Ungdomshuset ist überall

Die Räumung des Ungdomshuset kommt nicht von ungefähr. In Dänemark regiert mit Anders Fogh Rasmussen eine extrem rechts-konservative Regierung, und die ›Dänische Volkspartei‹, die bürgerlichen Rechtspopulisten haben Stimmenanteile vergleichbar mit der CDU in Berlin.
Am Tag der Räumung des ›Ungeren‹ wurde ein Test veröffentlicht, aus dreihundert Fragen bestehend, mit dem die dänische Regierung in Zukunft MigrantInnen auf ihre Leitkulturkompetenz überprüfen will, bevor sie evtl eingebürgert werden können. Dänische Zeitungen stellten die Fragen online und die Mehrheit der Dänen, die diesen Test probierten, fiel wie zu erwarten durch. An den Außengrenzen des kleinen Königreiches Dänemarks wurden schärfere Einwanderungsbegrenzungen installiert als sie im Rest der Europäischen Union gelten.
International ist die aktuelle dänische Regierung für ihre bedingungslose Unterstützung von George W. Bushs ›Krieg gegen den Terror‹ bekannt und für ihren interessanten umgang mit dem Isalm, wie er sich im ›Karikaturenstreit‹ zeigte. Die Fogh-Rasmussen-Regierung schaffte es auch kurze Zeit nach Amtsantritt, die seit 1971 gewachsenen Strukturen im Freistaat Christiania mitten in Kopenhagen so nachhaltig zu erschüttern wie keine andere Regierung vor ihnen – so dass die ChristianitterInnen aus Angst vor Polizeiangriffen und Repression aus eigener Kraft die ›Pusher Street‹, Europas offensten Markt für Hanfveredlungsprodukte, abzureißen.

Die brutale Räumung des Ungdomshuset mithilfe von Antiterrorspezialisten, die sich im Morgengrauen von Helikoptern abseilten, und die fortwährende Brutalität der dänischen Polizei passen wunderbar in das Bild, mit dem sich Dänemark und die Kopenhagener Stadtverwaltung sowie die ›Politi‹ präsentieren: Nicht zu vergessen dabei ist – der Auftraggeber der Räumung und der unweigerlichen ›Balladen‹ (Ballade ist das konservative dänische Wort für ›Krawalle‹) ist die christliche Sekte ›Faderhuset‹, die das Haus 2001 erwarb und auch für angebotene 15 Mio. Kronen (über 2 Mio. Euro) nicht wieder verkaufen, sondern abreißen lassen will.

Aber was das Christentum bedeutet, insbesondere das Fundamentalistische, haben wir in der Geschichte ja schon oft genug erlebt.