menschen zu stellen hat."

Genau das ist beim Druck der drei jüngsten Ausgaben von "Blickpunkt Vogtland", "Wartburgkreisbote" und "Rennsteigbote" nach Lage der Dinge unterblieben. Offiziell will sich das Landesamt für Verfassungsschutz nicht äußern, intern bestätigten Verfassungsschützer dennoch den Verdacht der PDS-Abgeordneten Diana Skibbe, wonach die Kampf-Postille "Blickpunkt Vogtland" im litauischen Vilnius gedruckt wurde. Weil zudem die Innenseiten der drei Titel textidentisch sind, liegt die Vermutung von Vilnius als Druckort auch der beiden anderen Zeitungen nahe.

Für Aufschwung in Litauen

Für diese Annahme spricht ebenfalls die Suchanzeige eines gewissen Herrn Hans Mallon auf einer Internetseite für Geschäftsvorhaben in Osteuropa. Der hatte Mitte September einen Druckauftrag für "drei verschiedene Zeitungen, Innenseiten jeweils gleich, nur Außenseiten unterschiedlich" zu vergeben. Insgesamt handele es sich um 62000 Zeitungen im so genannten "Berliner Format". Sowohl die Stückelung von einmal 22000 und zweimal 20000 Exemplaren wie auch die Farbgebung "2-farbig (Schwarz und eine Sonderfarbe rot)" stimmt auffällig mit Layout und Inhalt der drei Thüringer Rechtstitel überein. Auch Hans Mallon in Verbindung mit einer in der Anzeige genannten E-Mail-Adresse weist für Verfassungsschützer in eine eindeutige Richtung. Dabei soll es sich um den Kampfnamen des Eisenacher Rechtsextremisten Patrick Wieschke handeln. Wieschke ist Chefredakteur des "Wartburgkreisboten".

Sollte er den Druckauftrag tatsächlich nach Litauen vergeben haben, könnte er sich bald schon im Mittelpunkt einer innerparteilichen Grundsatzdebatte
wiederfinden. Denn Wieschke firmiert im Hauptberuf als Geschäftsführer der NPD Thüringen. Die Partei nimmt für sich in Anspruch, "ehrlich" zu ihren Parteiprogrammen zu stehen. Dort steht geschrieben: "Die Industrie- und Dienstleistungsverlagerungen aus Deutschland und die Vergabe von Lohnarbeit in sogenannte Billiglohnländer ist moralisch zu ächten und steuerlich zu ahnden."

Die Linksabgeordnete Skibbe vermutet, dass Druck und TRansport über die "Logistik des NPD-Zentralorgans Deutsche Stimme abgewickelt werden". Schon vor zwei Jahren zeigte sich die rechtsextreme Szene verunsichert von Berichten, der Deutsche Stimme Verlag habe sein gleichnamiges NPD-Parteiblatt in Polen und Litauen drucken lassen. Medienberichten zufolge habe der Verlag sogar versucht, die Vertriebswege zu tarnen, damit die Geschäftsbeziehungen zu dem Land nicht auffielen.
Inzwischen deutet vieles darauf hin, dass mit dem Druck etwa der Thüringer Kampfblättchen die Geschäftsverbindungen sogar intensiviert wurden.

Das ist schön für Litauen. Dort liegt die Arbeitslosenrate aktuell bei rund sechs Prozent und damit dreimal niedriger als - laut "Blickpunkt Vogtland" - in der Hofer Heimat.


OTZ, 13.02.2007

Im Landkreis verstärkt rechtsextreme Blätter
PDS aus Thüringen und Sachsen besorgt über vermehrtes öffentliches Auftreten von Rechts
Von Katja Grieser Greiz.

In Briefkästen im Landkreis Greiz, unlängst sogar im PDS-Büro im Zentrum der Stadt Greiz , finden sich immer wieder Blätter mit eindeutig rechtsextremem Inhalt. Zu dem Informationsmaterial der NPD-Fraktion im sächsischen Landtag hat sich nun auch der "Blickpunkt Vogtland" gesellt.

"Die Anzahl der Zeitungen mit rechtsextremem Inhalt nimmt zu", so PDS-Landtagsabgeordnete Diana Skibbe. Und nennt auch noch den "Rennsteig-Bote", ein weiteres im Freistaat erscheinendes Blatt, dessen Inhalt "eindeutig rechtsextrem" sei. Ausländerfeindlich, antisemitisch und dem Deutschtum verhaftet, kämen die Schriftstücke daher. Doch nicht nur in gedruckter Form, sondern verstärkt auch im Internet seien die Rechtsextremen aktiv. "Das beunruhigt mich ganz sehr", sagt Diana Skibbe. Und nicht nur sie. Am Freitag haben sich PDS-Politiker aus dem Landkreis Greiz und Saale-Orla-Kreis sowie aus Plauen zusammengesetzt und über das Problem diskutiert. "Jeder glaubt zunächst, dass aus seiner Region keine Rechtsextremen kommen", erzählt Skibbe. Doch die Erfahrung hat die PDS-Politiker eines Besseren belehrt. Vor allem die vermehrt auftretenden Veröffentlichungen haben inzwischen sogar den Thüringer Landtag aufhorchen lassen.

"Inzwischen haben wir recherchiert, dass diese Blätter in Litauen gedruckt werden in einer Auflagenhöhe von 20 000", weiß Skibbe. "Blickpunkt Vogtland" und "Rennsteig-Bote" seien sich sehr ähnlich: gleichgeartete Artikel zu Bundes- und Landespolitik werden je nach Region, in der sie verteilt werden, mit Texten zur Kommunalpolitik angereichert.

Diana Skibbe vermutet, dass bei der NPD bereits jetzt der Wahlkampf für die Landtagswahl in Thüringen 2009 laufe. "Sie haben schon erste Stände, verstärkt auf Wochenmärkten", erzählt sie. Dort würde Infomaterial verteilt und die Leute angesprochen. "Sie wollen akzeptiert werden", meint die PDS-Politikerin. Und bescheinigt der NPD eine gute Recherche. "Sie wissen genau, wo Potenzial für sie ist", sagt sie. Die NPD gehe vor allem dort in die Offensive, wo sie in den Kommunalwahlen gut abgeschnitten hat.

Ohne in Aktionismus verfallen zu wollen, werden die PDS-Politiker die Aktivitäten von Rechts genau beobachten. Solche Treffen wie am Freitag soll es künftig regelmäßig geben. "Wir wollen außerdem im prodemokratischen Präventionsrat mitarbeiten", so Diana Skibbe. Darüber hinaus soll die Initiative des Verbandes der Verfolgten des Naziregimes zur Wiederaufnahme des NPD-Verbotsverfahrens unterstützt werden.

Der Verband hat eine Unterschriftensammlung ins Leben gerufen. "Wir wissen, dass durch ein NPD-Verbot das rechte Gedankengut nicht verschwindet", sagt Skibbe. Aber bei einem Verbot könnten sie wenigstens nicht mehr an Wahlen teilnehmen.

Die Anzahl der Zeitungen mit rechtsextremem Inhalt nimmt zu.
PDS-Landtagsabgeordnete Diana Skibbe

12.02.2007


Am 22. März wird es in Greiz ein Tagesseminar von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen (LZT) über "RechtsRock - Made in Thüringen" geben. Es ist damit zu rechnen, dass da auch Nazis auflaufen.

OTZ, 13.03.2007
Rechte Propaganda via Schulhof-CD

Bei Seminar in Greiz wird über Organisation rechtsextremer Szenen aufgeklärt

Von Katja Grieser Greiz. Dass Jugendliche über die Musik zu erreichen sind, ist ein offenes Geheimnis. Genau das nutzen in letzter Zeit verstärkt Rechtsextreme, um ihr Gedankengut unter die jungen Leute zu bringen. "RechtsRock - Made in Thüringen" heißt eine von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen (LZT) heraus gebrachte Broschüre von Christian Dornbusch und Jan Raabe. Die Autoren stellen die Publikation am 22. März in einem Tagesseminar in Greiz vor. Angemeldet haben sich 42 Teilnehmer, u. a. Schüler, Pädagogen, Polizisten, Sozialarbeiter.

Genau die Zielgruppe, die auch erreicht werden soll, wie Peter Spirek, stellvertretender Leiter der LZT, versichert. "Viele, die mit Jugendlichen beruflich zu tun haben, wissen gar nicht, was sich in puncto Rechtsextremismus in der jugendkulturellen Szene abspielt", weiß er. Bestätigt worden sei ihm das bei LZT-Veranstaltungen ähnlich der in Greiz, die hoffnungslos überfüllt gewesen seien. "Wir haben schon vor der Publikation in Seminaren zu dem Thema aufgeklärt und machen jetzt weiter", sagt er.

Was bei der Beschäftigung mit der Materie recht schnell klar werde, ist, dass man sich vom Klischee des Glatze tragenden, Oi-Musik hörenden Nazis verabschieden muss. Mittlerweile seien Rechtsextremisten für jede Stilrichtung in der Musik offen - vom Rock über Heavy Metal und Dark Wave bis hin zum Liedermachersound. "Musik ist für die rechtsextremistische Szene der zentrale Zugang zu den Jugendlichen", weiß Peter Spirek. Und erinnert beispielsweise an die Schulhof-CDs, die von der NPD im letzten Bundestagswahlkampf auch in Thüringen verteilt worden sind. Der organisierte Rechtsextremismus verschafft sich über die Musik Kontakt zu Jugendlichen mit gleicher Gesinnung und versucht, solche Cliquen politisch zu strukturieren, so Spirek.

Dass Thüringen davon keineswegs verschont bleibt, werden die Autoren bei ihrem Seminar erläutern. "Ostthüringen ist beispielsweise das Zentrum der NS-Black-Metal-Musik in Deutschland", weiß der LZT-Vize. So gebe es etwa in Gera und Umgebung mehrere Labels, über die rechtsextreme Musik heraus gebracht werde. Eine große Steigerung an Konzerten rechtsradikaler Bands habe es im Jahr 2005 gegeben, im vergangenen Jahr sei die Zahl jedoch leicht rückläufig gewesen.

"Für Greiz spielt auch das ´Menfis´ in Neustadt/Orla eine Rolle", sagt Peter Spirek. Eine Gaststätte, die "lange der unpolitischen Skinheadszene zugeschrieben wurde", so Spirek. Tatsächlich seien dort vor allem in den vergangenen anderthalb Jahren verstärkt rechtsextreme Bands aufgetreten. Und zu solchen Konzerten seien auch etliche Greizer angereist, erzählt Peter Spirek.

In dem Tagesseminar werden Christian Dornbusch und Jan Raabe aber nicht nur über die Verbreitung rechtsextremen Gedankenguts und über die Organisation solcher Vereinigungen sprechen, sondern den Teilnehmern auch Tipps zum Umgang mit Jugendlichen, die ins Rechtsextreme abzudriften drohen, geben. Die Autoren haben dazu Argumentationshilfen erstellt, im Internet über die Seite der Fachhochschule Düsseldorf sind Textanalysen der Titel der Schulhof-CDs zu finden. So soll versucht werden, die jungen Menschen vor rechtsextremer Propaganda zu schützen, denn "die rechte Szene ist keine traditionelle Alt-Herren-Veranstaltung mehr", so Spirek. Die extreme Rechte modernisiert sich ständig und holt die Jugendlichen dort ab, wo sie gerade sind: auf dem Schulhof, in ihrer Clique. Und genau darin liege die große Gefahr.KommentarMittlerweile sind Rechtsextremisten für jede Musikrichtung offen.

Peter Spirek, stellvertretender Leiter der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen
12.03.2007


@privat, da anders leider nicht zu erreichen:
Hallo UnbekannteR aus Greiz, bitte melde Dich doch mal in nächster Zeit beim ARTV (ARTV[at]o2online.de) oder den Antifagruppen aus Thüringen (  http://www.antifa-aktion.info/ ), z.B. in Gera (aag[at]systemli.org), Jena I (infoladen[at]japs-jena.de), Jena II (asj[at]systemli.org) oder Saalfeld (antifa.slf[at]mail.com). Zu der Naziszene in Greiz gibt es noch ein wenig Informationsbedarf. Danke!

David Köckert und "Ragnarök" in Mylau

noch wer 13.03.2007 - 14:00
"Ragnarök" in Mylau, war da nicht was?

Antifaschistische Cafefahrt im Westerzgebirge
Kampagne Schöner leben ohne Naziläden 04.06.2005
 http://de.indymedia.org/2005/06/119005.shtml

Kaffefahrt ins Erzgebirge - Bericht vom 4. Juni 2005
 http://venceremos.antifa.net/antifaaktion/Kaffefahrt040605.htm

Antifaschistische Kaffeefahrt ins Westerzgebirge. 04.06.2005
 http://lra.antifa.net/cms/content/view/91/2/

titel der ergänzung

kein name 13.03.2007 - 14:19
marcel heinze kommt nicht direkt aus greiz. er ist meines wissens nach in mohlsdorf zuhause.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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versteh ich nicht — angelo

titel der ergänzung — kein name

extrem — tut nichts zur sache