Antifa Action Day Tübingen am 3.3.

TeilnehmerIn 05.03.2007 16:53 Themen: Antifa Antirassismus
Am Samstag fand in Tübingen ein 'Antifa Action Day' unter dem Motto
"Gegen jeden Rassismus und Antisemitismus - Deutschland wegtanzen!"
statt, zu dem die Freie SchülerInnen Organisation Tübingen aufgerufen
hatte. Nach der "Abschiebestopp jetzt!"-Demonstration vergangenen
September sollte dies die zweite antirassistisch/-nationalistische
Demonstration in letzer Zeit in diesem ansonsten doch eher ruhigen
Städtchen werden.
Bewusst wurde darauf verzichtet, auf einen fremdbestimmten Anlass oder
ein historisch vorbelegtes Datum zu warten. Der FSO Tübingen ging es es
vielmehr darum "selbst in die Offensive [zu] gehen.
Gegen deutsche Zustände, gegen überbordenden Rassismus und
Antisemitismus aus der Mitte der Gesellschaft.
Und für eine emanzipatorische Linke."(Zitat Flyer)

Nachdem einige AntifaschistInnen sich in dem bedrohten Wohnprojekt Lu15
bei einer veganen VoKü gestärkt hatten, begann der Aktionstag wie
geplant mit der Vorführung des Dokumentarfilmes "The Truth Lies In
Rostock" in der Hausbar der ehemals besetzten Schellingstraße. Der Film
dokumentiert das rassistische Pogrom von Rostock-Lichtenhagen 1992. Deutschland
war Anfang der 90er Jahre von einer ganzen Welle rassistischer und
nationalistischer Übergriffe und Pogrome erfasst worden, wovon sich die
deutsch Politik bekanntlich veranlasst sah, den Art.16a des
Grundgesetzes zu ändern und das Grundrecht auf Asyl faktisch abzuschaffen.

Nach einem kurzen Vortrag begaben sich die ZuschauerInnen dann zum
Europaplatz, wo sich mit der Zeit gut 200 vor allem autonome, aber auch
alternative und bürgerliche DemonstrationsteilnehmerInnen versammelten.
Mit musikalischer Unterstützung vom Lautsprecherwagen begann die Demo
dann unter bewölktem Himmel, dafür ungestört von der Polizei - es hatten
sich, ganz der Tübinger Linie entsprechend, lediglich zwei
Polizeifahrzeuge eingefunden, die wenigen PolizistInnen dienten nur als
Wegweiser am Rande des Demozuges. Zwischendurch wuchs die
TeilnehmerInnenzahl auf bis zu 300 Menschen an, nahm aber später wieder
bis zur Ausgangsstärke ab.

Redebeiträge zu bürgerlichem Rassismus, Antisemitismus und
Nationalismus, zu Tübinger Studentenverbindungen sowie zum stadteigenen
rechtsextremen Grabert-Verlag (dessen Inhaber übrigens erst kürzlich
wegen Volksverhetzung zu einer Bewährungs- und Geldstrafe verurteilt
wurde) rundeten die Demonstration inhaltlich ab.

Nazis wurden - entgegen vollmundiger Ankündigungen im Vorfeld - kaum
gesichtet. Einem mutmaßlichen Anti-Antifa-Aktivisten gelang es
allerdings, die Demo aus einem Café heraus von außen abzufilmen und
danach gerade noch rechtzeitig das Weite zu suchen.

Ordnungsamtschef Kaltenmark drohte wiederholt lautstark mit Anzeigen
gegen den Anmelder wegen zu starker Behinderung des Verkehrs.

Was ihn also besonders gefreut haben dürfte:
Trotz des einsetzenden Nieselregens kam es nach dem offiziellen Ende der
Demo spontan zu einer kleinen Verlängerung, bei der 50 TeilnehmerInnen
die B28 erst in der einen, dann in der anderen Fahrtrichtung für eine
Weile in Anspruch nahmen.Die verdutzten PolizeibeamtInnen(inklusive
einem vom Staatsschutz in Zivil) hatten dabei sichtlich Mühe, Schritt
zu halten.

Nachdem die spärliche Polizeibegleitung im Zug nach Reutlingen
abgeschüttelt worden war, kam es dort später noch zu einer lautstarken
Spontandemo.

Abgeschlossen wurde der Tag bei einem politischen Konzert in der
Reutlinger "Zelle" mit Lea-Won (Hiphop aus Düsseldorf), L'Avantgarde
(HipHop aus Düsseldorf/Göttingen) und dem Esperanza Sound Sistema
(Radical Mestizo aus Konstanz), bei dem ca. 100 Menschen bis in die
Morgenstunden feierten.

Fazit:
Erfreulich war die bürgerlich-alternative Beteiligung trotz des
"Deutschland wegtanzen!"-Fronttranspis sowie die Abwesenheit größerer
Polizeikräfte (wobei dafür das Tübinger Ordnungsamt sein Möglichstes
tat, um die Veranstalter zu nerven). Die immer offener auftretenden
Nazis und deren Treffpunkte im Raum Tübingen, der rechtsextreme
Grabert-Verlag und nicht zuletzt die in Tübingen sehr präsenten
Burschenschaften bieten genügend Anlass, sich in näherer Zukunft
verstärkt an das Planen weiterer antifaschistischer Aktionen zu machen.
Dabei darf mensch optimistisch sein:
Es wird gemunkelt, dass nach der kürzlichen Auflösung der "Antifa
Tübingen" nun die Gründung einer "Jugendantifa
Tübingen" unmittelbar bevorsteht.

Anmerkung:
Die Bilder sind leider nicht optimal. Wenn noch wer bessere gemacht hat, wo man vielleicht auch mal die ganze Demo sieht, bitte ergänzen!
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Mustermann 05.03.2007 - 20:35
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